Samstag, 5. April 2008

Die Stadt der Opale

Wenn ich ihn Coober Pedy wohnen muesste, weil mein Vater oder Ehemann die Hoffnung hat, mit der Suche nach Opalen steinreich zu werden, ich wuerde entweder taeglich Amok laufen, ganz viele Drogen nehmen oder einfach allein nach Adelaide (ja, Adelaide!!) gehen. Und das scheinen auch viele Frauen zu machen, weil sie es dort nicht aushalten. Also, das mit den Kindern weggehen, damit die anstaendig zur Schule gehen koennen und nicht in Hoehlen auf dem Mond aufwachsen muessen. Und ein Alkoholproblem gibt es dort auf jeden Fall auch, was besonders unter der indigenous population nicht zu uebersehen war. Amoklaufen tut dort keiner, aber dafuer werden regelmaessig verschiedene Gebaeude in die Luft gejagt.
Die Erzaehlung unsere guides ging etwa so: "This is our police station, it's brand new, the old one was blown up recently, and so was the one before. Over there, there used to be a Greek restaurant, but it must have been really bad because it was blown up, so was the school...."
Das passiert, wenn die gesamte Stadtbevoelkerung immer ihre eigenen Bomben baut, weil die herkoemmlichen Sprengstoffe ihren Anspruechen bei der Suche nach Opalen nicht genuegen.

Der Ort war noch kleiner und trostloser als ich ihn erwartet hatte und um so richtig was davon zu sehen, muss man wohl echt eine Tour machen, sodass Thorsten und ich gleich nach unserem kurzen Spaziergang durch die "Hauptstrasse" eine vierstuendige guided tour fuer den naechsten Tag gebucht haben.

So heiss, wie es dort im Sommer wird, war es gluecklicherweise nicht mehr. 50 bis 60 Grad Celsius haette ich, glaube ich, auch nicht ausgehalten. Die Leute bauen sich ihre Haeuser und Kirchen ja nicht ohne Grund unter die Erde, um konstante 23 bis 25 Grad zu haben.
Aber der Herbst/Winter scheint genau die richtige Reisesaison und Tourizeit fuer Coober Pedy zu sein, da es um die 20 Grad wirklich angenehm war.

Auf unserer Tour haben wir den Altersdurchschnitt um mindestens 20 Jahre gesenkt und waren die einzigen, die tierische Probleme hatten unseren guide mit seinem strong ocker (Aussie accent) zu verstehen. Er hat, soweit ich das den Lachern der anderen nach beurteilen kann, viele lustige Dinge erzaehlt. Schade, dass ich die Pointen meist nur raten konnte.

Immerhin konnte ich die ganze Zeit aus dem Busfenster gucken und habe Minen, ganz viele Loecher und die oedeste Landschaft der Welt gesehen. Die breakaways, wo vor Millionen von Jahren mal das australische Innenmeer war und Szenen von "Priscilla" gedreht wurden, fand ich unglaublich beeindruckend, was auf dem Foto leider kaum rueberkommt.

Ausserdem wurden wir zum dog fence gebracht, der, wie ich im Groessenvergleich mit mir selbst feststellen konnte, nicht die im Lonely Planet angegeben 180cm misst. Irgendwie ist es eh eine voellig absurde Idee, einen Zaun quer durch die Wueste zu bauen, um die Dingos aus bestimmten Teilen des Kontinents fernzuhalten und ich frage mich, wie effektiv die ganze Massnahme ist.

Das underground home fand ich ganz fuerchterlich. Wer will denn bitte in einem Haus ohne Fenster wohnen, in einem Erdloch. Da kann man doch nur wahnsinnig werden. Unser guide hingegen konnte mein Erstaunen und meine mehrmalige Nachfrage ("Do people reaaaaaaaaaaaaaaally still live in houses like these???) gar nicht verstehen. Wahrscheinlich wohnt er einfach schon zu lange in Coober Pedy.

Nach einem Kurzfilm ueber die Geschichte von Opalen und Coober Pedy als "opal capital of the world" gab es dann complimentay coffee and tea in einem Opalgeschaeft. Obwohl ich eigentlich keine Opale kaufen wollte, da ich dachte, dass da sowieso viel zu teuer fuer meine Studentenbudget ist, bin ich im Endeffekt mit einem schicken Paar Opalohrringe rausgegangen. Fuer nur $29. Bargain!
Und eigentlich kann man ja auch nicht in Coober Pedy gewesen sein und keine Opale gekauft haben, oder???

In der serbisch-orthodoxen underground church, habe ich eine Kerze angezuendet, 50 Cent gespendet und mir was gewuenscht, weil ich das immer so mache, woraufhin mich der Rest der Gruppe etwas verwirrt anguckte.

Und nach viereinhalb Stunden aussergewoehnlicher Eindruecke, haben wir uns in der Pizzeria auf dem Campingplatz eine family size Pizza gegoennt, fuer die wir mit unserem Tour-Coupon sogar noch 10% Rabatt bekommen haben. Lecker UND guenstig! Und vor allem eine nette Abwechslung zu unserem normalen Camping-Abendbrot.

3 Kommentare:

Paul hat gesagt…

Lustig mit dem Missliebige-Gebäude-in-die-Luft-Sprengen. Bergbaustädte bieten Möglichkeitsstrukturen für besonders beeindruckenden Protest. Hier wird immer nur Feuer gelegt - dafür manchmal so oft, bis die Gebäudebesitzer aufgeben.

hummelreich hat gesagt…

wow, die Pizza ist wirklich mal grooooß! und wieso hast du keine fotos von den höhlenwohnungen gemacht, das hätte mich auch mal interessiert. Hat der guide was erzählt, wie man auf die Idee kam Wohnungen unter der Erde zu bauen? und nicht zum beispiel häuser aus stein und die weiß tünchen, wie das in Andalusien gemacht wird???

Anonym hat gesagt…

ok, ich werde dann meine Opalsuche hier- zeitlihc in die Nähe des nächsten Mais ansetzen, dann fällt das nicht so auf das ich eigentlich nach Bpodenschätzen suche und kein Attac-Aktivist bin... drücke mid die Daumen ;-)