Dienstag
Langer Flug. Ankunft in Dallas. Mexikanisches Abendessen. Rumpelmints trinken mit unseren neuen Freunden.Der vergessene Audioguide.
Mittwoch
Dallas Downtown. Mit dem Zug nach Fort Worth, um beim Stockyard die Longhornherde in den Straßen zu sehen. Kurz verlaufen, von einem Securitymenschen aufgesammelt und zu unserem Wunschzielort gefahren. John kauft sich einen Cowboyhut. Ich kaufe mir Reef-Flipflops. Wir trinken in einer Bar in Texas gebrautes Kölsch, das ich John wild gestikulierend in den Schoß kippe. All-u-can-eat ribs für die Jungs. Kellner Omar, der uns für Kroaten hält und sich deutsche Schimpfwörter beibringen lässt.
Donnerstag
Auto abholen am Lovefield Airport. Beverley vom Autoverleih macht uns ein Supersonderfreundschaftsangebot für ein viel größeres Auto, weil wir schon am Dienstag in den Straßen Dallas‘ festgestellen mussten, dass der von uns gemietete Dodge Caliber viiiiiiiiiiiiiel zu klein für vier Reisetaschen, ein Zelt, vier Schlafsäcke. Kühlbox etc ist. Wir mieten also lieber einen Van. Beverley bemerkt gar nicht. dass drei der Fahrer unter 25 sind. Wir freuen uns…zu früh. Der Computer merkt es doch. dann können wohl doch nur John und Michi fahren, weil der Aufpreis für under 25 drivers einfach unausprechlich hoch ist. Jonas klemmt Michi die Hand in der Autotür ein. Das Navi scheint an Jetlag zu leiden und kann uns den Weg nach Irving nicht anzeigen.
Mittagessen bei Burger King. Plötzlich funktioniert das Navi.
Auf nach Austin, das uns von unseren Tischnachbarn so angepriesen wurde. Der rechte Hinterreifen verliert Luft. Ankunft in Austin at dusk. Tolle Stadt. Genialer Ausblick von Congress Avenue. Mal wieder mexikanisches Essen. Mein Burrito ist unglaublich riesig und viel teurer als er in der Karte steht (nicht wegen der tax). Bester aufmerksamster Kellner ever. Aus Versehen kriegt er dafür eine horrende Trinkgeldsumme von uns (my fault).
Ab auf die 6th Street zum Feiern. Eine Kneipe neben der anderen. Bier kostet überall nur 2 Dollar. Verrückte Fahrradpolizisten sperren die Straßen spontan für den Autoverkehr, sodass wir von der Dachterrasse der Kneipe den Fußgängerinnen in die Dekolltées gucken und diese bewerten können. Alles voller aufgetakelter Frauen. Gutaussehende Männer gibt’s nicht. Michi ist total motiviert, die ganze Nacht zu feiern. John schläft fast im Stehen ein. Wir fahren also zu dritt zurück ins Hostel und wünschen Michi viel Glück.
Freitag
Da wir alle in verschiedenen Zimmer geschlafen haben (Mädchenschlafsaal for me), müssen wir uns zum Frühstück erstmal sammeln. Michi erzählt von der Sperrstunde ab 2 am. Knallebunte lucky charms zum Frühstück mit Blick auf einen dreckigen See. Reifen aufpumpen, Ab nach Downtown. Besuch des Capitols, das viel größer ist als das in DC. Schön alle Gemälde aller Gouverneure angucken. Lustige Fotosession im Raum für Pressekonferenzen. Neue Facebookprofilbilder für alle dabei. Mittagessen im schraddeligsten Pizza Hut on earth.
Auf nach Houston. Der Reifen verliert wieder Luft. Unsere erste Campingnacht. Jonas und ich freuen uns in Erinnerung an 1999 auf die KOA pools. Zelt aufbauen. Geht einfacher als gedacht. Das Zelt ist riesig. Der Pool wird gerade umgebaut. Auf in die Galleria Shopping Mall. Jonas und John gucken sich stundenlang Oakley Sonnenbrillen an. Ich kaufe mir mal eben eine reduzierte Oakleyjacke. John und Jonas gucken immernoch Sonnenbrillen an. Michi und ich ziehen gelangweilt zu American Eagle weiter. Ich kaufe mir ein zweites Paar Flipflops.
Biertrinken und Chipsessen auf dem Campingplatz. Jonas prophezeit eine schlaflose nach in der Hitze. Jonas leuchtet mich Johns Taschenlampe auf eine riesige Ratte. Wir ekeln uns. Ich gehe schlafen. Ich bin eingeschlafen, bevor die Jungs in Zelt kommen und kann demnach nicht erzählen, wie sie das Dach abgenommen haben, sodass wir so gut wie im Freien geschlafen haben.
Samstag
Outdoorfrühstück. Knallebunte Luckycharms aus der Katzenfuttertüte.
Zum Flughafen von Houston. Der heißt George Bush Airport. Jonas sagt: Bäh. Ich sage: Voll amerikanisch, dass sie Straßen und so was nach Leuten benennen, die noch gar nicht tot sind. John sagt: Vielleicht ist es auch nach dem Senior benannt. Jonas und ich lachen.
Am Flughafen reklamieren wir bei der Autovermietung den Reifen. John brilliert in exakter englischer Beschreibung dessen, was in den letzten Tagen mit dem Reifen passiert ist. Jonas und ich sind begeistert.
Wir werden von einem kleinen Mexikaner in unserem Auto zur Werkstatt gefahren. Michi und ich müssen uns also einen Sitz teilen. Wir werden in ein Hinterzimmer geführt. Nach zehn Minuten ist das Auto fertig. Wir wundern uns, dass es so schnell ging. Der Reifen sieht genau aus wie vorher. Der Typ erzählt uns irgendwas vom Scheibenwischerwasser. Wir verstehen nix. Wir fahren überfordert davon. Wir ärgern uns, dass wir nichts gesagt haben und der Reifen wahrscheinlich immernoch genau so viel Luft verliert wie vorher. Michi und John nehmen sich vor, den Reifen später selbst zu wechseln. Mittagessen bei Wendy’. Jonas introduced die anderen beiden to his favourite burgeria. Ich friere fast an meinem Mocha Frappuccio fest.
Wir fahren Richtung Baton Rouge. Jonas und John gehen unterwegs im Lake Charles baden. Der ist pisswarm und ziemlich dreckig. Michi und ich trauen uns nicht rein. Hinterher überlegen wir vier, ob darin Krokodile leben.
Kurz vor Baton Rouge entscheiden wir uns spontan weiter bis New Orleans zu fahren. Erstmal Kaffeetrinken beim Waffle House. Schließlich haben wir einen Bierdeckel abzuarbeiten. Waffle House ist nicht so der Bringer. Es gibt kaum Waffeln in der Karte. Ich möchte die Buttermilk Waffle. Die scheint außer mir nie jemand zu bestellen. Sie haben den Teig gar nicht da. Auch Jonas findet die Bestellung nicht so ganz einfach: „Man, you’re called the waffle house! Can I just get a waffle!“ Der Kellner amüsiert sich über John, der bei 94° Fahrenheit warmen Kakao bestellt. Die Innentemperatur beträgt etwa 50° F. Michi isst das erste Mal im Leben maple syrup. Er mag ihn nicht. Wir verlassen das Waffle House, streichen es vom Bierdeckel und lästern seitdem jedes Mal, wenn wir ein gelbes Schild sehen. Erstaunlicherweise hat Waffle House etwa so viele Filialen wie McDonalds.
Ankunft beim KOA New Orleans. Der uns zugewiesene Zeltplatz hat Untergrund aus Schotter. Wir ärgern uns. Wir fragen den auf einem Golfkart herumfahrenden Angestellten, ob er nicht einen weicheren Zeltplatz für uns hat. Nein. Wir wollen unser Geld zurück. Die Dame an der Rezeption ist wesentlich kompromissbereiter. Nach der vierten Nachfrage versteht sie, dass wir gar keine powered site brauchen. Das kann sie nicht verstehen. Sie kennt scheinbar nur Zelte mit Klimaanlage. Wir kriegen einen Platz auf der Rasenfläche neben dem Pool. „There’s a couple in the tent over there. Please respect their privacy“, bitte die Angestellte. Voll amerikanisch von ihr, meint Jonas. Zelt aufbauen. Ab in Pool. Duschen. Schick machen. Auf zur Party on Bourbon Street im French Quarter.
Die Seitenstraßen sehen gefährlich aus. Wir parken lieber in einem Parkhaus mit 10 Dallar flatrate für die ganze Nacht. Die Wertsachen finden glücklicherweise alle in meiner Handtasche. Wir gut, dass ich meine Desigual eher die „Ausmaße einer Reisetasche“ (Zitat Merle, how very true) hat.
In der Bourbon Street kriegt man Bier für einen Dollar. Wir trinken eine Runde. Wir kommen mit Jeffrey aus Mississippi ins Gespräch. Nein, falsch. Jeffrey kommt mit uns ins Gespräch. Denn Jeffrey hat deutsche Vorfahren und einen verdammt deutschen Nachnamen. Jeffrey ist Klimaanlageninstallateur aus einem Kaff in Mississippi. Wir erzählen ihm, dass das der nächste Staat auf unserer Tour ist. „Keep on driving!“, sagt Jeffrey. Er hasst Mississippi und wirft mit Superlativen um sich. Der ärmste Staat. Der Staat mit der höchsten teen pregnancy rate and so on. Wir trinken noch eine Runde Ein-Dollar-Bier. Jeffrey freut sich. Wir sind die zweiten Deutschen, die er in seinem 23-jährigen Leben trifft. Dann noch einen Engländer. Und sonst nur Mexikaner. Wenn er könnte, würde er gern mal nach Europa. Aber nun ist er mit seiner Freundin immerhin nach New Orleans gekommen. Wir trinken noch eine Runde Bier. Jeffrey will wissen, ob die Deutschen die USA seit Bush hassen. Er mag Bush nicht. Er hat Obama gewählt. Aber mehr Geld verdient er jetzt nicht. Die Leute bauen keine Häuser. Also brauchen sie keine Klimaanlagen. Aber die Klimaanlagen müssten doch gewartet werden, meint Jonas. Ja, aber Jeffrey macht keine maintenance. Er baut nur ein.
Wir haben vor lauter Bier kaum noch Hunger, gehen aber trotzdem noch schnell Abendesssen. Ohne Jeffrey. Vielleicht sieht man sich ja später wieder. Wir wollen unbedingt die Cajun Cuisine probieren. Ich habe die entsprechende Seite aus meinen New Orleans Reiseführer nachmittags im Auto extra laut vorgelesen. Jonas und John bestellen Jambalaya und ich Cajun Shrimp Creole. Wir sind glücklich.
Zurück zum Ein-Dollar-Bierstand. Wir treffen Jeffrey wieder, der uns die Stadt zeigen möchte. Wir gehen in eine Bar. Und noch eine. Am Ende des Abends waren wir uns alle einig. New Orleans ist wie der Hamburger Kiez.
PS: Alle Fotos sind von unserem inoffiziellen Reisefotografen Michi. Danke!
3 Kommentare:
auch Männer sollten Handtaschen mit Ausmaßen von Kleidertruhen haben. Ich sammle schon mal Speisereste und Kleinstartikel für eine solide Grundschicht.
Jaja, been there, done that dachte ich auch als Vermont aussah wie der Harz. Nichts gegen den Westen.
PS: PS: Ich hatte mich auch schon gewundert, warum Michi auf keinem Foto ist, aber er hätte ja auch verloren gegangen sein können.
Und: hält der Reifen nun die Luft?
super Foto im Kongresssaal des State of Texas, vor allem die ernsten Gesichter deiner Mitstreiter! Einfach schön!
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