Bevor ich alles vergesse, was ich bei Channel Nine noch so alles gemacht habe, schreibe ich es mal Am Dienstagabend bei der Arbeit habe ich sofort zu Schichtbeginn durchgesetzt, dass wir die 6pm news gucken, damit ich mich im Fernsehen sehen kann. Zum Glück war mein Chef da, dem das ziemlich egal ist, welcher Sender läuft und nicht seine Schwester, die mir den Gefallen garantiert nicht getan hätte.
Genau in der Sekunde, in der der Bericht über die SMS schreibenden jungen Fahrer kam, war mein Chef aber draußen zum Rauchen, sodass ich ihn nicht auf meine Fernsehpräsenz hinweisen konnte. Also mussten die beiden Mädels herhalten, denen ich gerade ihr Gelato in die Waffeln gepackt habe. Netterweise haben die auf mein aufgeregtes; "Oh, look that's me there on TV!" hin sofort umgedreht und fasziniert auf den Fernseher geguckt und waren beeindruckt, sodass ich meine Freude wenigstens mit irgendjemandem teilen konnte.
Als ich von der Arbeit nach Hause kam, begrüßte mich Lisa mit "Hey dude, Corin saw you on the news tonight!" und am nächsten Morgen hat mich die andere Praktikantin aus dem Fernsehen wiedererkannt. Tja, ich fürchte, das geht alles von meinen 15 minutes of fame ab...
Den Rest der Woche durfte ich mich dann nach schauspielerischer Arbeit mit echt journalistischen Aufgaben betraut. Am Mittwoch bin ich mit Peter Harvey unterwegs, der eine echte Berühmtheit hier zu sein scheint, denn er wurde alle paar Meter angesprochen und ich wurde von einem jungen Pärchen aus Queensland dazu genötigt, alle drei zusammen zu fotografieren. Ich durfte für einen Bericht über das diesjähriges Weihnachtsgeschäft (es ist interessant, dass alles Nachrichtensendungen dieser Welt die gleichen langweiligen Themen haben, die sie jedes Jahr wieder verbraten) vox pops mit Passanten machen, die mir erzählen sollten, was sie dieses Jahr verschenken und wieviel Geld sie ausgeben.
Es war definitiv schonmal leichter Leute dazu zu kriegen, meine Fragen zu beantworten als für unsere Uniarbeiten. Eine große Fernsehkamera und ein Channel 9 Mikro machen schon mehr Eindruck als die MECO Ausrüstung der Uni.
Nachmittags wurde ich dann nochmal ganz allein mit Kameramann Frank zu Harvey Norman am Martin Place geschickt, um dort den Filialleiter im Interview dazu zu bringen, vor der Kamera zu sagen, dass dieses Jahr Plasmafernseher der Renner unterm Weihnachtsbaum seien.
Leider war der Filialleiter sehr aufgeregt, hat die ganze Zeit mit einem Stück Papier geraschelt, während des Interviews abgelenkt zu allen Seiten geguckt und sich unverständlich ausgedrückt. Davon war Frank so genervt, dass er die Interviewführung übernommen hat, in der Hoffnung den grab zu kriegen, den wir haben wollten. Hat aber nicht geklappt und ich war ein bisschen genervt von der Tatsache, dass er mir meinen Job abgenommen hat. Im Schnittraum haben alle nur gelacht, als sie das Material gesichtet haben: "So, Frank took over again? He tends to that. You have to tell him that he is the eyes and you are the voice."
Am Donnerstag durfte ich dann wieder ganz allein ein Interview machen. Dieses Mal bei der Demo der Bibliothekarinnen aus ganz NSW, die sich darüber beklagt haben, dass ihnen immer weniger Geld zur Verfügung gestellt wird und sie die regelmäßige Märchenlesestunde für kleine Kinder streichen müssen, wenn das so weiter geht.
Nachmittags bin ich mit Frank zu John Howards zukünftigem Ex-Dienstsitz, dem Kirribilli House, gefahren um zu gucken, ob er schon auszieht und seinem privaten Haus ein paar suburbs weiter nördlich zu fahren, wo ich durch die Ritze im Zaun rausfinden sollte, ob tatsächlich jemand da ist, der den Pool repariert. Nein, nichts, keine Bewegung in keinem der beiden Häuser. Vielleicht zieht Howard ja auch einfach nicht aus. Da Rudd sich entschlossen hat, wie sich das für einen australischen Prime Minister gehört, in die Lodge nach Canberra zu ziehen und seine Frau sogar schon nach einer passenden high school für ihren Sohn, kann Howard ja auch einfach im Kirribilli House bleiben. Denn sein echtes Heim ist nach 16 Jahren Nicht-Nutzung garantiert voller Kakerlaken.
Nachmittags durfte ich im Controlroom live dabei sitzen als die 4.30 news on air gingen. Das war echt aufregend. Obwohl ich für nichts verantwortlich war und nur still als doofe Praktikantin daneben saß, hatte ich Herzrasen, weil das alles so spannend war und sich alle die ganze Zeit gegenseitig angeschrien und durcheinandergeredet haben. Wow! "Yes, there must be easier ways to make your money.", meinte der Typ am Regiepult.
Am Freitag durfte ich dann zum krönenden Abschluss Shania Crane mit ihrem Piloten Hermann Zueberli (was für ein australischer Name!) umzingelt von einer Horde kleiner aufgeregeter Schulkinder und den Premier von NSW, Morris Iemma (das er der Premier ist, habe ich aber erst einige Tage später festgestellt, als ich einen Artikel über die Landung gelesen habe, vorher dachte ich, er sei der Chef der Feuerwehr oder vielleicht der Umweltminister) sehen und bei der ersten Presseansprache des neuen Liberal Leaders Bredan Nelson ebendiesem das Mikro unter die Nase zu halten, während er kundtat, dass Labor nicht gut mittelständische Unternehmen sei und es nicht die Schuld der heutigen Generationen sei, was vor 200 Jahren mit den Aboriginese passiert sei...
What a week. Nun muss ich mich nach 15 weiteren Tagen Praktikum umschauen.
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3 Kommentare:
Wieviele Praktika mußt Du denn absolvieren?
wow, das ist ja ein mörderblogeintrag! ich glaube so lange war noch keiner!
...und so spannend und aufregend!
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