Donnerstag, 4. Oktober 2007

Urlaubsbericht, continued

Die Strecke

Auch wenn Jannika eine wirklich gute Route fuer unsere Fahrt ausgearbeitet hat, sind im Endeffekt zwei ganze Tage fuer Fahren draufgegangen. Aber das laesst sich in diesem riesigen, leeren Land mit a lot of nothing leider nicht verhindern und war insofern ganz gut, als dass wir alle einen guten Eindruck bekommen haben, wie einsam und oede Central Australia ist. Auch wenn man das schon zig Mal in Buechern gelesen und Filmen gesehen hat, kann man sich das nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst gesehen hat und selber stundenlang (na ja, gluecklicherweise haben wir uns ja immer abgewechselt) Gegenden gefahren ist, wo rechts und links der Strasse nur ein paar kaputte Reifen und tote Tiere lagen und sonst nichts, wo es kaum Strassenschilder gibt und alle 100 bis 200 km mal eine Raststaette mit Klo und Tankstelle.
Anfangs dachte ich ja noch, es sei so aehnlich wie in den USA, aber es war noch viel weniger los. Denn entlang der Strecke, die wir 1999 in Amerika gefahren sind (oder besser: die Papa ganz alleine fahren musste, dafuer: Respekt und vielen Dank!), gab es immerhin ab und zu ein Ortsschild, das einem mitteilte, dass diese Stadt ganze 20 Einwohner hat und 320m ueber dem Meeresspiegel liegt oder so. Auf unserer gesamten Strecke war Alice Springs das einzige, was wirklich als Stadt durchgeht.
Am Samstag sind wir nach dem Grosseinkauf bei Woolworths mit zwei Fahrerwechseln bis zu unserem Campingsplatz Kings Creek Station gefahren, an dem Jannika feststellen musste "Oh, ich dachte, das ist jetzt ein richtiger kleiner Ort, aber das ist ja nur ein Campingplatz mit Tankstelle!".
Am naechsten Tag ging es dann weiter bis zum Kings Canyon und dem dazugehoerigen Kings Canyon Station, der immerhin ein bisschen groesser war. Montag haben wir es bis Curtin Springs geschafft, was mit dem frei rumrennende Emu und den mit "blokes" und "sheilas" beschrifteten Klos und Duschen meiner Meinung nach der outbackigste aller Campingplaetze war. Von Dienstag bis Donnerstag waren wir im Uluru Kata Tjuta Nationalpark und haben das Ayers Rock Resort (Yulara) mit seiner kleinen Shoppingmall und den Hotels fuer eine richtige kleine Stadt befunden, wenn auch sehr kuenstlich und nur fuer Touristen.
Donnerstagnacht haben wir, weil's so schoen war, wieder in Curtin Springs uebernachtet, bevor wir Freitag ueber Alice Springs in die West MacDonell Ranges gefahren sind und erst im Dunkeln auf dem Campingplatz am Ormiston Gorge angekommen, was ziemlich spooky war. Zur Wiedergutmachung habe ich den sternigsten naechtlichen Sternenhimmel aller Zeiten gesehen, der mit zutiefst beeindruckt hat.

Der Kings Canyon

Irgendwie hat er nicht nur mich, sondern auch Laetitia und Markus stark an den Gran Canyon erinnert. Aber vielleicht liegt das auch einfach daran, dass wir alle drei keine anderen Canyons kennen. Auf jeden Fall war es sehr viel weniger touristisch aufgezogen als am Gran Canyon. Entlang der 10km langen Wanderstrecke gab es keinen einzigen Getraenkekiosk, keine Toilettenhaeuschen, keinen Souvenirshop, keine Parkbaenke, keine Muelleimer. Nichts ausser vier Satellitentelefonen fuer Notfaelle und kleine Wegweiser, wo es weiter geht.
Nach einem recht steilen Aufstieg und einem langen Weg auf dem Canyon wurden wir nach dem Abstieg in die Canyonspalte (leider fehlt mir hier das geologische Fachvokabular, da ich seit der 10. kein Erdkunde mehr hatte und mich nur noch vage an Frau Skotts Unterricht ueber die amerikanischen Plateaus und le relief erinnern kann), mit dem Ausblick auf den Garden of Eden und einem erfrischenden Bad im Wasserloch, das wir gern als puddle of piss bezeichnen, belohnt.

Uluru

Ein grosser roter Felsbrocken, der so rot, wie man immer denkt, in echt gar nicht ist. Denn alle Fotos, die man von ihm sieht, sind naemlich bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang gemacht. Was fuer eine Verarsche. Beeindruckend war er trotzdem. Und gross. Wir haben viereinhalb Stunden fuer den base walk, also einmal rundherum, gebraucht, und hatten auf den letzten drei Kilometern nicht mehr so richtig viel Bock und haben so gut wie keine Fotos gemacht, weil wir von der Hitze und den Fliegen genervt waren.
Doof war auch, dass wir zu dem Zeitpunkt nichts ueber die ganzen Mythen und Sagen wussten, die fuer die Aboriginese von grosser Bedeutung sind. Darum haben wir uns Donnerstagvormittag einer zweistuendigen guided tour with a ranger angeschlossen, die uns die Geschichten erklaert und die dazugehoerigen Stellen am Rock gezeigt hat. Das war wirklich super, da wir eine Menge unserer Fragen zum Uluru und dem aboriginal life beantwortet haben.
Obwohl ueberall steht, dass es disrespectful and very dangerous ist, den Rock zu besteigen, weil er a sacred site ist, machen es erstaunlich viele Leute. Aber es ist ja auch nicht offiziell verboten und es gibt einen Weg mit Gelaender der hochfuehrt. Das liegt daran, dass die Aborigenese 1985 (!!!), als ihnen das Land zurueck gegeben wurde, einen Knebelvertrag fuer die naechsten 99 Jahre unterzeichnet haben, der garantiert, that the climb stays open for the next 99 years unless the whole board of administration (darunter drei Weisse, einer davon aus dem Tourismussektor) votes for closing it.
Markus ist trotzdem hoch, waehrend wir Weiber am Fusse des Berges im Campervan Tee getrunken und uns ein bisschen gesorgt haben, er koenne abrutschen und der 37. Tote seit den 60er Jahren sein.
Gluecklicherweise ist er wieder runtergekommen, bevor wir ihn vermisst gemeldt haben!

Der Sonnenuntergang war trotz des bewoelkten Himmels grossartig. Genau in dem Moment, in dem wir uns alle angeschnallt hatten und wegfahren wollten, weil wir uns sicher waren, dass es mit der Sonne nichts mehr werden wuerde, fing der Uluru ganz ploetzlich an rot zu leuchten. Verrueckt. Und schoen. Hat nur fast keiner hingeguckt, weil alle mit ihren Kameras beschaeftigt waren. Schade.

Der Sonnenaufgang am naechsten Morgen war fuer mich nicht so ein Traum. Das war einfach zu frueh fuer mich. Wenn die Sonne um neun aufgegangen waere, waer das vielleicht was geworden, aber so war einfach nur muede und habe gefroren ohne Ende. Also stand ich in meine Fleecedecke (ich habe die Jacke so schnell nicht gefunden) eingehuellt zwischen einer japanischen Reisegruppe, die immerhin mit Fruehstueck versorgt wurde und dachte mir, dass mir der Sonnenuntergang besser gefiel.

Die Olgas (Kata Tjuta)

Praktischerweise stehen diese dicken roten Steine im gleichen Nationalpark wie der Uluru und da wir ja eh $25 fuer ein3-Tages-Ticket bezahlt hatten und schon richtig wandererfahren waren, haben wir auch dort die 10km Wanderung gemacht und dabei unsere ersten Kaengurus und Wallabys gesehen.
Da es an dem Tag sehr windig war, wurden wir ausnahmsweise auch von den Fliegen in Ruhe gelassen und haben nicht so sehr geschwitzt wie die Tage zuvor. Uns kam sogar jemand entgegen, der in Flipflops gewandert ist. Dabei waren unsere Turnschuhe eigentlich schon highly inappropriate.

Die West Macdonell Ranges

Nachdem wir den Kings Canyon, den Uluru und Kata Tjuta gesehen hatte, hat uns diese roetliche Steinformation mit ihren Bergspalten nicht mehr so richtig vom Hocker gehauen. Ist wahrscheinlich unfair, den armen Ranges gegenueber. War aber leider so. Irgendwie hatten wir genug von roten Felsen und fanden das alles nicht mehr so aufregend. Nur der Vollstaendigkeit halber: Wir haben die Simpsons Gap gesehen, sind um den Ormiston Groge gewandert, waren am Glen Helen und den Ochre Pits. Acht Dollar fuer die Standley Chasm wollten wir dann nicht mehr ausgeben...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Klingt wunderbar und beeindruckend. Ich hätte mich sicher nicht getraut, da rumzuwandern. Ansonsten: "der sternigste nächtliche Sternenhimmel", das ist einfach zauberhaft.

Anonym hat gesagt…

was für ine beeindruckende Wegstrecke! Nehme mal stark an der Punkt "wandern in Menschen leeren Gebiet" bleibt jetzt auf ewig auf der imaginären to-do-Urlaubsliste abgehakt...