Freitag, 29. Februar 2008

Von keinem Teufel gefressen und kein Wallaby umgenietet

Wir sind wieder da!
Ihr müsst euch keine Sorgen machen.
Wir sind heil. Und der Toyota Corolla, den ich sieben Tage lang gefahren habe, auch. *g*
Ich habe euch nicht vergessen und ich habe eine Menge zu erzählen aus den letzten zehn Tagen, von Lars' erstem Tag in Sydney, dem mega-langweiligen Hobart, den Erpressermethoden holländischer Gangsterfirmen, Geistern in Port Arthur, leckeren Kirschen und anderen Früchten, wildlife ohne Ende (vor allen in tot rechts und links der Straße), geschlossenen Tankstellen, schicken Wanderwegen, faulen Wombats, Wohnklos, Mondlandschaften, verlorenen Schals, Regenwäldern und Küstenstädten ohne fresh seafood.
Aber jetzt killen wir erstmal eine Flasche Queen Adelaide und Lars' Chipsvorräte, bevor ich in mein Bett falle.

Dienstag, 19. Februar 2008

Einmal werde ich noch wach...

...sofern ich vor lauter Stress und Aufregung überhaupt einschlafe!
Ich kenne mich. Wenn immer ich früh (also vor neun Uhr) aufstehen muss und/oder weiß, dass am nächsten Tag irgendwas Außergewöhnliches passiert (Urlaub, Praktikum, Besuch), bin ich unterbewusst so aufgeregt, dass ich bis morgens um fünf wach liege und mir Gedanken mache, ich könne verschlafen (ich verschlafe NIE), ich hätte was Wichtiges vergessen, ich müsse noch so viel organisieren und vor allem mich noch weiter damit stresse, dass ich endlich einschlafen muss, weil ich sonst zu müde sein werde und der Tag ganz furchtbar wird.
Arme Sara, die heute Nacht bei mir übernachten wird und mein aufgeregtes Hin- und Herwälzen ertragen muss, bis ich um sieben aus dem Bett springe, zur Green Square Station laufe, zum ersten Mal in meinem Leben den völlig überteuerten Airport-Link nehmen muss, da Lisa eben spontan eingefallen ist, dass sie morgen früh einen Termin mit ihrem Accountant hat und wir Lars doch nicht mit dem Auto abholen können, um hoffentlich rechtzeitig am richtigen Ausgang zu stehen.
Dabei habe ich eigentlich alles ganz gut organisiert:
Am Samstag habe ich einen Großeinlauf bei Aldi gemacht und kiloweise Verpflegung für Tasmanien gekauft (natürlich ist mir auf dem Heimweg eine Plastiktüte gerissen und ich bin fast unter der Belastung zusammengebrochen, sodass ich Thorsten anrufen und er mir tragen helfen musste), ich habe eine australische SIM card für Lars besorgt (die alte von Susann) und 20$ Guthaben gekauft, damit Lars und ich in den nächsten vier Wochen anständig kommunizieren können und er nicht in der Stadt verloren geht oder so, ich habe mein Zimmer aufgeräumt (nur staubsaugen muss ich noch), ich habe mein Zimmer für die Zeit, die wir in Tasmanien sind, an Sara untervermietet und mir im Gegenzug mal wieder ihren großen Rucksack ausgeliehen und ein paar Reisetipps geben lassen, ich habe die Flugtickets nach Hobart ausgedruckt, ich habe massenhaft Cracker und Dips besorgt, weil Lars sich so auf diese freut, ich habe einen Reiseführer aus der Bibliothek ausgeliehen und einen von Sara, ich habe morgen Abend frei bekommen, sodass wir ins Govindas gehen können und das Bananenbrot ist im Backofen.

Klingt gut, was? Wenn da nur das ätzende Automieten für den Trip nicht wäre. Ich hasse solche Sachen, zuviel Verwirrung in den Konditionen, zu viel Kleingedrucktes bei den Versicherungen und vor allem Diskriminerung der Unter-25jährigen. Darum habe ich es so lange vor mir hergeschoben, dass es richtig stressig wurde. Im Endeffekt bin ich also zum größten Teil selbst Schuld... Zumindest dass es bei locostauto nichts mehr gab. Dass hinter dem Unternehmen, bei dem ich meine zweite Buchung gemacht habe, nun ein holländisches Reisebüro sitzt, das erwartet, dass ich sie anrufe und meine Kreditkartendaten nochmals durchgebe, konnte ich allerdings nicht ahnen.
Irgendwie erscheint mir das ein bisschen dubios und irgendwie weiß ich, dass ich nicht in Holland anrufen werde und meine Kreditkartendetails auch nicht per Email verschicken werde. Aber irgendwie weiß ich auch nicht, was ich jetzt machen soll. Und leider ist mein Ansprechspartner für solche Fälle, Papa, diese Woche auf Dienstreise und nicht zu erreichen.
Was mach ich nur?
Nach dem Bananenbrot gucken und staubsaugen...

Montag, 18. Februar 2008

"It always rains for Tropfest"

Ich weiß jetzt wofür ich Sydney und die Australier heiß und innig liebe: ihre Outdoorevents mit Picknick und Trinken im Park. Wobei man auch argumentieren könnte, dass es sich um Picknick und Saufen im Park mit kultureller Hintergrunduntermalung handelt. Egal.
Das finde ich eine ganz tolle Sache: erst die Christmas Carols, dann die Oper und nun das Kurzfilmfestival "Tropfest".
Das ist von allen Events, bei denen ich bislang war, auf jeden Fall mein Favorit. Dabei wusste ich vorher nicht mal so richtig, ob mir Kurzfilme eigentlich gefallen (Lisa: "I don't really like short films." - ich: "I don't really know, I don't think I have seen many in my life. But I hate short stories...That's because we did a whole semester on Salinger's short stories in high school though!"). Eigentlich kannte ich nur die, die sie einmal im Jahr zum "going underground" in der U-Bahn zeigen und die fand ich teilweise ziemlich gut.
Es war auch sehr viel besser besucht als die Oper vor ein paar Wochen. Die Domain war rappeldickevoll und Thorsten und ich haben die Besucher auf 3000 bis 5000 geschätzt. Der SMH sprach von 40.000. Da sieht man mal wieder, dass ich überhaupt nicht schätzen kann.

Wettermäßig hatten wir Glück. Denn jeder Sydneysider, mit dem ich vorher übers Tropfest gesprochen hatte, meinte, es würde jedes Jahr ganz heftig regnen. Dieses Mal hat es nur fünf Minuten etwas stärker genieselt, und das passenderweise in der Pause, als ich eh aufs Klo gegangen bin. Vor lauter Regenschirmen konnte man nämlich die Leinwand gar nicht mehr sehen.

Die 16 Filme waren größtenteils ziemlich gut, zwei Dokumentationen waren echt langweilig, der Animationsfilm war total doof, der japanische Beitrag ein bisschen eklig, sodass ich nicht hingucken konnte (ich konnte aber viele Lacher hören) und es kamen erstaunlich viele Kinder in den Beiträgen vor.

Auffallend fand ich außerdem, dass von den 16 Regisseuren, die es ins Finale nur drei Frauen waren. Wie schön, dass Nicole Kidman einen Preis von $5000 gesponsort hat, der eine Frau, die an irgendeinem der Beiträge beteiligt war, vergeben werden sollte, um Frauen im Filmgeschäft zu unterstützen.
Im Endeffekt war der Gewinnerfilm "marry me", der auch zu meinen drei Favoriten gehörte, des ziemlich kitschigen Awards von einer Regisseurin, die hochschwanger auf die Bühne kam und meinte "Oh, I am so excited, I hope I am not going to get in labour on stage."
Ist glücklicherweise nicht passiert.

Die Preisverleihung war trotz Anwesenheit internationaler Superstars (nicht alle waren in Berlin zur Berlinale, ein paar sind also auch für Sydney übrig geblieben) wie Naomi Watts und Geoffrey Rush irgendiwe ziemlich unglamorös, was schade war. Daran müssen sie nochmal arbeiten.
Ach ja, eine Gedenkansage mit Powerpointshow mit Fotos von ihm für Heath Ledger gab es (natürlich) auch!

Sonntag, 17. Februar 2008

10,057,170 pounds, 7 shillings and 9 pence.


Das ist die Antwort, auf die Frage, wieviel der Bau der Harbour Bridge gekostet hat. Diese und andere interessante Dinge über eines der beiden Wahrzeichen Sydneys haben wir letztes Wochenende gelernt, als wir auf den Pylon (also einen der vier Türme) der Brücke geklettert sind, der ein kleines Musem beherbergt. Lisa hat von ihrem bridge climb mit Susann im Januar noch zwei Gutscheine, die einen Tag später verfallen wären, sodass ich einen guten Grund hatte, mich aus dem schattigen backyard unseres Hauses und von meinem Haufen Sydney Morning Heralds und seiner vielen Beilagen wegzubewegen, die sich über die Woche angesammelt hatten, wegzubewegen und einen Spaziergang durch die Rocks zu machen, in denen ich irgendwie viel zu selten bin.
Endlich habe ich die Brücke mal zu Fuß betreten, wenn auch nicht überquert, das hebe ich mir für den vielen Besuch aus Deutschland auf, der in den nächsten Wochen einfliegt und konnte eine tolle Sicht über den Hafen genießen.
Außerdem weiß ich nun, wie viele Nieten, wie viel Liter Farbe und viel Tonnen Stahl in der Brücke verarbeitet sind. Nein, eigentlich habe ich das alles schon wieder vergessen....
Aber ich habe mir gemerkt, dass es bei der Eröffnungszeremonie einen kleinen Skandal mit der Schere gab, besser bekannt als The De Groot Incident. Das fand ich sehr lustig.
Hinterher ging's dann in einen Pub mit selbstgebrauten Bier, wo ich Weizen getrunken habe, das überhaupt nicht nach Weizen geschmeckt hat. Also habe ich mit Lisa getauscht, deren Bier mir besser schmeckte.





Random Notes, Number 24

Die deutsche Post kann keine englischsprachige 7 lesen, also eine Sieben ohne Mittelstrich. Die halten sie für eine 1. Deswegen ist die Weihnachtskarte an Philipp, der Hausnummer 70 in 10777 wohnt, leider erst zwei Monate später angekommen...bei seinen Eltern. Eins muss man der Post bei all dem also lassen: Sie haben sich eine Menge Mühe gemacht!

Birkenstocks erfreuen sich unter Australiern an großer Beliebtheit.

Küchengespräch:
Lisa: "The owner said, he would only replace the toilet bowl if the condition is in is getting worse."
ich: "Well, we can pretend it does and just give him a call!"
Lisa: "No, he would wanna see it."
ich: "Mmm, maybe we can do something ourselves to make the crack bigger!"
Lisa: "Yes, that's what I had in mind, too."
ich: "What could we do?"
Lisa: "Well, I thought we could get a very fat person to sit on it!"

Kathleens deutsches Lieblingswort ist Schmetterling.

"Ich habe das Gefühl, als würde ich eine ganze deutsche Kolonie verorgen." Lars über Lisas Weißwurst- und Sauerkrautbestellung, Saras Wunsch nach Guhl-Shampoo und meiner nicht-enden-wollenden Liste deutscher Qualitätsprodukte.

Der Kumpel meines Chefs kam gestern mit einem Six-Pack Jever ("You Germans make the best beer." - "Yes, the best beer and the best bread!") vorbei und ich habe eine Flasche abbekommen. Leider habe ich mich so an den australischen Biergeschmack gewöhnt, dass es mir viel zu bitter war.

Es gibt keine passende Übersetzung für das Wort "Tussi". Das ist wirklich tragisch.

Man bekommt hier $400 Bezahlung, wenn man einen Tag als Wahlhelfer arbeitet. Harriet konnte gar nicht verstehen,

Auf SBS läuft "Kommissar Rex" im Original mit Untertiteln.

Apropos Sorry Day: Die anderen Australier (Harriet, Lisa und die Kunden im Eisladen) mit denen ich über das Thema gesprochen habe, fanden die Entschuldigung, einen guten Schritt in die richtige Richtung, eine längst überfällige Geste und die Rede bewegend und gut geschrieben.

Freitag, 15. Februar 2008

Thelma und Louise und viele Fledermäuse



Bevor der Winter und die Regenfälle endgültig über die Stadt hereinbrechen, habe ich es tatsächlich endlich ins Moonlight Cinema und somit auch das erstmalig in den Centennial Park geschafft. Der ist gar nicht so weit von unserem Haus weg und riesig groß. Man kann ganz toll durchradeln, wenn nur die Autos nicht wären (Autos IM Park, was für eine blöde Idee), die glücklicherweise nach 8pm rausmüssen.

Da wir die Größe des Parks wahnsinnig unterschätzt hatten und uns tierisch beeilen mussten, kamen wir um kurz nach acht völlig durchgeschwitzt an, weil wir Angst hatten, den Anfang zu verpassen. Darum passte es ganz gut, dass ich beim Gewinnspiel eine Picknickbox mit einer gut gekühlten Flasche Weißwein gewonnen habe. Popcorn gab es auch kostenlos dazu, aber das war leider salzig, sodass ich das als Futter für die zahlreichen kleinen Parkbewohner da lassen wollte. In der Werbung vorm Film wurden wir darum gebeten mit Rücksicht auf die Anwohner (Igel, Possums, Vögel, Mäuse), das Kino nach Ende der Vorstellung leise und ohne Müll zu hinterlassen. Außer massenhaft Flughunden, die es in allen Parks Sydneys en masse gibt, und einer extrem gefährlich anmutenden Riesenspinnen über meinem Fahrrad habe ich habe aber kein wildlife gesehen.




Donnerstag, 14. Februar 2008

Tag der roten Schokoherzen

Mir fallen gerade zwei Dinge auf: Ich habe vorher noch nie den Valentinstag in einem englischsprachigen Land verbracht und ich habe das dritte Jahr in Folge den Valentinstag mit nichts anderem verbracht als Arbeit.

Zu ersterem: Es ist der Oberhammer, was hier fuer ein Tamtam aus dem Tag gemacht wird. ES wurde im Buero von nichts anderem geredet, es wurde in allen Sendungen des Channel 7 von nichts anderem geredet, es wurde im Radio von nichts anderem geredet, es wurde in der Eisdiele von fast nichts anderem geredet. Aus dem Studio wurden wir den ganzen Tag mit Liebesschnulzen beschallt, die Kolleginnen haben sich gegenseitig erzaelt, was sie bekommen haben, verschenken werden und am Abend mit ihrem Sweetheart machen, die maennlichen Kollegen wurden gefragt, was sie ihren Freundinnen schenken und abends mit ihnen machen. Es gab eigentlich kein anderes Thema.


Immerhin hat sich Kollegin Marguerite, ja die politisch korrekte vom Vortag, die Muehe gemacht, jedem ein kleines Gedicht zu schreiben und ein Stueckchen Lindt (ist hier sehr beliebt und das grosse Lindt Cafe Restaurant ist gleich gegenueber vom Sender) Schokolade zu schenken. Jedem. Sogar mir. My poem reads:
Work Experience Girls that
have some clout
on Valentine's Day
will never miss out!

Clout musste ich erstmal nachgucken und habe mich sehr gefreut.

Abends in der Eisdiele war die Hoelle los, weil alle Paerchen in Sydney sich am Valentinsabend fuer ein Take home pack gelato entschieden zu haben schienen. War trotz des Stresses ein lustiger Abend. Meine Chefin war nicht da, weil sie mit ihrem neusten Lover, der sie unbedingt heiraten moechte und ihr taeglich selbgedichtete italian love poems als SMS schickt, nebenan beim Thai essen war. Also habe ich mit ihrer Mutter gearbeitet, die mich zu Anfang der Schicht erstmal im Arts Supply Shop nebenan (in die andere Richtung als der Thai) ein grossen knallroten Bogen Tonkarton hat kaufen geschickt hat, den ich dann mit einem "Happy Valentine's Day" und zahlreichen Herzchen hat dekorieren lassen. Dabei kann ich bewiesenermassen keine Herzen malen. Dafuer habe ich mich ganz gut geschlagen. Und scheinbar hat das Schild ja auch keine Kunden abegeschreckt.

Ein grosser Vorteil an Schichten mit Josefine (Chefinmutter) ist ihr Musikgeschmack. Ich konnte alle CDs reinlegen, fuer die meine Chefin und ihr Bruder mit aus dem Laden jagen wuerden. Also haben wir den gesamten Abend die "Best Hits of all Times"-CD-Box (inklusive Nena mit 99 Red Balloons, Cindy Lauper mit Girls just wanna have fun und Bonnie Tyler mit Total Eclipse of the Heart), italienische Schlager ("volare, ohohoho, cantare, ohoh, nel blu, di pinto nel blu", ha, seit dem Italienischkurs an VHS kann ich den Text sogar auswaendig und ins deutsche uebersetzen) und den Moulin Rouge Soundtrack auf voller Lautstaerke gehoert.

Irgendwann kam Josefines beste Freundin Laurie vorbei, um uns auszuhelfen, da es zu zweit etwas zu viel wurde. Leider ist diese im echten Leben vielleicht Investmentbankerin, kannte sich im Laden aber nicht aus ("Sara, what do I do with this plate?" - "Where do these go, Sara?" - "Sara, can you tell me how to enter $2,50." - "Can you help me with the register, please."), sodass am Ende des Abends 100 Dollar in der Kasse fehlten. Ich war's nicht. Aber meine Chefin hat sich auch nicht weiter drueber aufgeregt, weil wir erstens kurz vor Feierabend um Mitternacht noch eine Flasche Sekt gekillt haben ("I think we should have some champagne tonight! We really deserve it! Can you go to the next bottle shop and get some for me?" - "Sure, great idea.") und sie zweitens mit uns dreien (also, den beiden old ladies und mir) beratschlagen musste, was sie nun mit dem heart broken Italian machen soll, der unten sass und auf sie wartete ("He cried earlier tonight when I told him I was not in love with him. But what can I do? I'm not in love with him! He wants me to come to Italy with him. He wants to marry me. But I just don't love him.").

What a night! Und trotz des spaeten Feierabends stand ich heute um 7.40 am (in Worten: zwanzig vor acht) im Buero auf der Matte, um mit Naomi zu einem Interview zu fahren. Ich muss sagen, ich bin sehr stolz auf mich, dass ich das geschafft habe, ohne verschlafen vor den Zug oder von der Rolltreppe zu fallen. Ich habe mich nur bloss neben die Bank gesetzt und bin gegen die Automatiktuer an der Rezeption gelaufen....
Wie gut, dass es die Espressomaschine gibt!


Sorry Day

What a significant moment in Australian history. A new chapter has just begun!
Und ich war dabei. Yeeeeeeeees, so macht man das als Power-Bloggerin und angehender journalistischer Superstar, immer schoen ueberall dran sein am Geschehen, sonst gibt's ja nix zu berichten.

Also, eigentlich war ich auch nur halb live dabei, da Rudds Rede ja in Canberra im Parlament stattfand und nicht in Sydney im Studio von Channel 7 (though that would have been convenient), aber immerhin war ich um 9am zu Beginn der Ansprache schon wach, was ich meinem Praktikum zu verdanken habe, sonst waere das nicht passiert. Als ich um zehn vor neun am Martin Place aus der Bahnstation kam, war der Platz vor der Leinwand trotz Regenwetters schon gut gefuellt mit Menschen und ihren Regenschirmen. Im Fernsehen wurde die Rede gleichzeitig live von allen Sendern uebertragen und der Ton war im Buero ausnahmsweise laut gestellt, sodass wir die Rede quasi in stero (aus den Boxen vom Martin Place und aus dem Fernsehen im Gebaeude) hoeren und in quinteo (also fuenffach auf den Bildschirmen aller Sender) sehen konnten.
Der Inhalt war keine grosse Ueberraschung mehr, da er in den letzten Wochen kontrovers in den Medien diskutiert wurde und ich die Rede Wort fuer Wort auf dem Weg zur Arbeit auf dem Titelblatt der Zeitung gelesen hatten.

Spannend, faszinierend, interressant, aber auch schockierend und erschreckend fand ich die Reaktionen der Leute im Buero. Ausser Kollegin Marguerite, die vor Aufregung fast in einen der Fernseher gekrochen ist, worauf sie sich eine Menge dummer Kommentare der Maenner mit eigenen Bueros anhoeren musste, zwei camera guys, die sich mit zwei Stueheln fuer die Dauer der gesamten Ansprache direkt vor einen anderen Bildschirm platzierten und mir, hat eigentlich keiner so richtig zugehoert und hinterher hat der Grossteil der Angestellten (meist maennlich) aufs Uebelste gelaestert und teils ziemlich rassistische Kommentare losgelassen, waehrend Marguerite und ein paar andere Kolleginnen die Geste verteidigt und die Rede gelobt haben, was mit einem "Go and work for the ABC then!" quittiert wurde.

Wow, ich wusste ja vorher, dass private Fernsehsender politisch eher konservativ einzuordnen sind, aber dass es so heftig ist und die Denkweise so weit rechts haette ich nicht erwartet.
Ich frage mich, ob das in Deutschland auch so ist. Sogar der Oppositionsfuehr
BrendanNelson, bei dessen erstem Medienauftritt ich damals mit den Nine News war, als er meinte, er werde sich nicht entschuldigen, hat im Endeffekt kurz gesprochen, dabei allerdings ein bisschen um den heissen Brei herumgeredet, von der good intention geredet und sich eigentlich nur sehr halbherzig entschuldigt.

Ach ja, ich habe ueberhaupt nicht gesagt, worum es eigentlich ging, oder?
Eine Entschuldigung an die Stolen Generation of aboriginals and their families, also jeden Aborigines Kinder und mixed races kids, die vom Staat von ihren Familien entfernt und in Pflegefamilien oder Kinderheime gesteckt worden sind, wo ihnen erzaehlt wurde, ihre Eltern seien tot oder nicht an ihnen interessiert. Jetzt muss ich dringend endlich "Rabbit Proof Fence" gucken! Da Lisa ihn auch noch nicht gesehen hat, haben wir uns fest vorgenommen, ihn demnaechst aus der Videothek zu holen. Muessen wir nur noch einen Abend finden, an dem wir beide zu Hause sind. Ob wir das in den verbleibenden fuenf Monaten noch schaffen?

Mittwoch, 13. Februar 2008

Need some money for a boob job?

Das Gute an langweiligen ersten Praktikumstagen ist, dass es immer nur besser werden kann.
Zwar war das Kamerateam, mit dem ich eigentlich mitfahren sollte, leider schon zwanzig Minuten frueher als geplant losgefahren, sodass ich ueberfluessigerweise, um viertel vor neun da war.
Nach der Zeitungslektuere wurde ich dann aber Laticia Gibson und ihrem Kamerateam aufs Auge gedrueckt, die gerade an einer Story ueber spezielle Kredite fuer SChoenheits-OPs dran waren. Was fuer ein Thema. Leider muss ich nach zwei Abenden 'Today, Tonight"-Sichtung feststellen, dass die halbstuendige Sendung nur aus solchen soft news und human interest stories besteht: a white mother kicked out of an Aboriginal housing unit after her aboriginal husbands death, a man who survived a car crash, kids wearing wigs, Miss Universe meets Donald Trump...

Als erstes stand ein Interview bei Choice, einer australischen Verbraucherschuzorganisation, deren Oeffentlichkeitssprecher dazu raet, sich gut ueber jede Art von Kredit zu informieren.
Danach ging es weiter zu einem solchen Kreditanbieter. Viel dubioser haetten er und sein Buero nicht aussehen koennen. Incredible. Erstmal war das Buero in einem one-bedroom-unit in einem Mietshaus in North Sydney untergebracht, in dem drei Schreibtische mit uralten Computern standen, ausgedruckte Papierfetzen mit Blu Tack an die Wand gepappt waren und ueberall Scherzartikel in Penisform rumlagen, weil von dort aus gleichzeitig ein Unternehmen fuer bucks weekends, hens nights, gay parties und kid's xmas parties geleitet wurde. Sehr vertrauenserweckend.
Die einzige Angestellte Dawn war ungefaher 50 (vielleicht sah sie aber auch nur so alt aus), uebergewichtig, trug einen schwarten Pannesamtrock, einen Naenring und ungewaschene Haare ("She was gross!" O-Ton Latitca).
Der "Unternehmer" selbst trug glitzernde Ohrstecker, eine rosa Krawatte und hatte ein schmieriges Grinsen. Er hat sich im Interview ununterbrochen wiedersprochen, hatte einen relativ starken australischen Akzent (der mir das Transkribieren fuer die shotlist nicht gerade erleichtert hat), konnte Laticia nach mehrmaligem Nachfragen keinen Grund nennen, warum man sich einen Kredit bei ihm und nicht bei einer Bank holen solle, hat aber von den positiven Auswirkungen von plastic surgery auf das Leben seiner Kunden geschwaermt.
Der Tontechniker und ich haben uns waehrenddessen nur vielsagende Blicke zugeworfen und uns anschliessend gewundert, wie man mit so einem "Buero" einem Fernsehinterview zustimmen kann. Very dodgy.

Den Rest des Arbeitstages habe ich mit shotlist schreiben (sprich: Transkription), Zuschauerpost entziffern (scheint ausschliesslich von uralten Omas mit fuerchterlicher Handschrift zu kommen), fact sheets fuer diese raussuchen und kopieren und Geburtstagskuchen fuer einen Kollegen bei Michel's Patisserie kaufen, der 23 geworden ist. Das hat mich in eine tiefe Lebenskrise gestuerzt. 23? 23! Wie bitte. Der sitzt am Schreibtisch rechts von mir, fuehrt ununterbrochen wichtige Gespraeche, ist allein mit den Kamerateams unterwegs, macht Interviews, schreibt Manuskripte. Er arbeitet full time als REporter, waehrend ich "That's -sorry, what was your name again- ...from Sydney uni, she's doing one week work experience at TT." bin. Ich dachte, er sehe einfach nur jung aus. Wie kann er 23 sein? Was mache ich falsch?

Dienstag, 12. Februar 2008

Exklusiv-Beitrag "My Nightly Toast"

Direkt vom Enmore-Korrespondenten Thorsten:

Zwei Uhr nachts beschleicht mich ab und an ein leichtes Hungergefühl, dem ich gerne mit Toast begegne. Es ist aber auch die Zeit des Tages, in der man den Eindruck gewinnen kann, dass der Fußboden unserer Küche lebendig ist.Toastscheiben in den Toaster geworfen, war ich bereit, den Aufschnitt aus dem Kühlschrank zu holen. Ein nervöses Rascheln jedoch, welches aus dem Inneren des Brotrösters zu kommen schien, störte die nächtliche Ruhe. 'Eine Cockroach im Toaster, mal was neues', dachte ich mir, 'okay, sie werden einen Atomkrieg überleben, aber die Hölle eines australischen Toasters aus China wohl kaum'.
Ein Blick von oben in den raschelnden Toaster brachte keine neuen Erkenntnisse. Toast fertig, und mich daran erinnnernd, dass mir Lisa erst kürzlich erzählt hatte, dass Cockroaches relativ saubere Tiere sind, bestrich ich den Toast mit der Gelassenheit eines Sydneysiders, der ein Leben unter Insekten gewohnt ist, als ich wieder das Rascheln vernahm.
Nun ohne Toastscheiben, schaltete ich den Toaster noch einmal an, um einen Blick hineinzuwerfen. Das rötliche Glühen der Heizdrähte verwandelte das Innere des Apparats in eine bedrohlich wirkende Szenerie, aber in bester Horrormovie-Manier war der Boden - leer.
Das Rascheln wurde aufgeregter, die Hitze schien ihre Wirkung auf das unbekannte Wesen nicht zu verfehlen, und mit einem Mal sprang eine Maus aus dem Toaster mir entgegen. Mit einem Satz war sie auf dem Boden, und einen leicht angebrannten Geruch hinter sich herziehend, war sie dennoch geistesgegenwärtig genug, schnell unter der Tür zum Garten zu verschwinden.


Der Appetit war mir vergangen, aber immerhin konnte ich meinem neuen Mitbewohner die Geschichte am nächsten Tag passend zum Frühstück erzählen.

Montag, 11. Februar 2008

Work Experience, die zweite

Der erste Tag beim Praktikum scheint immer sterbenslangweilig zu sein. Oder zumindest gibt es niemals was fuer mich zu tun.
Gluecklicherweise war alles nur halb so schlimm wie bei Channel 9. Immerhin musste ich nicht um acht Uhr morgens da sein, sondern erst um 9am und musste nicht erst mit der Bahn ans Ende der Stadt und mit dem Rad noch viel weiter fahren, sondern bin innerhalb von zehn Minuten mit der Bahn im CBD am Martin Place und kann quasi von der Bahnstation ins Studio fallen.
Ein dickes Plus.
Bei dieser Gelegenehit konnte ich ausserdem feststellen, dass eine Wochenkarte in die Stadt nur unschlagbare $10,50 kostet. Waaaaaaaaaaahnsinn! Ich war kurz davor mich ueber die Preise der BVG zu beklagen, beovr mir einfiel, dass der public transport hier fuer Studenten zwar guenstig sein mag, aber trotzdem eine Zumutung ist und ich die BVG um nichts in der Welt hergeben moechte. Da bezahle ich lieber 150 Euro fuer mein Semesterticket (wobei mir etwas anderes einfaellt, ueber das ich mich an dieser Stelle mal eben schnell aber ausgiebig aufregen moechte: die FU hat ihre Preise erhoeht, musste ich letzte Woche beim Bezahlen des Semesterbeitrages schockiert festellen, ich musste zehn Euro mehr bezahlen als letztes Jahr! unmoeglich! wobei... verglichen mit den tuition fees der USYD komme ich dabei doch recht gut weg).

An der Rezeption musste ich erstmal 15 Minuten warten, bis mich meine Praktikumsbetreuerin Justine abgeholt hat. Oben im Buero wurde mir ein Schreibtisch mit Computer zugewiesen, was ein weiteres Plus gegenueber Nine News ist, wo sie noch nicht mal einen Stuhl fuer mich hatten und ich alle halbe Stunde von einem leicht saeuerlichen Reporter von seinem Arbeitsplatz verscheucht wurde.
Nach zwei Stunden Stellenanzeigen im Intranet lesen, schnell und unauffaellig Emails checken, die latest issues der NW, Famous und New Idea sowie des Daily Telegraph durcharbeiten, hatte ich mich gerade entschieden, meine Fruehstucks"pause" einzulegen, als Justine mir eine Hausfuehrung anbot.
Dabei wurden mir der newsroom, das Studio, die library und der Schnittraum gezeigt und ich kann sagen, dass das gesamte Gebaeude und die Ausruestung um Generationen moderner sind als bei Channel Nine (no surprise they are no longer "still the one").

Das Highlight der Fuehrung war jedoch meine Entdeckung der Espressomaschine in der Buerokueche ("Can everyone just use that?" - "Yes, sure, there is milk in the fridge, sugar and chocolate powder there and you can make froth here. Do you know how it works?" - "Yes, I work in a cafe."). Brilliant. So eine perfekt ausgestattete Buerokueche habe ich noch niemals irgendwo gesehen: Espressomaschine, zwei Kuehlschraenke, Mikrowelle, Sandwichtoaster, unendlicher milk supply, free coffee, tea and hot chocolate. Wo waren all die Dinge bei den Firmen, in denen ich wochenlang Praktikum gemacht habe?!

Nach einer Stunde Mittagspause, die ich mit Kathleen, die gleich um die Ecke arbeitet (aber ok, sobald man einen Buerojob in the CBD hat, ist man irgendwie immer um die Ecke), in der Sonne am Brunnen auf dem Martin Place verbracht habe, durfte ich dann immerhin ein Manuskript fuer die abendliche Sendung in ein fact sheet umwandeln. My first and only job that day.
Um kurz vor fuenf durfte ich gehe "because Mondays are usually very quiet". Na ja, immerhin habe ich mir einen leckeren Mocha fuer lau machen koennen.

Aufgrund der koerperlichen und geistigen Unterforderung des Tages habe ich mich entschieden durch die Fussgaengerzone zur Town Hall Station zu laufen, um mir als Anti-Frustrationstherapie das Modeangebot der City genauer anzuschauen. Schockiert musste ich dabei feststellen, dass modisch nun schon Herbst ist und es nur noch Maentel, Schals, Haekelmuetzen und Handschuhe (ja, Handschuhe, in Australien!!!!) zu kaufen gibt, waehrend alle Sandalen bei Betts um 70% reduziert sind. Herbstmode? Anfang Februar? Ich dachte, der Somme ginge hier bis mindestens Ende Maerz. Habe ich mich so fehlinformiert?
Das war dann wirklich zu viel fuer mich. Da muss ich mir bei kookai erstmal zwei Paar dicke Strumpfhosen kaufen. Da sie eh schon auf $6 herabgesetzt waren, habe ich aber leider keine weiteren 10% student concession bekommen, die man normalerweise bei Vorlage eines australischen Studentenausweises kriegt. Schade.

Sonntag, 10. Februar 2008

Random Notes # 23

"There"s nothing like space to make an Australian feel at home." (Qantas Werbeslogan fuer die neues International Premium Economy)

Die Australier sind wahnsinnig stolz darauf, die polymer Banknoten erfunden zu haben, die nun in 22 Laendern verwendet werden.

Erinnert ihr euch an die Kinowerbung fuer Australien mit dem Bikini chick, die am Ende "So, where the bloody hell are ya?" schrie? Diese Kampagne der Tourismusindustrie wurde hier wohl vor einigen Jahren kontrovers diskutiert und das Maedel wurde zum C Celeb. Nun ist die Branche auf der Suche nach einem neuen Gesicht fuer ihre neue Kampagne, was bei "A Current Affair" tatsaechlich genug Stoff fuer einen 10-minuetigen Beitrag bot.

Kathleen zufolge gibt es in Australien kein Kindergeld. Man kriegt zur Geburt seines Kindes einmalig 2000 Dollar und das war's.

High school students muessen fuer ihren Abschluss in den letzten beiden SChuljahren nur fuenf Faecher belegen. Englisch ist dabei das einzige, das vorgeschrieben ist. Als ich meine Kollegin Nicola fragte, welche Faecher sie denn fuer year 11 abgewaehlt habe, hat sie daher die Frage ueberhaupt nicht verstanden. Bei meiner anschliessenden Aufzaehlung, was ich fuers Abi alles machen musste, fiel ihr dann die Kinnlade runter. Eines ihrer fuenf Faecher ist hospitality. "What's that?" - "Oh, it's fun. You learn how to cook."

Die Muellabfuhr kommt auch feiertags morgens um halb sechs.

"The emu and kangoroo were chosen for Australia's coats of arms because they cannot walk backwards." (New Idea in its Australia Day Special)

Beim online banking der Westpac braucht man keine TAN.

"My mum is scared she might not understand Australian English. She doesn't know what it sounds like." Kathleen: "How can she not know? Surely, she must have seend 'Crocodile Dundee'. He sounds very ocker." - "Well, not in Germany. He speaks German there...."

Samstag, 9. Februar 2008

Couchsurfing

Bei einer woechentlichen Miete von 165 Dollar erscheint jede Nacht, die man nicht zu Hause verbringt eine totale Verschwendung, bei der man jedes Mal 24 Dollar fuer nichts ausgibt.

Trotzdem habe ich diese Woche gleich drei Mal fremde couches gecrasht.
Weil Olgas Vater gerade in Berlin ist, um dort ihre Schwester zu besuchen, und Olga so ungern allein ist, habe ich mich zwei Abende im Gewitter auf den langen Weg nach Miranda gemacht, um Olga beim Konsum der 8l Weisswein, die ihr Vater ihr dagelassen hatte behilflich zu sein, mich am mit Obst und Gemuese gefuellten Kuehlschrank zu erfreuen, "Eskimo Joe und russischen Pop zu hoeren und meine Dialogkenntnisse von "Bridget Jones" aufzubessern (es ist wirkich der Wahnsinn, wie viele Werbeunterbrechungen man in einen Film von 90 Minuten quetschen kann, ich werde mich in Deutschland niemals wieder ueber RTL aufregen).

Am Freitagabend bin ich dann zu einer catch up session nach Lewisham zu Kathleen geradelt, die ich seit der Wohnungsuebergabe und unserem anschliessenden Strandbesuch Anfang Januar nicht mehr gesehen hatte.
Ihre neue Wohnung Wohn/Esszimmer, Schlafzimmer und begehbarem Kleiderschrank ist echt suess und es war witzig die alten Penthouse Moebel in einem neuen Zusammenhang zu sehen.
Wir haben Pasta gegessen, Rotwein getrunken, eine Tuete Haribo gekillt ("I love Haribo. But it"s so addictive.") und die DVD von "Dancing in the Rain" geguckt, wobei mir auffiel, dass ich Auszuege davon schonmal irgendwann in der Uni gesehen habe, konnte mich aber ueberhaupt nicht mehr erinnern, in welchem Seminar.
Ausserdem haben wir zusammen Vokabeln geuebt, indem ich Kathleen mithilfe ihrer German Flash Cards abgefragt habe. Bis auf Schuppen, Scheune und Pferd konnte sie eigentlich alle, wobei ich bei einigen ein paar Tipps geben oder zur Erklaerung durchs Zimmer springen musste (ich habe die Vokabelerklaervariante mit Koerpereinsatz von meiner Mutter aus dem Englischunterricht uebernommen). Mir fiel dabei auf, dass mir zur ausfuehrlichen Erklaerung der deutschen Grammatik das DaF-Studium fehlt. Was um Himmels Willen ist die Regel der deutschen Pluralbildung? Irgendwie ist das fast immer unterschiedlich. Im Endeffekt (nach 48 Karten) bin ich zu dem Schluss gekommen, dass wir bei Nomen, die auf einen Konsonanten enden, ein e anhaengen, bei denen, die auf einen VOkal enden, ein n. Ausserdem werden a, o und u im Plural zu Umlauten....

Klappte meistens. Ausnahmen bestaetigen die Regel. Kathleen war gluecklich damit. Ich bin verzweifelt. Wie kann man nur Deutsch lernen? Oder, noch viel schlimmer: Deutsch lehren?

Freitag, 8. Februar 2008

Da steppt der Bär...ohne mich!

Der rote Teppich ist verlegt, die BlueMan Group ist aus dem Theater am Potsdamer Platz vertrieben, die Volkswagenflotte steht bereit, die Stars sind in der Stadt, die Berlinale hat begonnen.
Allerdings - ohne mich.
Und das, muss ich gestehen, dass das für mich fast so komisch ist wie die Tatsache, dass das House of Fun auch ohne mich tolle Partys feiern kann. Nach "nur" zwei Jahren als Garderobiere im Berlinalepalast gehört das Filmfestival im Februar irgendwie in meinen Jahresablauf wie Weihnachten und Semesterferien.

Ich weiss noch, wie ich letztes Jahr mit Frau Schmidt darueber gescherzt habe, ich koenne ja fuer die Berlinale eben mal zwei Wochen einfliegen und ein bisschen Geld verdienen. Aber leider reichen die 6,02 Euro die Stunde selbst bei mehreren Doppelschichten noch nicht mal fuer ein return ticket.
Fair enough. Stattdessen steht ja nun Lars, der die letzten Jahre immer brav in sibirischer Kaelte vorm Palast stand, um mich in fruehen Morgenstunden abzuholen, in Pepita am roten Teppich, sackt L'Oreal-Tuetchen ein, wird nach der Schicht mit dem noblen Phaeton nach Hause chauffiert (den Service hatte ich nie, meine komfortabelste Heimfahrt war mit Monique und Dirk) und kann meine Mutter mit Stories von Stars und Sternchen versorgen.

Sogar der SMH hat sich Thema gewidmet und in seinem Artikel zur Erfoeffnung beklagt, dass die australischen Filme scheinbar chronisch in der Jugendsparte Generation 14PLUS gezeigt werden, obwohl sie nach Meinung der Macher nicht auf ein jugendliches Publikum abzielen.

Mir bleibt nichts anderes uebrig als alles auf Lars' Blog zu verfolgen, L'Oreal Maskara (das ist die richtige Schreibweise) und eine heiss-begehrte Tasche zu bestellen und aufs naechste Jahr zu warten, wenn es wieder heisst: "Gael Garcia Bernal ist gerade an mir vorbeigelaufen?" - "Kameras duerfen sie nicht mit hereinnehmen?" - "Ui, ich habe den Hinterkopf von George Clooney gesehen?"- "Was fuer eine Tasche hatten sie denn? Eine Berlinaletasche? Mmmh, das kann schwierig werden. War sie eher vollgepackt oder eher nicht so?"- "Du warst echt neben Meryl Streep auf dem Klo?!" - "Sie muessten zwei Marken bekommen haben, eine fuer den Mantel und eine fuer die Tasche." - "Emmanuelle Beart hat ganz faltige Haende!"

Das Jahr danach mach ich dann selbst Einsatzleitung, ein Jahr spaeter die live-Berichterstattung fuer den NDR und danach uebernehme ich Kosslicks Job. Oder so aehnlich!

Donnerstag, 7. Februar 2008

Jeden Morgen vor meiner Tür

Jeden Tag eine Zeitung zu bekommen, ist ein Traum. Ich weiß gar nicht, wie ich es hier ein halbes Jahr ohne ausgehalten habe. Um die Stadt (oder auch gleich das ganze Land) kennenzulernen, in dem man lebt, gibt es nichts Besseres als die lokale Zeitung zu lesen, das habe ich schon festgestellt, als ich mir im Oktober 2004 die Berliner Zeitung abonniert habe (wobei mir einfaellt: Jana, du musst dringend das Abo kuendigen, das Jahr ist um und wir wollen doch wieder eine neue Praemie!!) fuer Sydney und den Sydney Morning Herald gilt das gleiche.

Das Super - Mega -
Sonderangebot fuer Studenten der USYD ist allerdings einfach unschlagbar. Ich habe im Oktober einmalig 25 Dollar bezahlt, um die Zeitung von Dezember an ein Jahr lang sieben Tage die Woche zu bekommen, waehrend des Semesters vom news agent on campus und in den Ferien direkt vor die Haustuer. Toll. Bei dem Preis konnte ich mich noch nicht mal so richtig (na ja, schon ein bisschen) aufregen, dass die Zustellung bis zum Umzug ins neue Haus ueberhaupt nichts funktionierte, auf meine Beschwerdeemails niemand reagierte und die Warteschleife der Beschwerdehotline mein Handyguthaben schluckte, ohne dass ich jemand mit jemandem gesprochen habe.

Seit unserer Rueckkehr aus Neuseeland liegen nun von Montag bis Samstag der SMH und am Sonntag der Sun Herald (was der mit dem SMH genau zu tun hat, ist mir noch nicht ganz klar, aber fuer kostenlos nehme ich den gern dazu) vor der Tuer, Lisa freut sich ueber die im Zeitungsabo enthaltende Versorgung mit Gummibaendern und die zwei Fernsehzeitungen, die mitkommen und ich geniesse es, beim Fruehstueck, im Garten, in der Bahn, im Park, am Strand und im Bett jede Menge Neues ueber Sydney, Australien und die Australier an sich zu lernen und gleichzeitig endlich mal wieder up-to-date mit dem Weltgeschehen (hauptsaechlich: die USA, ein bisschen Asien und the UK, von Europa liest man eher weniger)zu sein, da die GMX-Startseite und die National Nine News dazu leider nicht genuegen.

Der SMH ist ausserdem das beste Beispiel fuer Megans ("Advanced Media Writing" lecturer) Aussage: "Newspapers are not dying out. They"re just turning into magazines. And I love it." (Kein Wunder, schliesslich unterrichtet sie feature writing und making magazines). Die Zeitung wimmelt nur so von Beilagen. Es ist der helle Wahnsinn. Montags gibt es "the guide + icon" (TV und Computer) und einmal im Monat das Hochglanzmagazin The (Sydney) Magazin, donnerstags kommt die lifestyle Beilage, ein Mal die Woche "Good Living" (Essen und Trinken), die Metro (Veranstaltungsguide für Sydney), mehrmals die Woche irgendwelche Travel-, Drive-, Career- und Domainhefte und am Samstag besteht eigentlich die gesamte Zeitung aus verschiedenen bunten Heftchen im A4 Format.
Ich komme mit dem Lesen gar nicht hinterher.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Schnitzeljagd on Campus

Nach monatelangem hin und her und anschließender Lustlosigkeit mich weiter um die Anerkennung meiner drei Jahre Magisterstudium und meiner drei Zwischenprüfungszeugnisse als Äquivalent eines Bachelorabschlusses zu kümmern, habe ich mich dieser Aufgabe aufgrund des nahenden Semesteranfangs und relativ grünem Licht seitens des FU Auslandsamtes mal wieder gewidmet.
Als ich mein enrolment form mit zwei post- und zwei undergraduate Kurse bei der studentischen Hilfskraft (den ich hauptsächlich als Superstar der Uni drama group kenne, wo er die männliche Hauptrolle in Breakfast at Tiffany's und Puck in A Midsummer Night's Dream gespielt hat, den ich aber auch schomal im Lansdowne mit seiner Band gesehen habe, wobei ich feststellen musste, dass er um einiges besser schauspielern als singen kann) im International Office abgegeben habe, kamen erstmal keine Klagen und die zuständige Betreuerin im IO, Ms Wong, hat sich Email bislang auch noch nicht beschwert, wobei sie vorher echt gestresst hat und alle meine Hauptstudiumsscheine übersetzt haben wollte.
Na mal schauen, ob das wirklich klappt und ich wirklich "Making Magazines" und "Broadcast Journalism" belegen darf. Noch ganz traue ich der Sache nicht und lasse den Korken der von Thorsten importierten Flasche Rotkäppchen Rubin, die für einen ganz besonderen Anlass aufgehoben wird, lieber noch nicht knallen.

Noch viel komplizierter gestaltete sich die Beschaffung der student card für 2008. Um nicht zu sagen: erfolglos. Im University Card Centre in der Fisher library, wo ich meine ID im Juli bekommen habe, wurde ich weggeschickt: "International students have to get their cards somewhere else now. Did you not get an email?" - "No. I am a continuing exchange student. Does that make a difference?" - "NO. ALL international students have to pick up their cards in the Dixon building in the Darlington Centre." - "So, the new picture will be taken there?" - "No, the old one was saved and printed on the new card!" (Verdammt, ich hatte mich so gefreut, das Bild loszuwerden, auf dem ich so dämlich grinse, dass Ants beim ersten Anblick meinte "You look very excited.").
Es folgte eine Wegbeschreibung zum Dixon Building, die zwar in sehr langsamen Englisch für doofe internationals wie mich gehalten wurde, aber trotzdem nichts geholfen hat, da das Darlington Center riesig und unübersichtlich ist. Während ich mit meinem Rad entnervt über den Campus kurvte, auf dem sie, um alle noch ein bisschen mehr zu verwirren seit Semesterende die Lage der Baustellen und somit folglicherweise auch der dazugehörigen Zäune und demnach die nutzbaren Wege verändert haben, kam mir eine Gruppe (wahrscheinlich international students) von 20 Asiaten in "I love Sydney"-T-Shirts entgegen, die irgendwelche asiatischsprachigen Popsongs sangen. Sehr eindrucksvolle Szene.

Rund ums Darlington Centre waren dann gefühlte 100 Schilder mit verschiedensten Richtungspfeilen angebracht, mithilfe derer ich zu meiner student card 2008 finden sollte. Vielleicht waren sie aber auch nur zur Belustigung der Campus Security gedacht, die sich beim Sichten des CCTV footage über herumirrende Europäerinnen mit Fahrradhelmen amüsieren können.
Im Card Centre war natürlich nix los. Wie auch, wenn keiner hinfindet. Meine Karte habe ich trotzdem nicht bekommen. Warum nicht, wurde dabei nicht so ganz klar. Die erste studentische Hilfskraft meine, meine Daten seien gelöscht und hat mich zu seiner Kollegin zwei Zimmer weiter geschickt, die meine Daten inklusive des Fotos sofort fand, aber die Karte nicht drucken konnte. "Are you a local student? You are listed as a local student?". Vielleicht liege es aber auch einfach daran, dass mein enrolment noch nicht vollzogen sei. Nachdem sie zu ihrem Kollegen gelaufen war, um ihn um Hilfe zu bitten, der mich drei Minuten zuvor an sie verwiesen hatte, kam sie zu dem Schluss ich solle morgen wiederkommen und fragte besorgt, ob mein Weg weit denn weit sei.
Ich glaube, ich warte einfach bis zum Semesteranfang, wenn ich eh täglich auf dem Campus bin. Da der concession sticker des public transport noch bis Ende März gilt, besteht also kein Grund zur Eile.

Dienstag, 5. Februar 2008

Von Hot Hot Heat zu Wet Wet Wet

Nach ein bis zwei Wochen echt australischer Sommerhitze, vielen Nachmittagen am Strand und ein paar schmerzenden Sonnenbränden, ist das Wetter hier inzwischen wieder zurück zu dem, wie es im Dezember schon war: regnerisch und eklig.
Sturmfluten Queensland und im Süden der Stadt. Von draught keine Spur mehr und in der Zeitung wird schon diskutiert, ob Iemma nicht endlich mal die water restrictions fallen lassen kann.
Auch wenn es dabei warm bleibt, macht es wenig Spaß, da eine tropische Luftfeuchtigkeit herrscht. Man schwitzt wie ein Schwein, kann sein T-Shirt eigentlich alle drei Stunden wechseln und ununterbrochen duschen. Und in der Eisdiele herrscht tote Hose, sodass ich kaum Schichten bekomme, wobei ich das Geld nach meinem zahlreichen Trips zu den Outletcentern der Stadt echt brauchen kann.

Aber der Sonnenschein war mir trotz der Mücken auf meinem Balkon, die mich jeden Abend gefühlte hundert Mal gebissen haben, lieber. Schließlich habe ich das erste Mal in meinem Leben einen Bikiniabdruck und bin für meine Verhältnisse wahnsinnig braun geworden, sodass ich meine Passbilder für die nächsten zwanzig Jahre jetzt machen sollte, weil ich ausnahmsweise mal nicht eins mit dem Hintergrund werde und nur durch meine Haare von der weißen Wand getrennt werde. Leider fürchte ich, dass die Bräune aber auch ganz schnell wieder verschwindet, wenn ich mich ab jetzt vorm Gewittersturm in meinem Zimmer verkriechen muss und ich in wenigen Tagen zu meiner vornehmen Blässe zurückgekehrt sein werde.

Montag, 4. Februar 2008

Open Air Oper

Was Mercedes mit seiner "Staatsoper für alle" letzten Sommer in Berlin gemacht hat, gibt es in Sydney auch. Nur in schöner. Denn erstens ist es in der Domain (der Park, in dem auch das Weihnachtsliederkonzert von Lisas und Kathleens Gesangsgruppe war) sehr viel gemütlicher als auf dem Bebelplatz, da man sich mit Decken auf den Rasen setzen kann und zweitens hat Mazda im Gegensatz zu Mercedes nicht bloß eine riesige Leinwand aufgestellt, auf der das Stückk live aus dem Opernhaus übertragen hat, sondern eine echte Bühne, auf der gespielt und gesungen wurde und zwei Leinwände.
Ein weiteres Plus war die Tatsache, dass ich nicht im Abendkleid dekorativ im Apollosaal rumstehen und überflüssigerweise den leeren Garderobenständer bewachen musste, sondern als Gast hingehen konnte, weil ich an dem Abend nicht arbeiten musste.
Aus dem Weihnachtsevent hatte ich außerdem gelernt, dass man zu solchen Veranstaltungen als Australier nicht ohne mehrere Decken, Picknickkorb, mehreren Flaschen Wein und Plastikgeschirr hingeht, also waren wir dieses Mal besser ausgerüstet als im Dezember und mussten kein Vermögen im nächsten convenience store lassen. Thorsten hat Kartoffelsalat gemacht, ich habe grünen Salat gemacht, Sara und ihre Mutter haben Wein, Pappbecher und Plastikteller mitgebracht, Maike kam mit Barcadi Breezer (da kamen Brighton-Erinnerungen hoch) und Ants wurde telefonisch beauftragt auf dem Weg eine weitere Flasche Chardonnay zu holen.
Erstaunlicherweise darf man bei solchen Events Alkohol in der Öffentlichkeit trinken und wird am Eingang noch nicht mal durchsucht. Schon verrückt, dass Freiluft-Weintrinken in Verbindung mit Hochkultur erlaubt ist, der Konsum selbstmitebrachten Bieres an Silvester aber nicht. Inzwischen sind wir alle so daran gewöhnt, dass Alkoholtrinken hier immer etwas komplizierter ist als zu Hause, dass ich Maike am Telefon mehrmals nach Nachfrage bei Lisa versichern musste, es sei okay, etwas mitzubringen.

Bevor die Oper anfing, mussten alle aufstehen und die Nationalhymne singen, deren Text wir alle nicht kannten (Sara: "Ich kenn noch nicht mal den Text der deutschen, aber Sarah Connor ja auch nicht!" - "Irgendwie klingen Nationalhymnen alle gleich!"), womit wir in bester Gesellschaft zu sein schienen, da die Australier wohl auch nicht so sonderlich textsicher sind, zumindest hat außer beim Refrain eigentlich niemand mitgesungen.
Ach ja, ans Herz fasst sich hier auch niemand, das machen wohl nur die Amis.

Von "La Bohème" selbst haben wir nicht so richtig viel mitgekriegt, weil wir mit essen, trinken, reden und zum Klo gehen beschäftigt waren. Leider hatte ich vergessen, mir den Plot vorher noch mal durchzulesen, beziehungsweise konnte mich trotz anderthalb Jahrn Programmeverkaufen in der Staatsoper nicht mehr an den Inhalt erinnern. Außerdem hatte ich echte Probleme, die Übertitel zu lesen, was die anderen mutmaßen ließ, dass ich den Führerscheinsehtest heutzutage nicht mehr bestehen würde und eine Brille brauche.
Na ja, es ging ja auch mehr ums Event an sich, und dass sie am Ende gestorben ist, habe ich gerade noch so mitbekommen.

Sonntag, 3. Februar 2008

Szenen eines Muttibesuchs

Sara: "Oh Mama, jetzt hör doch endlich mal auf zu fotografieren, das ist ja voll peinlich. Was willst du denn überhaupt mit den ganzen Bildern?" - "Na ja, wer weiß, ob du wirklich im August wiederkommst. Das sagst du jetzt. Aber das glaube ich nicht. Und so habe ich wenigstens ein paar Bilder von dir."

Sara: "Oh man Mama, nicht schon wieder." - Saras Mutter. "Ich habe doch gar nicht dich fotografiert dieses Mal, sondern Sara, für ihre Mutter." - ich: "Die hat gesagt, sie will Fotos haben?" - Saras Mutter: "Nee, aber ich mach trotzdem welche."
Na, da kann sich Mama also schon drauf freuen, wenn sie ihre No-Jetlag-Tabletten bei Saras Muter abholt hunderte Bilder bewundern zu dürfen mit folgenden Motiven: Sara und ich im Zoo bei den Koalas, Sara und ich im Zoo bei den Kängurus, Sara und ich im Zoo beim Aussichtspunk7t über die Stadt, Sara und ich im Pub, Sara und ich im Bus, Sara, wie sie bei mir im Eisladen ein Eis kauft, ich beim Thekeputzen in der Eisdiele, Sara und ich beim Nationalhymne nicht-mitsingen, Sara und ich beim Weintrinken, Sara und ich beim Opergucken, Sara und ich bei McDonald's, Sara und ich bei Gloria Jeans, Sara und ich auf Paddy's Market, Sara und ich bei Esprit in der Market City, Sara und ich beim Brillen aufprobieren, ich auf meinem Fahrrad... Viel Spaß!

"I brought some tourists today." (Ants zum Barkeeper, nachdem Saras Mutter uns im Pub fotografiert hat)

Samstag, 2. Februar 2008

Random Notes, Nummer 22

Während die Australier zum Handy mobile sagen und damit die gleiche Vokabel wie die Briten nutzen, halten es die Neuseeländer ganz amerikanisch und sagen cell phone.

Ich wohne in einem der drei Bezirke mit den den schlankesten Menschen in New South Wales. Die Distrikte mit den Übergewichtigen werfen dem Premier vor, es liege am schlechten öffentlichen Nahverkehr. Da kann ich nur sagen: Kauft euch doch einfach ein Fahrrad.

"Die Krücken hier sehen aus wie aus dem vorletzten Jahrhundert!" Da muss ich Sara Recht geben, die Teile, auf denen die Leute hier durch die Stadt humpeln, kenne ich eigentlich nur aus deutschen Nachkriegsfilmen.

Das an der Nordseeküste heiß und innig geliebte Beach Ball Set ist hier - sehr zu meinem Erstaunen- weitgehend bis völlig unbekannt. Als ich im K-Mart auf die Suche ging, konnten mir weder Lisa noch die Verkäuferin helfen, da sie nicht wussten, wovon ich spreche.
Anständige Frisbees gibt es auch nicht! Doof!

Eskimo Joe sind toll, ganz ganz toll! Und aus Australien.

Noch nicht mal mehr der Postbeamte meines Vertrauens im Postamt in Alexandria glaubt daran, dass die Weihnachtspakete von Mama noch ankommen, sondern ist überzeugt, dass sie verloren gegangen sind.

Alster heißt shandy!

Am 13. Februar ist Sorry Day.

Sowohl Waterloo als auch Alexandria gehören zur City of Sydney, sodass ich Mitglied der öffentlichen Bibliotheken werden kann. Wer zu weit südlich in Newtown oder in Enmore wohnt, kann das nicht mehr, denn das gehört bereits zur Marrickville Council.

Freitag, 1. Februar 2008

Halbjahresbilanz

Da ich zu meinem halbjährigen Australienjubiläum am 13. Januar außer Landes war (weswegen es irgendwie auch kein richtiges Australien -, sondern eher ein Südhalbkugeljubiläum ist) und es gerade nix Aufregendes aus meinem Alltag zu berichten gibt, wird hiermit der Halbjahresbericht nach geliefert.
Ich kann noch nicht so richtig glauben, dass ich inzwischen meine Tage in Australien rückwärts zählen kann und die Anfunft in Frankfurt im Juli dieses Jahr näher liegt als der Abflug von dort aus letztes Jahr. Vor genau einem Jahr wusste ich noch nicht mal sicher, dass es mich an dieses Ende der Welt verschlagen würde, sondern hatte gerade mal eine Einladung zum Interview im Auslandsamt bekommen und habe versucht, mir in wenigen Tagen mithilfe von Reiseführern und Unterhaltungen mit Lena ganz viel Wissen über dieses Land anzueignen. Das hat nur bedingt geklappt, denn im Endeffekt habe ich alles, was ich über Australien weiß, erst nach meiner Landung gelernt.

Was habe ich in den letzten sechseinhalb Monaten gemacht?
  • Ich habe eine tolle WG in einer wundervollen Wohnung gefunden, mit Lisa zusammen ein neues Heim für uns gesucht, den Umzug und vor allem die Helfer organisiert und lebe mich nun in einem typical terrace ein.
  • Ich habe einen Job gefunden (ok, den musste ich eigentlich auch nicht suchen...) und habe ihn seit Juli nicht gewechselt, obwohl ich mich alle paar Wochen über einen meiner Chefs aufrege und schwöre, sofort morgen mein resume in allen Cafés in Newtown zu verteilen, wozu ich dann doch immer zu bequem bin.
  • Ich bin nach Alice Springs geflogen und habe die Wüste mit einem Apollo-Campervan bezwungen, ich bin nach Melbourne geflogen und habe mich die Great Ocean Road entlangfahren lassen, ich bin nach Neuseeland geflogen und habe mir die Highlights der Südinsel angeschaut.
  • Ich habe das erste Mal in meinem Leben Weihnachten ohne Familie gefeiert.
  • Ich habe aufgrund des ungesunden aber günstigen Pub foods, der ungeheuer aufregenden Cadbury Sorten, der atemberaubenden Dip-Auswahl aller Supermärkte und der alltäglichen Trinkkultur wie alle Europäerinnen, mit denen ich mich über dieses Thema unterhalten habe, ein paar Kilos zugenommen.
  • Ich habe mir acht Paar Schuhe gekauft.
  • Ich habe herausgefunden, wo es in den verschiedenen suburbs den besten und günstigen Kaffee gibt.
  • Ich habe ein Semester lange drei tolle Seminare belegt, habe nicht eine einzige Veranstaltung geschwänzt, alle assignments rechtzeitig abgegeben und relativ gute Noten bekommen.
  • Ich habe Praktikum bei der GerMANY Innovations und Channel Nine News gemacht.
  • Ich war in den wichtigsten Einkaufscentren der Stadt ausgiebig einkaufen.
  • Ich habe H&M durch JayJays, das Chagall durch das Boundary (und nun das Cauliflower), Rotkäppchen durch Queen Adelaide, Türkisch für Anfänger durch Kath&Kim, das Cinestar im Sony Center durch das Hoyts am Broadway, den türkischen Obst- und Gemüseladen an der Schönhauser durch den libanesischen grocer an der Regent Street, die FU 2 durch Thai 2 auf der King Street, den Volkspark Friedrichshain durch Coogee Beach und die Berliner Zeitung durch den Sydney Morning Herald ersetzt.
Auf mich warten für die nächsten fünfeinhalb Monate eine Woche Praktikum bei Channel 7, Besuch von Lars, eine Woche Tasmanien mit Lars, ein weiteres Semester hands-on an der University of Syndey, Besuch von Mama und Papa, viele Schichten im Eisladen, ein paar Wochen Queensland erkunden, viele weitere Trips in und um Sydney herum, ein lustiger Rückflug mit Maike und wahrscheinlich auch noch einige Paar Schuhe, die unbedingt von mir gekauft werden wollen.

Es bleibt also spannend!