Donnerstag, 20. November 2008

Erinnerungsfotos - Fotoerinnerungen

Letzte Woche habe ich endlich angefangen, das Geburtstagsgeschenk für meinen Opa zu basteln, dessen Idee mir eigentlich schon vor Monaten gekommen ist.
Denn der Mann hat ja leider kein Internet und ist somit in den letzten 15 Monaten nicht in den Lesegenuss meines Blogs gekommen, wenn Mama ihn nicht gerade mit ein paar ausgedruckten Posts versorgt hat. Weil das so einfach nicht tragbar ist, gibt's für Opa eine exklusive Printversion.

"Meinst du dein Opa versteht das?" - "Was?" - "Na, das Wort?" - "Welches?" - "Printversion." - "Mein Opa ist doch nicht doof." - "Meine Großeltern würden das nicht verstehen." - "Das ist doch Englisch." - "Das ist doch kein Englisch. Das Wort Printmedien ist doch deutsch. Die kennt man doch!" - "Also meine Mutter würde das nicht verstehen."- "Das ist doch irgendein wissenschaftliches Fachwort. " - "Wissenschaftlich?" - "Genau, das kennst du nur, weil du Publizistik studierst." -"Quatsch. Das kennt man doch" - "Davon kannst du nicht ausgehen." - "Pech, jetzt steht es da."



Trotz ihrer seltsamen Ansichten über Medienfachsprache haben mir Jana und Lars am Küchentisch mit basteln geholfen. Mussten sie auch, weil ich meine Linkshänderschere nicht finden konnte und das Ausschneiden der ausgedruckten Blogeinträge somit ausgesehen hätten wie abgebissen...
Ach, wie schön war es, die ganzen Fotos mal wieder alle anzugucken. Einige davon habe ich mir seit Monaten nicht angeguckt. Was bin ich nostalgisch geworden und habe in Erinnerungen geschwelgt, was für Jana vielleicht ein bisschen langweilig und für Lars auch nur teilweise interessant war.
Aber mir ist aufgefallen, dass es genau ein Jahr her ist, dass wir inMelbourne waren. Und es unglaublich heiß war. Im November. Während mir beim Angucken der Bilder vom Great Ocean Road Trip sofort wieder ganz kalt an den Beinen war, weil ich völlig falsch angezogen war bei dem heftigen Meereswind. Beim Anblick der Fotos, auf denen mein tolle lila Portmonee noch ganz heil und sauber auf dem Tisch neben mir liegt, musste ich fast laut schluchzen. Es war so schön. Und jetzt ist es kaputt.
Die Penthousepartybilder mit Lisa und Kathleen haben kleine Heimwehen bei mir ausgelöst und die Tatsache, dass ich die Dachterrasse nie wieder sehen kann, ist schon traurig.
Auch meinen schicken grünen Schal, der mich bis Tasmanien überall mit hinbegleitet und dann irgendwo auf der Wanderung am Wineglass Bay verloren ging (ich verdächtige ja immernoch die französische Reisegruppe, die neben uns stand als wir unsere Tourifotos gemacht haben), vermisse ich nun wieder ein wenig. Und dass ich meine tolle graue Karohose, die ich in jedem Urlaub mit dabei hatte und die mir einfach unglaublich gut steht (zumindest sieht das auf den Fotos eigentlich immer so aus), Kathleen überlassen habe, bereue ich inzwischen extrem. Natürlich musste ich Sachen aussortieren und Platz schaffen. Aber wie bin ich darauf gekommen, meine Lieblingshose zurückzulassen. Vielleicht kann ich Kathleen ja überzeugen, dass sie sie mir nächstes Jahr mitbringt, wenn sie zur Hochzeit ihrer Cousine nach Europa kommt.

Es war aber auch nicht alles besser!!! Ich war schockiert davon, wie viele Pickel ich immer hatte. Das hatte ich schon völlig verdängt. Das schafft auch wirklich nur das australische Chlorwasser, dass jeder aussieht wie ein Akne-geplagter Teenager.
Und bei den Fotos vom Silvesterabend in meinem Hängerchen sehen meine Oberarme ganz schön dick aus. Da hat sich die monatelange Ernährung von wedges und shapes-crackers mit zehn verschiedenen Sorten Dips mit verbundener Sportabstinenz doch irgendwie bemerkbar gemacht.
Und trotzdem: Wenn ich für unsere WG-Party außer Salzstangen und Nachos mit Salsa bei Plus nichts Knabberartiges kaufen kann, muss ich garantiert wieder an Kathleens entsetztes Gesicht denken, als ich ihr erzählt habe, dass wir keine zehn verschiedenen Sorten Dips bei Aldi haben...

Na, mal gucken, was Opa so auffällt an den Bildern und Berichten.
Nachdem der erste Teil der 150 Bilder, die ich bei Rossmann nachbestellt hatte, zusammen mit den Reiseberichten und Random Notes eingeklebt war, wurde langsam klar, dass der Platz nicht für die weiteren 100 Fotos, die ich noch vom Queenslandtrip bestellt hatte, reichen würde.
Egal, ob es Opa gefällt oder nicht. Zu Weihnachten gibt's den zweiten Teil mit den Bildern und Berichten des lustigen Roadtrips von Cairns bis Fraser...


Sonntag, 16. November 2008

Mein erster Winter... seit Langem

Ja, es ist irgendwie verrückt. Denn ich habe seit Februar 2007 keinen Winter mehr gehabt. Das ist schon eine Weile her. Darum ist das Winterliche für mich momentan etwas ungewohnt.
Wobei ich nicht behaupten kann, dass es durch die lange Entwöhnung in irgendeiner Weise attraktiver oder interessanter geworden wäre. Natürlich war es am Donnerstag toll, mal wieder Eislaufen zu gehen und Suppen und Eintöpfe schmecken bei Kälte eh viel besser. Und der Glühwein schmeckt auch erst unter 5 Grad so richtig gut.

Ich weiß noch, dass ich in Sydney zu irgendeinen Zeitpunkt des verregneten Winters dort gesagt habe, ich hätte schonmal wieder Lust auf eine richtige Kälte, bei der man sich einen schicken Wintermantel und noch viel schickere Stiefel zu Rock und dicker Strumpfhose anziehen kann. Jawohl, dass habe ich gesagt. Ich habe mich dabei ein bisschen darüber lustig gemacht, dass die Australier zwar echte Mäntel besitzen und die auch anziehen, es aber beim Winterwetter in Sydney gar keinen Sinn macht, da solche Wintermäntel viel zu warm und überhaupt nicht gegen Wind und Regen sind, was man viel nötiger braucht. Insofern war meine norddeutsche Allwetterjacke eben doch viel nützlicher, wenn auch weniger modisch. Darum habe ich sie auch bei Mama und Papa hängen lassen und stolziere nun in schicken Mänteln und Stiefeln durch die Stadt. Aber ein paar Tage zum Schautragen reichen eigentlich völlig. Und die habe ich jetzt gehabt und damit ist es auch eigentlich genug. Die hatte ich jetzt und nun ist es eigentlich nur noch nervig, dass man zum Fahrradfahren immer schon Handschuhe anziehen muss und abends nach der Arbeit ohne Mütze schon kalte Ohren kriegt. Wollsocken, Uggboots, lange Jogginghosen und Sweatshirts zum Schlafen bin ich ja durchaus gewöhnt, aber das man sich beim Verlassen des Hauses noch mehr anziehen muss als einen Anorak und einen Schal, das hatte ich irgendwie verdrängt.


Und so richtig schick sind die meisten Winterklamotten ja dann eben doch nicht. Irgendwie war es natürlich wahnsinnig aufregend, die 20 Tonnen Kordhosen, Wollpullover, Samtschals und Ringelstrumpfhosen neulich Abend mal alle unterm Bett hervorgekramt habe, denn es fühlte sich ein bisschen an wie Weihnachten. Lauter neue Klamotten, deren Existenz mir in den letzten 19 Monaten nicht bewusst war! Wahnsinn, wieviel Auswahl ich hier jeden Morgen habe, wenn ich zwischen dem pinken Schrank, der blauen Kommode und dem anderen Schrank aufgeregt hin- und herspringe. Daran muss ich mich immernoch gewöhnen. Nach wie vor trage ich immer abwechselnd die gleichen beiden Kapuzenpullover von Puma (oh, wie vermisse ich mein Outlet) und den Rock, den ich in Sydney mithatte.

Verrückt! Wie habe ich mich in Sydney darüber aufgeregt, immer in den gleichen drei Sachen rumlaufen zu müssen und jetzt habe ich Auswahl und kann mich trotzdem nicht entscheiden. Ich bin das einfach nicht mehr gewohnt.

Und Strickjacken sehen einfach nicht so sexy aus wie Sommerkleider und Wollmützen nicht so modisch wie meine Hüte... Lars lacht mich regelmäßig für meine beige riesen Strickjacke aus ("Na wieder Türkentime?!" - "Oh, man. So schlimm ist sie doch gar nicht." - "Also, ich kenne so was nur von alten türkischen Omas."), die aber unglaublich schön warm ist und mir in Sydney an kalten Winterabenden im Penthouse vorm Fernseher sicher auch gute Dienste erwiesen hätte, wäre sie denn mit mir dort gewesen.


Kaum ist es abends früh dunkel und rund um die Uhr kalt, fühle ich mich ganz wunderbar weihnachtlich. Und das hat ich wirklich lange nicht mehr. In Sydney bin ich im April irgendwann morgens aufgewacht und dachte plötzliche "Huch, irgendwie war lange nicht mehr Weihnachten, es wäre mal wieder Zeit." Denn das hochsommerliche Abendessen auf der Terrasse im Penthouse und die Völlerei beim Orphan's Christmas bei Ants und Tess am ersten Weihnachtsfeiertag haben mit meiner Vorstellung von Weihnachten wenig gemeinsam gehabt.
Es war nun mal Sommer, es war nunmal warm, es gab nunmal keine Weihnachtsmärkte, keine Adventskränze, keine Dominosteine, keine selbstgebackenen Kekse von Mama, keine anständigen Adventskalender und keine Kerzen.
Denn bei Kälte und Dunkelheit macht die bunte Beleuchtung in der Stadt und die Dekoration in den Geschäften wenigstens Sinn, während mir der riesige geschmückte Tannenbaum in Melbourne letztes Jahr ziemlich deplatziert vorkam.

Ich will Rolf-Zuckowski-Kinderlieder hören und mitsingen. Ich will Kekse backen. Ich will Glüchwein trinken. Ich will Adventskalender basteln. Ich will Lichterketten in der ganzen Wohnung aufhängen. Ich will Kerzen anmachen und ohne Ende kokeln. Ich will am Nikolausmorgen irgendwas geschenkt bekommen. Ich will auf dem Weihnachtsmarkt gebrannte Mandeln essen und Kettenkarussell über der Spree fahren. Ich noch mehr Kekse backen. Ich will, dass jemand für mich "Kommet ihr Hirten" singt, weil ich das nicht kann. Ich will Diekpedder machen. Ich will den Weihnachtsbaum am 24. nach dem Mittagessen schmücken und dabei NDR2 hören. Ich will von lauter Glühweinsauferei und Keksmampferei einen Zuckerschock haben, den ich nur wieder loswerde, indem ich ein Glas Spreewaldgurken auf Ex aufesse.

Und das alles werde ich dieses Jahr ganz exzessiv tun. Alle diejenigen in meinem nahen Umfeld können sich schon mal auf was gefasst machen. Achtung, es wird weihnachtlich!

Donnerstag, 13. November 2008

Random Notes November

Das ewige Pfandflaschen wegbringen nervt mich. Was war das in Australien einfach, wo man immer alles ohne Reue wegschmeißen konnte, weil die Erfindung des Pfands es bislang nur nach South Australia (who knows, warum ausgerechnet in diesen Staat, vielleicht wegen der vielen deutschen Siedlungen?!) geschafft hat.

Ich bin im Gesicht so fürchterlich blass, wie seit über einem Jahr nicht mehr. Wie gut, dass Mama mir auf Gran Canaria so tolles Rouge gekauft hat.

Gibt es in Deutschland eigentlich sweet chili sauce?

Als sich die Frauen in der Umkleidekabine neulich nach dem Sport gegenseitig vorgejammert haben, dass es bei ihnen bei der Arbeit immer so kalt sei, weil die Heizung nicht anständig funktioniere, meinte ich nur ganz cool und angeberisch: "Ha! Wenn man erstmal einen Winter in Sydney durchgestanden hat, dann kann einen sowieso nichts mehr schocken. Ich bin da total abgehärtet! Heizungen sind doch was für Waschlappen!"

Mein tolles lila Portmonee, das ich mir von meinem ersten Gelatogehalt in Newtown bei Quick Brown Fox gekauft habe, fällt jetzt völlig auseinander. Wie traurig!

In der Berliner Zeitung stand letzte Woche, dass Starbucks die Hälfte seiner Filialen in Australien schließt. Tja, Pech. Da hat sich der teure klebrige Kaffee wohl nicht gegen den guten skim mocha für die Hälfte des Preise der meisten kleinen Cafés durchsetzen können.

Die ABC haben mir mein Praktikumszeugnis immer noch nicht geschickt und ich weiß langsam nicht mehr, wie ich sie dazu bringen soll, das zu tun.

Ich habe gestern zur Prüfung als Glücksbringer mein blaues "I love SYD" T-Shirt angehabt, das Lisa mir zum Abschied geschenkt hat.

Mittwoch, 12. November 2008

Über die Selbstreferentialität und identitätstiftende Funktion den Bloggens

Woooooooooohoooo.
Ich habe es geschafft! Das erste Vierzehntel meines Magisterprüfungsprozesses. Dreizehn Vierzehntel to go bis zum Ziel. Ich weiß, das klingt nicht so rasend viel, aber es ist immerhin ein Anfang und es war auch mehr auch sehr viel mehr Arbeit, als man sich für so einen kleinen Teil des Gesamten wahrscheinlich machen sollte.

Um nicht zu sagen: Es war der Grund, weshalb ich in letzter Zeit so unregelmäßig gebloggt habe. Die Weblogs haben mir die Zeit zum Bloggen geraubt. Welch Ironie!
Ja, ich habe die letzten Wochen damit verbracht, mir bücherweise Wissen über Weblogs und ihr Verhältnis zu den Massenmedien angeeignet, seitenweise Notizen gemacht, abgetippt und geordnet und das ganze in einer Last-Minute-Aktion gestern auf meine extra dafür gekaufen Karteikarten übertragen, bis mir die linke Hand wehtat und ich Rückenschmerzen hatte. Dafür habe ich Lars bei der abendlichen Thesendiskussion mit dem aus meinem "Riesenhirn" (O-Ton Lars) vorgekramten Wissen beeindruckt, dass Schmidt Blogs 2006 eine Scharnierfunktion zwischen öffentlicher und interpersonaler Kommunikation zuschreibt, Rebecca Blood im Jahre 2003 die Berichterstattung als das Herz allen Journalismus sieht, Michels in ihrer Studie von 2006 die Quantität der Elemente mündlicher Sprache in Blogs untersucht, Seeber 20008 565 Blogger zu ihrem Selbstverständnis befragte und dass dies auf der Rückseite der Karte mit dem Titel Studien unten steht.
Außerdem wird in der Fachliteratur immer auf die identitätsstiftende Funktion der Online Journale für weibliche Teenager diskutiert, die ihre Blogs nutzen, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen und ihre sozialen Beziehungen zu pflegen.
Hierzu zähle ich mich dann doch eher als zu den hochprofessionellen J-Blogs und ihren eher politischen Themen gesamtgesellschaftlicher Relevanz.
Ich möchte mich also hiermit dafür entschuldigen, mich auf meinem "virtuellen Marktplatz" so selten gezeigt zu haben. Ab sofort werde ich mich dann kopfüber in die Literatur zum australischen Rundfunksystem stürzen und zwischendurch immer schön "Goodbye Deutschland" gucken, um an mir selbst das Rezeptionsverhalten bei Sendungen des performativen Realitätsfernsehens zu beobachten. Wahrscheinlich habe ich also weiterhin wenig Zeit online an meiner Identität zu arbeiten und selbstdarstellerisch tätig zu werden...