Da ich nicht wusste, wo das Polizeirevier in Newtown ist, aber fast neben dem in Redfern wohne, bin ich dort hingefahren und habe unterwegs noch Thorsten und sein Wörterbuch eingesammelt und mitgenommen.
Die Wache war so gut besetzt, dass den meisten Polizisten langweilig zu sein schien und sie sich fast um uns geprügelt haben. Im Endeffekt wurden wir dann von Constable Potter "bedient", der uns Wasser gebracht und alles in sein Notizbuch geschrieben hat (das sah genau so aus, wie das, in das der Polizist in Jork damals notiert hat, dass ich meinen Perso vorm Kirschenland verloren habe). Herr Potter war witizgerweise auch genau derjenige, bei dem ich mich vor einigen Wochen für im Rahmen der Recherche für Laetitias opinion column über traffic lights in Sydney nachgefragt hatte, was es an Strafe kostet, wenn man bei rot über die Ampel geht.
Er war sehr nett und meinte von Anfang an, ich solle mir keine Sorgen machen, weil ich das Bier rausgeschmuggelt habe, das würde jeder machen und er habe das selbst schon getan. Manchmal war er allerdings ein bisschen unkonzentriert, weil er nebenbei immer noch geguckt hat, was draußen so alles passiert und mittendrin hat er plötzlich gefragt, ob denn eigentlich noch Oktoberfest sei.
Ich musste feststellen, dass meine Personenbeschreibung ziemlich schlecht ist und, dass es schwieriger war als ich gedacht hätte, zu sagen, dass der Mann schwarz war: "So, what did he look like?"- "He was black." - "So, he was very tanned?" - "No, naturally dark skin..." - "A Pacific Islander?" - "Mmmmm." - "Aboriginal?!" - "No.. Not aboriginal...I think." - "So?" - "Mmmh, African, I would say." (Thorsten meinte später, er sei kurz davor gewesen, Negro zu sagen) Na ja, selbst wenn der Mann vielleicht doch Vorfahren auf einer Pazifikinsel und nicht in Afrika hattte (ich bin mir da jetzt nicht mehr so sicher), kann es nicht so schwer sein, ihn zu finden, denn er war der einzige Türsteher vor Kelly's on King an diesem Abend.
Nachdem ich alles detailliert erzählt hatte und dachte, damit sei es getan, fragte mich Mr. Potter dann, ob ich Anzeige erstatten wolle oder nicht. Da ich zu müde war, um noch mal ganz von vorne anzufangen, hat er mir vorgeschlagen Freitagabend wiederzukommen, wenn er wieder im Dienst ist und hat uns nochmal gewarnt, dass wir auf dem Heimweg (ganze 500m oder so) besser aufpassen und ich meine Handtasche gut festhalten solle, weil in Redfern eine Menge dunkler Gestalten in Redfern rumtreiben würden.
Also bin ich am Freitag nach dem Abendessen wieder hin. Dieses Mal musste Thorsten draußen bleiben und hat sich fast anderthalb Stunden im Vorzimmer tödlich gelangweilt, während Herr Potter die Geschichte in Beamtenenglisch (alles im present perfect) im Schneckentempo auf seinem uralten PC (immerhin keine Schreibmaschine mehr) abtippte. Thorsten hatte also Zeit, festzustellen, dass die australischen Polizistinnen mehrheitlich wahnsinnig hübsch sind (kann ich bestätigen!).
Herr Potter hat sich mit mir über die Royal Family und das Powerhouse Museum unterhalten, meine Bierauswahl gelobt ("Tooheys extra dry is a good one!") mir erzählt, dass Polizisten in Australien nun ein Jahr lang ausgebildet werden, dass er eine 12-Stunden-Schicht vor sich hat und gefragt, wie Polizisten in Deutschland denn so seien. Ich habe ihm erzählt, dass sie drei Jahre lang ausgebildet werden (stimmt doch, oder?),Uniformen tragen, die die gleiche Farbe haben wie die Wände der Redfern Police Station und dass die Polizei in meinem Heimatort gern Butterkuchen ist und am Wochenende nicht arbeitet. Er meinte, dass er sich, wenn er eine grüne Uniform tragen müsse, so sehr schämen würde, dass er sich nicht aus dem Revier bewegen würde.
Weil er so langsam geschrieben hat, hatte ich genug Zeit, mich ein bisschen im kotzgrün gestrichenen Revier umzugucken. Da hingen, wie sollte es in Australien auch anders sein, ganz viele Plakate, in dene erklärt wurde, wie man sicher (!!!) schwere Dinge hochhebt und durchs Revier bewegt.
Nachdem der Report fertig war und ich unterschrieben hatte, meinte Mr Potter noch, ich solle im Löwenbräu ein Mangoweizen für ihn mittrinken und hat mich zum völlig entnervten Thorsten ins Vorzimmer entlassen, mit dem ich dann ins Löwenbrau ein großes Mangoweizen trinken gegangen bin.
Ach ja, ich habe den Bouncer wie folgt beschimpft: "Take your dirty pranks off me!!!"
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
4 Kommentare:
Was ist ein Mangoweizen???
Das Umstellen der Polizeiuniformfarben, mit dem Herr Schill in HH angefangen hat, scheint dir entgangen zu sein. Sie dürfen jetzt mehrheitlich in den meisten Bundesländern schwarz oder dunkelblau tragen. mml
Ein Jahr solider Ausbildung muss reichen für den Bürgerschutz in einer Großstadt, könte mir vorstellen dass dies bei australischen Kindergärtnern länger dauert...
das ist ja sehr witzig, dass du mit nem polizisten smalltalkst!!! und eben, die polizeikleidung wird langsam auf blau umgestellt. wahrscheinlich haben die sich auch schon an dem hässlichen grün satt gesehen...
ahc, hatte gerade in meinem kommentar vergessen zu fragen: woher weißt du dass di epolizisten in deinem dorf gern butterkuchen essen? habt ihr die regelmäßig bestochen, wenn mal wieder ein mädel verschwunden ist, was dann am nächsten morgen bei euch aufgewacht ist und ihr nicht erklären konntet wie sie dahin gekommen ist???
Kommentar veröffentlichen