Montag, 3. Dezember 2007

Apartment hunting

Ich habe ein tolles neues Hobby, das ich eigentlich gar nicht haben wollte und auf das ich gern verzichtet hätte. Es heißt house hunting und besteht darin permanent im Internet nach 2 or 3 bedroom apartments and terraces rund um den Campus für unter $550 im Monat zu suchen, Freitagabends mit Lisa die Termine zu koordinieren, samstags in aller Herrgottsfrühe aufzustehen, den Sydney Morning Herald zu kaufen, vom Beifahrersitz aus mit dem street directiory für Lisa die besten Wege zu den zu inspizierenden Immobilien herauszusuchen, mit zig anderen Menschen zu kleine Reihenhäuser zu laufen, anschließend stapelweise application forms auszufüllen, in denen man außer der Schuhgröße so ziemlich jede wichtiger Nummer seines Lebens angeben muss, das ganze mit Kopien von Kontoauszügen, Kreditkarten, Reisepässen, Führerscheinen, Krankenversichtenkarten und Papas Bürgschaft zusammenheften und schlussendlich bei zickigen Rezeptionnistinnen mit rauchigen Stimmen in den estate agencies abzugeben. Danach gilt es dann bis Montag zu warten, während Lisa sich Gedanken zur Sicherheit des Hause, Größe der Räume, Geruch in der Küche, mögliche Beschwerden der Nachbarn über Trompetenübungen, nicht-vorhandene Gasherde und nicht-erlaubte Katzen macht.

Es ist also ein sehr abwechslungsreiches, aufregendens Hobby. Und bislang ist auch noch kein Ende abzusehen. Denn das Haus in Erskineville, für das wir letzte Woche eine Zusage bekommen haben, wollte Lisa nach einem Wochenende Nachdenken nicht mehr, weil es no bars in front of the windows hatte. Und Sicherheit hat, wie ich ja nun schon seit fast fünf Monaten immer wieder feststellen darf, in Australien nun mal allerhöchste Priorität. Darum haben wir ein anderes ganz schickes Haus von der application form streichen, nachdem sich Lisa mit ihrer Freundin Steph (ihres Zeichens Constable in Newtown Police) beratschlagt und erfahren hat, dass die Bushnell Street im Golden Triangle liegt, in dem aboriginal kids regelmäßig in die Häuser einbrechen und Computer klauen.
Für andere Häuser haben wir uns gar nicht erst beworben, weil alle Wände voller Schimmel, Zimmer ohne Fenster oder Türen oder Bretter vor den Fenstern waren. Ja, ja, alles nicht so einfach. Das wird noch ein ziemlicher Umzugsstress. Zwar besteht mein Hab und Gut momentan eigentlich nur aus einer queen size matress und vielen Paar Schuhen, aber dafür müssen wir uns einen neuen Küchentisch, ein neues Modem und eine Menge anderer Dinge neu anschaffen, da sie Kathleen gehören und manchmal frage ich mich, warum ich mir den ganzen Stress antue und mir nicht ein anderes WG Zimmer suche und mich dort ins gemachte Nest setze.

Dann denke ich: Möchte ich wie Michael mit einem tschechischen und einem slowenischen (oder war er Slowake?) Nazi zusammenwohnen? Wohl kaum. Oder möchte ich wie Markus auf einer Baustelle leben? Nicht wirklich. Möchte ich wie Thorsten mit asiatischen Gespenstern das Haus teilen, die nur ihre Zimmer verlassen, um um 4 am zu duschen? Nope. Oder möchte ich wie Jannika zwar mit netten Asiaten zusammenleben, an deren 10kg Sack Reis ich mich immer bedienen darf und die mir immer von ihren frisch zubereiteten dumplings abgeben, wenn ich gleichzeitig den Eindruck habe, dass ich mit meiner Miete für alle anderen mitbezahle? Nein!
Und selbst Maike, deren Mitbewohnerinnen ganz toll sind, kam neulich von der Arbeit nach Hause und musste ein ihr unbekanntes Pärchen beim Sex in ihrem Bett entdecken.
Da bleibe ich doch lieber mit Lisa zusammen wohnen, auch wenn das ein neues Hobby für den Samstag, einen stressigen Dezember und ein paar Neuanschaffungen bedeutet...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ich fühl mich plötzlich sehr wohl in meinem Wohnloch...