Donnerstag, 6. März 2008

Reisebericht

Bevor ich mich selbst nicht mehr an den Urlaub erinnern kann, fange ich mal lieber endlich an, ein bisschen was dazu aufzuschreiben:

Weltstadt Hobart

Nach einem anderthalbstündigen Jetstarflug am frühen Morgen, einer harten Obst- und Gemüsekontrolle am Mini-Flughafen, bei der ich es leider nicht geschafft habe, in zwei Minuten im Gehen ein Kilo Weintrauben aufzuessen und sie fast weinend in den Quarantäneeimer werfen musste, kamen wir in Tasmaniens Hauptstadt an, die eigentlich keinen weiteres Wort verdient als: sterbenslangweilig.
Nach erfolgreicher Hostelsuche und Gepäckabladen haben wir den Ort in weniger als 45 Minuten durchquert und umrundet, einen Blick in alle Geschäfte der Fußgängerzone geworfen, aufs Wasser geguckt und den günstigsten Kafffeeladen der Stadt gefunden und ausprobiert. Danach blieb uns nichts anderes übrig als die im Lonely Planet gelisteten Sights zu sichten: Salamanca Place mit schickem Brunnen und schweineteuren Cafés (ca. 10 Minuten), Museum und Art Gallery mit ausgestopftem Tasmanischen Tiger und der Geschichte der tasmanischen Aboriginese (immerhin fast zwei Stunden). Etwas unklar blieb uns und auch allen anderen deutschen Touristen, die uns unterwegs orientierungslos entgegenirrten, die Attraktion des Battery Point, der im Reiseführer so angepriesen wurde. Die locals schickten uns zu Arthur's Circus, was sich als kleiner runder Rasenplatz mit zwei Schaukeln herausstellte.
Am letzten Abend, zurück in Hobart, sind wir aus lauter Verzweiflung ins Kino gegangen (wo es kein süßes Popcorn gab, Sauerei!!!) und am letzten Tag vor der Abflug, an dem es zu allem Überfluss auch noch regnete, sind wir nochmals durch alle Straßen der Stadt gewandert, in JEDES Geschäft (vom Haushaltsgeräteladen bis zum C&A ähnlichen Bekleidungsgeschäft) gegangen, mussten feststellen, dass die zweite Art Gallery, die es eigentlich geben sollte, inzwischen geschlossen wurde, haben unser letztes Geld für zwei Crunchie Bars in King Size ausgegeben und uns auf dem historischen Friedhof JEDEN Grabstein durchgelesen. Sollten wir jemals wieder nach Hobart kommen, können wir also die Stadtführungen machen. Wo es den günstigsten Kaffee, einen Postbeamten mit Deutschkenntnissen und den gemütlichsten Buchladen gibt, wissen wir.

Port Arthur

Nach anfänglichen Schwierigkeiten von Hobart wegzukommen, da ich mich erst ans Fahren und Lars sich ans Kartelesen gewöhnen musste, haben wir es mit Zwischenstopp zum Kirschenkaufen und Küsteangucken abends dann doch noch pünktlich nach Port Arthur geschafft, um an der von Sara empfohlenen Ghost Tour teilzunehmen. Unser guide erinnerte stark an Otto ("You really remind us of a German comedian called Otto." - "I've heard that before.")und konnte wunderbar Gruselgeschichten erzählen. Der Regen gab der Atmosphäre noch den letzten Touch und ich hatte die ehrenvolle Aufgabe, die Laterne zu tragen. Ach so: Geister haben wir beide nicht gesehen. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass eben diese im entscheidenen Moment unsere Quittung für die Tour im Auto weggezaubert haben!!!
Am nächsten Tag haben wir uns das ganze Gelände nochmal im Tageslicht angeschaut, ein bisschen mehr über die Geschichte des Ortes und der einzelnen Gebäude gelenrt und uns aufgrund anhaltender Regenschauer aber ziemlich bald auf den Weg Richtung Norden zum Wineglass Bay gemacht.

Wineglass Bay

Ja, der Strand ist wirklich schön. Aber ob es der schönste ist, den ich je gesehen habe, weiß ich nicht. Den im Abel Tasman Park fand ich besser, glaube ich. Aber vielleicht lag das auch einfach daran, dass wir beide von der Wanderung über den Berg ein bisschen fertig waren und den Strand nicht mehr in seiner ganzen Schönheit wahrnehmen konnten. Die Wallabies kamen wirklich ziemlich dicht an die Menschen ran. Die vielen toten Vögel, die im Sand rumlagen, fand ich etwas eklig. Die Showeinlage der springenden Delfine wurde durch die Entdeckung des verlorenen Schals ein paar Minuten zuvor leider etwas gestört.

Bicheno

Eigentlich sollte dieser kleine Ort an der Ostküste auf unserer Reiseroute keine bedeutende Rolle spielen, sondern lediglich ein kurzer Tankstopp auf dem Weg nach Launceston sein. Pech nur, dass die Tankstellen in Ortschaften dieser Größe ähnliche Öffnungszeiten haben wie die Altländer Sparkasse. Eigentlich hätte ich das bereits auf der Great Ocean Road Tour im November lernen sollen, wo wir abends durch zahlreiche Dörfer gefahren sind, deren Tankstellen schon geschlossen hatten. Aber scheinbar war das nicht Lektion genug. Also kamen wir kurz nach sechs in Bicheno an, fragten im Convenience Store nach der örtlichen Tankstelle und wurden relativ nüchtern über deren Ladenschluss um 5 aufgeklärt. Außer "The next one is in St. Helens, but I don't know whether that's still open!" war keine Hilfe zu erwarten und meine Erfahrungswerte, wieviel Kilometer man mit einer Achteltankflüllung noch fahren kann, waren leider gleich null. Also standen wir planlos vor der lokalen BP, haben erfolglos nach einer Rufnummer des Besitzers gesucht und bereits überlegt, im Auto zu übernachten, als ein großer 4WD neben uns hielt, vier Leute raussprangen und eine Frau mit skandinavischem Akzent und fragte, ob wir auch keinen Sprit mehr hätten. Glück im Unglück. Diese Isländer und die italienische Mitbewohnerin ihres Sohnes Ole waren bereits seit 30 km mit blinkender Tankleuchte gefahren und somit noch sehr viel bedürftiger als wir. Außerdem war Ole als Master of Business Student in Melbourne laut seiner Mutter "a good organizer, hatte bereits die Adresse des Tankstellenbesitzers herausgefunden und dessen Ehefrau genötigt, ihn auf dem Handy anzurufen. Da dieser gerade in Swansea unterwegs war um ein paar Touristenautos notzutanken, mussten wir eine Stunde warten, währenddessen wir uns nett über Australien, Tasmanien und Europa unterhalten haben und Lars, die Italienerin und der isländische Vater sich alle erstmal ein Bierchen genehmigten.
Die $30 Sonderkosten, die der Tankwart als Feierabendzuschlag haben wollte, konnten wir uns dann glücklicherweise teilen und mit vollem Tank ganz schnell nach Launceston weiterfahren. Danach haben wir immer brav rechtzeitig getankt und sogar unseren Woolworths Tankgutschein (4 cents off every litre) eingelöst.

Launceston

Hat mir wesentlich besser gefallen als Hobart, obwohl es eigentlich noch kleiner ist. Aber es sah alles so verdammt englisch aus, dass ich mich sofort wohlgefühlt habe. Nach einem Einkaufsbummel durch die Fußgängerzone (Ausbeute: ein Brot, das nicht schmeckte "So Lars, jetzt weißt du's. Das Brot schmeckt hier NIE. Und wenn es noch so toll aussieht.", ein pinker Gürtel für und ein beiger Gürtel für Lars im Buy-one-get-one-half-price-offer, zwei kurze Hosen im Sale bei JayJay's und nach langer Diskussion ("Die vielleicht?" - "Nein." - "Die hier?" - "Neeee." - "Dann diese?" - "Mmmmmmm." -"Man, du magst echt gar nichts." - "Nein, du hast einen Mädchenmusikgeschmack!" - "Und du hast einen Altherrenmusikgeschmack. So wie die Hauptfiguren in Nick Hornby Büchern, die ihre Plattensammlungen sortieren....und ich hasse es, wenn man meinen Musikgeschmack beleidigt!" - "Hä, du hast mich doch gerade beleidigt.") und kurzem Anschweigen sogar eine CD, mit der wir beide zufrieden waren) sind wir aus der Stadt rausgefahren und in einem kostenlosen Nationalpark wandern gegangen, wo es außer frei herumlaufenden Pfauen, Schwingebrücken, einer alten Power Station und schönen Wasserfällen auch einen Swimmingpool gab.

Devonport
Außer einem Hafen, an dem die Fähre nach Melbourne und Sydney abfährt, gab es in Devonport relativ wenig Interessantes. Dafür haben wir im Hostel über dem Irish Pub ein Zweierzimmer bekommen und hatten den gesamten Abend den Fernseher im Aufenthaltsraum für uns allein und konnten erst "Desperate Housewives" und anschließlich die Oscar-Verleihung gucken. Sehr schön. Außerdem habe ich zwei tolle bunte Müslischüsseln gekauft, was ich schon immer mal machen wollte, weil ich Lisas ca. 20 Jahre alte Plastikteile so eklig finde, die wir an den nächsten beiden Abenden gleich bestens gebrauchen konnten.

Cradle Mountain

Eins muss man den Australiern (und Neuseeländern) lassen: Sie können schicke Wanderwege in ihren Nationalparks bauen, die nie langweilig und immer gut instand sind. Da sind die $22, die
wir jedes Mal pro Auto an Eintritt bezahlen mussten, echt gerechtfertigt.
Zwar sind wir aus Zeitgründen nicht auf den Berg gestiegen oder haben wie einige, die uns entgegenkamen den mehrtägigen Überlandwalk mit Zelt und Schlafsack auf dem Rücken gemacht, sondern sind bloß ein paar Stündchen zu seinen Füßen durch die Landschaft gewandelt, aber dafür haben wir zwei echte lebendige Wombats gesehen, die erstaunlich groß waren und sich erstaunlich wenig bewegt haben. Auf dem Rückweg hatten sie sich ungefähr vier Meter von der Stelle wegbewegt, an der wir sie anderthalb Stunden vorher auf dem Hinweg gesehen hattten.
Leider waren sie nicht so sehr an Menschen gewöhnt wie die etwas zu aufdringlichen Wallabys im Wineglass Bay, sodass man sie auf unseren Fotos nur erkennen kann, wenn man weiß, wo man hingucken muss.
Ach ja: Ich finde nicht, dass Cradle Mountain aussieht wie eine Wiege. Keine Ahnung, wer sich das ausgedacht hat.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Klingt nach einem schönen Urlaub!

Anonym hat gesagt…

war es auch- sehr sehr schönhöhöhöhön!!!!!!