Montag, 12. November 2007

Der lange aufregende Weg der Postkarte

Es war einmal ein Postkarte. Sie zeigte ein wundervolles Bild von Kata Tjuta und wurde im September von mir am Fuß des Uluru gekauft. Sie wurde von mir beschrieben und sollte an meine liebe Freundin Franzi geschickt werden. Doch leider konnte ich mich weder ihrer Hausnummer noch ihrer Postleitzahl entsinnen, sodass die Karte erstmal in mein Tagebuch gesteckt wurde, um dort zu verweilen, bis die vollständige Adresse im Emailpostfach aufgefunden werden konnte.
Doch der Karte schien es in meinem Tagebuch nicht so richtig gefallen zu haben, denn sie wurde am nächsten Morgen von Markus hinter unserem Campervan im Wüstensand aufgefunden. Irgendwie hatte sie es geschafft, aus dem Buch und anschließend aus dem Kofferraum zu fallen. Das war ihre erste große Leistung. Danach wurde sie im Rucksack verstaut, um von Sydney aus versendet werden zu können. Back in Sydney ließ sie sich vier Wochen lang nicht wieder auffinden. Tragisch. Letzte Woche tauchte sie in der Plastiktüte mit den Teebeuteln auf. Gut, endlich konnten Hausnummer, Postleitzahl und eine Briefmarke hinzugefügt werden, sodass sie startklar war. Doch nach einem Nachmittag auf dem Esstisch, der momentan als Lisas und mein home office dient, war sie plötzlich verschwunden. Ich war der festen Überzeugung, sie auf die Kommode im Flur gelegt zu haben, um sie beim nächsten Verlassen des Hauses mitzunehmen. Aber da war sie nicht. Also wurden Lisa und Kathleen dazu genötigt, auf ihren Schreibtischen zu suchen, ob sie sie versehentlich mit ihrer Post weggenommen hatten. Hatten sie nicht. Ich war verwirrt und verdächtigte Kathleen die Karte mit der vielen Werbung weggeschmissen zu haben und Thorsten, sie möglicherweise für mich eingesteckt zu haben.
Gestern Abend, als Lisa sich ermüdet von anderthalb Stunden Transkriptionshilfe auf den Sofa ausbreitete und sich dabei die Polster verschoben, lachte uns die Postkarte entgegen, die es sich zusammen mit meinem Bandana in den Tiefen der Couch bequem gemacht hatte.
Als ich mich vorhin auf den Weg in die Uni machte, um meinen letzten Essay und ein paar Bücher abzugeben, wurde die Karte mit eingesteckt. In eines der Bücher, damit sie in der Tasche nicht noch mehr leiden musste. Der Essay wurde abgegeben, die Bücher auch. Auf dem Weg zurück nach Hause, fiel mir beim Anblick eines Briefkastens die Karte plötzlich wieder ein. Sie war leider nicht mehr in der Tasche. Nein, sie war ja schließlich in einem der vier Bücher...
Also fuhr ich wie vom Teufel besessen zurück, versetzte die gesamte Unibiblithek in helle Aufruhr und durfte auf lauter vollgepackten Bücherwagen nach meinen Büchern suchen, deren Signaturen ich mir natürlich nicht gemerkt hatte. Die Bücher waren zum Glück noch nicht in die Regale im neunten Stock zurücksortiert, sondern noch da. Die Postkarte auch. Welch Freude.
Ich war der Ansicht, dass sie nach Wüstensand, Teebeuteltüte, Sofapolster und Fachliteratur nun genug Abenteuer hinter sich haben sollte und habe sie endlich eingesteckt. Und wenn sie nicht verloren geht, dann schafft sie es vielleicht in diesem Leben noch nach Friedrichshain.
Liebe Franzi, sag Bescheid, wenn sie ankommt. Sie scheint das Chaos ja anzuziehen und hat noch einen langen Weg vor sich. Man weiß ja nicht, was noch so alles passiert.

3 Kommentare:

hummelreich hat gesagt…

Also, ich glaube hier handelt es sich um eine Postkarte an mich!! das liest sich ja echt spannend und ich werde die karte an einen ganz besonderen platz in meinem zimmer aufhängen und sie ehren und immer an ihre geschichte denken - wenn sie denn irgendwann mal ankommt. denn ich muss gestehen, dass seit ich in der neuen wohnung wohne, die Post schon vier mal versagt hat. Und das sind nur die Karten/Briefe von denen ich weiß!!!

Anonym hat gesagt…

Trotz allem: Wundervoll...

hummelreich hat gesagt…

Liebe Sara,
die Postkarte ist angekommen!!! Wann hattest du sie letztlich eingesteckt? Ging ja dann doch recht fix! Also, wie versprochen habe ich ihr einen Ehrenplatz an meiner Postkartenwand über dem Schreibtisch eingeräumt! Ganz herzlichen Dank noch mal dafür!