An der Uni findet diese Woche ein fair nach dem anderen statt, was schön ist, wenn man Kugelschreiber braucht, aber ansonsten weniger aufregend.
Am Montag bin ich im strömenden Regen extra zu Fuß zum Campus gelaufen, weil ich mir dachte, es könne doch sein, dass ich was Wichtiges verpasse (zum Beispiel kostenlose Kugelschreiber), wenn ich nicht wenigstens kurz beim "Careers Fair" in der Great Hall vorbeigucke.
Das Ergebnis außer einer klatschnassen Hose war eine Ausbeute von zwei Schlüsselanhängern und einem Kugelschreiber, so wie der Erkenntnis, dass kein Mensch media (oder generell art) graduates anstellen möchte. Man sollte sich nämlich einen Sticker mit Namen und Studiengang auf die Brust kleben, damit die Firmen einen gezielt ansprechen können. Ich hatte den Eindruck, dass die Vertreter der Banken und financial consulting firms alle etwas angeekelt geguckt haben, nachdem sie meinen Sticker gelesen hatten. Ich fühlte mich zwischen den ganzen business und accounting students so unwohl, dass ich nach fünf Minuten wieder gegangen bin und mich mit meinem "Sex and the City" Buch in die Bibliothek gesetzt habe, um über die Parallelen zwischen Woody Allen Komödien und der Serie zu lesen.
Heute stand dann "International Fair" an, bei dem Stefanie und ich uns bereiterklärt hatten, am Deutschland-Stand die FU zu vertreten und die australischen Studenten in Massen von den Vorzügen Berlins zu überzeugen. Aber das war gar nicht so einfach. Wir hatten unsere Rechnung ohne Annette aus Köln gemacht, die mit ihrer Marketingerfahrung und Profi-Lächeln einer Hostess jeden, dem wir gerade die günstigste Hauptstadt Westeuropas mit tollem Kulturangebot schmackhaft gemacht hatten, abgeworben hat und dann eine Viertelstunde lang mit glänzenden Augen von Köln erzählt und Hochglanzbroschüren ihrer Uni um sich geworfen hat.
Genau das war wohl neben unserer fehlenden Promo-Erfahrung unser Problem. Wir hatten keinen einzigen Flyer von der FU, was echt peinlich war, weil ein paar wenige nicht ganz uninteressiert waren und gern einen Prospekt mitgenommen hätten, uns aber nichts anderes übrig blieb, als ihnen die Adresse der Homepage aufzuschreiben. Außerdem mussten wir feststellen, dass die FU genau die Fächer, an denen die Leute interessiert waren, nicht anbietet, da engineering und architecture nun mal TU-Gebiete sind. Und als ein media student ankam und sich erkundigte, ob er das auch in Berlin studieren könne, konnte ich einfach nicht lügen und habe ihm klargemacht, dass der Publizistik an der FU ganz bestimmt nicht machen möchte, wenn er media & communications in Sydney gewohnt ist ("Thank you, that was very helpful.").
Anfangs haben wir noch versucht, gegen Annette und Köln anzuargumtieren (echt mal, die wollten mich nicht in Köln, seitdem haben sie bei mir einfach verschissen), aber nachdem wir erfahren haben, dass die FU aus Sydney in den letzten Jahren sowieso immer mehr australische Studenten geschickt bekommt, als sie deutsche nach Sydney schickt (sehr überraschend, aber scheinbar können es sich einfach nicht viele Studenten leisten ohne Stipendium, am Ende der Welt zu studieren, wo die Miete doppelt so hoch ist wie in Berlin und allein der Flug so viel kostet wie zwei Monate Unterhalt), war ja klar, dass wir es gar nicht nötig hatten, uns so ins Zeug zu legen wie Köln. Berlin ist einfach zu cool für so was.
Den Rest der Zeit habe ich mir also damit vertrieben kostenlose felafel wraps, Äpfel und Tee vom lunch buffett zu holen, Bleistifte bei den Italienern und Kugelschreiber bei den Briten zu holen , in meiner NEON zu blättern und mich mit Stefanie über deutsche Dialekte, Nachnamen und den deutschen Akzent vieler Professoren am JFK zu unterhalten.
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4 Kommentare:
ich stelle mir gerade vor wie ihr ein wenig gelangweilt am Ende, die fragenden Leute angenervt hinter einer Zeitschrift Kaugummi kauend hervorgeschaut habt, mit der Frage im Blick: BERLIN, wenn ich wirklich noch was sagen muss bist einfach nicht der Typ für diese Stadt. Wenn Du reden willst, dann geh doch lieber nach Köln!
Moooooment mal: was habt Ihr gegen Köln? Die Stadt hat alles, was Berlin auch hat, ist nur eben eine oder 2 Nummern kleiner aber dafür nicht so gammelig wie die Hauptstadt ;-)) Außerdem gibts hier KARNEVAL!!!!!!!!Haaa, dem habt Ihr nun wirklich nichts mehr entgegenzusetzen ;-))
Sara, das hast Du schön gesagt, genau so war es! :)
Und man kann nun nicht behaupten, wir hätten es nicht versucht! Nix mit kaugummischmatzendem Verschanzen hinter Zeitschiften - stattdessen haben wir im semi-offensiven Verkaufsgespräch, mit free lunch Falafel und free Wasserflasche vor und der Kölner Konkurrenz neben uns, von günstigen Berliner Mieten und ebensogünstigen Kebabs geschwärmt.
Wenn das keine Gründe sind, um an die FU zu kommen! Wen interessiert da noch, dass die gewünschten Fächer dort nicht studierbar sind und die Kurs zu 80 % auf Deutsch abgehalten werden.
Sicherheitshalber haben wir aber auch das vibrant City life und die Exzellenz der FU nicht unerwähnt gelassen.
Ich glaube, den Humantities Student mit der norddeutschen Oma konnten wir auch ganz ohne Hochglanzbroschüren gewinnen -- habe ihn gestern noch mit FU- und DAAD-Links überflutet.
Und ein Stipendiat ist ja völlig ausreichend für's erste. Und dann noch ein Norddeutscher! :)
Steffi
nur mal um hier eins nochmal festzustellen: KÖLN IST TROTZDEM TOLL!!! ;)
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