Samstag, 10. November 2007

Besuch von George

Unseren Vermieter haben wir im House of Fun das erste, letzte und somit einzige Mal bei der Wohnungsübergabe. Ich habe noch nie gehört, dass sich in Berlin irgendwelche Vermieter für den Zustand der Wohnungen interessieren, solange man jeden Monat die Miete bezahlt und sich nicht weiter bemerkbar macht.
Als Kathleen mir Anfang der Woche eine SMS schickte, dass der Hausbesitzer und jemand von der Property Alliance vorbeikämen, um sich den Zustand der Wohnung anzugucken, war ich doch sehr überrascht. Warum? Einfach nur so. "They are supposed to do that once a year, just to check everything." Aha. Ein guter Grund endlich mal mein Zimmer aufzuräumen. Andererseits Lisa vermutete, er würde die inspection nur machen, um zu gucken, in welchem Zustand das Haus ist und es anschließend zu verkaufen und wir müssten alle drei umziehen. Mein Vorschlag "Well, let's just make it really messy and dirty. Then he'll find that he can't sell it anyway." wurde von Kathleen und Lisa abgelehnt.
Also sind wir etwas früher als normalerweise aufgestanden: Lisa hat gemoppt, ich habe gewischt, Lisa hat mit Blu Tack die Dunstabzugshaube "repariert", die bei der letzten Party auseinandergefallen ist, ich habe versucht ein tolles Ordnungssystem mit Schuhkartons und Taschen für meinem Wandschrank zu entwickeln und wir haben zusammen die gefühlten 500 leeren Bierflaschen von der letzten Party vom Balkon weggeräumt und zum Müll getragen.
Der Eigentümer George kam zwischen um eins und zwei natürlich erst um halb drei, trug fesche Schlangenlederstiefel aus dem Libanon und war beeindruckt von Lisas festem Händedruck, Kathleens 4kg-Hanteln und meiner Putzaktion an meiner Wand ("You've done a very good job here, it looks as if it was a fresh layer of paint."). Er hat uns erzählt, dass er nicht mehr im Haus gewesen sei, seit er es vor neun Jahren gebaut hat, weil er die ganze Zeit overseas (das kann ja hier alles heißen) gewohnt hat interessiert gefragt, was wir so machen und arbeiten, die Deutsche Welle für ihren Qualtitätsjournalismus gelobt, die Lichtschalter ausprobiert, sich von Kathleen ein totes Insekt in die Hand drücken lassen, das sie in ihrem Zimmer gefunden hat, sich von mir zeigen lassen, dass mein rechtes Fenster nicht aufgeht, geguckt, ob die Türen zum Wandschrank sich problemlos öffnen lassen, Kathleen erzählt, dass er Gedichte schreibt, mich gefragt, ob der Wäschetrockner funktioniert (hä, gehört der etwa zur Wohnung dazu?). Außerdem hat Lisa den Badezimmerschrank unterm Waschbecken aufgemacht, um ihm zu zeigen, dass wir kein Problem mit tropfenden Abflussrohren haben. Schön, jetzt weiß George auch, welche Drogerieartikel wir so benutzen.
Zwischendurch hat er immer wieder telefoniert ("Did you find somewhere? Do they have it? How many bags? How much is it?"), was Kathleen vermuten ließ, er würde Drogen kaufen wollen, woraufhin Lisa meinte, es sei wohl doch eher Zement, schließlich baue der Mann Häuser, was sich bestätigte, als er in unsere "white pages" gucken wollte.
Im Endeffekt haben wir ihm dann doch gestanden, dass die Dunstabzugshaube eigentlich kaputt ist und wir nur provisorisch "repariert" hätten und ihn mit frisch gebackenen, noch warmem Bananenbrot (klappt hier besser als Apfelkuchen!) bestochen. Auf der Terrasse meinte er dann, wir hätten mit Abstand das beste Apartment im ganzen Gebäudekomplex und er würde gern hier leben, wenn er könnte. Etwas verängstigt fragte Lisa: "But you're not gonna kick us out of the apartment, are you?" Das konnte er uns leider nicht versprechen, aber es scheint auf jeden Fall noch etwas zu dauern, bis irgendwas passiert. Hoffen wir mal, dass ihm das Bananenbrot so gut geschmeckt hat, dass er sich das Ganze im Fall der Fälle nochmal überlegt.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich habe wohl vergessen zu erwähnen, dass Pablo neulich mit "Herrn Zorn und Frau Vermieterin" von Angesicht zu Angesicht gesprochen hat... sie wollen irgendwas im Keller handwerkern lassen, wozu sie in unseren hinteren Flur müssen, irgendwann. Zum Glück hat Pablo energisch verneint, als sie meinten, es sei ja wohl kein Problem für uns, das hintere Bad eine Weile nicht nutzen zu können... Wir sind gespannt.

Anonym hat gesagt…

Ich wünschte ich könnte unseren Vermieter auch mit selbstgebackenem Bananenbrot bestechen, z.B. unsere Wohnung bei gleichbleibender Miete grundsanieren zu lassen. Aber ich befürchte ein 30 Jahre alter Mann de mit einem Bananenbrot lächelnd auf seinen Vermieter losgeht, wird irgendwie missverstanden...

hummelreich hat gesagt…

sara, du solltest wirklich kolumnistin werden! ich finde die story fantastisch und hab mich echt tot gelacht. ich konnte mich/mir (wie heißt das denn???) euch lebhaft vorstellen. nun weiß mal allerdings echt nicht, ob man sich glücklich schätzen soll in der schönsten wohnung des hauses zu wohnen oder ob es zum nachteil werden kann... wünsche euch jedenfalls viel glück!