Donnerstag, 10. September 2009

Abschlussbericht Teil I

Zugegeben, ich bin wirklich nicht erst gestern wieder in Tegel gelandet, sondern schon vor...äh...fast drei Wochen. Und in der Zwischenzeit haben mich erst Franzi und dann Jan darauf hingewiesen, dass hier im Blog ein Bericht zur letzten Woche unserer Roadtrips (also des Teils der genau genommen kein Roadtrip mehr war, da wir das Auto bereits abgegeben hatten und den Rest der Strecke mit der NYC subway und dem greyhound nach Boston zurückgelegt haben).

Nun denn: Ich möchte euch diesen Teil der Reise natürlich nicht vorenthalten und versuche mich zu erinnern, was wir auf den letzten beiden Stopps an der Ostküste Aufregendes erlebt haben


Donnerstag, 13.08.

Ankunft im Hostel in New York aus Atlantic City gestaltete sich schwierig. Das Hostel hatte weder Parkplätze noch einen Raum, in dem wir das Gepäck lagern konnten, während wir das Auto zurückgeben. Die Dame an der Rezeption war nur geringfügig freundlicher als diejenige, über die Jana und ich uns in Madrid vor ein paar Monaten so aufgeregt hatten. Also musste Jonas und ich mir einer Minivanladung Gepäck (soll heißen: sieben Reisetaschen, drei Isomatten, drei lose Schlafsäcke, ein Zelt, eine riesige Kühlbox, eine Tüte voll Essen, mehre lose A&F Tüten, zwei Rucksäcke, eine große Handtasche, eine kleine Handtasche) im Vorraum des Hostels warten mussten (einchecken durften wir noch nicht, da es vor 16 Uhr war, Sitzgelegenheiten gab es auch nicht), während Michi und John das Auto zum Flughafen brachten.

Außerdem regnete es draußen und ich hatte Hunger -> die Stimmung war entsprechend!


Nach dem Einchecken ging es für Michis und Johns New-York-Einführung erstmal zum Times Square, wo Jonas und ich unsere Stimmung mit Kaffee aufbesserten und John begeistert den Verkehr anguckte...

Nach wenigen Minuten hatten wir uns von einer französischen Promoterin, die eine Green Card gewonnen hat, vergünstigte Tickets für eine Comedy Show aufschwatzen lassen. Perfekt! Genau das wollten wir ja. Während John und Michi auf Jonas' Empfehlung hin die Aussichtsplattform auf dem Rockefeller Center fuhren, haben Jonas und ich einen ersten Einkauf in der Apotheke gemacht und uns mit einer ersten Ladung Schmerzmittel eingedeckt.

Abendessen gab's ganz gesund bei „Just Salad“, einem Laden dessen Konzept John und ich sofort für unsere Geschäftsidee kopieren wollten. Zu blöd, dass ich einen Tag nach meiner Rückkher nach Berlin in den Schönhauser Allee Arcaden ausgerechnet einen neuen Laden namens „Immergut“ entdeckt habe, der genau das schon macht. Also müssen John und ich weiterhin neue Konzepte entwickeln. Oh well...

Der Comedyabend war wirklich richtig lustig. Von fünf verschiedenen Comediants waren drei richtig gut, eine (die einzige Frau) richtig schlecht und der letzte richtig unerträglich besoffen.


Freitag, 14. August

John und Michi als NYC-Neulinge wollten unbedingt eine Busrundfahrt für Touristen machen, Jonas und ich nicht. Wir sind also ins MoMA und haben uns gaaaaaaaaanz viel Kunst angeguckt. Sehr schön. Nachmittags sind wir zu viert mit der kostenlosen Staten Island Ferry gefahren, um zusammen die Freiheitsstatue zu bewundern. Es folgte ein Mittagessen bei meiner neuen Lieblingskette „Au bon pain“ und eine seeeeeeeeeehr lange Wanderung über die Brooklyn Bridge, deren Fußgängerzugang gar nicht so einfach zu finden war. In Brooklyn haben wir uns dann auf der Suche nach der passenden U-Bahn-Station etwas verlaufen und haben, was uns immerhin dazu brachte, uns entnervt auf einer Bank in einem kleinen Park niederzulassen, in dem wir die Brooklyner bei ihrer Freitagfeierabendgestaltung beobachten konnten: eine Latinogruppe beim Fußball spielen, eine gemischte Gruppe mit Kindern und einem Vater, die zusammen Baseball spielten, zwei kleine schwarze Kinder, die völlig überdreht durch die Gegend rannten und einen Mann, der gleich seine ganze Hantelstange mit in den Park gebracht hatte.


Zu Feier unseres letzten gemeinsamen Abends waren wir beim Mexikaner in der Nähe des Hostels (eine schöne Klammer – erster Abend in Dallas beim Mexikaner, letzter gemeinsamer Abend in NYC beim Mexikaner).

Danach „German Stammtisch“ im Hostelbackyard, bis plötzlich ein nerviger Franzose ankam und mit uns Karten spielen wollte.


So long for now...

Vielleicht später mehr.

Freitag, 14. August 2009

NYC ist teuer

Leider auch das Internet. Jonas und ich mussten grad zwei Dollar in den HostelPC werfen, um kurz eine PLZ nachzugucken.
Unmoeglich.
Morgen reisen dann auch Michi und sein Laptop nach Boston ab, sodass dies hier wohl der letzte Eintrag sein wird...

So long, farewell.

Donnerstag, 13. August 2009

Von der Babykäsestadt ins Las Vegas des Ostens

Nur ganz kurz, da wir gleich alle Kniffel spielen wollen, damit Jonas die Würfel nicht ganz ohne Benutzung mitgebracht hat. Und in der Spielerstadt Atlantic City, wo wir seit gestern Nachmittag sind, müssen wir schließlich auch ein bisschen spielen.
Heute Abend ohne Geld dafür ausgeben zu müssen.
Denn das haben die Jungs gestern im Resort und im Trump Taj Mahal schon gemacht, während ich an den einarmigen Banditen nur daneben stand. Anfangs fand ich es noch ganz amüsant, obwohl ich nichts verstanden habe. Aber John hat mit drei Maiskolben acht Dollar gewonnen - die am Ende des Abends natürlich nicht mehr da waren. Schließlich gab es soooo viele einarmige Banditen mit verschiedenen bunten Bildchen. Gegen Mittagnacht wurde mir langweilig. So viele bunte Maschinen, so viel Lärm, so ein unangenehmer Ort, um dort seinen Abend zu verbringen. Booooooooooooring!
Ich kann mit großer Sicherheit sagen: Ich bin nicht spielsuchtgefährdet!

Da hat mir der Nachmittag am Strand von Atlantic City (das übrigens eine Strandpromenade hat, die ebenso in Gran Canaria sein könnte) sehr viel besser gefallen. Das Wasser war zur Abwechslung mal kühl und nicht 10km so flach, dass es nur bis zur Kniekehle ging. Und nachdem Jonas die 10 Fliegen, die uns beim Rumliegen genervt haben, erschlagen hatte, konnten wir uns auch noch ein paar Minuten in die Sonne legen und Radschlagen üben. Natürlich war Jonas viel besser als ich. Aber Spaß hat es trotzdem gemacht.

Vormittags haben wir uns in Philly die Touristands im Independence National Historic Park angeguckt und den riesigen Riss in der Liberty Bell bewundert. Und natürlich haben wir zum Frühstück Bagels mit Frischkäse gegessen. Was für Frischkäse? Natürlich Philadelphia. Juhu. Wir haben Philadelphia in Philadelphia gegessen. Und in Kentucky bei Kentucky Fried Chicken. Großartig!

So, jetzt wird gekniffelt und weiter Koffer gepackt. Schließlich müssen wir morgen unser Auto abgeben. Leider muss es dazu entmüllt werden.

Montag, 10. August 2009

Sara‘s secret supernatural powers

Ganz ungefährlich ist unser Roadtrip in der Tat nicht.
Was wir uns nicht schon alles für Gefahren ausgesetzt haben. Einem ständig luftverlierenden Reifen am Mietwagen (der übrigens seit der komischen Nichtreparatur in Houston keine Probleme mehr macht). Gewitter in New Orleans. Ratten auf Campingplätzen. Schnellschimmelnden Lebensmitteln in unsere Kühlbox. Sintflutartigen Regenfällen, bei denen ganz Louisville, KY, absäuft und denen wir nur gerade so entkommen sind, weil Jonas trotz Sichtweiten unter 3 cm todesmutig weitergefahren ist.
Ja, wir haben es schon nicht einfach gehabt.

Und dann noch das. Selbst wenn wir nichtsahnend mit Dana die Carnegiemuseen in Pittsburgh besuchen, um uns Indianerzelte, bunte Bilder und die Dinosaurierknochen anzuschauen, auf die die Pittsburgher so stolz sind, lauert die Gefahr direkt vor der Tür. Nein, falsch. In der Tür.
Als wir die Museen am Donnerstag gegen sieben verließen und schnell zum Baseball zu eilen, gingen wir alle vier natürlich…durch die Tür. John und Michael ist das auch ohne große Schwierigkeiten gelungen.

Doch dann kam Superwoman. Ein leichter Griff meiner kleinen Superhände am Türgriff genügte. Die Glastür brach über mir zusammen. In Millionen kleiner Glassplitter. Der Metallgriff fiel zu Boden. Der obere Metallbalken auch. I stood there shock-frozen. Jonas sprang zur Seite. „Oh my God. I broke the door.” – “Don’t worry, it’s not the first time this happen.” – “I’m sorry, I’ m so clumsy.” – Und voller Glassplitter. Aus vier verschiedenen Richtungen kam Security-Personal, das nicht so richtig wusste, was es machen sollte. Jonas wischte mir mit meinem Pulli das Glas vom Rücken, Michi lieh mir seine Schuhe, weil meine voller Scherben waren. Irgendjemand brachte einen Erste-Hilfe-Koffer und verarztete Danas und meine Wunden an Händen und Füßen. Ich musste lachen. Die ganze Zeit. How ironic. In Michis Turnschuhen watschelte ich zum Restroom, um mir mit nassen Handtüchern den Glasstaub aus dem Nacken zu wischen. Und kicherte weiter vor mich hin. Und entdeckte, dass ich mein schönes neues Roxy-Kleid, das ich das erste Mal anhatte, vollgeblutet hatte. Und lachte immer noch.

Solche Superkräfte sind einfach surreal.

Good Morning Baltimore

Wir sind gerade im Auto auf dem Weg von Baltmore nach Philadelphia und haben den ersten Aldi gesehen. Heute wie gestern ist es unglaublich heiß (irgendwas um die 95° F). Dementsprechend anstrengend war der Sightseeingmarathon in D.C gestern, der für Jonas und mich nicht so richtig aufregend war. Nachdem wir in der prallen Mittagssonne einmal um Capitol rumgelaufen waren, damit Michi Fotos machen konnte, musste ich mir erstmal eine schweineteure Flasche Wasser kaufen, um nicht auf offener Straße zusammenzuklappen.

Abkühlung gab’s für Jonas und mich im Hirschhorn Museum, während die anderen beiden lieber ins Air and Space Museum wollten. Es war der dritte Besuch meines Lebens im Hirschhorn. Aber da die Ausstellungen dort wechseln macht das gar nichts. Jonas und ich waren besonders begeistert von einer riesigen Skulptur eines nackten alten Mannes, die sehr detailreich und beeindruckend war. Nachdem wir den -natürlich sehr verstörenden- Kurzfilm „A Life of Errors“ bis zu Ende geguckt hat und Jonas sich an seinen Deutschausflug mit Frau Oltmann erinnert fühlte, war unsere Museumsstunde auch schon vorbei und John wartete mit einer Tüte Astronauteneis aus dem Giftshop des Air and Space Museums auf uns. Lieber hätte er sich einen Astronautenanzug gekauft und ihn auf den nächsten House-of-Fun Mottoparties getragen. Leider passt John nicht mehr in Kinderklamotten.

Der Fußmarsch runter zum Washington Monument und weiter zum Lincoln Memorial war anstrengend. Ich war nölig, weil ich Kaffee wollte und nichts sehen konnte, weil ich meine Sonnenbrille in Louisville vollständig geschrottet habe.

Das Lincoln Memorial war unfassbar voll von Menschen, sodass ich mich auf der Treppe im Schatten zum Ausruhen hingesetzt und versucht, mithilfe meines Lonely Planets den kürzesten Weg zurück zum Auto – von dem wir nicht mehr so ganz genau wussten, wo wir es geparkt hatten- zu finden. Weil wir zu faul zum Zurücklaufen waren, sind wir stattdessen lieber zur nächsten Metrostation (Foggy Bottom) gelaufen und sind dabei an allen fraternity und sorority-Häusern vorbeigelaufen, die man an ihren Hausnummern mit zwei bis drei griechischen Buchstaben erkennen konnte. Den lang ersehnten Kaffee haben Jonas und ich (ja, wir sind auf diesem Trip tatsächlich nur 50 Prozent Kaffeetrinker) uns dann beim Dunkin‘ Donuts in einem Unigebäude geholt (das mich sehr an Sydney Uni erinnerte). Großer Fehler. Never ever get a coffee at Dunkin‘ Donuts. Ever! Ich hätte es besser wissen müssen. Lars hat mich immer gewarnt. Und er hatte Recht! Ich habe meinen Iced Coffee, in den sie leider nur einen Fingerhut voll Milch gekippt hatte, runtergewürgt, während Jonas von seinem Kaffee nur zwei Schlucke geschafft hat.

Nachdem wir unser Auto dann irgendwie in der Nähe der Metrostation Judicary Square gefunden hatten, sind wir für mich noch zwei Runden ums Weiße House gefahren, bevor es weiter nach Baltimore ging.

Da haben wir uns abendgestaltungsmäßig mal wieder für Kino („The Proposal“) entschieden. Das ist mit Studentenrabatt (den nur Michi und ich kriegen, weil John nicht weiß, wo er seinen Ausweis hat und Jonas ja erst seit Kurzem Student der Bildungswissenschaften an der Uni Magdeburg ist *g*) gar nicht teuer. Aber leider gibt es nur salziges Popcorn. Bäh.

Sightseeing in Baltimore Downtown gab’s dann heute Mittag. Nach Brunch in der lokalen Bagel Bakery sind wir in der Mittagshitze kurz am Hafen lang gelaufen. Hätte auch Hamburg sein können. Oder Circular Quay ohne Oper. Nur dass der Anteil der schwarzen Bevölkerung in Baltimore mit 70 Prozent etwas höher liegt. Das Aquarium war uns mit 25 Dollar zu teuer. In einen Touriladen am Wasser habe ich mir eine neue Sonnenbrille gekauft, damit ich nicht völlig faltig im Gesicht wiederkomme.

Sonntag, 9. August 2009

In der wichtigsten Stadt der Welt

Eigentlich wollten wir ja gar nicht nach D.C. . Jonas findet die Stadt furchtbar langweilig. Und ich habe meine drei Wochen im Leben hier schon hinter mir und kenne alles. Alles! Sogar das Teppichmuseum.
Aber Michi wollte gern mal das White House und das Capitol sehen. Und da wir eh noch etwas Zeit haben, bis wir am Donnerstag in NYC das Auto abgeben müssen, sind wir nun doch hier.
Idealerweise konnten wir gestern sogar meinen Freund Pierre, seinen Freund Jean, den ich auch noch von 2004 kenne und einen weiteren Freund der beiden zum Abendessen in der Cactus Cantina treffen (ja, Franzi, it's all about eating! of course, ist das bei dir im Urlaub nicht so?!).

Danach sind wir noch weiter nach Georgetown gefahren, um noch ein Bier trinken zu gehen. Denn das durfte ich ja vor fünf Jahren noch nicht. Trotzdem habe ich einige Geschäfte wieder erkannt, in denen ich damals einkaufen war.

Vor der überfüllten Bar, für die wir uns im Endeffekt entschieden haben, stand der seltsamste Türsteher der Welt. Jonas und ich sind uns immernoch sicher, dass der Mann zu irgendeiner Sendung mit versteckter Kamera gehörte. Er hatte trotz genug Licht eine Taschenlampe, mit der er mindestens zwei Minuten -keine Übertreibung- intensiv begutachete hat. Nicht nur unsere ungewöhnlichen EU-Führerscheine, sondern alle. Dann hat er nach zwei Minuten komische Fragen gestellt, wie "What's the expiry date?" - "What's your height?" oder "Can I see youre credit card?".
Schade, dass wir nicht mehr hier sein werden um uns kichernd und auf deutsch lästernd bei "Versteckte Kamera" zu sehen.

Samstag, 8. August 2009

Sieben Jahre spaeter

Ich sitze mit Mollys Laptop im Schoss im Garten des grossen alten Hauses, neben Dana, die Sonne scheint und laute Gueterzuege fahren vorbei:

Wir sind in Sewickley. Schon seit Mittwoch Nachmittag. Aber ich bin noch nicht zum Schreiben gekommen, da es einfach unglaublich toll ist. Wie ein Nachhausekommen nach sieben Jahren. Der Empfang bei meiner Gastfamilie war einfach super. Ich wurde gedrueckt und geknuddelt und wieder gedrueckt. Es gab Wein und Cracker und Dip fuer alle auf der front porch in den Korbstuehlen und wir hatten uns alle einfach unglaublich viel zu erzaehlen. Idealerweise ist meine Gastschwester Dana, die inzwischen in Rochester, NY, studiert am gleichen Tag fuer den Sommer nach Sewickley gekommen wie wir und wir verstehen uns alle gut.

Die Jungs sind dann erstmal weiter zu Jonas' Gastfamilie am anderen Ende der "Stadt" (einmal durch den Wald with the highes deer population in Western PA!) gefahren, waehrend ich beim Dinner (lecker veggie couscous, Danas favorite) mein Studium, meine Arbeit, meine WG und meine Reisegruppe erklaeren musste.

Abends gings dann ab in die Stadt (Pittsburgh) mit Jonas' Aupair Lisa und deren Freundin Lisa (oesterreichisches Aupair). Weil die beiden als einzige noch nicht 21 sind, waren wir erstmal im schweineteuren Hardrockcafe, wo wir dann doch gar nicht nach unseren IDs gefragt wurden. Nachdem die beiden Lisas nach zehn Minuten wieder gehen mussten, weil sie um 11 pm zu Hause sein mussten, sind wir weiter an die South Side gezogen, wo Dana uns ein paar American beers other than Budweiser gezeigt hat (nein, Blue Moon schmeckt wirklich nicht besonders, nor does Yuenling, sorry!), ich ihr im Gegenzug gute Cocktails empfohlen habe (sie darf ja erst seit einem halben Jahr trinken) und die Jungs mit ihr mit Jaegermeister angestossen haben.

Gestern gabs in Pittsburgh Kultur (Carnegie Museums), typisches Mittagessen (sandwiches @ Primanti Bros., mit fries belegt), guten Kaffee im Univiertel, ein Baseballspiel der Pittsburgh Pirates fuer nur zehn Dollar im Stadion mit der besten Aussicht, leckere Burger bei Eat'n Park danach und einen langen Abend until the wee hours am Kuechentisch.
Das Baseballspiel hat mir ueberraschend gut gefallen. Ich verstehe es jetzt sogar ein bisschen. Aber es ist einfach cool, dass man zwischendurch permanent aufstehen, Bier holen, Popcorn essen, aufs Klo gehen und sich angeregt unterhalten kann (auch mit den Leuten vor und hinter sich, die man eigentlich gar nicht kennt). Nach mehr als 3,5 Stunden und drei extra innings sind wir dann doch gegangen. Unsere geschenkten T-Shirts ziehen wir den Rest der Reise zum Schlafen an. So konnte ich Dana heute Morgen mein frisch gewaschenes "Staatsoper fuer alle Tshirt" schenken. Danke Lars.

Spaetes Fruehstueck gabs heute Morgen fuer Dana, John und mich bei Bruegger's Bagel Bakery, worauf ich mich schon Wochen vorher gefreut habe. John und mir hat es so gut gefallen, dass wir gleich einen zweiten Bagel bestellt haben. Leider haben wir somit IHop verpasst, wo Jonas, Michael und Jonas' Familie heute frueh waren. Man kann nicht alles haben.

Damit Jonas' Gastfamilie und ich uns auch mal kennenlernen, sind John und ich vorhin dort vorbeigefahren und haben die Vorzuege deren Spielkellers genossen. Ja, ich habe beim Airhockey gegen Michi natuerlich verloren und mir voller Koerpereinsatz fast die Hand blutig gespielt, aber Spass hat es trotzdem gemacht. Auch beim Nintendo Rockstar bin nich nicht besonders gut (wobei ich immer noch besser die drums spiele als Gitarre, ich behaupte mal, die Gitarre ist nicht fuer lefties gemacht). Oh well, dafuer war ich erstaunlich gut beim Wii Bowling und Tennis. Und dass ich beim Flippern nicht an Jonas heranreiche, war ja klar.
Zum Spielenachmittag gab es Nachos, Salsa und Softdrinks, die Debby eigentlich nie im Haus hat, sondern extra fuer uns hat bringen lassen.

Ach, was fuer eine Gastfreundschaft. Und was fuer ein paar wunderbar chillige Tage. Das haben wir nach zwei Wochen staendigen Rumgefahre und Sachenangegucke tatsaechlich mal gebraucht.

Mittwoch, 5. August 2009

It's not camping, It's kamping.

Am dritten Tag unserer Reise haben wir im Walmart ein Zelt gekauft. Und Isomatten. Und einen Schlafsack für Jonas. In Austin hat das Zelten noch Spaß gemacht. Die erste Nacht auf dem KOA in New Orleans auch.
Am zweiten Abend hörte der Spaß mit einem ewig andauernden Gewitter abrupt auf. Das Zelt stellte sich als undicht heraus. Johns Schlafsack war bei unserer Rückkehr zum Campingplatz völlig durchnässt. Den Abend verbrachten wir statt am Pool und auf der Picknickbank mit Autoquartett spielen im Auto. Nicht gerade unsere Vorstellung von einem schönen Campingurlaub.
Nach über einer Woche Campingabstinenz haben wir es gestern Abend in Louisville, Kentucky, mal wieder probiert. Die Sonne schön. Die Leute an der Rezeption waren nett. Die Zeltwiese war groß. Es gab einen Pool. Und einen Whirlpool. Und Internet. Und ein Trampolin. Dafür haben wir sogar in Kauf genommen, dass der Campingplatz genau so viel kostete wie ein günstiges Motel.
Und heute früh mussten wir überstürzt aufstehen, unsere Schlafsäcke und Matten ins Auto schmeißen, das Zelt abbauen und schnell verschwinden. Denn gegen vier Uhr morgens hatte es angefangen, aufgeregt zu blitzen, ein paar Stunden später zu donnern, und schließlich weltuntergangsmäßig zu regnen.

Also hatten wir endlich einen Grund, bei Denny's Diner zu frühstücken. Wooohooo. Nach zwei scrambled eggs, buttered English muffins, drei Pancakes mit Sirup und hash browns muss ich den Rest der Woche nichts mehr essen.

Und heute Abend sind wir natürlich wieder im Motel. Denn vorm Zelten haben wir inzwischen echt Angst.

Sonntag, 2. August 2009

Ein kurzer Rückblick, der sehr ausführlich wurde

Bevor ich alle vergesse, was wir gemacht haben, ein kurzer Reiseüberblick. Allerdings nur über die ersten paar Tage. Zu mehr bin ich nicht gekommen. Ich verbringe meine Zeit in Nashville in Bars mit Country Live Music oder am und im Hotelpool.


Dienstag
Langer Flug. Ankunft in Dallas. Mexikanisches Abendessen. Rumpelmints trinken mit unseren neuen Freunden.Der vergessene Audioguide.

Mittwoch

Dallas Downtown. Mit dem Zug nach Fort Worth, um beim Stockyard die Longhornherde in den Straßen zu sehen. Kurz verlaufen, von einem Securitymenschen aufgesammelt und zu unserem Wunschzielort gefahren. John kauft sich einen Cowboyhut. Ich kaufe mir Reef-Flipflops. Wir trinken in einer Bar in Texas gebrautes Kölsch, das ich John wild gestikulierend in den Schoß kippe. All-u-can-eat ribs für die Jungs. Kellner Omar, der uns für Kroaten hält und sich deutsche Schimpfwörter beibringen lässt.

Longhorns.

Donnerstag

Auto abholen am Lovefield Airport. Beverley vom Autoverleih macht uns ein Supersonderfreundschaftsangebot für ein viel größeres Auto, weil wir schon am Dienstag in den Straßen Dallas‘ festgestellen mussten, dass der von uns gemietete Dodge Caliber viiiiiiiiiiiiiel zu klein für vier Reisetaschen, ein Zelt, vier Schlafsäcke. Kühlbox etc ist. Wir mieten also lieber einen Van. Beverley bemerkt gar nicht. dass drei der Fahrer unter 25 sind. Wir freuen uns…zu früh. Der Computer merkt es doch. dann können wohl doch nur John und Michi fahren, weil der Aufpreis für under 25 drivers einfach unausprechlich hoch ist. Jonas klemmt Michi die Hand in der Autotür ein. Das Navi scheint an Jetlag zu leiden und kann uns den Weg nach Irving nicht anzeigen.

Mittagessen bei Burger King. Plötzlich funktioniert das Navi.

Auf nach Austin, das uns von unseren Tischnachbarn so angepriesen wurde. Der rechte Hinterreifen verliert Luft. Ankunft in Austin at dusk. Tolle Stadt. Genialer Ausblick von Congress Avenue. Mal wieder mexikanisches Essen. Mein Burrito ist unglaublich riesig und viel teurer als er in der Karte steht (nicht wegen der tax). Bester aufmerksamster Kellner ever. Aus Versehen kriegt er dafür eine horrende Trinkgeldsumme von uns (my fault).

Auf der Barterrasse in Austin.

Ab auf die 6th Street zum Feiern. Eine Kneipe neben der anderen. Bier kostet überall nur 2 Dollar. Verrückte Fahrradpolizisten sperren die Straßen spontan für den Autoverkehr, sodass wir von der Dachterrasse der Kneipe den Fußgängerinnen in die Dekolltées gucken und diese bewerten können. Alles voller aufgetakelter Frauen. Gutaussehende Männer gibt’s nicht. Michi ist total motiviert, die ganze Nacht zu feiern. John schläft fast im Stehen ein. Wir fahren also zu dritt zurück ins Hostel und wünschen Michi viel Glück.


Freitag

Da wir alle in verschiedenen Zimmer geschlafen haben (Mädchenschlafsaal for me), müssen wir uns zum Frühstück erstmal sammeln. Michi erzählt von der Sperrstunde ab 2 am. Knallebunte lucky charms zum Frühstück mit Blick auf einen dreckigen See. Reifen aufpumpen, Ab nach Downtown. Besuch des Capitols, das viel größer ist als das in DC. Schön alle Gemälde aller Gouverneure angucken. Lustige Fotosession im Raum für Pressekonferenzen. Neue Facebookprofilbilder für alle dabei. Mittagessen im schraddeligsten Pizza Hut on earth.



Auf nach Houston. Der Reifen verliert wieder Luft. Unsere erste Campingnacht. Jonas und ich freuen uns in Erinnerung an 1999 auf die KOA pools. Zelt aufbauen. Geht einfacher als gedacht. Das Zelt ist riesig. Der Pool wird gerade umgebaut. Auf in die Galleria Shopping Mall. Jonas und John gucken sich stundenlang Oakley Sonnenbrillen an. Ich kaufe mir mal eben eine reduzierte Oakleyjacke. John und Jonas gucken immernoch Sonnenbrillen an. Michi und ich ziehen gelangweilt zu American Eagle weiter. Ich kaufe mir ein zweites Paar Flipflops.
Biertrinken und Chipsessen auf dem Campingplatz. Jonas prophezeit eine schlaflose nach in der Hitze. Jonas leuchtet mich Johns Taschenlampe auf eine riesige Ratte. Wir ekeln uns. Ich gehe schlafen. Ich bin eingeschlafen, bevor die Jungs in Zelt kommen und kann demnach nicht erzählen, wie sie das Dach abgenommen haben, sodass wir so gut wie im Freien geschlafen haben.

Samstag

Outdoorfrühstück. Knallebunte Luckycharms aus der Katzenfuttertüte.
Zum Flughafen von Houston. Der heißt George Bush Airport. Jonas sagt: Bäh. Ich sage: Voll amerikanisch, dass sie Straßen und so was nach Leuten benennen, die noch gar nicht tot sind. John sagt: Vielleicht ist es auch nach dem Senior benannt. Jonas und ich lachen.
Am Flughafen reklamieren wir bei der Autovermietung den Reifen. John brilliert in exakter englischer Beschreibung dessen, was in den letzten Tagen mit dem Reifen passiert ist. Jonas und ich sind begeistert.
Wir werden von einem kleinen Mexikaner in unserem Auto zur Werkstatt gefahren. Michi und ich müssen uns also einen Sitz teilen. Wir werden in ein Hinterzimmer geführt. Nach zehn Minuten ist das Auto fertig. Wir wundern uns, dass es so schnell ging. Der Reifen sieht genau aus wie vorher. Der Typ erzählt uns irgendwas vom Scheibenwischerwasser. Wir verstehen nix. Wir fahren überfordert davon. Wir ärgern uns, dass wir nichts gesagt haben und der Reifen wahrscheinlich immernoch genau so viel Luft verliert wie vorher. Michi und John nehmen sich vor, den Reifen später selbst zu wechseln. Mittagessen bei Wendy’. Jonas introduced die anderen beiden to his favourite burgeria. Ich friere fast an meinem Mocha Frappuccio fest.

Wir fahren Richtung Baton Rouge. Jonas und John gehen unterwegs im Lake Charles baden. Der ist pisswarm und ziemlich dreckig. Michi und ich trauen uns nicht rein. Hinterher überlegen wir vier, ob darin Krokodile leben.

The Swamp.

Kurz vor Baton Rouge entscheiden wir uns spontan weiter bis New Orleans zu fahren. Erstmal Kaffeetrinken beim Waffle House. Schließlich haben wir einen Bierdeckel abzuarbeiten. Waffle House ist nicht so der Bringer. Es gibt kaum Waffeln in der Karte. Ich möchte die Buttermilk Waffle. Die scheint außer mir nie jemand zu bestellen. Sie haben den Teig gar nicht da. Auch Jonas findet die Bestellung nicht so ganz einfach: „Man, you’re called the waffle house! Can I just get a waffle!“ Der Kellner amüsiert sich über John, der bei 94° Fahrenheit warmen Kakao bestellt. Die Innentemperatur beträgt etwa 50° F. Michi isst das erste Mal im Leben maple syrup. Er mag ihn nicht. Wir verlassen das Waffle House, streichen es vom Bierdeckel und lästern seitdem jedes Mal, wenn wir ein gelbes Schild sehen. Erstaunlicherweise hat Waffle House etwa so viele Filialen wie McDonalds.

Ankunft beim KOA New Orleans. Der uns zugewiesene Zeltplatz hat Untergrund aus Schotter. Wir ärgern uns. Wir fragen den auf einem Golfkart herumfahrenden Angestellten, ob er nicht einen weicheren Zeltplatz für uns hat. Nein. Wir wollen unser Geld zurück. Die Dame an der Rezeption ist wesentlich kompromissbereiter. Nach der vierten Nachfrage versteht sie, dass wir gar keine powered site brauchen. Das kann sie nicht verstehen. Sie kennt scheinbar nur Zelte mit Klimaanlage. Wir kriegen einen Platz auf der Rasenfläche neben dem Pool. „There’s a couple in the tent over there. Please respect their privacy“, bitte die Angestellte. Voll amerikanisch von ihr, meint Jonas. Zelt aufbauen. Ab in Pool. Duschen. Schick machen. Auf zur Party on Bourbon Street im French Quarter.

Die Seitenstraßen sehen gefährlich aus. Wir parken lieber in einem Parkhaus mit 10 Dallar flatrate für die ganze Nacht. Die Wertsachen finden glücklicherweise alle in meiner Handtasche. Wir gut, dass ich meine Desigual eher die „Ausmaße einer Reisetasche“ (Zitat Merle, how very true) hat.

In der Bourbon Street kriegt man Bier für einen Dollar. Wir trinken eine Runde. Wir kommen mit Jeffrey aus Mississippi ins Gespräch. Nein, falsch. Jeffrey kommt mit uns ins Gespräch. Denn Jeffrey hat deutsche Vorfahren und einen verdammt deutschen Nachnamen. Jeffrey ist Klimaanlageninstallateur aus einem Kaff in Mississippi. Wir erzählen ihm, dass das der nächste Staat auf unserer Tour ist. „Keep on driving!“, sagt Jeffrey. Er hasst Mississippi und wirft mit Superlativen um sich. Der ärmste Staat. Der Staat mit der höchsten teen pregnancy rate and so on. Wir trinken noch eine Runde Ein-Dollar-Bier. Jeffrey freut sich. Wir sind die zweiten Deutschen, die er in seinem 23-jährigen Leben trifft. Dann noch einen Engländer. Und sonst nur Mexikaner. Wenn er könnte, würde er gern mal nach Europa. Aber nun ist er mit seiner Freundin immerhin nach New Orleans gekommen. Wir trinken noch eine Runde Bier. Jeffrey will wissen, ob die Deutschen die USA seit Bush hassen. Er mag Bush nicht. Er hat Obama gewählt. Aber mehr Geld verdient er jetzt nicht. Die Leute bauen keine Häuser. Also brauchen sie keine Klimaanlagen. Aber die Klimaanlagen müssten doch gewartet werden, meint Jonas. Ja, aber Jeffrey macht keine maintenance. Er baut nur ein.

Bourbon Street im French Quarter.

Wir haben vor lauter Bier kaum noch Hunger, gehen aber trotzdem noch schnell Abendesssen. Ohne Jeffrey. Vielleicht sieht man sich ja später wieder. Wir wollen unbedingt die Cajun Cuisine probieren. Ich habe die entsprechende Seite aus meinen New Orleans Reiseführer nachmittags im Auto extra laut vorgelesen. Jonas und John bestellen Jambalaya und ich Cajun Shrimp Creole. Wir sind glücklich.
Zurück zum Ein-Dollar-Bierstand. Wir treffen Jeffrey wieder, der uns die Stadt zeigen möchte. Wir gehen in eine Bar. Und noch eine. Am Ende des Abends waren wir uns alle einig. New Orleans ist wie der Hamburger Kiez.

PS: Alle Fotos sind von unserem inoffiziellen Reisefotografen Michi. Danke!

Heyho from Nashville, Tennessee

juhu, endlich mal kein Motel 6, wo das Internet nie funktioniert, sondern ein schickes Mariott in Nashville, das wir mit Coupon besonders günstig bekommen haben.
Dann kann ich jetzt endlich den Post hochladen, den ich vorgestern im Auto geschrieben habe.

30.07.2009
Ich sitze mal wieder mit Michis fancy Laptop im Schoß in unserem großen Auto und nutze die Zeit auf der Fahrt nach Atlanta ideal, indem ich ein bisschen was schreibe. Denn aus dem Fenster zu gucken, ist von der Interstate aus immer nicht so richtig spannend. Man kann hauptsächlich andere Straßen, Schilder und Fastfoodketten sehen. Die landschaftlich schöne Strecke hatten wir schließlich gestern schon und heute wollen wir mal ein paar Kilometer reißen. Schließlich haben wir unseren Gastfamilien schon Bescheid gegeben, dass wir am 5. oder 6. In Sewickley ankommen wollen. Und das bedeutet, dass wir vorher Georgia, Tennessee, Kentucky und Ohio schaffen. So much to do!

Heute Vormittag haben wir uns in Birmingham mal ein bisschen Kultur gegönnt und uns das kostenlose Museum of Art angeguckt. Dort gab es immerhin ein Gemälde namens „cotton picking“, da wir es ja leider nicht geschafft haben, eine echte Farm zu besichtigen. Oh well. Im nächsten Leben. Denn beim nächsten Amerikaurlaub mache ich lieber mal wieder den Wilden Westen. Wir sind nämlich alle ziemlich enttäuscht, wie grün alle Staaten sind, in denen wir bislang waren. Vielleicht hätten wir uns vorher besser informieren sollen und den Lonely Planet nicht erst in Dallas aufschlagen. Die Landkarte im Museum eben hat die Staaten, die wir auf diesem Trip besuchen, inklusive Texas, alle in die Kategorie „Woodland“ eingeordnet. Wie schade. Die Great Plains und die Wüste müssen wir uns also alle wann anders anschauen.
Eben gab’s dann Mittag bei Taco Bell. Mein erster Besuch, denn irgendwie haben wir das 1999 nicht geschafft. Woooohoooo! Die erste Fastfoodkette, die tatsächlich was für mich auf dem Menu hatte. Einen vegetarischen Burrito für nur $1.99. Yay, das ist mein Laden. Während die Jungs in Zukunft unseren Bierdeckel mit der Fastfoodkettenliste abarbeiten (31 Läden to do altogether, 8 check), hol‘ ich mir dann einfach immer einen veggie burrito.

Donnerstag, 30. Juli 2009

In Birmingham they love the governor

Und wieder im Motel. Diesmal in Birmingham, Alabama.
Denn das mit dem Zelten wird wohl leider in den nächsten Wochen nichts mehr. Die Wettervorhersage für so ziemlich alle Staaten außer Washington (Seattle wurde heute mit 107° Fahrendheit die Höchsttemperatur ever gemessen) sagt eine Woche Gewitterschauer vorher. Und dabei haben wir die schon seit drei Tagen.
Bloody hell. Wir sind hier hergekommen, um besseres Wetter zu haben als in Deutschland und nicht noch schlechteres.

Es bleibt uns also nichts anderes übrig als tagsüber Auto zu fahren, Fastfood zu essen, abends irgendwo in ein Motel einzuchecken und den Rest des Abends in der Mall oder einer Bar abzuhängen. Oder halt fernsehend und biertrinkend im Motelzimmer.
Gestern sind wir den gesamten Tag auf der Suche nach einer schicken Südstaatenbaumwollfarm, wie ich sie so gern sehen möchte, und wir sie leider in Louisianna verpasst haben, durch Alabama gefahren. Aber leider hat der Cotton State bloß lush rainforest und die verschlafensten Käffer der Welt. Immerhin haben wir in Selma eine Post gefunden. Das Cafe, das mein lonely planet angepriesen hat, war dicht.
Und auch in Camden, wo wir eigentlich irgendwo in einem kleinen Restaurant Downtown mittagessen gehen wollten, gab es außer der Fastfoodkette Hardees (die Burger waren so groß, dass Jonas seinen nicht geschafft hat und ich ernähre mich mittags von den Pommesresten der Jungs) nichts.

Nun sind wir also in Birmingham und haben gerade das extrem zuckrige und müllige Motelfrühstück hinter uns. Gestern Abend waren wir zur Abwechslung mal im Kino. Es war, wie das bei Reisegruppen so üblich ist, nicht ganz einfach, sich auf einen Film zu einigen. Aber im Endeffekt hat Jonas Dickkopf für alle mitentschieden.
Na ja, Hangover ist ja ganz lustig. The Ugly Truth müssen John und ich dann in Berlin gucken oder so.

In den Bars sind sie hier schon strenger als in Texas und Louisiana. Wir werden tatscäclich immer nach unseren IDs gefragt. In unserer Lieblingsbar in Pensacola wird man schon auf dem Fußweg beim Vorbeigehen gefragt. Während es am ersten Abend keinerlei Probleme gab, wollte der etwa 14jährige Türsteher am zweiten Tag unsere Pässe sehen, die wir natürlich nicht dabei hatten. Europäische Führerscheine konnte nur der Manager höchstpersönlich akzeptieren.
Gut, dass wir reingekommen sind. Es war Karaoke Night und Jonas und ich haben den Laden mit Mr. Brightside, The Time Warp, What a Wonderful World und Fame gut aufgemischt.
Wir hatten sofort neue Freunde am Nebentisch, die uns weitere Reiseziele vorgeschlagen und mich gefragt haben, wie lange ich schon verheiratet sei (keine Ahnung, auf wen meiner drei Reisebegeiter sie das bezogen haben)...
Ein weiteres wiederkehrendes Problem ergibt sich aus Jonas' Führerschein.
Denn leider geht für die Amis aus dem Geburtsdatum 11.07. nicht heraus, dass er schon 21 ist. Ihrer Meinung nach hat er ja erst im November Geburtstag. Also kam die Kellerin gestern Abend verwirrt zurück zum Tisch und wollte seine ID nochmal sehen.
To prove the point der deutschen Datumsschreibweise musste ich meinen Führerschein zeigen. Wer hat schon im 19. Monat Geburtstag...

Mittwoch, 29. Juli 2009

A cold Bud Light in Pensacola

Eine short message aus unserer neuen Lieblingsbar in Penscola, Florida.
Wir haben nach morgendlichem Rumgammeln im Motel (HBO hat einfach tolle Filme und Bagelessen im Bett macht Spass), den gesamten Tag im Outlet verbummelt.
Der VOrrat an schicken Sportklamotten fuer die nexten fuenf JAhre ist gesichert.
Wobei: NEIN. WEnn wir weiter unsere FAstfoodlaedenliste abarbeiten passen wir leider alle nicht mehr in die tollen Shirts, Hoodies etc.
Darum gabs heuteAbend fuer alle vier von uns Salat. @ Mama: Den besten Salat in den USA gibt es hier in Pensacolaund nicht bei Hooters.Der war gestern nicht besonders gut. Aber unsere BEdienung im Hooters Biloxi Beach, MS, war noch viel unertraeglicher als der Salat. Aber dazu vllt spaeter mehr.

Muss jeetzt beim KAraoke Mr. Brightside singen, waehrend Jonasund John Billard spielen.

PS: Sorry bout the typos. Bloody keyboard.

Dienstag, 28. Juli 2009

Ein bisschen geklautes WiFi im Motel 6 in Florida

Soooo, endlich ein bisschen Internet. Auf der Mülltonne vor eiinem fremden Motelzimmer, nicht unserem in Pensacola, Florida.
Gestern hatten wir irgendwie weder Lust auf Mississippi noch auf Alabama und sind spontan weiter bisd Florida gehfaren, wo es uns bislang aufgrund der günstigen Bierpreise (1,50 in der Bar) sehr gut gefällt.

Hier ein eintrag, den ich vor Tagen (auf der Fahrt nach Houston) auf Michis Laptop geschrieben habe. Nur über die ersten zwei Tagen. God knows, ob ich jemanls weiter komme. Ich schreibe einfach zu ausführlich.

Nachdem wir mit dem öffentlichen Nahverkehr (super netter Busfahrer, der uns kostenlos mitgenommen hat und extra ausgestiegen ist, um uns zu zeigen, wo wir hinmüssen) und einem kurzen Fußmarsch in sengender Hitze erstaunlich gut, aber dennocj sehr viel später, als ursprünglich erwartent (mit Immigration und Zoll hat sich eben doch alles etwas gezogen) das Hostel erreicht hatten, mussten wir im sehr überschaulischen Irving Backpackers auf unseren Host Ivan erstmal eine halbe Stunde warten. Solange haben wir uns mit Megan und Brad aus Perth unterhalten, deren erste Frage war, ob ich aus Australien sein (ahaha).
Ivan aus Bulgarien war lustig und schien irgendwie keinen Plan gehabt zu haben, dass wir an diesem Tag kommen. Unser Glück. So haben wir ein Viererzimmer bekommen, das wir nicht bezahlt hatten.
Mit der Bahn kommt man super für 3 Dollar vom Vorort Irving nach Dallas Downtown, wo wir uns am Westend in ein hübsches mexikanisches Restaurant gesetzt und mit Biertrinken angefangen haben, um etwas von den 36° abzukühlen. Und zu unserem großen Erstaunen hat uns niemand nach unseren IDs gefragt, noch nicht mal mich!
Die zwei amerikanischen Ehepaare am Nebentisch fingen nach ihren ersten Runden Margeritas natürlich ein Gesrpäch an, weil sie es furchtbar spannend fanden, dass wir aus Deutschland kommen und einen großen Roadtrip vor uns habewn. Also wurden wir kurzerhand zu einer Runde Shots mit dem seltsamen Namen „Rumpelmints“ eingeladen, und noch einer (ohne mich, zu müde) und dann noch einem für Jonas, weil er ja gerade erst 21 geworden ist.
Während Michi und ich schon fast mit den Köpfen auf die Tischplatte knallten, wurden wir im Gespräch zum Übernachten im 5-bedroom-house der Tischnachbarn eingeladen. Was ein Hostel ist, wusste keiner von ihnen. Auch vom Greyhoundbusfahren zwischen New York und Boston rieten sie uns vehement ab. „If I were you, I would fly.“ Außerdem versuchten sie, uns zu überzezgen, doch lieber nach Kaliforinien zu fahren, statt durch due Südstaaten „Dallas? What did you go to Dallas for.? I’m Calfornian.” Als wir uns dann darauf geeinigt hatten, dass wir nun mal gern nach Texas wollten, weil das nicht alle machen, rieten sie uns zu Austin, Und diesen Vorschlag haben wir ja berücksichtigt.
Am Ende konnten wir es geschickt umgehen, dass sie auch noch unsere essensrechnung bezahlten. Die Rumpelmints haben wir uns dann aber gern ausgeben lassen. Wie die Menschen hießen? Keine Ahnung!
Tag 2 in Dallas begann für mich mit zwei terrormachenden Jungs, die nicht mehr schlafen konnten und daher gefühlte 200 Mal rein und raus liefen, während ich ganz wunderbar noch zehn weitere Stunden hätte schlafen können. Immerhin kamen John und Michi dann auf die Idee, ihren morgendlichen Tatendrang dazu zu nutzen, den Supermakt just down the road zu suchen, den Ivan uns am Vortag empfohlen hatte.
Schade nur, dass sie außer Blumengeschäften, Reifenläden, einer Bank of America und dem minikleinen Lucky-Food-Store nichts finden konnten und wir deshalb Toast mit ziemlich unleckerer Pflaumenmarmelade frühstücken mussten.
So hatten wir nach anderthalb Stunden 6th Floor Museum, das eigentlich besser JFK-Museum heißen sollte, da es um John F. Kennedys Leben und Tod geht (und mit $13,50 extrem teuer ist!), schon wieder enormen Hunger. Es war wirklich interessant, auch wenn ich mich nun wieder unglaublich schlecht fühle und mich kaum zu sagen traue, dass ich Nordamerikastudien studiert habe, weil der Großteil der Informationen Neuigkeiten für mich waren. Aber nach anderthalb bis zwei Stunden waren wir nunmal durchgefroren, hungrig und nicht mehr aufnahmefähig. Auf dem Weg zum Mittag in der Corner Bakery fiel mir dann auf, dass ich aus Versehen den audio guide mitgenommen hatte. Als ich das der Dame im Museum erklären wollte, hat sie mich leider nicht verstanden. Aber dazu später mehr.
Nach dem Mittag wollten wir eigentlich auf die Aussichtsplattform des Reunion Tower, die uns die Aussies am Vorabend empfohlen hatten. Aus nicht ersichtlichen Gründen, war dieser gesperrt. Stattdessen landeten wir zufällig auf irgendeiner Messe im Untergeschoss eines Hotels, auf der es nur pinke und Sachen mit Zebramuster gab. Was für ein Zufall. Eine Messe nur für mich. Die Jungs haben mich geduldig begleitet, während ich mich ein lila Haarband gekauft habe. Der pinke Cowboybhut, der mir so unglaublich gut stand, war mit $119 before tax doch etwas zu teuer.

Donnerstag, 23. Juli 2009

Ich blogge aus den USA

Da ich Montagnacht im Monster Ronsons von Jan mit den WOrten "Blog mal wieder!" verabschiedet wurde, fang ich hiermit im HOstel in Dallas auf der aetzendsten Tastatur der Welt mal an, kann aber schon sagen, dass es nicht lang werden wird, weil ich sonst ob der Tastatur wahnsinnig werde, zumal ich noch kein Fruehstueck hatte.
Hui, schon zwei Tage rum: Ich weiss gar nicht, wo ich mit dem Erzaehlen anfangen soll. Also am besten vorwaerts: Montagabend erst Trinkgeldvertrinken mit der Operncrew auf der Simon-Dach (alles alkoholfrei fuer mich, mit 24 ist man erwachsen genug, zu wissen, dass betrunken / verkatert fliegen no fun ist) und anschliessend zum Karaoke. Um 3 am zu Hause, anderthalb Stunden geschlafen und danacch sehr erholt aufgestanden, war ja eher wie ein kurzer Powernap.
Drama Nummer eins: Die gruene Fleecedecke, die ich mitnehmen wollte, war weg und Lars und ich haben uns gegenseitig besvhuldigt, sie verschlampt zu haben.
Auf nach TXL. Drama Nummer 2. Kein vegetarisches Essen fuer mich bestellt!
Anruf von Papa: Jonas kommt wohl nicht aus HH raus. Kein Drama fuer mich. Ich bin immer noch sauer wegen des Essens und schreibe eine SOS-SMS an John, derb mir in FRA vom Baecker noch ein paar BRotechen holen soll.
Ab am Gate. Michi gefunden. Gerade dabei, Partygeschichten auszupacken, blaue FLecke und Bisswunden zu praesentieren, als ich ausgerufen werde. Sie haben mich wieder rausgenommen. "Koennen Sie auch Jump fliegen." Langes Warten, am Ende wird alles gut. "Sie kommen mit und kriegen sogar FRuehstueck! Sie fliegen in der Business." Sehr schoen. Ja, Papa, ich bin tatsaechlich in meiner Schlabberhose und meiner Schlabberbluse mit meiner Kapuzenjacke, in alten Turnschuhen und mit dem Monster-Ronsons-Stempel auf dem linken Handgelenk upgegradet worde. Ha!
Danach grosses Wiedersehen an Gate A62 in FRA. Nur: John ist nicht da.
Wir warte. Eine halbe Stunde. Eine Stunde. Anderthalb Stunden.
Das Boarding /beginnt. Jonas hat noch keinen Sitzplatz und John ist noch nicht da.
Kurz vor knapp ist alles gut. John ist sehr spontan von zu Hause losgegangen. Jonas kriegt den Platz vor Michi.
Auf meinem Platz sitzt ein kleines Kind, sodass ich kurzfristig umsiedeln muss und neben einem 22jaehrigen Freiburger sitzen darf. Viel besser.
Fkug dauert ewig. Immerhin gibt es personalisierte Bildschirme. Aber die Filmauswahl ist nivhts gegen Qantas. Oh well!
Dafuer krieg ich vegetarische Pasta und kann mich gut unterhalten und alle paar Stunden Anti-Trombose-Spaziergaenge zu meinen Jungs machen.
Beim Ausfuellen des Zoll-Formulars muessen Jonas und ivh ueberlegen, ob wir als Familie zaEHLEN ODER nicht. Der Flugbegleiter, den wir fragen, galubt uns nicht dass wir Geschwister sind. Er denkt, wir seien eine Firmengruppenreise. Ah ja.
Die Einreise hat ewig gedauert. Die Schlamge bei den US Citizens seemed never-ending. Aber wir waren schoen ueberdreht, haben uns lustige Geschichtchen erzaehlt, viel gelacht und haben damit, sicher alle, die des Deutschen maechtig sind, gut unterhalten und alle anderen zu Tode genervt. Witzig. Es war genau wie damals in Neuseeland!
Die Fragen beim immigration officer waren pretty tough. Ich wurde richtig nervoes. ER hoerte ueberhaupt nicht auf, hat mir dann aber nach einem /Kreuzverhoer meinen Stempel gegeben. Bei Jonas dauerte es noch viek laenger, da seine Situation (not yet a student, not working) zu kompliziert war, und er keine Adresse in Dallas angegeben hatte, sondern in Sewickley.
Nur Michi und John wurden etwas netter bedient.

So, jetzt muss ich sheets abziehen und ekligen Toast essen.
Der Rest kommt hoffentlich spaeter aus Austin oder so.

Freitag, 6. Februar 2009

Sonntag, 1. Februar 2009

Sommerreiseaufarbeitung

Nun, da ich ja nicht so richtig akut etwas zu tun habe, da sich meine Prüfungen durch Bürokratie und Uni-Interna bis zum Sanktnimmerleinstag verzögern, kann ich die gewonnene Freizeit (die eh nur ein paar Tage bis zum Berlinalebeginn andauert) nutzen, um den Queenslandreise für euch aufzuarbeiten.

Ich fange mal von vorne an, also am Sonntag, den 22. Juni, in Cairns:

"Cairns ist wie St. Peter Ording, nur mit besserem Wetter!", hatte Nils mir gesagt, bevor ich nach Queensland geflogen bin und aufgeregt war, weil ich von Queensland schon so viel Spannendes gehört hatte.
Was er damit sagen wollte, war, dass es ein kleiner Touristenort ist, an dem es außer Hotels, Hostel, Restaurants, Bars und Reisebüros nichts gibt. Ja, damit hatte er wohl recht.
Nach der Ankunft an einem weiteren klitzekleinen Flughafens Australiens (ich hatte dann schon das Gefühl, dass ich sie alle kennen würde) haben Sara, Thorsten und ich an der Hauptstraße, an der alle Hostels lagen, eins ausgesucht, dass günstig war und nicht total ranzig aussah.
An der Rezeption arbeitete, wie hätte es auch anders sein sollen, eine deutsche Backpackerin und auch die anderen Gäste waren entweder Deutsche, Engländer oder Franzosen. Was auch sonst?! In unserem Zimmer lag ein völlig verkaterter Nordengländer in seinem Bett und meckerte uns dafür an, dass wir es wagten um kurz nach elf laut sprechend, den Raum zu betreten.
Dann gab es erstmal ein ausgiebiges Frühstück in einem der vielen vielen Café-Restaurant an der selben Hauptstraße und einen enttäuschten Blick auf den nicht existenten Strand (stattdessen: nordseeartiges Wattenmeer, SPO halt... *g*) und den wegen Renovierungsarbeiten geschlossenen öffentlichen Pool. Sara und Thorsten überlegten, in Cairns einen dreitägigen Tauchkurs zu machen, während ich im Lonely Planet blätterte und überhaupt nicht begeistert von der Idee war. Warum nicht? Tauchen ist nicht so mein Ding! Hast du das schon mal probiert. Nein, aber ich weiß trotzdem, dass das nicht mein Ding ist. Ich kenne mich!

Also sind wir erstmal losgezogen, um uns den Ort anzugucken. Das Ergebnis: es gibt zwei Längs- und zwei Querstraßen mit Pubs, Restaurants, Cafés, Hostels, Clubs, Surfwear-Läden, Fotogeschäften und Reisebüros.
In den Reisebüros informierten wir uns dann gründlich über die verschiedenen Möglichkeiten, das Reef zu sehen, diskutierten lange hin und her, wussten nicht so richtig was wir wollten, waren nicht sicher, ob wir uns mit dem Inner Reef zufrieden geben sollten und entschieden uns im Endeffekt für den teuersten aller Anbieter. Schließlich fährt man als Europäer nur ein Mal im Leben ans Great Barrier Reef. Und dann auch richtig. Mit der Silver Sonic raus aufs Outer Reef, drei verschiedene Stops mit drei verschiedenen Schnorchelgängen, Frühstücks- und Mittagsbuffet und sowieso und überhaupt. Unfassbar teuer. So teuer, dass ich verdrängt habe, wieviel es war. 250 oder so was. Aber egal, einmal im Leben.

Dafür braucht man dann natürlich auch die passende Fotoausrüstung. Wenn man schon mal das gößte lebende Ökosystem direkt unter sich hat, will doch seinen Freunden und Verwandten zu Hause die Möglichkeit geben, die Fischlein, Korallen, Haie. Schildkröten und anderen Lebewesen genau so gut zu sehen zu bekommen wie man selbst. Und um das tun zu können, braucht man eine Kamera, die unter Wasser knipsen kann. Oder eben eine dichte Kameratasche.
Da ich zu dem Zeitpunkt ja schon lange keinen funktionstüchtigen Fotoapparat mehr hatte (meiner ist in Neuseeland in meiner Handtasche plötzlich gestorben und Lars' wies inzwischen auch schon Alterschwächen und Gebrauchsspuren auf), überließ ich die Suche Sara und Thorsten und zog mit den beiden von einem Fotogeschäfts ins nächste und ins dritte am Ort und wieder zurück, bis sich beide für die gleiche wasserdichte Plastiktüte entschieden, die wir abends im Hostelpool auf ihre Funktionalität testeten.

Das Abendessen, das wir im Pub um die Ecke in Kooperation mit dem Hostel kostenlos bekamen, war grottig. Die Portion war mini-klein und schmeckte nach nichts. Ich glaube, es waren Nudeln mit Soße. Vielleicht aber auch nicht. Es war furchtbar.
Also haben wir noch ein Bier getrunken und sind früh ins Bett gegangen, da die Fahrt zum Schiff in Port Stephens morgens um sechs oder so losging und wir vom frühen Aufstehen in Sydney für die Fahrt zum Flughafen noch müde waren.

Samstag, 17. Januar 2009

Crazy, crazy day, part 3

18.10 in der S-Bahn Richtung Friedrichstraße
Lars und ich machen Brotzeit. Das frische Zwiebelbrot wir mitten in der S-Bahn mit dem blauen BLUBBAR Messer geschnitten und in den Frischkäse gedippt. Das mag für die anderen Fahrgäste etwas unappetitlich aussehen, aber es lässt sich nicht ändern. Wir haben Hunger. Wir wissen, dass wir über sechs Stunden arbeiten müssen und wir wissen nicht, wann und ob wir bei dieser historischen Veranstaltung des heutigen Tages Pause zum Essen kriegen, wenn unsere Oberchefs im Haus sind und uns bei der Arbeit kontrollieren. Also wird heute in der S5 geabendbrotet.

18.33 im Foyer der Staatsoper
Was für eine Hektik! Fünf verschiedene Filmteams laufen aufgeregt durchs Haus. Auf dem Bebelplatz stehen drei verschiedene Ü-Wagen und Busser verschiedener Fernseh- und Radiosender. Auf der anderen Seite der Oper stehen die zahlreiche große Polizeiautos. Ein roter Teppich im Foyer ist ausgelegt, eine Ecke für Fernsehinterview zurechtgemacht. Irgendwie sind mir das viel zu viele Menschen mit viel zu vielen Fragen. Vor allem weil sich die Medienleute immer für unglaublich wichtig halten und sich aufregen, wenn wir sie in bestimmte Bereiche nicht durchlassen. Ha, wahrscheinlich bin ich später ganz genau so! Ein zickige arrogante Medientante, die sich immer überall vordrängelt. Ich kleines bisschen freue ich mich darauf schon..

18.45 im ersten Rang
Dienstbeginn. Ich muss gefühlte 1000 kleine Zettelchen mit einem Statement des Orchesters zur Situation im Gaza in Programme des heutigen Abends einlegen, während viele wichtige und weniger wichtige Menschen mit Handy an den Ohren aufgeregt von A nach B laufen und ganz furchtbar gestresst aussehen.

19.00 Einlassbeginn
Ich weiß nicht, ob ich noch ein paar Minuten sitzen bleiben kann oder nicht, weil ich nicht weiß, ob die Menschen, die die Treppe hochkommen nun Journalisten, Polizisten in Zivil oder richtige zahlende Gäste sind, für die ich mich zu meinem Verkaufstisch begeben müsste. Weil jederzeit einer meiner Chefs kommen könnte, entscheiden wir uns fürs Einnehmen unserer Positionen.
Irgendwelche Techniker irgendeines Filmteams wollen in die Mittelloge, um sich die Probe anzschauen, weil ihre Chefin das versprochen hat. Meine Kollegin diskutiert mit ihnen und erklärt, dass unsere Chefin davon wenig begeistert wäre. Mein Kollege und ich unterhalten uns derweil lieber über die Freuden und Leiden von Serviceberufen.

19.35 auf Position 1M
Der Rang füllt sich mit zahlenden Gästen, die Programme kaufen wollen. Mein Portmonee wird mit den vielen Zwei-Euro-Stücken schwer und unhandlich. Die Gäste schwärmen von dieser wunderbaren Gelegenheit ein ganz besonderes Orchester zu sehen und stellen mir massenhaft Fragen zum Programm des heutigen Abends. Ich lächle sie an und sage ihnen, dass ich Filmwissenschaftlerin sei und keine Musikwissenschaftlerin. Meine Kollegin beantwortet als angehende Sängerin und Liebhaberin der klassischen die Musik gern die Fragen der Gäste.

19.58 vor der Mittelloge
Herr Köhler, seine Frau und gefühlte zehn dazugehörige Bodyguards betreten den Rang und werden auf ihren Platz in der Mittelloge begleitet. Ich bin bass erstaunt. Ich wusste ja gar nicht, dass unser werter Bundespräsident tatsächlich pünktlich zu Opernabenden erscheinen kann. Das hat er bis jetzt doch nie geschafft. Glücklicherweise versorgt ihn eine Dame vom Haus mit Programmheften. So geifen seine Bodyguards dieses Mal nicht unaufgefordert nach den Programmbüchern, ohne diese zu bezahlen.

20.08
Die Türen sind zu. Das Orchester beginnt zu spielen. Ich sinke erschöpft in einen Polsterstuhl, versorge Köhler Bodyguard mit den Informationen zum Ablauf des Stücks und hole mein Tagebuch raus, um über den aufregenden Tag zu berichten. Der Bodyguard fragt höflich, ob es mich stört, wenn er neben mir sitzen bleibt. Ich muss fast lachen. Schließlich ist es mein Job hier zu sitzen und aufzupassen und sein Job hier zu sitzen und aufzupassen. Er tut mir ein bisschen Leid, weil er sich nicht zu lesen mitgenommen hat und überlege, ob ich ihm was zu lesen anbieten könnte, komme dann aber zu dem Schluss, dass ihn Richard Dyer wohl nicht so interessieren wird und ich mein Tagebuch zur Lektüre nicht hergeben werde.

21.55 immer noch im ersten Rang
Weil ich nichts zu lernen habe, schreibe ich tatsächlich fast zwei Stunden lang Tagebuch. Aber langsam fällt mir auch nichts mehr ein. Der Bodyguard und ich warten ungeduldig darauf, dass der zweite Teil endlich fertig ist. Die angegeben 40 Minuten sind längst vorbei. In fünf Minuten beginnt der Einlass fürs zweite Konzert und alle ahnen, wie chaotisch das werden wird. Die Frau vom Haus, die für Köhlers Wohlergehen zuständig zu sein scheint, beklagt sich, dass Barenboim sich um so organisatorische Dinge überhaupt nicht kümmere und deshalb zu langsam dirigiere. Ich nicke und stelle mir/ihr die Frage, wer sich eigentlich um 23 Uhr ein Konzert in der Oper anhören wird und erkläre, dass meine Eltern schon um 22 Uhr im Bett sind. Die Frau ist der Ansicht, das sei ein Stadt-Land-Unterschied. Ich bezweifle, dass meine Eltern später ins Bett gehen würden, wenn sie in einer großen Stadt wohnen würden und erzähle ihr, dass die Ampel in meinem Heimatsort schon um 20 Uhr ausgeht.

22.07 Garderobe links, letztes Fenster
Das Orchester ist endlich fertig. Ich stehe neben meinem Oberchef und beruhige ihn, dass er sich keine Sorgen machen muss, wenn er mit der Ausgabe zu langsam ist, weil er keine Übung mehr hat und versichere ihm, dass ich total schnell bin. Nach einer kurzen Vorführung bei der Ausgabe eines Mantels ist er überzeugt und tief beeindruckt.

22.09
Zwei Fenster weiter
fängt meine Kollegin an zu kreischen. Alle gucken ein paar Sekunden etwas überrascht in ihre Richtung, bis wir begreifen, dass eine andere Kollegin steif am Boden liegt. Ich springe über den Tresen, sprinte ins Parkett hoch und mache Gebrauch von kräftigen Stimme und schreie aufgeregt nach einem Arzt. Der Theaterarzt ist auf die Schnelle nicht aufzufinden, meine Kollegin, die wissen müsste, wer es ist, auch nicht. Ich schreie einfach weiter, bis eine junge Frau reagiert, die Ärztin ist und mit mir zurück sprintet und über den Tresen springt.
Nachdem ich weiß, dass die krampfende Kollegin versorgt wird, gehe ich zurück auf Position und teile eilig Mäntel, Taschen, Hüte und Schirme aus. Ich zittere und mir ist ein bisschen schlecht irgendwie. Ich wusste bis eben gar nicht, dass ich so schnell rennen kann. Und das auf Pumps. Hätte ich einen solchen Sprint mal bei den Bundesjugendspielen 1995 hingelegt, hätte ich möglicherweise sogar eine Siegerurkunde bekommen.

Die Gäste fragen neugierig, was los sei. Die Ärztin schreit nach der Feuerwehr. Wir haben, die Dienstanweisungen befolgend, keine Handys dabei. Empfang gibt's hier sowieso nicht. Nach dem dritten Aufruf können wir unseren Chef dazu bringen, sein Handy zu nutzen und den Krankenwagen zu rufen. Inzwischen ist auch ein Mann von der Brandsicherheitswache bei der Kollegin. Nur der Theaterarzt tauch nicht auf.
Wenn ich zu den Jacken jenseits der Nummer 364 will, muss ich über die krampfende Kollegin rübersteigen und fühle mich wie im Krieg.
Die Gäste der zweiten Vorstellung sind in inzwischen auch schon da und möchten ihre Jacken bei mir abgeben. Ich erkläre ihnen, dass sie damit bitte zur mobilen Garderobe gehen sollen, da wir mit dem Auslass beschäftigt sind. Die Gäste gucken mich beleidigt an und gehen nicht weg.
Ich renne mit schweren Mänteln hin und her und schwitze unter meinem Blazer das ganze Hemd durch. Ich habe Hunger. Ich habe Durst!

22.25
Die Garderobe leert sich langsam und ich entscheide, dass ich jetzt wohl besser auf meine eigentlich Position zurückkehre und ein paar Programme verkaufe. Oben angekommen trinke ich unterm Wasserhahn erstmal einen halben Liter eklig rostiges Wasser, ziehe meinen Blazer aus und erzähle meiner unwissenden Kollegin vom Drama im Keller.
Wir machen uns Gedanken und vergessen dabei ein wenig, dass wir eigentlich zum Arbeiten hier sind und nicht zum Kaffeeklatsch.

22.33 1.Rang
Mein Kollege kommt von der Garderobe hoch und erzählt furchtbare Geschichten von epileptischen Anfällen und Unterversorgung des Gehirns und Absterben der Gehirnzellen. Mir wird schlecht, weil ich das nicht abkann und ich seit viereinhalb Stunden nichts gegessen habe. Ich sage ihm, dass er aufhören muss, weil ich sonst in Ohnmacht falle.

22.40
Von irgendwoher kommt das Gerücht auf, dass die Garderobieren unten völlig überfordert sind, sodass meine Kollegen zur Aushilfe runterlaufen und mich mit dem Rang allein lassen. Ich sage, dass ich das schaffe und versuche, eine Holzkiste Programme auf meiner Hüfte zu balancieren und gleichzeitig die schweren Türen zum Saal zu öffnen.

22.42
Meine Einsatzleiterin kommt vorbei und ist wenig begeistert, dass meine Kollegen ohne Anweisung ihre Positionen verlassen haben, ich allein auf dem Rang herumlaufe und die Arbeit für drei mache.

22.57
Meine Einsatzleiterin teil mit, dass wir eine Viertelstunde später anfangen werden, weil die Musiker ein bisschen mehr Verschnaufpause zwischen den Konzerten brauchen und keiner so richtig weiß, ob das zweite Konzert mit oder ohne Pause gespielt wird. Weil ich eh keine Programme mehr habe, bekomme ich die Aufgabe durch's Haus zu laufen und meine Kollegen zu informieren. Ich laufe in den dritten Rang und gebe meinen Kollegin Bescheid, die böse gucken. Ich denke an das Alte Rom (oder war es Griechenland), wo die Überbringer schlechter Nachrichten umgebracht wurden und bin froh im Deutschland des 21. Jahrhunderts zu sein.

23.30 Damenumkleide
Das Konzert hat endlich angefangen und die Abrechnung ist gemacht. Ich laufe in die Umkleidekabine zu meinem Zwiebelbrot und reiße mir ein bisschen was ab, um was gegen das Zittern zu tun. Lars ist auch schon da, weil er ebenfalls Hunger hat. Wir entscheiden, dass wir unbedingt noch feiern gehen müssen, weil wir uns das wirklich verdient haben.
Ich hole die Flasche Rotkäppchen Rubin aus meinem Spind und gebe sie meiner Einsatzleiterin, damit sie auf dem Fensterbrett kalt gestellt werden kann.

0.15 1. Rang links
Ich entscheide, dass ich zu fertig und überdreht bin, um noch an der Reportage zu arbeiten, schreibe lieber weiter Tagebuch und stöhne zusammen mit den Kollegen über unsere undankbaren Arbeitszeiten.

0.40
Garderobe links
Das Konzert ist endlich zuende. Ich schmeiße den Gästen überschwänglich ihre Mäntel entgegen und wünsche ihnen eine gute Nacht. Ich möchte sagen, geht jetzt sofort nach Hause und kommt nicht auf die Idee, im Foyer noch einen Klönschnack mit euren Kulturtantenfreundinnen abzuhalten.


0.55 Parkett links
Die Mäntel sind weg! Die Gäste auch! Ich trage mich aus. Meine Einsatzleiterin gibt mir meinen Sekt. Alle Kollegin gucken komisch. Ich sage nur, dass ich mir den heute wirklich verdient habe und gehe mich schnell umziehen. Feierabend!



Freitag, 16. Januar 2009

Teil Zwei des völlig verückten Montages

14.05 wieder bei den Bewerbungsunterlagen
Ich stelle fest, dass ich auf dem nicht tabellarischen Lebenslauf ein Passfoto kleben soll und kriege eine weitere schlimme Krise. How dare they? Warum kann ich nicht einfach meinen wundervollen tabellarischen Lebenslauf mit dem zauberhaften digitalen Foto aus Montepelier nehmen. Da sehe ich wenigstens nicht aus wie der letzte Honk, eine sterbenskranke Schwergewichtsboxerin oder ein zwölfjähriges Gothic-Kid. Passfotos schaffen es aus mir, selbst an Tagen, an denen ich mich eigentlich ganz gut fühle, ein blasses, konturenloses, dickgesichtige Monster zu machen. Wer mein Personalausweisfoto sieht, schmeißt meine Bewerbung sofort in hohem Bogen in den Altpapierkorb. Oder hängt sich das Bild zum täglichen Ablachen an die Büro-Pinnwand. Also neue Bilder...

14.15 im Badezimmer
Murphy schlägt zu. Warum kriegt man die wichtigen Anrufe in den ungünstigsten Momenten. Warum muss mein Handy mit dem angekündigten Jobangebotsanruf ausgerechnet jetzt klingeln? Die scheinen am anderen Ende der Leitung ein Talent für ungünstige Anrufzeiten zu haben (und können damit zusammen mit Lars eine Selbsthilfegruppe gründen). Nachdem sie mich das erste Mal in Gran Canaria im Taxi erreicht haben, das zweite Mal während der Schulung im Friedrichsstadtpalast (das Handy war selbstverständlich auf lautlos) anriefen, ist dies wirklich der ungünstigste aller Momente.
Ich wette, dazu steht auf Jonas' Plakat zu Murphy's Law ein passender Spruch.
Na gut, es ist wichtig. Also laufe ich mit offener Hose durch die Wohnung zum Telefon. Da nur Gregor da ist und ich für dessen Geschmack eh zehn Jahre zu alt und zehn Kilo zu schwer bin, ist mir das auch nicht weiter peinlich. Und die Frau am anderen Ende kann mich ja glücklicherweise nicht sehen, sondern nur den Enthusiasmus in meiner Stimme hören.

14.25 zurück am Laptop in Daniels Zimmer
Ich entscheide, dass heute mein Glückstag ist und ich unbedingt mein Telefoninterview führen sollte. Ich strahle schließlich vor mich hin und kann diese positive Grundeinstellung und mein umwerfendes Lächeln heute bestimmt auch durch den Hörer nach Frankfurt rüberbringen.
Der Mann am anderen Ende der Leitung möchte allerdings ersteinmal wissen, ob ich schwimmen könne. Ich sage: ...joaaa.... Und denke an den Schwimmkurs bei der bösen Frau Claus, die immer ganz viel rumgemeckert hat und mich in den letzten zehn Minuten nie mit den anderen im Nichtschwimmerbecken hat spielen lassen, weil ich so langsam war und ein paar Strafbahnen schwimmen musste. Aber gut. Ich habe das Seepferdchen bestanden. Insofern ist meine Antwort wahr!
Als nächstes erkundigt sich der Mann in Frankfurt nach möglichen Piercings und Tattoos. Ich erzähle, wie klitzeklein der Stecker in meinem rechten Nasenflügel ist und biete ihm an, den im Falle eines persönlichen Vorstellungsgesprächs und einer Anstellung rauszunehmen. Das wollte er hören!
Es geht auf Englisch weiter. Nachdem ich ausführlich erklärt habe, wo ich Englisch gelernt habe und was ich für Serviceerfahrungen habe, kommen seltsame Fragen, deren Antworten ich mir schnell ausdenken muss, obwohl ich nicht genau weiß, was ich selbst für guten Service halte und erst recht nicht, was die Fluggäste Nettes über mich auf die Feedbackformen schreiben werden. Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass irgendjemand je einen Feedbackbogen ausfüllt, wenn er sich nicht über etwas aufregen möchte. Das erkläre ich dem Mann am anderen Ende der Leitung, aber er zeigt wenig Verständnis für meine Ansicht.
Zwischendurch sehe ich mein Handy aufleuchten (zum Glück lautlos). Papa versucht anzurufen. Wahrscheinlich will er mir mitteilen, dass er eine Stewardess ausfindig gemacht hat, die mir ein paar Tipps geben kann. Oder mir davon abraten das Interview heute zu führen. Zu spät!
Nach zwanzig Minuten ist das Gespräch vorbei. Der Mann fragt mich, ob ich noch Fragen hätte. Ich weiß wirklich nicht, was ich ihn fragen sollte. Also lasse ich mir eine Rückrufnummer geben und lege auf.

14.50 in der Küche
Ich komme fluchend aus Daniels Zimmer. Jana ist gerade von der Uni gekommen und kocht sich Mittagessen: "Wusst ich's doch, dass ich deine Stimme aus Daniels Zimmer gehört habe." - "Ja, ich habe da gerade mein Home Office eingericht und mein Job-Interview gehabt." Ich laufe zu den Resten meines Milka-Kuhflecken-Weihnachtsmannes und stecke mir nervös ein Stück nach dem anderen in den Mund: "Scheiße man. Das lief ja richtig schlecht. Was waren denn das für bescheuerte. Was soll man denn um Himmels Willen auf die Frage antworten, warum sie gerade mich einstellen sollten. Und wie definiert man guten Service?!" Jana versucht - wie immer- ganz therapeutisch einfühlsam auf die Situation einzugehen: "Bist du dir sicher, dass es wirklich so schlecht war? Nur weil du das Gefühl hast, dass es nicht so gut lief, heißt das doch nichts?" Noch ein Stück Weihnachtsmann. Ich bin desillusioniert und erschüttert, dass mein Plan B nicht aufzugehen scheint. Jana versucht weiterhin, mich zu beruhigen und schlägt vor, ich könne mich doch auch einfach bei KLM bewerben. Könnte ich wohl, wenn ich denn des Niederländischen mächtig wäre. Bin ich aber nicht. Insofern muss ich mich wohl an deutsche Fluggesellschaften halten.

15.15 S+U Bahnhof Schönhauser Allee
Mal wieder mein Handy. Ein Rückruf von Papa. Ihm ist etwas eingefallen, dass sie im Interview sicher fragen werden: "Die werden von dir wissen wollen, warum du das nach dem Studium noch machen willst. Da musst du eine gute Antwort drauf haben." Leider haben sie das nicht gefragt. Denn darauf hätte ich sogar eine gut durchdachte Antwort gehabt. Also erzähle ich Papa und allen anderen Fahrgästen in der U2 detailliert von meinem Bewerbungsgespräch. Er will jede Frage und jede meiner Antworten genau wissen. Also werden meine Sitznachbarn werden über meine Sicht von gutem Service informiert. Irgendwie sind sie davon nicht so richtig begeistert. Nein, ich kann nicht leise reden. Kann ich wirklich nicht. Wenn die einmal im Leben bei uns zu Hause am Küchentisch gesessen hätten, wüssten sie, dass das Motto "survival of the loudest" gilt. Wie soll man sich denn sonst Gehör verschaffen.
Als die U2 kurz vorm Senefelder Platz unter die Erde fährt, habe ich keine Verbindung mehr. Ich ärgere mich und die anderen Fahrgäste freuen sich!

15.30 Umsteigen am Alex
Papa ruft zurück und will die restliche Berichterstattung hören. Also erzähle ich weiter und rege mich über die komischen Fragen auf. Als die S-Bahn am Hackeschen Markt einfährt stellt Papa fest: "Hey, du bist jetzt am Hackeschen Markt. Das habe ich gehört." Wie schön! Da macht er eine kleine telefonische Reise durch die Stadt mit.
Nachdem ich das gesamte Telefoninterview samt meiner Anmerkungen und Gedanken dazu wiedergegeben habe, ist Papa sicher, dass ich alle Fragen richtig beantwortet habe und immer noch im Rennen bin. Ich hoffe, dass das nicht eine solche verklärte väterliche Überzeugung ist wie bei meiner Bewerbung an der HU.

16.00 McCafé im Hauptbahnhof
Traditionelles montägliches Kaffeetrinken mit Lars in unserem Stammcafé. Ich habe so viel zu erzählen, dass ich gar keine Zeit für meinen grande Mocha mit fettarmer Milch habe. Und irgendwie bin ich auch viel zu überdreht und viel zu aufgeregt für Koffein. Ich rede eh schon so viel, als hätte ich bereits drei doppelte Espresso intus. Lars bleibt nichts anderes übrig als schweigend an seinem Latte zu nippen und sich für mich zu freuen.

17.00 Aula der Joan-Miro-Grundschule in Charlottenburg
TU Tanzkurs A1. Wie immer lachen und diskutieren wir mehr als wir tanzen. Die Schritte haben wir jede Woche wieder vergessen. Der Wiener Walzer ist nicht so unser Ding. Der langsame Walzer auch nicht. Ich finde, Lars' Vorwärtsschritte sind zu klein und Lars meint, ich drehe mich zu viel. Immerhin müssen wir heute keine Taktik überlegen, um den Partnerwechsel zu umgehen, den wir so hassen. Dafür klingelt mitten in der Trockenübung für den langsamen Walzer mein Handy. Und zwar gefühlte fünf Minuten lang. Ich überlege, was Papa und ich uns heute noch zu erzählen hätten und versuche möglichst unbeteiligt auszusehen, damit niemand darauf kommt, das es mein Telefon ist, dass da stört.
Zehn Minuten später fallen wir sowieso unangenehm auf, da wir früher gehen müssen. Die Arbeit ruft.

Teil 3 folgt...

Dienstag, 13. Januar 2009

Oh, what a day!

Eigentlich habe ich keine Zeit zu bloggen. Eigentlich sollte ich andere viel wichtiger, lebensentscheidendere Dinge schreiben. Einen nicht-tabellarischen Lebenslauf zum Beispiel. Oder einen Reportage über fahrende Händler in Deutschland. Und einen Brief an meine Krankenkasse.

Aber als ich gestern Abend um zwanzig nach zehn zitternd und mit einem flauen Gefühl im Magen neben meinen Oberchef in der Garderobe stand, aufgeregt Mäntel austeilen und dabei über meine bewusstlose Kollegin klettern musste, da dachte ich mir, dass ich diesen Tag einfach nicht wortlos vorrüberziehen lassen dürfe. Viel zu viel. Viel zu lang. Viel zu aufregend. Viel zu anstrengend. Viel zu viel Adrenalin.
Here we go.

8.15. Auf Lars' Sofa.
mein Wecker klingelt. Viel zu früh für mich. Zumal ich unruhig geschlafen, wirr geträumt und zwischendurch immer wieder an schöne Frauen in glitzernden Kostümen bei Berkeley und Gene Kellys Regenschirm gedacht habe. So oder so ähnlich. Also, schnell schick anziehen und Haare hoch. Frühstücken kann ich nicht, das ist mir zu früh und ein klitzekleine-tiny-weeny-wee aufgeregt bin ich vielleicht doch. Also nur ein viel zu heißer Tee, von dem ich gerade mal ein Viertel schaffe.

8.52 M10 Richtung Warschauer Straße.
Meine Güte, sind die Bahnen zu früher Stunde voll. Das merke ich ja sonst nie. Ich habe zu meinen normalen Zeiten immer nur ein paar Rentner, Touristen und Motz-Verkäufer in der Bahn. Haben die Leute alle kein zu Hause? Oder ungemütliche Betten?

9.08 U1 Richtung Uhlandstraße.
Endlich hinsetzen. Karteikarten raus und alles nochmal lesen. Was habe ich nur für eine furchtbare Sauklaue?! Überall fehlen Buchstaben, Klammern oder gleich ganze Worte. Da kann ich ja gleich gucken, wie gut ich gelernt habe. Wenn ich die fehlenden Buchstaben und Begriffe im Kopf ergänze kann, kann ja nichts schiefgehen.

9.25 U Bahnhof Kurfürstendamm.
Die U9 fährt mir beim Umsteigen vor der Nase weg und ich ärger mich, was die BVG mir da schon wieder für eine Verbindung rausgesucht hat. Kein Mensch kann schneller gehen (also umsteigen) als ich. Wie soll man es denn in einer halben Minute vom einen Ende der U1 runter zur U9 schaffen??? Wenn die nächste Bahn erst in drei Minuten kommt und ich noch den X83er als Anschluss kriegen muss, der sowieso immer so unzuverlässig ist, wie soll ich denn dann so rechtzeitig am Institut sein, dass ich vorher nochmal aufs Klo kann. Grrr. Also setze ich mich hin und esse drei Handvoll Smacks und sehe dabei aus wie Krümelmonster.

9.39 S und U Bahnhof Steglitz.
Alles wird gut. Ich nehme den richtigen Ausgang vom U Bahnhof (und das ist gar nicht so einfach) und stehe zwischen zig anderen Studenten an der richtigen Bushaltestelle. Der X83er kommt nach zwei Minuten und lässt uns verbotenerweise hinten einsteigen, sodass ich nicht auch noch nach meinem Ticket kramen muss.

9.50 Institut für Filmwissenschaft, vorm Büro meiner Professorin.
Wir warten auf den Protokollanten. Währenddessen unterhält sich meine Professorin mit dem anderen Professoren des Instituts über ihr Wochenende: "Na, wie war dein Wochenende?" - "Ganz gut, ein bisschen langweilig. Ich bin viel spazieren gegangen." - "Ist doch gut." - "Ja, schon. Was hast du denn gemacht." -"Wir hatten Besuch. Das ist immer ein bisschen anstrengend, finde ich. Da muss man immer so viel kochen und so." - "Ja, stimmt." - "Na ja, und außerdem haben wir ordentlich gebechert. Bis in die Morgenstunden diskutiert. Da ist man um vier Uhr morgens hellwach." - "Haha, dafür ist man mittags um zwei müde." - "Genau... So, dann muss ich jetzt eben noch ein paar Prüfungen machen. "-"Bis nachher."

10.00 im Büro.
Ich werde erstaunlicherweise nicht gefragt, ob ich mich prüfungsfähig fühle. Dabei stand das als Ankreuzoption oben auf dem Protokollbogen, den ich mitbringen musste (dementsprechend in einer Panikattacke am Samstagmorgen gesucht und erstaunlicherweise sofort gefunden habe... ich hatte ihn ordentlich weggelegt!!!). Scheinbar sehe ich unglaublich fit aus, sodass sie Frage heute wegfällt. Stattdessen geht es los mit: "Sie haben sich ja wenigstens mal ein schönes, fröhliches Thema ausgesucht."
Es folgt eine Frage zu Madonna und ihrer Rolle in Evita. Ich erzähle irgendwas von der Interdependenz zwischen Filmindustrie und Popmusikindustrie und trete aus Versehen die Professorin unterm Tisch. Huch!
Fragen zu "Singin' in the Rain": Ich denke daran, wie Kathleen und ich die DVD vor ziemlich genau einem Jahr in ihrer neuen Wohung von ihrem Gästebett aus geguckt und dabei eine Tüte Haribo Tropi Frutti in Sekundenschnelle aufgegessen haben und wie toll mir die Schuhe in dem Film gefallen haben und erzähle irgendwas über die Darstellung der neuen Technik und ihrer Demystifizierung. Anschließend trete ich die Professorin unterm Tisch. Oups.
Fragen zu Marlene Dietrich in "Der blaue Engel": Ich denke daran, dass das Filmplakat seit drei Jahren an unserer Wohnungstür hängt und ich den Film nie geguckt habe und spreche über die Schwierigkeiten der Genredefintion. Dabei trete ich aus Versehen unterm Tisch meine Professorin gegen ihre schicken schwarzen Stiefel.

10.30 Die Prüfung ist zuende. Die Professorin schickt mich raus und sagt: "So furchtbar waren die Fragen ja nun nicht, dass sie mich dauernd treten mussten."

10.31 vor der Tür.
Ich treffe auf die Studentin, die nach mir Prüfung hat. Sie sieht aus, als hätte sie eine Woche lang nicht geschlafen, guckt mich verängstigt an und erzählt mir von ihrer Prüfungsangst. Ich bin kurz davor zu sagen, dass die Fragen ziemlich fies waren, kann mich aber gerade noch zusammenreißen. Stattdessen erzähle ich, ebenso wenig einfühlsam, dass ich darunter glücklicherweise nicht leide und Samstagnacht noch Bier trinken war, weil ich so entspannt war.

10.32 Ich werde wieder reingerufen. Die Professorin gratuliert mir und sagt mir mehrfach, dass sie mich ermutigen möchte, beim nächsten Mal etwas mehr von der Literatur und dem historischen Raster abzurücken und mir ein paar gewagtere Thesen zuzutrauen. Ich lächle sie an, bedanke mich und denke, dass das ein überflüssiger Ratschlag für eine angehende Stewardess ist. Aber das sage ich ihr lieber nicht. Stattdessen erzähle ich ihr, wie schön ich am Samstag mit Jan gelernt habe und dass man mir im Prüfungsamt meine gesamten Studienbuchseiten weggenommen habe, sodass ich nicht weiß, wie ich mich für die nächste Prüfung anmelden soll. Sie weiß es auch nicht. Von bürokratischen Vorgängen der Uni wissen die Akademiker nie irgendwas. Eigentlich weiß es außer den hexenartigen Wesen im Prüfungsamt eh keiner.

10.34 Bushaltestelle des X83er.
Anruf bei Lars, um ihn über die Leistungen meines "Riesenhirns" zu informieren. Anruf bei Jan, um ihn über seine Leistungen als meine erste "Lerngruppe" zu informieren. Beide sagen, ich solle feiern. Ich sage, ich müsse eine Reportage schreiben und abends arbeiten.

10.44 S1 Richtung Oranienburg. iPod mit Musicalsongs auf den Ohren. Grenzdebiles Lächeln auf den Lippen.

12.30 auf der roten Couch im Wohnzimmer.
Ich öffne nach langer Zeit mal wieder die Informationen zu den Bewerbungsunterlagen, die ich noch benötige und mein Lächeln friert ein. Waaaaaaaaaaas wollen die? Einen nicht-tabellarischen Lebenslauf? Was soll das denn nun schon wieder? Ich habe doch gerade so viel Arbeit in meinen tabellarischen gesteckt. Der ist endlich schön und vorzeigbar. Und was wollen die? Einen nicht-tabellarischen. Na toll. Ich schreibe eine Hilfemail an die Menschen in meinem Adressbuch, die ich in Bewerbungsdingen für erfahren und kompetent halte und versuche Papa anzurufen.
Der ist nicht da, also rufe ich Mama an. Nicht wegen des Lebenslaufs. Sondern weil ich sie eh schon seit Tagen anrufen wollte.

13.15 an Daniels Schreibtisch, wo es wärmer ist.
Ich stelle fest, dass sie auf dem nicht-tabellarischen Lebenslauf auch noch ein Passfotos aufgeklebt haben wollen. Muss das wirklich sein? Ich denke an mein Personalausweisfoto, auf dem ich aussehe wie ein "Eskimo", ein "Goth", eine "10Jährige" und vor allem nach "This is not you. I can't accept this ID."

13.30 am Laptop
Ich bin mit den Bewerbungsunterlage überfordert und prokrastiniere auf Facebook. Kathleen kann nicht verstehen, was für Fotos ich mit meiner Bewerbung mitschicken soll. Von was? Ach, was würde ich dafür geben, wenn die Deutschen wie die Amerikaner und Australier Fotos auf Bewerbungen verbieten würden.

13.50 am Telefon.
Rückruf von Papa, der auch nicht so richtig weiß, wie ein nicht-tabellarischer Lebenslauf aussehen soll, aber verspricht, sich meine erste Version abends mal anzugucken und zu korrigieren. Was die Lufthansa bei den Telefoninterviews von einem wissen will, weiß er auch nicht. Ich soll Bekannte von mir fragen, die als Stewardess arbeiten. Ich habe keine Bekannten, die als Stewardess arbeiten. Meine Freunde sind alle sehr intellektuell, im Gegensatz zu mir.






fortsetzung folgt