Dienstag, 31. Juli 2007

Das Erstsemestergefühl


Es ist schon verrückt, nach drei Jahren an der Uni wieder ganz von vorne anzufangen und sich wieder wie ein doofer Erstsemester zu fühlen. Aber was will man machen. Ich kenne mich auf dem riesigen Campus nun mal noch nicht so richtig aus und die Tatsache, dass Level 1 das zweite Untergeschoss ist, hilft bei der verzweifelten Raumsuche auch wenig weiter.
Noch schlimmer ist natürlich, wenn man dazu genötigt wird, sich im Tutorium vor allen Leuten als Dummy zu outen, der letztes Semester NICHT "radio broadcasting" belegt hat, der KEINE swipe card für 24/7 access zum Computerraum hat, der NICHT weiß, wo man sich ebendiese Karte besorgt.
Ein kleiner Trost war immerhin, dass ich nicht die einzige im Kurs bin, die keine Ahnung von Videokameras hat, sondern dass in der Vorstellungsrunde eigentlich alle Teilnehmer zugegeben haben, dass sie keine Erfahrung mit Videodrehs außerhalb des Gebiets der Handykameras haben.
Da sich bei dem modularisierten Bachelorsystem, in dem jeder jedes Semester die gleichen Kurse mit den gleichen Leuten belegt hat, natürlich alle kennen, blieb ich bei der Aufgabe "find yourself a partner for the first assessment" ähnlich wie beim Zweierreihenbilden im Kindergarten als letzte übrig und mache nun meine erste Videoarbeit, das 90sec newspiece, mit Veronica aus Korea, die genau wie ich keine swipe card hat, nicht weiß, wo das security office ist und mich für mein Englisch bewundert.
Das kann also sehr lustig werden!

Montag, 30. Juli 2007

Sonntagsspaziergang


Nachdem ich mich von der anstrengenden Arbeit am Samstagabend erstmal mit ordentlichem Ausschlafen bis 12 Uhr mittags erholen musste, hatte ich mir eigentlich den gesamten Sonntag für die Arbeit an meinen beiden letzten FU Arbeiten reserviert. Aber wie das immer so ist bei solchen Plänen, kam mir eine viel bessere Idee in die Quere. Denn Kathleen, die genau so lange geschlafen hatte, kam beim Frühstück in den Sinn, einen Sonntagspaziergang nach Erskinville und Newtown zu machen, damit wir uns am Ende des Tages nicht so schlecht fühlen, weil wir den ganzen Tag in der Wohnung rumgegammelt haben.
Und da ich sowieso mal wissen wollte, wie man zu Fuß nach Newtown kommt, weil da auch die Gelateria ist, und endlich mal einen Fahrradhelm kaufen musste, bin ich dann mitgekommen.
Im Endeffekt hat unser kurzer Spaziergang dann fast drei Stunden gedauert, da wir nicht nur in den Fahrradladen gegangen, sondern auch in alle anderen Geschäfte, die so auf dem Weg lagen.
Im Esotherikladen hat Kathleen vorgeschlagen, ich solle mir für mein Zimmer einen Lavendelbüschel kaufen, der wenn man in anzündet und durch die Wohnung wedelt Jesse's bad spirit aus meinem Zimmer vertreibt. Beim Anblick des Preises meinte ich, ich werde es mir nochmal überlegen und erst holen, wenn mein Computer wieder abstürzt oder ich sonst irgendwie das Gefühl bekomme, mein Zimmer werde von bösen Geistern beherrscht. Im bead and jewellery shop habe ich mir eine Kette mit einen pinken Perlmuttanhänger gegönnt und Kathleen hat sich von der Verkäuferin beraten lassen, wie sie selbst Schmuck basteln kann. Im Möbelladen haben wir nach einem CD-Regal für Kathleen geguckt. Im 2-Dollar-Shop haben wir für einen Dosenöffner zusammengelegt, damit die Tatsache, ob eine Dose über einen integrierten Öffnungsmechanismus verfügt, nicht weiter die Essensauswahl bestimmt. Denn beiden Dosenöffner, über die die WG verfügt hat, hatte Jesse beim Auszug mitgenommen, zusammen mit der Hälfte der restlichen Küchenausstattung und des Inhalts des Gewürzschranks. Komisch, irgendwie kommt mir das bekannt vor. Ausziehende Mitbewohner scheinen weltweit ähnliches Verhalten an den Tag zu legen.
Im Deli hat Kathleen sich Schinken gekauft, weil sie vom Spaziergang so hungrig geworden war.
Und im Fahrradladen habe ich dann tatsächlich auch einen Helm umd ein Vorderlicht gefunden und dafür mehr ausgegeben, als ich am Vorabend verdient hatte. Aber ohne Helm darf ich nunmal nicht fahren und ohne Licht garantiert auch nicht.

Nachdem ich immerhin anderthalb Stunden in mein "Framing Celebrity" geguckt hatte, wurde dann auch schon die Abendgestaltung eingeläutet, indem Kathleen und ich losgezuckelt sind, um Wein und eine DVD zu holen, während Lisa auf die von Kathleens Ma vorbereiteten garden vegetables im Ofen aufpassen musste. Da der bottle shop leider schon zu hatte, mussten wir die Flasche Rotwein dann im Boundary (Pub) nebenan holen und haben für den Hauswein stolze 12 Doller bezahlt. Auf Wunsch von Lisa haben wir "Hot Fuzz" ausgeliehen, der uns immer noch mehr zugesagt hat als "Actually, I feel like a war movie. What about the Clint Eastwood one, the Japanese...". Auch in der Videothek bin ich mal wieder fast in Ohnmacht gefallen, als wir allen Ernstes sieben Dollar für den Film bezahlen mussten und ich kurz davor war zu sagen, dass wir ihn eigentlich nicht kaufen wollten. Aber gut, ich habe den Schock dann mit süßem Rotwein und italienischem Panettone runtergespült

Sonntag, 29. Juli 2007

Hard Work in der Gelateria

Ach was sehne ich mich nach meiner ersten Abendschicht bei "Dolce & Gelato"gestern zurück nach dem Abenddienst in der Oper. Das ist ja wirklich das reinste Freizeitvergnügen gegen die harte körperliche Arbeit, die einem im Eisladen abverlangt wird. Fünfeinhalb Stunden stehen ohne Pause, denn die steht einem gesetzlich, das wissen wir ja alle von Herrn Dähn, erst nach sechs Stunden Arbeit am Stück zu. Wobei ich nicht weiß, wie die gesetzlichen Regelungen in Australien aussehen, aber da ich keinen Arbeitsvertrag habe, habe ich wohl eh wenig Rechte.
Immerhin habe ich den ganzen Abend über immer mal wieder echte italian hot chocolate bekommen, die einfach himmlisch ist, da es so schmeckt, als würde man flüßige Schokolade trinken. Ja, der Zucker darin "kept me going".
Denn, wer hätte das gedacht, Eis anständing eine Waffel zu schaufeln ist sehr viel schwieriger und komplizierter als man denken würde. Das erfordert eine Menge handwerkliches Geschick, das ich erst noch erwerben muss. Und bis dahin sollten alle Leute, die das Unglück haben, beim Eiskauf an mich zu geraten, in Anbetracht meiner mangelnden Erfahrung und meiner nicht-italienischen Gene lieber schnell nochmal ihre Bestellung überdenken und entgegen ihrer ursprünglichen Planungen besser keine drei Sorbetsorten in der Waffel, sondern lieber einen "single serve hazelnut in a cup" bestellen, wenn sie eine Attacke des gelatos auf ihre Ausgehkleidung vermeiden wollen.
Des Weiteren habe ich nun die Möglichkeit endlich mal meine Putzskills zu verbessern, die momentan zu wünschen übrig lassen. "You have to learn how to sweep properly. I mean: What kind of wife would you be?!"
Das Schöne daran: Ich brauche nicht weiter darüber nachzudenken, ob und welchem sports club an der Uni ich nur beitrete, da eine 5-stündige scooping-wiping-mopping-Schicht jegliches Fitnesstrainig ersetzt.

Samstag, 28. Juli 2007

Kunst und Kultur


Nachdem mich meine Mitbewohnerin Lisa nun gestern Abend doch nicht zur Lesbenparty mit dem Motto "horny devils" genommen hat, wurde die Abendplanung spontan auf Kinogucken umgeändert. Denn schließlich ist hier genau wie in Deutschland am Donnerstag der Simpsons-Film angelaufen. Besonders praktisch ist natürlich, dass einem hier nicht nur ein Kino zur Verfügung steht, das den Film im Original zeigt, sondern alle! Dafür kostest es, was wenig überrascht, auch etwas mehr. Wie gut, dass ich mein Adli-Haribo eingesteckt hatte und mir das Geld fürs Popcorn sparen konnte. Der Kinosaal war ziemlich dreckig, da die hier scheinbar zwischen den Vorstellungen nicht sauber machen und außerdem etwas seltsam aufgebaut. Es gab ungefähr 40 Reihen, aber so gut wie keine Erhöhung nach hinten hin, sodass diejenigen die in den letzten Reihen sitzen echt gearscht sind. Wie auch immer, der Film war sehr lustig, mit einer Menge Anspielungen und Zitaten. Nur das Schwein vom Anfang ist am Ende irgendwie nicht mehr aufgetaucht.

Heute gab es dann in der Art Gallery of New South Wales (freier Eintritt) das kulturelle Kontrastprogramm. Von Kunst des 15. Jahrhunderts bis zur Moderne und natürlich auch ein bisschen was von den Aborigines, was mir echt gut gefallen hat.
Weil man die Bilder nicht fotografieren durfte, wollte ich mir dann im Museumsshop ein paar Karten kaufen. Doch leider macht die Galerie wie alles hier schon um 17 Uhr zu (da beschwere sich nochmal einer über die streng regulierten Öffnungszeiten in Deutschland). Und als ich um zehn vor fünf am Museumsshop ankam, stand die Verkäuferin bereits in der Tür und hat keinen mehr reingelassen. Blödmänner, dann kauf ich eben nix.

Freitag, 27. Juli 2007

Random Notes, die zweite


Nach zwei Wochen hier, habe ich weitere mehr oder weniger interessante Feststellungen gemacht und lustige Kommentare gehört:

Bill Bryson hatte Recht: die Schuluniformen hier sind noch viel schlimmer als das, was man in England zu sehen bekommt.

Neben mushy peas halten die Supermärkte hier eine weitere Sensation in der Kategorie Gemüsebrei bereit: creamed corn.

Die Kinder im Unikindergarten müssen jeden Tag rund um die Uhr (zumindest immer, wenn ich vorbei gehe), auch bei Wolken, einen Sonnenhut mit Nackenschutz tragen, obwohl der Spielplatz mit mehreren schicken Sonnensegeln überdacht ist. Und damit sich die Kinder mit ihren furchtbaren Kopfbedeckungen nicht so einsam fühlen, tragen manche Kindergärtnerinnen aus Loyalität auch welche.

"Do you guys have to pay for the readers?" (Dozentin von "advanced media writing") "Oh, wow, well, you have to have it anyway!"

Rocky Road ist eine total geniale Schokoladenvariation mit Erdnüssen, Kirschen und Marshmallows drin und steht somit ab sofort in direkter Konkurrenz zu Cadbury Crunchie.

Da auf dem Studentenausweis hier kein Geburtsdatum steht, komme ich damit leider nicht in den Pub rein: "You're kidding, you're not 22, you're 16. Or 17 maybe."

Die Ampelschaltung für Fußgänger ist in dieser Stadt echt für'n Arsch.

Aldi hier ist Aldi Süd.

Wenn Kathleen und Lisa in der Küche über so weltbewegende Dinge wie die ideale Tellergröße für den Verzehr von zwei crumpets philosophieren ("Kathleen, what size of plat do you use when you eat two crumpets?"-"I don't know, it depends?"-"On what?"-"Whether, I feel like a small or like a big plate."-"Mmm."-"Actually, I had them on a medium sized plate the other day with Corin."-"We have medium sized plates?!"), dann fühle ich mich ganz wunderbar wie zu Hause bei Jana.

Das billigste und sättigendste Abendessen, das man kriegen kann, ist eine Portion wedges im Pub (zwischen 5,50 und 7$).

"It is like the UK, but with more space and happier people." (Dozent von "Asia Pacific Politics" über Australien)

Ballerinas heißen hier ballet flats.

In der Unibibliothek kann man problemlos Bücher klauen. Nicht, dass ich es probiert hatte, denn man kann sie ja auch ausleihen. Aber man darf seine Tasche und seine Jacke mit reinnehmen. Also eigentlich muss man das sogar, da es keine Garderobe oder so was gibt.

Die ersten Aborigines, die ich gesehen habe, saßen am Circular Quay und haben Digeridoo gespielt.

Alle anderen, die ich bislang gesehen haben, hängen rund um Redfern Station ab. (tragisch, aber wahr)

Beim Kaffeekochen habe ich vorgestern im Schrank eine sehr überraschende Entdeckung gemacht: eine Tasse vom Berliner Weihnachtsmarkt 2002.

Das digitale Fernsehen hier lässt von der Qualität her so zu wünschen übrig, dass Kathleen und Lisa ABC2 allen Ernstes lieber analog gucken, was völlig verzerrt ist.

Die Dozenten erwarten hier alle, dass man einen account bei facebook hat.

"My birthday is in spring... It's the first of September." Das klingt in meinen Ohren irgendwie falsch...

Im Opernhaus kriege ich garantiert keinen Job, denn da arbeiten nur so alte Tucken wie in der Deutschen Oper.

Der Strudel in der Dusche dreht sich gegen den Uhrzeigersinn.

Donnerstag, 26. Juli 2007

Füße im Pazifik

Bei 21° und Sonnenschein (wenn der Berliner Winter nur so wäre) habe ich heute morgen mit Kathleen auf der Terrasse gefrühstückt und ihr nebenbei mithilfe einer deutschen Frauenzeitschrift ein bisschen Deutsch beigebracht. "What is that strange letter which looks like a big B?"
Danach stand dank des weiteren freien Tages ein Ausflug mit der Fähre nach Manly an. Mit der student concession, die man als exchange student hier bei den öffentlichen Verkehrsmitteln bekommt, muss ich für die Fähre auch nur halb so viel bezahlen wie ein Normalsterblicher, sodass ich mir die halbstündige Fahrt zum Strand im Sommer wohl häufiger gönnen werde.
Wie alle anderen Touristen habe ich die größte Zeit damit verbracht, tausende Fotos von der Oper, der Skyline und der Harbour Bridge gemacht und musste mich dabei mit einer japanischen Familie um die besten Plätze an der Reling prügeln.
In Manly angekommen, habe ich beim Anblick des Aldis und seiner Preise erstmal ekstatische Schreie von mir gelassen und bin durch den Laden gehopst. Doch bevor ich den Wagen mit Tiefkühlgemüse, Pumpernickel, Kiwis, Haribo (das einzig echte direkt importierte deutsche Produkt), Kindershampoo und vielen anderen Dingen zu moderaten Preisen vollgeladen und erst an der Kasse gemerkt habe, dass man die Tüten, ganz untypisch für Australien und dafür eine echt deutsche Sache, tatsächlich kaufen und anschließend alles selber einpacken muss (wow, was muss das erst ein Schock für alle Menschen sein, die länger als 13 Tage in Australien sind oder womöglich das Land nie verlassen und das deutsche Konzept der Umweltfreundlichkeit nie kennengelernt haben), haben wir uns erstmal den Strand und das Meer angeguckt.
Der Fußtest der Pazifikwassers hat ziemlich deutlich gemacht, dass hier doch noch Winter ist und ich kann nicht so richtig nachvollziehen, warum sich die Kinder mit dem ganzen Körper reingelegt haben, zumal das Schwimmen natürlich ausdrücklich verboten war. Erstaunt hat mich mal wieder, wie sauber das Wasser im Vergleich zur Nordsee oder dem Mittelmeer ist. Total klar und irgendwie türkis. Schon schick.
Enttäuscht war ich dafür aber von der Größe des Strandes. Wer St. Peter gewöhnt ist, der ist da halt nicht so leicht zu beeindrucken. Aber dafür muss man hier keine Kurtaxe bezahlen.

Mittwoch, 25. Juli 2007

Lost in Chinatown


Es ist echt unglaublich, was man so alles besorgen und organisieren muss, wenn man das Land verlaesst. Eigentlich wollte ich hier kein Konto eroeffnen, weil ich sonst einfach total den Ueberblick verliere, aber irgendwie muss ich ja meine Miete alle zwei Wochen zum Vermieter kriegen. Und da ich wirklich keine Lust habe, dafuer immer nach North Sydney zu fahren und sie bar abzugeben, blieb mir gestern nichts anderes uebrig als die naechste WestPac Filiale aufzusuchen. Immerhin hatte ich gestern frei, da die Tutorials erst in der zweiten Semesterwoche anfangen, und somit viel Zeit um auf der Suche nach einer Bank, einem Fahrradhelm und einem LAN-Kabel durch die Stadt zu laufen.
Die erste WestPac, die ich gefunden habe, lag dann in Chinatown, wo alle Schilder und alle Formular in Englisch und Chinesisch sind, was mir wenig geholfen hat, zu verstehen, wie ich den Ueberweisungstraeger auszufuellen habe. Gluecklicherweise waren alle sehr nett und mein neuer Anlageberater Herr Wong hat sich viel Zeit genommen, mir alles drei Mal zu erklaeren. Leider hat das manchmal nicht viel geholfen, da ich mich mit "world englishes" immer sehr schwer tue und ihn teilweise einfach schlecht verstanden habe.
Danach habe ich mich auf die Suche nach einem Fahrradhelm gemacht, damit ich endlich legal Fahrradfahren kann, die allerdings voellig erfolglos blieb, da es in der gesamten City keinen Fahrradladen gab.
Auch meine Suche nach einem preisguenstigen 10m LAN-Kabel, mit dem ich die Zeit ueberbruecken kann, bis "the guy who set up our internet" sich endlich mal meldet, war erstmal ziemlich frustrierend. In den Sonyshops hatten sie nirgendwo welche, bei woolworth wurde ich einmal durchs ganze Haus gejagt, mit dem Ergebnis, dass ich dann zu einem anderen Elektroladen geschickt wurde, wo es 35$ kosten sollte, was mir fuer eine Uebergangsloesung zu viel war und im letzten Laden konnte ich keine finden und wurde auch gar nicht erst bedient (wahrscheinlich, weil ich schon so boese geguckt habe, dass sie Angst vor mir hatten!).
Auf dem Rueckweg zur Uni, bei dem ich so geladen war, dass ich jeden, der mich falsch angeguckt haette, gehauen haette, kam ich dann ploetzlich an einem kleinen schrottigen chinesichen Elektroladen vorbei, bei dem das Kabel nur 12 Dollar kosten sollte. Ich habe mich so gefreut, dass ich allen Verkaeufern ungefragt erzaehlt habe, dass mich ihre Preise vor einer tiefen Depression bewahren wuerden. Und damit habe ich den Herren an der Kasse so sehr beeindruckt, dass ich weitere 2 Dollar discount bekommen habe. Lucky old me!

Dienstag, 24. Juli 2007

Semesterbeginn


Schon gemein, dass das Semester hier an dem Tag anfaengt, der in Berlin fuer alle der erste Ferientag ist. Aber gut, dafuer habe ich ja im Sommer vier Monate Ferien, was bedeutet, dass ich weniger als 2/3 der Zeit meines Aufenthalts hier, zur Uni gehe.
Da ich keine Ahnung hatte, wo auf dem suburb-grossen Campus meine Hoersaale fuer die Vorlesungen gestern waren, bin ich schon um halb zehn da gewesen, damit ich genug Zeit zum Suchen habe. Im Endeffekt brauchte ich nur einmal zu Fragen und war viel zu frueh da, zumal die Vorlesung dann eh erst um viertel nach angefangen hat. Das hat mich dann doch ziemlich gewundert, da ich immer davon ausgegangen war, dass das akademische Viertel eine deutsche Erfindung ist, die nicht overseas exportiert wurde.
Ausserdem gab es nach einer Stunde 15 Minuten Pause und es wird generell zehn Minuten frueher Schluss gemacht, damit man genug Zeit hat, zur naechsten Vorlesung zu kommen. Im Endeffekt dauert eine Vorlesung also genau wie bei uns 90 Minuten und keine zwei Stunden.
Inhaltlich bin ich von beiden Vorlesungen, die ich gestern hatte (online media und video production), schwer begeistert. Es ist tatsaechlich so ein hoher Anteil an Praxis, wie ich es erhofft hatte. Fuer video production besteht die Arbeitsleistung unter anderem daraus, ein 90sec-newspiece und eine 6minuetige Reportage zu produzieren. Klingt schon geil. Aber auch nach einer Menge Arbeit. Und die Videos aus den letzten Semestern, die er uns als Beispiele gezeigt hat, haben mich von der Qualitaet her sowohl vom Hocker gerissen als auch eingeschuechtert. Witzig war vor allem, wie der Dozent meinte, dass sich die "technophobics", die der festen Ueberzeugung seien "every single computer on the world hates them" (ICH!!!) keine Sorgen machen muessten, denn auch wir wuerden lernen, mit dem Schnittprogramm und der Kamera umzugehen. Dann ist ja gut.
Anschliessend an die beiden Vorlesungen gab es dann noch eine Informationssession zu Praktika beim ABC. Das waere natuerlich ein Traum, aber leider muss man erst von der Uni nominiert werden, dann durch aehnliche Tests gehen wie fuer ein Volontariat beim NDR und, ob ich das als international student ueberhaupt machen darf, wusste auch keiner. Schade.
Gleucklicherweise hatte ich bislang noch keinen Kurs, in dem es zwingend notwendig war, sich irgendwelche Buecher zu kaufen, denn auch die sind hier wie so vieles schweineteuer. Stattdessen habe ich mich in die Schlange vor dem Copy Shop (habe ich in Dahlem noch nie gesehen) eingereiht und mir meine ersten beiden Reader gekauft, die sich weder preislich noch in der Aufmachung von denen der FU wesentlich unterscheiden.

Montag, 23. Juli 2007

Umgezogen



Das war bislang der einfachste Umzug meines Lebens. Obwohl ich innerhalb von zehn Tagen immerhin zwei weitere volle Taschen, einen Schuhkarton mit Stiefeln, ein kleines Koakai-Tuetchen und ein Fahrrad angesammelt habe, war Umzug mit einer Fahrt in der Bahn und einer Fahrt mit dem Pickup von Kathleen Kumpel (fuer die Matratze, die ich kostenlos von Kelvin bekommen habe) vollzogen. Danach noch ein Ausflug zu IKEA, wo es genau so aussieht wie in Berlin bei IKEA, mit der Ausnahme, dass die Steckdosen und die Stecker der elektrischen Geraete anders sind, die Hotdogs ohne Zwiebeln und Gurken gereicht werden und die Bettdecken alle seltsam. Besonders lustig ist allerdings die Tatsache, dass es in ganz Australien genau so viele IKEAs gibt wie in Berlin.

Die Preise sind im Vergleich zu den Mieten und den Lebensmittelpreisen ganz okay. Im Vergleich zu Deutschland bezahlt man trotzdem noch das doppelte. Aber ich brauchte nunmal Bettzeug und einen kleinen LACK-Tisch (29 $).

Jetzt muss ich nur noch irgendwoher ein paar nette Fotos und Postkarten finden, die ich an die Wand haengen kann, damit es etwas wohnlicher wird und sich das Poster von Monique und Familie nicht so allein fuehlt. Zu meiner grossen Begeisterung hat das Zimmer einen riesigen Wandschrank, in dem man perfekt Schrankpuppe spielen koennte, und in dem viel zu viel Platz fuer meine 20kg Klamotten (na ja, plus die 20 Kleidungsstuecke, die ich waehrend des Flugs im Zwiebellook anhatte) ist. Da muss ich mich echt beherrschen, dass ich den Schrank innerhalb der naechsten elf Monate nicht zu sehr auffuelle.

Woran ich mich nach den zwei Jahren im ruhigen nordischen Viertel gewoehnen muss, ist der Verkehrslaerm von der grossen Strasse vor meinem Fenster, vor allem die furchtbaren Polizeisirenen, bei denen ich jedes Mal senkrecht im Bett stehe.

Ansonsten ist die Wohnung echt perfekt: Es sind nur ein paar Minuten zur Redfern Station, 20 Minuten zu Fuss zur Uni, Geschaefte sind eine Strasse weiter (vor allem ein toller 2$ shop), es gibt eine grosse Wohnkueche (noch groesser als im House of Fun), einen Geschirrspueler, einen tollen Flachbildfernseher, eine Dachterrasse, ein gutes Badezimmer mit Badewanne und Dusche, zwei nette Mitbewohnerinnen und im Prinzip auch W-LAN. Nur leider sind drei ahnunglose Frauen und eine eingschraenkte Konnektivitaet meines Laptops mit dem Netzwerk keine besonders erfolgreiche Kombination. Also sassen wir gestern zu dritt vor meinem Laptop, den sprachlich nur ich verstehe (inhaltlich aber nicht) und haben verschiedene Knoepfe gedrueckt und Einstellungen geaendert. Geholfen hat es alles nix. Es bleibt nur zu hoffen, dass "the guy who set up our internet" irgendwann mal auf seine Mailboxnachrichten reagiert und sich meldet.
Denn sonst laufe ich im Computerraum der Unibibliothek bald Amok, weil mich die Tastatur und die Sicherheitseinstellungen des Uninetzwerks wahnsinnig machen...

Sonntag, 22. Juli 2007

Hochkultur zum Studentenpreis


Gestern Abend habe ich Gebrauch von meinem schicken neuen Studentenausweis gemacht und bin für 50$ (billiger geht es hier leider nicht! nix mit Staatsoper für alle) in "The Abduction from the Seraglio" gegangen, was tatsächlich auf deutsch gesungen wurde, sodass ich keine Probleme hatte meine Lieblingspassage aus dem Musikunterricht in der achten Klasse wiederzuerkennen. Nur das Deutsch der Koreanerin, die Konstanze gesungen hat, war schwer zu verstehen.
Nun hatte ich tatsächlich ziemlich schnell die Möglichkeit, das Opernhaus hier von innen zu sehen und mit meinem alten Arbeitsplatz zu vergleichen.
Vom Saal her ist die gute alte Staatsoper definitiv pompöser und eindrucksvoller. Der Innenraum hier sieht halt irgendwie nach 70er Jahre Architektur aus und die zwei Ränge bestehen aus ähnlichem Waschbeton wie die Bundestagsgebäude.
Beeindruckend fand ich in jedem Fall die Toiletten. Denn erstens haben sie nicht so gestunken wie in Berlin und zweitens wurde da die äußere Architektur ins Innendesign übernommen, sodass es geschwungene Türen und super coole Waschbecken gibt.
Nicht zu übertreffen ist außerdem der Ausblick, den man in der Pause hat. Durch die hintere Glasfront guckt man direkt aufs Wasser, die Harbour Bridge und die Skyline von North Sydney. Schon schick. Leider hatte ich meinen Fotoapparat nicht dabei, sodass ich kein Bild davon online stellen kann und sich jeder vorstellen muss, wie es ausgesehen haben könnte.

Samstag, 21. Juli 2007

Shopoholic takes Sydney


Nachdem mich die Schuhgeschäfte am Donnerstag schon magisch angezogen haben, habe ich mir gestern als birthday treat einen kleinen Bummel durch die Fußgängerzone mit ihren vielen shopping malls (die sind geheizt!!! wenn mir also zu Hause oder in der Uni zu kalt ist, weiß ich nun, wo ich mich aufwärmen kann) gegönnt. Ich bin überwältigt, um nicht zu sagen: überfordert.
Soooooooooo viele Geschäfte. Und alle anders als in Deutschland, eher die, die man in UK findet. Und alle haben sale. Oh Gott, ich musste mich erst beherrschen. Denn das, was das Essen hier zu viel kostet, sind Klamotten und Schuhe billiger.
Nun bin ich stolze Besitzerin eines tollen Paares roter Lederstiefel, die ein echte Schnäppchen waren, da die Verkäuferin an der Kasse plötzlich meinte: "You can put one of the 50$ notes back in your wallet. I thought, I 'd surprise you: they're half price." Lucky old me. Da konnte ich den zweiten Schein dann bei Kookai lassen und mir ein Top, das ich wirklich brauche, da ich es ja als Unterhemd benutzen kann, wenn meine Nieren frieren, und ein schickes Kleid kaufen.
Ach, ich glaube, ich werde mich hier wohlfühlen...
Nach dem Shoppen gab es dann sogar noch ein bisschen Kultur im Australian Museum, wo sie uns kostenlos reingelassen haben, weil es eine halbe Stunde vor Ende der Öffnungszeit war.
Immerhin habe ich einen Teil der Ausstellung über Aborigines gesehen und eine kleine Ahnung davon, was Traumzeit bedeutet.
Vielleicht kann ich ja jetzt ein Jahr lang jeden Tag um halb fünf hingehen und so alles sehen...
Heute morgen habe ich mir dann tatsächlich ein gebrauchtes Rad gekauft, auf das ich übers Internet gestoßen bin. Es ist zwar ziemlich rostig, aber Bremsen und Gangschaltung funktionieren. Und für 30$ war es ein echter bargain.

Freitag, 20. Juli 2007

Glühweinwarme Füße

Erstmal vielen lieben Dank an euch alle für die Vielzahl von Geburtstagsglückwünschen auf den verschiedenen Wegen der modernen Technik. Ich habe mich sehr gefreut, dass ihr an mich gedacht habt.
Aber ich kann mich auch nicht beschweren, dass mein Geburtstag und ich hier vernachlässigt geworden wären . Um eins kam Michael mit seinen Geschenken für mich, dem "Ultimativen Sydney-Survival-Care Paket für Sara", das echte Kleenex-Taschentücher (juhu, die no-name Teile, die ich mir am Mittwoch gekauft habe sind von so schlechter Qualität, dass man sich genau so gut direkt in die Handinnenfläche rotzen kann), Nescafé 3 in 1 zum Aufwärmen, eine Dose Heinz Baked Beans, eine riesige Tafel Nervennahrung (Cadbury mit Macadamia), Salz, Pfeffer und chinesisches "Geld" enthielt. Ja, nach zehn Tagen Sydney wusste er genau, was ich hier so brauche.
Dann waren wir im Supermarkt und im Bottle Shop ("I need the cheapest sweetest red wine you have!"), haben die Glühweinzutaten und ein paar birthday treats (teuren Käse, der leider gar nicht schmeckt, einen toffee apple bzw. Liebesapfel und jelly beans) gekauft.
Der ursprüngliche Plan, ins Museum zu gehen oder mit der Fähre nach Manly rüberzufahren, fiel dadurch ins Wasser, dass wir nach unserem Spaziergang an der water front erst kurz nach vier am Circular Quay ankamen und es somit schon wieder kurz vor Sonnenuntergang war.
Also haben wir uns kurzerhand ein Gelato für 5,50$ gegönnt, um drei der 14 "death by chocolate flavours" zu probieren und sind durch die Einkaufsstraße und Fußgängerzone, die ich noch gar nicht kannte zurückgegangen. Dabei wurde ich noch von ein paar Schuhläden reingesaugt, die gerade alle sale auf Winterschuhe und Stiefel haben. Also muss ich heute ganz dringend nochmal los und mir ein Paar rote (!!!) Schuhe besorgen.
Zu Hause gab es dann erstmal Glühwein, der bei allen außer Ants, der einfach generell keinen mag, sehr gut ankam.
Somit hatte ich also eigentlich schon gut einen im Tee, als wir los ins Restaurant gegangen sind, sodass ich kein Problem damit hatte, draußen zu sitzen. Da hier seit dem ersten Juli in der Gastronomie nicht mehr geraucht werden darf, sitzen wir meistens draußen. Und glücklicherweise haben sie überall Wärmepilze.
Da der Laden BYO (für alle, die es nicht wissen: bring your own), sind Tess und Aimee nochmal los und haben Wein für alle geholt. Leider (oder vielleicht auch glücklicherweise) war ich die einzige, die Weißwein wollte und habe mich mit meiner Flasche gut amüsiert und bin dabei kaum dazu gekommen meine große halbe Pizza und meinen sehr leckeren Salat zu essen. Am Ende durfte ich noch nicht mal selber bezahlen, obwohl ich versucht habe, zu erklären, dass das in Deutschland anders läuft und man dort, wenn man Geburtstag hat, eigentlich einen ausgeben muss und nicht andersrum.
Zu Hause gab es dann ein gesungenes "Happy Birthday", Schokokuchen mit 22 Kerzen, Blumen, Geschenke (Candace Bushnell "Sex and the City" und Sydney in Schokolade), Karten und eine weitere Tasse Glühwein für jeden.
Danach bin ich dann mit glühenden Füßen ins Bett gefallen und habe die gesamte Nacht kein bisschen gefroren.

Donnerstag, 19. Juli 2007

It's my party

Was das Geburtstagskuchen backen angeht, das ich mir schon vor Tagen überlegt hatte, habe ich mich spontan umentschieden, da dieser Haushalt nicht gerade aus großen Bäckern besteht und weder über Mixer noch über eine Rührschüssel und andere wichtige Backutenislien verfügt. Darum überlasse ich das jetzt Emma, die das erstens studiert hat und gerade einen Job in einem Reastaurant an der water front bekommen hat und zweitens der Ansicht was: "We won't let you bake your own birthday cake anyway." Also gut, da kann ich mich voll und ganz dem Glühwe in widmen.
Sobald ich die Zutaten zusammen habe, gönne ich mir einen schicken Museumsbesuch und danach vielleicht einen Kakao (denn Kaffee schmeckt ja nicht) bei Starbucks am Darling Harbour. Immerhin scheint, wie ich das an meinem Geburtstag gewohnt bin, die Sonne. Wenn auch die Temperaturen nicht ganz so sind, wie ich es gewohnt bin und mir die Geburtstagsstimmung somit etwas schwer fällt. Ich möchte meinen Eltern an dieser Stelle dafür danken, dass sie keine Lust hatten jahrelang Kindergeburtstage im Wohnzimmer feiern zu müssen und meinen Geburtstag aus diesem Grund in den (Nordhalbkugel)Sommer gelegt haben!
Heute Abend gehen wir dann bei "Slice" Pizza essen, was Tessa für mich organisiert und alle eingeladen hat.

Mittwoch, 18. Juli 2007

Nah am Nervenzusammenbruch


"Ooops, you don't have enough cash to do that." Das haben mir heute vier verschiedene Geldautomaten in der Stadt gesagt, als ich die 600$ für meine Mietkaution abheben wollte. Dabei wusste ich ganz genau, dass da mehr als genug drauf sein muss.
Nachdem ich es dann an vier verschiedenen Automaten zweier Banken mit allen Optionen (save, credit, cheque) und unterschiedlichen Geldbeträgen versucht hatte, bin ich unter Tränen und mit Herpesbläschen auf der Lippe zur Uni gehetzt und habe in der Bibliothek beim Onlinebanking geguckt, ob mir jemand mein Geld geklaut hat. War aber noch alles da.
Also habe ich Michael angehauen, damit er mir das Geld leiht, damit ich die Kaution auf jeden Fall bezahlen kann. Leider kriegt er, der ebenfalls Kunde der Deutschen Bank ist, auch kein Geld und hat die gleiche Meldung. Zum Glück hat er mit seiner Auswahl an EC-Karten von einer anderen Bank abheben können, sodass ich mein WG-Zimmer in der 3er WG in Alexandria jetzt sicher habe.
Wenn auch vorerst fremdfinzanziert...
Nach der Kautionsübergabe war ich mit meiner zukünftigen Mitbewohnerin Kathleen noch im Pub was trinken (Cidre), essen (wedges, sour cream) und beim Quiz mitraten. Da eine gesamte Runde allerdings nur aus Fragen zu Autralian Reality TV bestand und ich hier bislang nur amerikanische Importe und neuseeländische Nachrichten geguckt habe, waren wir darin nicht so erfolgreich. Immerhin konnte ich die Frage "who is the sportsman on picture C and what country does he come from?" problemlos beantworten. Denn es war Boris Becker. Um die Besenkammer- und Samenraubstory gut rüberzubringen fehlte mir dann leider das passende Vokabular... What a pity!

Dienstag, 17. Juli 2007

Just a few random notes

Heute einfach mal ein paar total zusammenhanglose Dinge, die mir in den ersten Tagen Sydney/Australien/Südhalbkugel so aufgefallen sind:

-Die Ampeln machen sehr seltsame Geräusche, egal ob sie rot oder grün sind (und Ants meinte, dass sie in Melbourne andere komische Geräusche machen).

-Müsli ist billiger als Cornflakes.

-Die Sonne geht verdammt schnell unter (keine Viertelstunde).

-Auf den Uni-Klos hängen "Loo sweet loo"-Poster.

-"Sex and the City" im Original gucken macht so viel mehr Spaß, auch wenn man sich erstmal wieder an die echten Stimmen der Schauspielerinnen gewöhnen muss.

-Das 2 Dollar Stück ist die unlogischerweise die kleinste Münze von allen.

-Der Kaffee schmeckt ganz fürchterlich, das könnte allerdings auch an der Milch liegen (die anders schmeckt, weil die Kühe anderes Gras essen, das auf der anderen Seite der Welt gewachsen ist als das, was die Kühe essen, deren Milch ich normalerweise in meinen Kaffee gieße).

-Die Australier sind sehr obsessed mit safety issues.

-Es ist wirklich süß, wie gern hier betont wird, dass es sich bei irgendwas um das größte, längste, schwerste, tollste irgendwas der southern hemisphere handelt.

-Es gibt im Supermarkt mushy peas *juhu*, aber leider sehen die Chips, die man am Circular Quay essen kann, nicht so aus wie die an der seafront in Brighton.

-Ich weiß nicht, was Wärmflasche auf englisch heißt.

-Das Klopapier in der Uni hat die Beschaffenheit einer Hochglanzzeitschrift.

-Wie kann man nur völlig unisolierte Häuser ohne jegliche Heizsysteme drin bauen, sodass die Leute ganz selbstverständlich in Uggboots und Jacke vorm Fernseher sitzen?

-Die U-Bahnen sind eigentlich eher eine Mischung aus S-Bahn und zweistöckigem Regionalexpress.

-Beim Abheben fragt der Geldautomat mich, ob ich das Geld von cheque, savings oder credits nehmen möchte und ich habe keine Ahnung, was damit gemein ist, weil man leider die Spracheinstellung nicht ändern kann.

-Es wird Becks und Jägermeister getrunken.

-Viele Australierinnen haben ihr Wärmeempfinden von ihren englischen Vorfahrinnen geerbt und laufen bei 12° C mit Minirock und Ballerinas durch die Stadt.

-Wie kann der Typ im Computer Lab behaupten Berlin sei viel teurer als Sydney, nur weil der Big Mäc dort mehr kostet als in Paris (stimmt das überhaupt?)? Das ist eine unverschämte Behauptung.

-Ich vergesse leider jedes Mal beim Duschen zu gucken, ob sich der Strudel andersrum dreht...

-Es gibt Cadbury's Schokolade, aber Crunchie Bars habe ich bislang noch nicht entdeckt.

-Ich kann das erste Mal in meinem Leben an meinem Geburtstag Glühwein trinken, ohne dass es als völlig abartig angesehen wird.

-"Welcome to the University of Sydney and thank you for coming on the coldest morning this winter." (Frau vom ISSU, gestern)

-"First of all, I would like to thank you for coming on what is going to be the coldest day in Sydney for the last 30 years." (Frau vom Learning Centre, heute morgen)

Ansonsten noch eine kleine Info für alle, die es interessiert oder halt auch nicht: Am Donnerstag werde ich ab 12 Uhr MESZ meine deutsche SIM-Card einlegen. Vielleicht kommt ja zufällig jemand auf die Idee, anzurufen, denn die Zusatzkosten für die Telefonate von und nach Deutschland zahle ja ich (na ja, um ehrlich zu sein natürlich mein Papa) und nicht der Anrufer.

Montag, 16. Juli 2007

Orientation Session an der Uni


Sieben Stunden an der Uni mit ganz vielen Vorträgen und wenig Inhalt. Das war echt rekordverdächtig. Nach einer Stunde mit Willkommensgrüßen gab es Frühstück, das aufgrund des riesigen Anteils Amis aus Peanutbutter-Jam-Sandwiches, Brownies und Muffins bestand im Innenhof des Hauptgebäudes, das sehr an ein Kloster erinnert. Anschließend wurde uns erklärt, wie man sicher in einem Bus fährt, sich sicher auf dem Campus bewegt ("just call the campus patrol and they will give you a lift to the next train station"), wie man sicher verreist, wie man sicher schwimmen geht, was die OSHC (overseas healthcare) abdeckt und wie der Opac der Bibliothek funktioniert. Vor allem aber wurde eine Menge Werbung betrieben für die Student Union, die Sportclubs, die Surftrips, die Unimates...
Und alles kostest einen Haufen Geld. Entgegen meiner naiven Erwartungen an eine Sportnation kann man als Student nicht einfach ganz viel Sport machen. Für jede Teamsportart muss man dem passenden Club beitreten und die Mitgliedschaft für das Gym ohne jegliche Kurse kostet auch 370 Dollar im Jahr. Also doch eher ein Fahrrad kaufen und die Hügel hochfahren.
Ob es eine Drama Group gibt, konnte mir von den vielen freundlich lächelnden asiatischen Welcome Guides auch keiner sagen. "Oh, just check on the internet!" war eigentlich bei allen Fragen die Standardantwort. Immerhin habe ich im Computer Lab die Zugangsdaten für meinen Uni-Internetaccount und meine sehr schicke Student ID (macht eine Menge mehr her als der blaue FU Fetzen) bekommen, sodass der Tag nicht völlig ergebnislos war.
Morgen findet dann das Enrolment für die Kurse statt und ich bin sehr gespannt, wie mein Stundenplan aussehen wird, wie früh ich aufstehen muss und natürlich, ob ich meinen heiligen freien Freitag verliere...

Sonntag, 15. Juli 2007

Sonntag im Pub


Bevor ich anfange, korrigiere ich mal schnell meinen letzten Eintrag (da ich nie Korrektur lese, werden wohl in Zukunft noch so einige Wörter fehlen): zwei Liter Milch.
Bei unserer Touri-Tour gestern habe ich die Marineschiffe der Navy, ein paar fliegende Kakadus, das total klare saubere Wasser, die Fish'n'Chips Shops am Circular Quay, Darling Harbour, die Oper und die Harbour Bridge gesehen. Vor allem bin ich allerdings wahnsinnig viel gelatscht, sodass ich sehr von meiner Idee überzeugt bin, mir ein Fahrrad zu kaufen, auch wenn Helmpflicht besteht und ich mir damit völlig bescheuert vorkommen werde.
Heute habe ich wohl einen sehr australischen Sonntagnachmittag in Newtown ("similar to Marktstraße in Hamburg") verbracht: im Pub. Obwohl es eigentlich Winter ist, wurde draußen gesessen, unter Wärmepilzen.
Das ist der Wahnsinn, die können vielleicht saufen. Und das am helllichten Tag. Von 14 bis 19 Uhr haben die jeder mindestens drei Pints und mehrere Whiskey-Cola getrunken. Ich kam mir mit je einem Pint Bier und Cidre wie der reinste Spielverderber vor. Wie können die sich das leisten? Die haben innerhalb weniger Stunden wahrscheinlich ein Busch/Dähn-Monatsgehalt für indisches Mittagessen, Bier, Zigaretten und Burger ausgegeben.
Um das mitmachen zu können (ok, auf Zigaretten und Burger kann ich verzichten), brauche ich schnell einen Job. Aber auch darum wird sich ja hier gekümmert. George hat mich heute im Gelato ("that's something similar to ice cream but softer and fluffier") Shop vorgestellt, bei dem ich nächste Woche probearbeiten darf.
Morgen ist dann der orientation day für doofe ausländische Studenten wie mich, bei dem ich wahrscheinlich eine Menge blöder Fragen stellen und hoffentlich meinen Stundenplan, meinen Studentenausweis und meine Bibliotheksbenutzernummer bekommen werde.

Samstag, 14. Juli 2007

Erste Nacht in Woollomooloo


Die erste Nacht in Sydney ist vorüber und ich hätte sicher keine Melatonintablette gebraucht, um durchzuschlafen. Denn ich bin wie ein alter Mann um halb elf vorm Fernseher eingeschlafen, nach nur fünf Minuten von "The Eternal Sunshine of the Spotless Mind", was extrem peinlich ist, da ich diejenige war, die den Film sehen wollte, aber gut. Immerhin habe ich meinen ersten Tag problemlos durchgehalten und bin eine Menge durch die Stadt gelaufen und habe sogar schon die ersten beiden Wohnungen angeguckt. Dabei musste ich feststellen, dass ich meine Ansprüche doch sehr zurückschrauben muss. Die Zimmer sind nicht nur klein, sondern teilweise winzig, also etwas halb so groß wie Anders' Zimmer und die Häuser weit unter deutschen Standards, alles etwas rammelig und ramshackle und sie haben keine Klingeln an der Tür, sodass man die Tür eintreten muss, damit einem jemand aufmacht. Außerdem ist es so schweinekalt. Draußen ist es gar nicht so schlimm, weil man ja Fleece- und H20-Jacke anhat, aber dass man mit Jacke an vorm Fernseher sitzen und im Pullover schlafen muss, finde ich doch ziemlich furchtbar. Ich hätte definitiv mehr Unterhemden und meine Wärmflasche mitbringen sollen statt drei Bikinis...
Also, mal schauen, ob ich wirklich ein WG-Zimmer im Sinne eines Berliner WG-Zimmers finden werde. Hier gibt es vor allem untervermietete Zimmer bei irgendwelchen Leuten oder große chinesische Wohngemeinschaften, was beides nicht so mein Fall ist. Mal schauen.
Da Ants meinte, ich müsse mich nicht so hetzen und dürfte noch etwas bleiben, muss ich mich ja nicht stressen. Es ist bloß etwas ätzend aus einem unausgepackten Koffer heraus zu leben. Da findet man nix.
Was mich gestern Abend aus den Socken gehauen hat, waren trotz mehrerer Vorwarnungen von verschiedenen Seiten die Lebenmittelpreise im Supermarkt. 4.16$ für zwei Liter, 8 $ für ein Kilo Tomaten, 6 Dollar für die billigsten langweiligen Cornflakes etc. Wie können die Leute sich das leisten? Da muss man ja jeden Tag Nudeln mit Tomatensoße oder Baked Potatoes mit mushy peas essen. Ich brauche dringend einen Job.
Aber erstmal muss ich mir anhören, was die mir nächste Woche an der Uni erzählen, wie das alles funktioniert. Das Hauptgebäude ist wirklich ziemlich schick, die Bibliothek ist ein archetektonischer Fehltritt und der Campus riesig.
Gleich zeigt Ants mir dann die Sightseeing-Highlights der Stadt: die Oper, die Brücke und das Haus, in dem Nicole Kidman und Russell Crowe wohnen. Und heute Abend gibt es Barbeceue, im Winter....

Freitag, 13. Juli 2007

Angekommen

Geschafft!
Nach etwa 36 Stunden Reise von Tür zu Tür bin ich in Woolloomooloo angekommen.
Fast alles hat problemlos geklappt, nur die Tatsachen, dass ich die falschen Daten rumgeschickt habe und Christoph am falschen Gleis von mir Aschied nehmen wollte, dass mir der Kaffee-Automat in Kassel-Wilhelmshöhe dreckiges warmes Wasser statt Cappuchino ausgespuckt hat und dass der Airport-Arrival Desk der Unis vorhin nicht besetzt war, regen mich ein wenig auf.
Und natürlich der K0mmentar des Italieners vor mir beim Sicherheitscheck in Frankfurt, der mir allen Ernstes sagte, ich sei doch nicht due Tochter von Mutter Teresa und könne mir doch einfach einen anderen Freund suchen, als ich mir die Augen aus dem Kopf geheult habe.
Aber: Die Bahn hat nicht gestreikt, die Züge hatten keine Verspätung, die 23,8 kg meines Koffers wurden nicht bemängelt, das mit dem vegetarischen Essen hat geklappt (war aber nicht gut), ich saß nicht neben einem dicken stinkenden Mann, sondern neben einem ganz alten (82!!!) dünnen Mann in der letzten Reihen, es gab Cadbury-Kakao mit Marshmallows (tolle Mischung aus amerikanischen und englischen Erinnerungen), das On-Board Entertainment war der Hammer (aber ich war so müde, dass ich es gar nicht nutzen konnte, weil ich so müde war), die Quarantäne hat mich sogar mit einer geöffneten Tüte Katjes durchgelassen, obwohl ich sie ihnen gezeigt habe und mein Visum wollte keiner sehen (bin ich jetzt illegal eingereist?!).
Die Stadt erinnert mich auf den ersten Blick an San Francisco, auf jeden Fall sehr amerikanisch.
Werde aber gleich mal auf Erkundungstour gehen...
Jetzt gibts erstmal Frühstück, das Emma mir netterweise macht... Ach was sind die alle nett zu mir.

Dienstag, 10. Juli 2007

Abschiedsparty

Nun wurde auch der Abschied gefeiert. Am Samstag groß und gestern klein.
Auch wenn mein hochbegabter Laptop es Freitagnacht noch geschafft hat mit einem Klick auf den Ordner "Georg Friedrich Händel" innerhalb von 10 Sekunden meine gesamten mp3s und die bereits vorbereiteten Playlists zu löschen, was Lars zu einer Nachtschicht gezwungen hat, so war die Party im Endeffekt voll, gut und es gab sogar Musik.
Es hat zwar niemand an die Wand gekotzt, wofür ich sehr dankbar bin, was Jonas zufolge aber nicht für die Qualität der Party spricht. Dafür war die Polizei gleich zwei Mal da, was Jonas zufolge dann doch ein gutes Zeichen ist.
Ich weiß jetzt, dass in mein Zimmer ganze 24 Leute auf einmal reinpassen, wenn der Fußboden aufgräumt ist, dass ich beim nächsten Mal unsere Wäschewanne voll Bowle machen muss, damit es reicht und dass jegliche Bücher meilenweit von allen Getränken entfernt aufbewahrt werden müssen, um von Bier- und Rotweinattacken verschont zu bleiben.

Der Koffer wiegt laut Tamaras Waage 24 Kilo, sodass ich hoffe, dass ich ihn mit rot verheulten Augen bei einem männlichen GlobeGround-Angestellten ohne draufzahlen eingecheckt kriege...

Dienstag, 3. Juli 2007

Trauerstimmung und Kleiderbazar

Ach was ist das alles tragisch. Die ersten tränenreichen Abschiede sind überstanden (wie soll das nur bei der Abschiedsparty am Samstag werden?) und so langsam habe ich tatsächlich realisiert, dass ich nun bald weg muss und das verschreckt mich doch ein wenig.
Außerdem habe ich endlich ich einen Nachmieter gefunden. Ja, es zieht tatsächlich ein Mann in mein rosa Mädchenzimmer.
Beim Ausräumen meines Schrankes eben war ich doch ziemlich geschockt, wieviel Klamotten ich habe (die ich NIE trage) und habe noch keine ideale Lösung für deren Unterbringung gefunden.
Wer sich also kostenlos ein paar hübsche Stücke in den Größen 34/36 für die nächsten 12 Monate leasen möchte, melde sich bitte schnellstmöglich bei mir. Außerdem im Angebot: 30 Paar Schuhe (vor allem Doc Martens, Birkenstock, Ballerinas) in Größe 38 und eine exklusive Kollektion an Umhängetaschen...

Sonntag, 1. Juli 2007

Final Countdown

Wahnsinn, es ist schon Juli.
Der Countdown läuft.
Noch zehn Tage und es geht los.
Ich habe alles, was ich brauche. Sogar einen völlig fälschungsunsicheren internationalen Führerschein.
Nur keinen Nachmieter und kein Zimmer in Sydney.
Aber das wird schon.
Sind schließlich noch anderthalb Wochen Zeit.