Mittwoch, 23. Januar 2008

"The average Aussie bloke"

Irgendwie scheine ich immer im Land zu sein, wenn wichtige Landsmänner versterben. Erst stirbt der einzig weltbekannte Neuseeländer, Sir Edmund Hillary, genau einen Tag nachdem Markus und ich uns in der Art Gallery in Christchurch gefragt haben, ob es eigentlich einen einzigen berühmten Kiwi gibt, sodass wir von unserem Herbergsvater vor dem Fernseher bei den Abendnachrichten erstmal über Hillarys Herkunft aufgeklärt werden müssen.
Und nun wird Heath Ledger plötzlich tot in seiner Wohnung aufgefunden und mir wird bewusst, wie wahnsinnig stolz die Australier auf ihn sind, weil ein Junge aus Perth es nach Hollywood geschafft hat.
Alle sind geschockt und nicht nur die Medien reden von nichts anderem mehr. Das Hauptunterhaltungsthema zwischen meinem Chef und mir sind Heath ("It's a shame, he was so talented."), die Drogenprobleme der Stars im Allgemeinen ("Have you seen Amy Winehouse? Full of drugs! A wreck!" - "I don't mind, I still like her music!"), Selbstmord in Sydney ("The school I went to in Cronulla had the highes suicide rate in NSW. I knew four guys who killed themselves, one in my sister's year who smoked himself in his car, one blew his head..."), Selbstmord unter jungen Männer ("They don't speak about their problems. Not like girls who talk to their friends all the time. And there is a lot of pressure on them. Especially in Cronulla."), die schrecklichen Erlebnisse der Bahnfahrer dieser Welt ("Every train driver in Sydney kills an average of four people in their lifetime.") und artverwandte Themen. Die 6 o'clock news of Channel 9 bringen zehn Minuten über Ledgers Tod als Topnachricht, alle Kunden starren gebannt auf den Fernseher und mein Chef kümmert sich ausnahmsweise nicht darum, ob ich beschäftigt aussehe.
In "A Current Affair" um halb sieben geht es um nichts anderes um Ledger und der arme New York Korrespondent, der fröstelnd aus dem nächtlichen SoHo berichtet, tut nach der fünften live-Schaltung schon richtig Leid. Außerdem werden Ledgers ehemaliger Schulleiter aus Perth, ein paar Sydneysider Surfer befragt und die Beleidsbekundungen von Cate Blachett, Nicole Kidman und Mel Gibson.
Der Sydney Morning Herald macht die erste Seite mit "The Sleepless Stress Of A Troubled Star" auf und bringt eine weitere Doppelseite in der Weltnachrichtenrubrik voller Artikel zu allen Aspekten von Ledgers Leben und Sterben.
Nun weiß ich, dass er, wie hätte es bei einem australischen Schauspieler auch anders sein sollen, bei "Home and Away" angefangen hat, sich 2004 ein riesiges Haus in Bronte am Strand gekauft und zwei Jahre später wieder verkauft hat, die Politik von John Howard öffentlich kritisiert hat und dass die Schlaftabletten, die er genommen hat "can cause people to walk, eat, drive or have sexual intercourse in their sleep".

4 Kommentare:

Max hat gesagt…

An average four people! Crazy-Killers...
... Und du bist ja wie wild am bloggen wieder. Feine Sache!

Anonym hat gesagt…

ok, also bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 40 Jahren, hat ein Fahrer also alle zehn Jahre eines dieser einschneidenden Erlebnisse...?!?! also quasi immer dann wenn er es gerade fertig gebracht hat darüber hinwegzukommen- zack!!! "... NEEEEEEEEEIIIIIINNNNNN!!!!!!!!! NICHT SCHON WIEDER:::!!!!!!!!!!!!!"
hmm, da müssen die Anreize aber schon extrem hoch sein um diesen Job zu machen (Freibier während der Schicht, privater Uniformmaßschneider, Designersonnenbrillen für U-Bahnfahrer...)

Anonym hat gesagt…

Äh, ja, Lars, und weil es in Deutschland ähnlich ist, kommt noch die Möglichkeit des Streikens dazu...

Ich warte bzgl. Heath Ledger nur darauf, dass endlich ein seriöser Artikel über die Todesursache erscheint - alles andere nervt mich, da ich seine Lebensgeschichte nicht so interessant finde...

Max hat gesagt…

zu viele Pillen?!