Montag, 7. Januar 2008

NYE 2007

Endlich bin ich mit dem Schreiben mal beim atemberaubendsten Silvesterabend ever angekommen. Die Tausenden von Touristen und Backpacker, die zu diesem Termin nach Sydney strömen, haben Recht.
Es ist die allerbeste Stadt der Welt, um dort Silvester zu verbringen. Zwar kam der Silvestertag für mich irgendwie ganz unvorbereitet und überraschend, weil ich die Woche vorher einfach zu sehr mit umziehen beschäftigt war, aber glücklicherweise hat dann doch alles problemlos geklappt.
Am 30.12. abends haben Markus und ich uns kurz zusammengesetzt, um uns auf dem Stadtplan einen guten Aussichtspunkt rauszusuchen. Doch da gab es eine Schwierigkeiten: laut Angaben des Touristeninformationsbüro müsse man spätestens Mittag am Botanischen Garten sein, um noch reinzukommen, man durfte nirgendwo Alkohol oder Glas mitbringen und wir hatten noch nicht eingekauft.

Also sind wir am nächsten Tag pünktlich aufgestanden und zum Broadway Shopping Center gelaufen, um uns mit Chips (die Schweine haben zu Silvester den Preis pro Chipstüte um 50 Cent angehoben, sowohl bei Coles als auch bei Bilo!), Crackern, Dips, Käse, Saft (die beste Entdeckung war der total eklige Apfel-Johannisbeersaft, den wir nur genommen haben, weil er die gleiche Farbe hat wie Rotwein hatte und das Umfüllen erleichterte) und Alkohol eingedeckt. Markus wurde dann direkt mit Picknickdecke zum Botanischen Garten geschickt, um einen guten Platz für uns zu besetzen, während Thorsten und ich zu Hause, den Alkohol in die Saftflaschen umgefüllt, Guacamole gemacht und Bananenbrot gebacken. Um drei habe ich Laetitia von der Bahn abgeholt, die extra für Silvester aus Melbourne eingeflogen kam und sind panikartig Richtung City gehetzt und haben das schlimmste erwartet, nachdem Markus angerufen hatte und uns von einer kilometerlangen Schlange am Eingang erzählt hatte.

Als wir ankamen, schien diese Schlange schon drinnen angekommen zu sein, denn wir kamen ohne Warten bei der Taschenkontrolle dran, bei der sich schon tonnenweise Saftflaschen und Salsagläser angsammelt hatten. Leider hatte Laetitia nicht übertrieben, als sie gesagt hatte, sie könne schlecht lügen. Sagen wir so: Sie kann es gar nicht. Sie hat es noch nichtmal versucht. Sie hat ganz offen erzählt, dass der Orangensaft mit Alkohol gemischt sei. Logischerweise durfte sie die Flasche nicht behalten und Thorsten und ich waren entsprechend genervt, weil wir nur noch den Ekelsaft mit Billigrotwein hatten, den ich mit meinen Schauspielkünsten ganz wunederbar als Saft eingeschleust habe.

Nachdem wir uns mit Picknickdecken ausgebreitet und den Pannetone (den es bei Coles im Angebot gab, weil Weihnachten vorbei war) ausgepackt hatten, fiel Laetitia auf, dass ihr der Botanische Garten nicht gefiel und sie lieber direkt an der Oper feiern wolle. Ich hatte bei der Hitze wirklich keine Lust, zum Circular Quay zurückzulaufen und die nächsten acht Stunden bis Mitternacht auf den Stufen vor der Oper zu verbringen, sodass sie allein gehen musste. Wir haben die Zeit bis zum Familienfeuerwerk um neun mit Uno spielen, lesen, essen, rumgucken, beim Klo anstehen (eine halbe Stunde!), sonnen, Tagebuch schreiben, trinken und entspannen verbracht.

Zum Kinderfeuerwerk sind wir dann ein bisschen weiter runter gegangen, sodass wir Aussicht über den gesamten Hafen hatten. Schon bei den acht Minuten Feuerwerk habe ich Gänsehaut bekommen und mich gefragt, wie sie das um Mitternacht toppen wollen.

Aber das ging. Nach einer weiteren Stunde chillen auf der Picknickdecke und einer Runde "Wer bin ich?" (ich habe meine Jodie Foster nicht erraten), haben wir um 11pm eingepackt und sind mit unserem gesamten Kram runter ans Wassser gegangen und haben direkt neben dem Zaun zur VIP-Party einen perfekten Spot bekommen, bei dem wir sogar noch Musik hatten und uns die Stunde bis Mitternacht fleißig mit abtanzen verbringen konnten. Und plötzlich war Mitternacht, das Feuerwerk war überall (hinter der Brücke, rechts überm Botanischen Garten und über der Stadt) und alle waren so beeindruckt, dass ihnen erst nach zwei Minuten einfiel, sich gegenseitig in die Arme zu nehmen und ein frohes neues Jahr zu wünschen.
Echtes Gänsehautgefühl. Sehr schöne 15 Minuten, die jeder für sich damit verbracht hat, das Feuerwerk und die Bilder auf sich wirken zu lassen und an das letzte und das nächste Jahr zu denken. Das Feuerwerk über der Alster letztes Jahr war nix dagegen und 2004, als wir mittem im Tiergarten im Gestrüpp standen, haben wir sowieso nix gesehen.

Außerdem muss ich an dieser Stelle nochmal kundtun, dass ich die Idee, Silvester im Hochsommer zu haben, ziemlich gut finde. Das macht viel mehr Sinn und viel mehr Spaß. Es ist einfach so viel entspannter, das Feuerwerk bei 25° im Kleidchen (ja, es ist ein Hängerchen, aber es gibt hier noch viel schlimmere von der Sorte) zu genießen. Man muss nicht erst Mantel, Hut, Schal und Handschuhe anziehen und will nicht sofort wieder rein ins Haus und weiter Glühwein trinken...

Hinterher sind wir mit der riesigen Menschenhorde zur nächsten Bahnstation gegangen, haben sofort eine Bahn nach Redfern bekommen, die sogar leer war und zu Hause bis fünf Uhr bei zwei Flaschen Sekt und den restlichen Crackern und bösen Witzen auf Kosten anderer Nationalitäten den Abend ausklingen lassen.

Auch wenn ich meine 4jährige Feiertradition mit Marina und Corinna für dieses Jahr fallen lassen musste, keinen Rotkäppchen Rubin, kein Bleigießen und keine Knallerbsen hatte, so war es doch einfach genial.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das klingt in der Tat nach einem sehr schönen Jahresausklang und -beginn. Wir waren auf einem Schiff aufm Rhein und haben ein eher dürftiges Feuerwerk bei arktischen Temperaturen gesehen. Aber zum Glück hat es diesmal nicht geregnet.

Anonym hat gesagt…

na den Einlasser möchte ich sehen der es schafft nverletzt Dir Alkohol abzuknöpfen! Deine Gefährlichkeit in solchen Situationen ist ja nun weltbekannt!