Nun habe ich ausgeschlafen (was mir nach fast zwei Wochen in aller Herrgottsfrühe aufstehen um den Uluru beim Sonnenaufgang zu sehen ziemlich schwer fiel), zwei Maschinen Wäsche gewaschen (ich näher mich damit sehr an Mama an, die das als allererste nach der Rückkehr aus dem Urlaub macht), meine opinion column für die Uni geschrieben und abgegeben, Laëtitia zum Nasepiercen begleitet und somit alles für heute erledigt und kann in Ruhe einen wahnsinnig langen Post über meinen Trip schreiben. Denn bei Reiseberichten kann ich mich leider nie kurz fassen.
Also:
Der Hinflug
Da der Airportlink, die Bahn die von Central Station aus zum Flughafen fährt, allen Ernstes neun Dollar kostet, haben Markus und ich uns entschieden, ganz dekadent mit dem Taxi am domestic Terminal vorzufahren, da uns das im Endeffekt das gleiche gekostet hat, aber bequemer war, weil die Taxis in Richtung Flughafen direkt bei mir vor der Tür fahren.
Das erste Mal in meinem Leben habe ich an einem dieser fancy quick check-in terminals for e-tickets eingecheckt und das ging erstaunlich einfach und schnell. Im Flugzeug saßen Jannika und ich nicht nur in der einzigen
Reihe ohne Fenster, sondern auch neben dem dicksten aller Passagiere und haben uns auf unsere ganz spezielle Weise dafür gerächt, dass ich wegen seiner Körperfülle nicht an meine Fernbedienung in der Armlehne kam: Wir sind während des dreistündigen Fluges zusammen mindestens sechs Mal aufs Klo gegangen und haben unseren Sitznachbarn somit genötigt alle zwanzig Minute zwei Mal aufzustehen.
Das vegetarische Essen war nicht so der Bringer, denn die vergessen bei Qantas für die ovo-lacto veggies grundsätzlich den Käse. Aber das Jannika das normale Essen aufgrund ihrer Allergien nicht essen konnte, habe ich dann eh das turkey sandwich ohne turkey gegessen.
Das Bordunterhaltungsprogramm hat nicht funktioniert.
Alice Springs
Das ist eine wirklich furchtbare Stadt und alle Leute, die dort wohnen tun mir sehr Leid. Es ist mit 27.000 Einwohnern kleiner als Buxtehude, hat aber immerhin einen Flughafen (das ist schon eine Leistung, Buxtehude hat noch nicht mal einen S-Bahn-Anschluss, oder ist der jetzt endlich eröffnet?), der allerdings kleiner ist als die meisten Kleinstadtbahnhöfe.
Viel zu machen gibt es dort nicht. Wir sind durch die Fußgängerzone gelaufen, sind in jeden einzelnen Souvenirladen im Ort gegangen, haben hunderte Hüte aufprobiert (wobei alle festgestellt haben „Sara, you have a face which is made for hats“, das wird Mama freuen, zu hören), sind auf den ANZAC hill gestiegen und haben uns den Sonnenuntergang angeguckt, mussten uns im liquor store mit den lokalen Alkoholgesetzen auseinandersetzen („No cask wine before 6pm!“ – „Only one bottle each!“) und haben uns immer wieder gegenseitig gesagt, dass wir nicht in Alice Springs leben wollen würden.
Immerhin gibt es einen tollen Desert Park, in den Laëtitia und ich vorgestern Vormittag noch reingegangen sind, obwohl er $14 mit student concession gekostet hat. Aber er wurde von Bill Bryson wärmstens empfohlen und war wirklich gut gemacht, sehr interessant und hat eine Menge unserer Fragen beantwortet und die Wüste als Habitat anschaulich erklärt.
Der Campervan
Nach einer Nacht im Hostel haben wir letzten Samstag dann unseren Campervan bei Britz abgeholt. Im Endeffekt war es quasi ein etwas größere VW-Bus, was es tierisch eng gemacht hat, wenn wir uns alle vier gleichzeitig drin aufgehalten haben und ziemlich schwierig das gesamte Gepäck und die Lebensmittel für die zehn Tage zu verstauen. Aber dafür war er relativ leicht zu fahren und passte problemlos in Parklücken. Mir hat das Fahren richtig Spaß gemacht, da alles, was ich am Autofahren nicht mag, nicht existierte. Es gab keine Ampeln, kein Anfahren am Berg, keine Schaltung, keine anderen Autos um einen herum, nix. Es ging eigentlich immer nur gerade aus und alle Viertelstunde kam einem mal einer anderer Van entgegen, dem man dann fröhlich zugewinkt hat.
Das Essen
Es gab die gesamte Reise lang so gut wie keinen Streit. Die einzigen Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert wurden, tauchten gleich am Anfang auf: bei unserem Großeinkauf bei Woolworths in Alice Springs. Ich würde das ganze mal als cultural clash bezeichnen, denn es wurde klar, dass die Franzosen und die Deutschen doch sehr unterschiedliche Herangehensweisen ans Essen haben. Jannika, Markus und ich wollten einfach nur Zeug kaufen, das günstig ist und satt macht und hatten keinerlei Ambition auf den Campingplätzen haute cuisine zuzubereiten. Laëtitia hatte also a hard time, uns von der Notwendigkeit einer riesigen Packung Eier („But we need the them to make omelette?“ – „I don’t ever eat omelette?“ – „What is omelette anyway?“) und zweier Gurken („But we need them for salad!“ – „Are we gonna have salad?“) zu überzeugen. Pilze wollten wir auch nicht, weil die nicht satt machen. Tomaten für den Salat musste sie sich selbst kaufen, weil sie uns zu teuer waren. Kakaopulver hat sie sich auch selbst mitgebracht, weil wir uns für zehn Tage mit Instantkaffee zufriedengeben konnten.
Respekt an Laëtitia, ich wäre wohl nicht mit drei Franzosen verreist. Das wäre mir doch eine Nummer zu aufregend gewesen. Wobei ich dann wohl jetzt fließend Französisch parlieren könnte. Laëtitia hat eines Nachts nämlich deutsch mit mir gesprochen, ohne es zu merken.
Im Endeffekt haben wir uns mit Reis, Kartoffeln, Nudeln, Dosengemüse und vielen vielen Müsliriegeln ganz gut geschlagen und sind gut satt geworden. Das einzige was wirklich gefehlt hat, waren Gewürze, die nicht Salz (und das war nach der Hälfte der Zeit dann leider alle, sodass wir immer kleine Päckchen an Raststätten klauen mussten) oder Pfeffer heißen.
Die Tiere
Die ersten zehn Kängurus, die ich gesehen habe, waren leider alle schon tot und meistens sogar nur noch abgenagte Skelette, die rechts und links der Straße lagen und uns ziemlich deutlich zeigten, dass es eine Menge Unfälle mit Kängurus gibt und wir mit unsere extra Zusatzversicherung für den Fall der Fälle ganz gut bedient waren. Außer Kängurus habe ich auch mindestens zwei tote Kamele und einige Rinder gesehen und auf der Straße lagen immer mal wieder große und kleine lizards, für die wir leider nicht immer bremsen oder die Spur wechseln konnten. An den Rindern, die teils neben, teils auf der Straße standen, sind wir immer ganz langsam vorbeigefahren, in der Hoffnung, dass sie sich nicht hektisch bewegen und das haben sie glücklicherweise auch nicht getan.
Einen Skorpion haben wir nur ein einziges Mal gesehen und der war auch schon tot und lag am ersten Morgen vor unserem Wohnwagen rum. Jegliche Schlangen und Spinnen haben sich freundlicherweise von uns ferngehalten und stattdessen Millionen Fliegen geschickt, die uns auf unseren Wanderungen und beim Essen immer zu Tode genervt, aber immerhin nicht zu Tode gebissen oder gestochen haben.
Die ersten frei rumspringenden Kängurus und Wallabys haben auf unsere Wanderung in den Olgas (Kata Tjuta) gesehen, waren aber relativ weit weg von uns, sodass die Bilder ein reinstes Rätselraten geworden sind. Am Simpsons Gap und der Orminston Gorge sind wir an die rock wallabies und eine Kängurumama mit Kind (leider nicht im Beutel) um einiges näher rangekommen. Und im Desert Park gab es dann sogar ein Streichelgehege.
Auf dem Campingplatz in Curtin Springs lief ein nerviger Emu rum, den alle kleinen Kinder geärgert haben, indem sie hinter ihm herliefen und „stupid emu“ riefen.
Dingoes haben wir nur am sun set view point gesehen, da haben fuenf Stueck unseren Van umzingelt, als wir gefuehstueckt haben. Gluecklicherweise sind sie schnell wieder abgehauen.
Die Sonne
Ja, die Sonne ist im Northern Territory wirklich noch deutlich stärker als hier in Sydney und ich bin hocherfreut und schwer beeindruckt von der Leistung meiner Aldi-Sonnencreme mit australischem Standard. Denn ich habe mir nur einen einzigen kleinen Sonnenbrand geholt, und zwar direkt überm Hintern, wo mein Top hochgerutscht ist und mein Hüftgold für ungefähr zehn Minuten ohne Schutz der Sonne ausgesetzt war, bevor ich das Oberteil wieder runtergezogen habe. Zehn Minuten, das hat gereicht. Auch bei Laëtitia, die sich so das gesamte Dekolleté verbrannt hat und Markus, der nun ziemlich rote Waden hat. Ansonsten habe ich jetzt viele Sommersprossen im Gesicht und auf den Armen und den Waden und Abdrücke von meinen Flipflops auf den Waden.
Zwischenzeitlich hatte ich ein bisschen Panik, dass ich innerhalb weniger Stunden in Alice Springs schlimmen Hautkrebs entwickelt haben könnte, wofür mich natürlich alle anderen ausgelacht haben. Aber dass sich meine Leberflecke nach Sonneneinfall farblich und strukturell verändern, das bin ich nicht gewohnt. Kathleen hat mich dann gestern beruhigt, dass das hier völlig normal sei und ihr das mit ihren Leberflecken (sie hat exakt den gleichen Hauttyp wie ich, nur noch heller!!!!) genau so gehe. Ich werde trotzdem demnächst mal beim Arzt in der Uni vorbeischauen. In Deutschland kostet Leberfleckencheck immerhin 60 Euro.
Das Wetter
Es war wirklich verdammt heiß, immer zwischen 27° bis 37°C. Wir haben wirklich ununterbrochen Wasser getrunken und unsere Haut ist trotzdem völlig ausgetrocknet, weil sie mit dem permanenten Sonneneinfall und den Temperaturen nicht nicht klargekommen ist. Ich brauche meine Rossmann Sun Ozon Après Sun Lotion, aber die passte leider überhaupt nicht mehr in meinen Koffer.
Von der permanenten Hitze hat Laetitia Nasenbluten bekommen, Markus und ich dicke angeschwollene Finger.
Nachts war es tatsächlich schweinekalt und einmal bin ich wirklich mit Wollsocken in Lisas Thermoschlafsack gekrochen, damit mir die Füße nicht abfrieren. Und während des Sonnenaufgangs am Uluru habe ich die ganze Zeit in meine IKEA-Fleecedecke gehüllt zwischen den Reisegruppen gestanden und bin schnellstmöglich zurück in den Van und habe mir einen warmen Kafffee gemacht.
Die Wüste
Es ist wirklich leer, unvorstellbar leer. Ich dachte, ich hätte genug darüber gelesen, um es mir irgendwie vorzustellen. Und außerdem war ich ja immerhin schon in Nevada and Arizona und dachte, ich hätte schon einiges gesehen. Aber da war es nicht so einsam wie im roten Herzen Australiens. Da war wirklich nix. Nüscht, wie der Berliner zu sagen pflegt. Ich konnte 45 Minuten fahren ohne Gegenverkehr. Wir haben fünf Tage keine Supermärkte gesehen. Handyempfang gibt es auch so gut wie nirgendwo. Noch nicht mal Müll rechts und links der Straßen. Nur ein paar Reifen und tote Kängurus...
Ok, ich schreibe echt zu langsam, der Rest wird nachgeliefert.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
4 Kommentare:
Schöhön! Klingt nach einer super tollen Reise. Der Check beim Uni-Arzt ist sicherlich nicht verkehrt. Immerhin kennt er die australische Sonne und weiß, worauf es ankommt.
den Schluß fand ich jetzt ein wenig ruppig ;-) bin aber auf jeden super gespannt auf`s Australienkucken geworden...
So ganz habe ich das mit den toten Känguruhs noch nicht verstanden. Sind die nicht eigentlich zu groß um sie einfach so umzufahren?
Jaja, Jonas' Wäsche musste ich auch sofort waschen, weil sie nach 100 Jahre alter ungelüfteter Pariser Jugendherberge stanken!
Danke für diesen schönen Bericht! Ich freu mich auf den nächsten Teil!
Kommentar veröffentlichen