Freitag, 7. September 2007

Taxi, Taxi

Nachdem ich gestern erfolgreich meine beiden Interviews zuende transkribiert, die ersten 450 Wörter für mein 1200 Wörter news feature geschrieben, für mein zweitägiges Praktikum im media team der GerMANY Innovations einen kurzen Artikel zu meinem Interview mit dem Leiter des hiesigen Goethe-Instituts verfasst haben und wir bereits am Mittwoch die letzte Sequenz für unser news piece hatten, fand ich es absolut berechtigt mich gestern mit einem netten Abend "out in the Cross" zu belohnen. Wie der Rest der vier Millionen Einwohner dieser Stadt auch.
Denn aufgrund des public holidays heute (damit niemand auf die Idee kommt, gegen Bush zu demonstrieren, weil alle verkatert im Bett liegen, wahrscheinlich), an dem außer der Studenten, die nächste Woche ihr assessment abgeben müssen (und wenn man den Betrieb auf dem Campus heute angeguckt hat, sind das eine ganze Menge) niemand arbeiten muss, hatten alle Lust mal wieder auszugehen.
Kathleen und ich wollten zu einer music jam session in der melt bar in Kings Cross, wo Freunde von ihr gestern gearbeitet haben. Da es bis 10.30pm kostenloser Eintritt sein sollte, wir es aber erst um zehn Uhr geschafft, haben endlich loszukommen, sind wir vorm Haus dann sofort in ein Taxi gesprungen. Ich bin hier echt bis jetzt schon so viel Taxi gefahren wie in meinem ganzen Leben vorher nicht. Als mich jemand gefragt hat, ob Taxis in Berlin billiger oder teurer sind, konnte ich das leider nicht beantworten, da ich in drei Jahren dort nur einmal eins nehmen musste, nachdem ich bis morgens um zwei im Haus der Kulturen der Welt gearbeitet habe und im Dunkeln nicht durch den Tiergarten laufen wollte. Aber da haben wir dem Fahrer einfach gesagt, wir hätten nur fünf Euro und er solle uns dafür einfach bis zur Friedrichstraße fahren.
Wie auch immer, leider war der kostenlose Eintritt nur bis zehn Uhr, sodass wir eigentlich auch die Bahn hätten nehmen und uns das Geld fürs Taxi hätten sparen können, aber dafür war es dann zu spät.
Also haben wir zehn Dollar ausgegeben und ein Freigetränk (ein Glas Sekt, juhu) bekommen und losgetanzt. Später musste ich schockiert feststellen, dass sie keine Cider im Angebot hatten und war kurz davor aus Protest nichts zu trinken, denn eine Bar ohne Strongbow ist mir hier bislang noch nicht untergekommen, als Kathleen mir netterweise ein Corona spendiert hat.
Richtig problematisch wurde es dann aber erst auf dem Heimweg. Als wir die Bar um kurz nach zwei verließen, um nach Hause zu fahren, kamen gleichzeitig geschätzte vier Millionen weitere Sydneysider auf die gleiche Idee und die Taxifahrer (und es gibt hier echt eine MENGE Taxis) leider überhaupt nicht mehr hinterher kamen.
Kathleen und ich sind also mit unseren schönen roten Stiefeln, die beide nicht für große Fußmärsche im Regen geeignet sind die William Street langgelaufen, auf der Suche nach der besten Position, ein Taxi abzufangen bevor es einer der anderen vier Millionen macht und mussten nach einer Viertelstunde frustriert feststellen, dass dieser Ort nicht existierte und dass es auch wenig Sinn machte, immer weiter in die City reinzulaufen, die großräumig abgesperrt ist, da Mr Bush im Intercontinental an der Macquarie Street residiert. Ich war müde, hungrig, meine Füße taten weh und ich wünschte mir die M1, die mich rund um die Uhr zuverlässig und so gut wie kostenlos von Mitte bis Schönhauser, Ecke Bornholmer bringt. Da das Weiterlaufen sinnlos war, haben wir an einer Ecke mit einem convenience store (so was wie ein Späti, aber ohne Bier....), in dem eine popelige Tüte Malteser 4,95$ kosten sollte (die spinnen ja) eine gefühlte Ewigkeit auf unser Glück gehofft und nebenbei mit dem völlig überforderten Taxiservice telefoniert, um uns einfach eins zu bestellen. Hätte ja klappen können...
Irgendwann kamen wir auf die Idee arbeitsteilig vorzugehen: Kathleen auf einer Straßenseite und ich auf der anderen. Und siehe da, kaum war Kathleen auf der eigentlich falschen Straßenseite angekommen hielt ein Taxi und wir durften uns vom weirdest cab driver on earth nach Hause fahren lassen. Er war circa 200 Jahre alt, wusste nicht, dass heute APEC holiday ist ("no one told me about it!"), hielt eine winzige Sackgasse für die Crown Street, hatte einen nicht identifizierbaren und nicht sonderlich verständlichen Akzent, brabbelte von Krieg, Bomben und Terrorismus und konnte nicht sonderlich gut fahren. "I think, he was blind!", meinte Kathleen. "It was quite scary.", fand ich. Ich werde nie ein großer Fan des Taxifahrens werden.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich stimme zu, was taxifahren betrifft: ich investierte kürzlich nachts um zwei in ein solches, als ich um 5 minuten bei einem freund die letzte bahn verpasst hatte. da sich der abend schlechter als erhofft entwickelt hatte (also in eine wir-teilen-heute-besser-nicht-das-bett-richtung), blieb mir nichts anderes übrig, als dieses taxi anzuheuern. (zuvor war ich noch mit dem nachtbus in die entgegengesetzte richtung des ortes, an dem ich mich befand (was gleichzeitig schließlich auch die entgegengesetzte richtung meiner wohnung bedeutete, das hatte ich spät bemerkt, gegurkt. der taxifahrer war ca. 75 (hitler kannte er noch persönlich, also muss er mindestens 70 gewesen sein) und bauchpinselte mich zunächst mit "ja sagen's, sie ham abitur, na sowas kennt man den leut' ja auch net an." ich sollte mir eine hornbrille aufsetzen, vielleicht kennt man mirs dann an. nach intensiven gebrabbels über rentenversicherung, hartz IV und prostataleiden kam er auf die ungemein einfühlsame idee, mir zu suggerieren, wir zwei wären doch ein super paar, und er hätt eh grad lust. ich hatte keine, und seine plötzlich bleischwer auf meinem knie liegende hand war nicht dazuangetan, mir lust zu verschaffen. gott sei dank bog er in diesem moment in die asamstr. ein. ich schlief nicht gut in der nacht...

Anonym hat gesagt…

wenn ich da an meinen nazitaxifahrer denke wird mir auch ein wenig anders. könnte mir vortsllen dass jahrelanges nächtliches alleine durch die stadt fahren das beurteilungsvermögen ein wenig beeinflussen kann