Sonntag, 16. November 2008

Mein erster Winter... seit Langem

Ja, es ist irgendwie verrückt. Denn ich habe seit Februar 2007 keinen Winter mehr gehabt. Das ist schon eine Weile her. Darum ist das Winterliche für mich momentan etwas ungewohnt.
Wobei ich nicht behaupten kann, dass es durch die lange Entwöhnung in irgendeiner Weise attraktiver oder interessanter geworden wäre. Natürlich war es am Donnerstag toll, mal wieder Eislaufen zu gehen und Suppen und Eintöpfe schmecken bei Kälte eh viel besser. Und der Glühwein schmeckt auch erst unter 5 Grad so richtig gut.

Ich weiß noch, dass ich in Sydney zu irgendeinen Zeitpunkt des verregneten Winters dort gesagt habe, ich hätte schonmal wieder Lust auf eine richtige Kälte, bei der man sich einen schicken Wintermantel und noch viel schickere Stiefel zu Rock und dicker Strumpfhose anziehen kann. Jawohl, dass habe ich gesagt. Ich habe mich dabei ein bisschen darüber lustig gemacht, dass die Australier zwar echte Mäntel besitzen und die auch anziehen, es aber beim Winterwetter in Sydney gar keinen Sinn macht, da solche Wintermäntel viel zu warm und überhaupt nicht gegen Wind und Regen sind, was man viel nötiger braucht. Insofern war meine norddeutsche Allwetterjacke eben doch viel nützlicher, wenn auch weniger modisch. Darum habe ich sie auch bei Mama und Papa hängen lassen und stolziere nun in schicken Mänteln und Stiefeln durch die Stadt. Aber ein paar Tage zum Schautragen reichen eigentlich völlig. Und die habe ich jetzt gehabt und damit ist es auch eigentlich genug. Die hatte ich jetzt und nun ist es eigentlich nur noch nervig, dass man zum Fahrradfahren immer schon Handschuhe anziehen muss und abends nach der Arbeit ohne Mütze schon kalte Ohren kriegt. Wollsocken, Uggboots, lange Jogginghosen und Sweatshirts zum Schlafen bin ich ja durchaus gewöhnt, aber das man sich beim Verlassen des Hauses noch mehr anziehen muss als einen Anorak und einen Schal, das hatte ich irgendwie verdrängt.


Und so richtig schick sind die meisten Winterklamotten ja dann eben doch nicht. Irgendwie war es natürlich wahnsinnig aufregend, die 20 Tonnen Kordhosen, Wollpullover, Samtschals und Ringelstrumpfhosen neulich Abend mal alle unterm Bett hervorgekramt habe, denn es fühlte sich ein bisschen an wie Weihnachten. Lauter neue Klamotten, deren Existenz mir in den letzten 19 Monaten nicht bewusst war! Wahnsinn, wieviel Auswahl ich hier jeden Morgen habe, wenn ich zwischen dem pinken Schrank, der blauen Kommode und dem anderen Schrank aufgeregt hin- und herspringe. Daran muss ich mich immernoch gewöhnen. Nach wie vor trage ich immer abwechselnd die gleichen beiden Kapuzenpullover von Puma (oh, wie vermisse ich mein Outlet) und den Rock, den ich in Sydney mithatte.

Verrückt! Wie habe ich mich in Sydney darüber aufgeregt, immer in den gleichen drei Sachen rumlaufen zu müssen und jetzt habe ich Auswahl und kann mich trotzdem nicht entscheiden. Ich bin das einfach nicht mehr gewohnt.

Und Strickjacken sehen einfach nicht so sexy aus wie Sommerkleider und Wollmützen nicht so modisch wie meine Hüte... Lars lacht mich regelmäßig für meine beige riesen Strickjacke aus ("Na wieder Türkentime?!" - "Oh, man. So schlimm ist sie doch gar nicht." - "Also, ich kenne so was nur von alten türkischen Omas."), die aber unglaublich schön warm ist und mir in Sydney an kalten Winterabenden im Penthouse vorm Fernseher sicher auch gute Dienste erwiesen hätte, wäre sie denn mit mir dort gewesen.


Kaum ist es abends früh dunkel und rund um die Uhr kalt, fühle ich mich ganz wunderbar weihnachtlich. Und das hat ich wirklich lange nicht mehr. In Sydney bin ich im April irgendwann morgens aufgewacht und dachte plötzliche "Huch, irgendwie war lange nicht mehr Weihnachten, es wäre mal wieder Zeit." Denn das hochsommerliche Abendessen auf der Terrasse im Penthouse und die Völlerei beim Orphan's Christmas bei Ants und Tess am ersten Weihnachtsfeiertag haben mit meiner Vorstellung von Weihnachten wenig gemeinsam gehabt.
Es war nun mal Sommer, es war nunmal warm, es gab nunmal keine Weihnachtsmärkte, keine Adventskränze, keine Dominosteine, keine selbstgebackenen Kekse von Mama, keine anständigen Adventskalender und keine Kerzen.
Denn bei Kälte und Dunkelheit macht die bunte Beleuchtung in der Stadt und die Dekoration in den Geschäften wenigstens Sinn, während mir der riesige geschmückte Tannenbaum in Melbourne letztes Jahr ziemlich deplatziert vorkam.

Ich will Rolf-Zuckowski-Kinderlieder hören und mitsingen. Ich will Kekse backen. Ich will Glüchwein trinken. Ich will Adventskalender basteln. Ich will Lichterketten in der ganzen Wohnung aufhängen. Ich will Kerzen anmachen und ohne Ende kokeln. Ich will am Nikolausmorgen irgendwas geschenkt bekommen. Ich will auf dem Weihnachtsmarkt gebrannte Mandeln essen und Kettenkarussell über der Spree fahren. Ich noch mehr Kekse backen. Ich will, dass jemand für mich "Kommet ihr Hirten" singt, weil ich das nicht kann. Ich will Diekpedder machen. Ich will den Weihnachtsbaum am 24. nach dem Mittagessen schmücken und dabei NDR2 hören. Ich will von lauter Glühweinsauferei und Keksmampferei einen Zuckerschock haben, den ich nur wieder loswerde, indem ich ein Glas Spreewaldgurken auf Ex aufesse.

Und das alles werde ich dieses Jahr ganz exzessiv tun. Alle diejenigen in meinem nahen Umfeld können sich schon mal auf was gefasst machen. Achtung, es wird weihnachtlich!

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wenn ich vor Weihnachten noch einmal in Berlin sein sollte, dann gehen wir beide auf den Weihnachtsmarkt, fahren Kettenkarussel und schlürfen Glühwein. Ich liiiiiiiiieeeeebe Weihnachtsmärkte und kann in meiner Umgebung leider niemanden davon überzeugen!

Anonym hat gesagt…

Oh, das wird schön!!

Anonym hat gesagt…

Mußt Du unsere Beziehungsprobleme in einem Blog austragen?

Anonym hat gesagt…

Was denn für Beziehungsprobleme?

Anonym hat gesagt…

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