Mittwoch, 28. Mai 2008

Bloody Backpackers

Zu meinem zweiten (bzw. ersten, je nachdem, wie man es zählt) Sydney Writer's Festival event wollte ich alles besser machen und habe das sogar geschafft.
Ich bin Freitag pünktlich aufgestanden und habe mich klugerweise dazu entschieden, mein Fahrrad mitzunehmen, um nicht wieder zu spät zu kommen, weil es doch ein wenig Latscherei von der Bahn am Circular Quay zur Wharf an Walsh Bay ist. Mit dem Fahrrad direkt am Hafen und unter der Harbour Bridge langzufahren war auch mal eine schicke Sache. Das hatte ich noch nie gemacht und war wirklich cool.
So war ich dann ganze fünfzehn Minuten vor Beginn der Podiumsdiskussion mit Barry Divola zu seinem "The Secret Life of Backpackers" da, habe mich in die ewiglange Schlange Literaturbegeisterter eingereiht und einen der letzten Plätze im Bangarra Theater bekommen, neben einer älteren Dame, die ihrem Sitznachbarn eine Unterhaltung über das Reisen und die Jugend von heute aufgenötigt hat, in die ich mich fast aufgeregt eingemischt hatte, weil ich es total anstrengend finde, wenn solche Leute irgendwelchen Schwachsinn über eine Gruppe von Menschen verbreitet, mit der sie offensichtlich noch nie Kontakt hatten. Aber ich konnte mich gerade so zurückhalten.

Das Gespräch auf dem Podium war lustig, da Divola ein witziger Typ zu sein scheint. Leider hat er genau die Stelle aus dem Buch vorgelesen, die ich schon aus dem Vorabdruck in der "Madison" kannte, nämlich die ersten drei Seiten. Interessant fand ich, dass seine Mutter im Publikum war und er vorher meinte, sie sei seine härteste Kritikerin und solle Bescheid sagen, wenn er wieder zu lange lese. Haha, der Mann ist über 40 und trotzdem hat Mama noch so einen Einfluss. Wahnsinn.

Egal wie witzig seine Berichte über bekiffte Holländer in Bondi, von Passionpop-angetrunkene Manchesterinnen in Cairns und ständig nörglende Londoner auch sind, es war alles ziemlich einseitig und klischeehaft. Ich dachte eigentlich, man macht einen Monat verdeckte Recherche in Hostels an der Ostküste, um einen richtigen Einblick ins Leben der Backpacker zu bekommen, verschiedene Menschen kennenzulernen und dieses authentische Bild der Backpackerkultur dann im Buch darzustellen und nicht um weiterhin Stereotype zu reproduzieren, die sicher teilweise stimmen, aber nur eine bestimmte Gruppe unter den Backpackern widerspiegeln. Schade. Aber scheinbar verkaufen sich nur lustige Anekdoten über Sex in Stockbetten, besoffenen Iren, die aus dem Fenster pissen und die Tatsache, dass alle convenience stores in Bondi hauptsächlich instant noodles in zig Geschmacksrichtungen verkaufen, weil die Backpacker nix anderes essen.
Die Lacher im Saal hatte er damit immer auf seiner Seite. Das manche der Backpacker sich in Queensland bei der Bananenernte die Haut verätzen oder im Löwenbräu für einen Hungerlohn im peinlichen Dirndl rumlaufen, hat er nicht erzählt.

Überraschenderweise hat er die Deutschen kein einziges Mal erwähnt, was mich erstaunt hat, da die so einen großen Teil der work and traveller ausmachen. Aber scheinbar mag er hauptsächlich keine Engländer, denn über die hat er eigentlich non-stop gelästert und meinte, sie sollen doch einfach auf ihrer verregneten Insel bleiben statt sich über die teuren Bierpreise in Sydney zu beschweren.

In der Fragerunde hat mir jemand meine Frage weggeschnappt, ob es denn nationale Unterschiede gebe, woraufhin er meinte, dass die Kontinentaleuropäer mehr zusammen kochen würden als die Briten und Iren und die Asiatinnen gern Koalas streicheln. Dann kamen natürlich noch eine Menge seltsam bescheuerter Fragen von ältern Damen aus dem Publikum ("Do backpackers take drugs?" Hahahaha, ich hätte fast laut gelacht, das erste Mal in der Veranstaltung.)

Anschließend im bookstore konnte ich der Versuchung nicht länger wiederstehen und habe mir das Buch schließlich doch gekauft. Wann habe ich schon die Möglichkeit ein Buch mit persönlicher Widmung zu bekommen? Während ich fürs signing anstand, drehte sich die ältere Dame vor mir um und wollte sich mit mir unterhalten:
So, are you a backpacker then? - Why? Do I look like one? - Oh, mmh, erh, well, yeah, I don't know.... I suppose. - Well, I'm not. I' m a student. - Oh, well... - But I know some backpackers here in Sydney. There are lot of German travellers here. - Yes, but the Germans are the best. - Why? - Well, I have a big house in Bondi and I always sublet one of the rooms. I've had soooo many different backpackers staying with me. And the Germans were always the best. So friendly, so well educated, so polite. - Really? - Yes, wonderful people. - Oh, well. That's good to hear.

Divolas erste Frage, als ich mit dem Buch vor ihm stand, war auch, wo ich denn herkomme. Meine Güte, sehe ich so exotisch aus. Also habe ich ihm erzählt, dass ich Austauschstudentin aus Deutschland bin und in wenigen Wochen genau die gleiche Route reisen werde wie er.
Nun habe ich die wunderschöne Widmung "To Sara, good luck for your trip" auf der ersten Seite stehen und mein Buch stolz wie Oskar in den nächsten paar Tagen jedem unter die Nase gehalten, der mir zufällig über den Weg lief.

Dienstag, 27. Mai 2008

Auf in die Hauptstadt

Seit ich im Juli ins Penthouse eingezogen bin, hatten Kathleen und ich den Plan irgendwann in meinem Jahr hier mal nach Canberra zu fahren, ein lustiger Roadtrip, nur wir beide. Schließlich wohnt ihr bester Freund Aaron da, sodass wir noch nicht mal ins Hostel müssen.
Immer mal wieder kam in unseren Gesprächen ein "We still gotta go to Canberra!" - "Yeah, definitely." auf und immer wieder haben wir es danach gleich wieder vergessen oder halt keinen Termin gefunden, an dem wir beide Zeit hatten.

Umso besser, dass Kathleen nun wenige Wochen vor meinem Rückflug die Initiative ergriffen hat und einfach per Mail nachfragte, wie es mit unserer Tour nun aussieht. Ich habe sofort zurückgeschrieben und das lange Wochenende vor the Queen's Birthday vorgeschlagen.
Leider hat Kathleen da music camp. Alle anderen Wochenenden bis zu meinem Abflug von meiner Seite her schon verplant. Verdammt!

Zwei Emails, zwei Telefonate und zehn Minuten später haben wir einfach unsere Flüge gebucht. Wow, das war die spontanste Reiseplanung meines Lebens. Aber das muss auch mal sein.
Eigentlich war die ursprüngliche Idee ja, mit Kathleens Auto zu fahren, weil Canberra ja nun wirklich nicht weit ist. Aber das VirginBlue hatte gerade unschlagbare supersaver Angebote, denen wir nicht wiederstehen konnten, das Kathleen meinte, ihr Auto sei etwas unzuverlässig und der Sprit würde das gleiche kosten wie die Flugtickets.
Und weil wir kein Wochenende gefunden haben, fliegen wir nun halt an einem Donnerstagabend nach Kathleens Feierabend los und kommen Samstagnachmittag kurz vor meiner Farewellparty wieder. Alles sehr verrückt.
Aaron haben wir auch erst nach Buchung der Tickets gefragt, ob wir bei ihm unterkommen können. Er ist zu dem Zeitpunkt mitten im exam stress (logisch, Semesterende...). Aber wir dürften trotzdem bei ihm übernachten.
Wahrscheinlich wären mir 1000 Gründe eingefallen, nicht zu buchen, wenn ich länger drüber nachgedacht hätte. Und trotzdem bin ich der Überzeugung, dass es ganz toll wird. Auch wenn mir alle von Canberra abraten. Ich habe einen kleinen catch-up-farewell-trip mit Kathleen. Und da kann "The Nation's Capital" noch so öde sein. Wir werden es uns schon lustig machen!

Sonntag, 25. Mai 2008

Auf zum Rice Festival

Eigentlich bin ich nur ganz zufaellig auf Informationen zum Writers Festival gestossen, als ich die Daten zu Barry Divolas Backpackerbuch gesucht habe, denn irgendwie war die Beilage im SMH dazu ziemlich klein.
Na ja, gut, dann kann es so gross und beliebt ja nicht sein, dachte ich mir.
Harriet war gleich begeistert, als ich sie fragte, ob sie mit mir zur Podiumsdiskussion "Princesses & Pornstars" on contemporary feminism zu kommen, aber leider musste sie ganz dringend ein essay schreiben und konnte nicht.
Macht nix. Ich kenne ja genug geeks like me, die sich fuer solche Dinge interessieren und ihre limitierte Freizeit fuer solche Veranstaltungen nutzen. Soharni war sofort Feuer und Flamme und der Ansicht "we're writers so we should really go to the writer's festival". Leider sind wir aber auch vielbeschaeftigte verplante Studenten und kamen drei Minuten zu spaet in den Raeumen der Sydney Dance Company an, da ich meinen Bus verpasst hatte, Soharni Circular Quay nicht auf Anhieb gefunden hat (sie ist ja noch neu in der Stadt), ich hatte den entscheidenden Teil des Festivalprogramms zu Hause vergessen und gemeinsam haben wir den Sonnenuntergang am Harbour bewundert und uns geaergert, dass wir beide unsere Kameras nicht dabei hatten.
Egal, drei Minuten zu spaet. Solche Sachen fangen doch eh nie puenktlich an.
Leider war allerdings der Raum schon voll, als wir ankamen und kein Platz mehr fuer uns frei. Wie bitte? Es gibt so viele verrueckte Weiber, die sich fuer so was interessieren, dass der Saal wegen Ueberfuellung geschlossen werden musste. Ist ja spannend. Und aergerlich. Also sind wir stattdessen durch den Buchladen gewandert und mussten uns gegenseitig davon abhalten, welche zu kaufen.
Anschliessend sind wir unserer Kaffeesucht nachgegangen, haben uns am schoenen Ausblick von wharf 3 erfreut, die vielen intellektuell aber auch leicht verwirrt wirkenden Frauen mit feschen Kurzhaarschnitten beobachtet und uns ueber London, Visa, den Vorteil eines europaeischen Passes, Melbourne und Fernbeziehungen unterhalten.

Samstag, 24. Mai 2008

Random Notes, die 34.

Bumping into my favourite lecturer Megan in her ciggie break on Friday morning: "Sara, how are you?" - "Good, thanks. [trying to impress her] I've just been to the Writer's Festival." - "The rice festival??????"

Ich bin diese Woche in zwei Tagen vier Mal Taxi gefahren. Und fand/finde das vollkommen normal. Ich glaube, ich bin total australisiert.

"What? You haven't travelled around Europe? You're crazy. Why not?! You live in the coolest place on earth and didn't even make anything out of it??"

Bei unter 12 Grad kriegen Australier die Krise und sprechen von "biting cold". Wow!

"When you first walked in earlier, I thought you were Australian." - "I'm not!" - "Yes, I know now. But you sounded Australian." - "No, I don't. No one ever says that." - "Well, but you just seemed very Aussie. Everything about you!" - "Really?" - "Yes, you have adapted to Aussie lifestyle very well." - "Mmh..." - "You'll find it very hard when you go back to Germany." - "No, I haven't changed a bit. I've always been like that." - "It will be weird for your friends." - "Do you reckon? I don't think I've changed." - "Well, maybe you change back... Or maybe you're different when you speak German."

Unglaublich, aber wahr: In Waterloo werden die Recyclingkisten geklaut. Vor ein paar Wochen war unsere blue paper box plötzlich nicht mehr da, als ich am Montagnachmittag die Mülltonne und die Recyclingcontainer reingeholt habe. Also hat Lisa mit den Nachbarn abgemacht, dass wir uns ihre teilen. Nun suchen die Nachbarn ebenfalls verzweifelt nach ihrer. What the hell are people doing with the recycling containers?

"Now, go on, put on your helmet." - "No, I never do that in front of people I know." - "Why not?" - "Because I feel really stupid because I know I look really stupid and then you might think I am really stupid." - "Haha, no really, put it on." - "Ok...." - "Lisa, come let's go, quickly. I don't want to be seen with a person looking as stupid as Sara!!!"

Verdammter Linksverkehr: Friederike ist vor ein paar Tagen von einem Bus umgefahren worden, weil sie nach links geguckt hat, als sie die Straße überqueren wollte.

Freitag, 23. Mai 2008

23 on the 23rd

Ein Geburtstag jagt den naechsten. Waehrend die Einladung zu Soharnis birthday drinks ja relativ spontan kam, war ich ueber Saras Party schon seit Monaten informiert und hatte schon Anfang des Jahres versprochen, mir den Abend auf jeden Fall freizunehmen. Und siehe da, bitchy boss hat mir diesen Wunsch sogar erfuellt, als ich sagte: "It's a very important birthday. The 23rd on the 23rd.' - "23? You are soooo young, girls. Oooh 23. How would I love being 23 once again."

Nachdem ich Sara am Donnerstagabend bei der Manikuere ("Ich brauche unbedingt schoene Fingernaegel fuer meinen Geburtstag!" - "Ok, in Gottes Namen, dann komm ich halt mit!") schon fruehzeitig im Stich gelassen habe, weil ich hungrig war und zu Steffis Abschiedsessen beim Thai wollte, bin ich dann aber rechtzeitig zwanzig Minuten vor Mitternacht mit dem Taxi zu Sara gefahren, damit sie nicht allein mit einer Flasche Wein in ihren Geburtstag reinfeiern musste, da ich vom letzten Jahr her genau weiss, wie furchtbar das ist, um Mitternacht allein rumzusitzen.

Dafuer kam ich am Freitagabend zur Party entsprechend spaeter. Lisa fand die Tatsache, dass Sara erst zu um 9pm eingeladen hat sowieso schon ziemlich seltsam. "That's a weird time. Why would you invite people for 9pm?!" Also habe ich Lisa den kulturellen Unterschied zu Deutschland erklaert, wo es voellig egal ist, welche Uhrzeit man auf die Einladung schreibt, weil ausser den Mitbewohnern und den allerbesten Freunden eh niemand vor um zehn auftaucht. Das ist fuer Australier voellig unverstaendlich. Die haben Freitagabends ab um vier im Buero ihre after work drinks und kommen anschliessend ziemlich angetrunken zu den Partys. Dafuer bleiben sie allerdings auch eigentlich nie laenger als bis zwei. Als ich Ants nach meiner ersten Einweihungsfeier hier erzeahlt habe, dass wir bis vier Uhr getanzt haben, fand der das unglaublich lange, waehrend ich mich total geschaemt habe, dass wir nicht laenger durchgehalten haben.

Lisa fand neun Uhr zwar immer noch komisch, hat sich aber dann entschieden, dass wir somit genug Zeit hatten, endlich mal zusammen was aus ihrem beruehmten Pastabuch zu kochen. Also gab es erstmal einen leckeren roast veggies & 3 cheees bake von mir Rotwein und selbstgemachtes Tiramisu von Lisa und interessante Insider-Geschichten von Newtown Police von Steph, bevor wir uns gegen halb zehn nach einem panischen Anruf von Sara ("Wo bleibt ihr denn? Ist doch schon nach neun! Kannst du mir den Topf und eure Suppenkelle fuer die Bowle mitbringen?") auf den Weg gemacht.
Ein Taxi zu finden, ist irgendwie nie so einfach wie die Australier immer tun. Ich hatte von Anfang an vorgeschlagen, wir sollten einfach eins bestellen (wobei das ja auch nicht immer klappt). Nachdem wir zehn Minuten die Strasse hochgelaufen sind und schon ueberlegt hatten, dass Steph mit ihrem police badge einfach ein Taxi anhalten koennte, haben wir dann endlich eins bekommen, sodass wir puenktlich um zehn ankamen, wo die Party schon in vollem Gange war und Friederike (und sicher auch einige andere, mit denen ich nicht gesprochen habe) aufgrund ihrer after work drinks schon gut dabei waren.
Wie gut, dass ich den Bowletopf mitgebracht habe, sonst waere die wohl auch schon alle gewesen. Denn das scheinbar total deutsche Partygetraenk ("What's that?!" -"It's punch, it's great!" - "What's in there?" - "Vodka, fruit and wine..." -"Oh my God.") kommt hier eigentlich immer ganz gut an. Ausserdem gab es neben der echt australischen Cracker und Dipkollektion, einen Maulwurfskuchen (die Backmischung hatte Sara sich von ihrer Mutter mitbringen lassen) und Paradiescreme Straciatella (importiert von Lars).

Mein Geschenk, das Geburtstags-T-Shirt, das Sara auf den Bildern traegt, kam bei allen Gaesten super an und mir wurde von mehreren Seiten vorgeschlagen, ich solle mir die Rechte an dem Spruch holen und als T-Shirt-Designerin werden. Aber meine "Ich werde spaeter Designerin!" Zeiten sind eigentlich seit der Grundschule vorbei und so gut war der Spruch nun auch wieder nicht.

Irgendwann in den fruehen Morgenstunden haben Sara, Friedi und ich zu "Nordish by Nature" getanzt, waehrend alle Australier verstaendnislos auf dem Sofa sassen und keine Ahnung hatten, was wir da groelen. Gegen drei Uhr waren dann sowieso alle Australier weg, beziehungsweise in ihren Zimmern oder in den Zimmern irgendwelcher Mitbewohner verschwunden. Gegen halb fuenf habe ich mich entschlossen, nicht auf Saras Bett einzuschlafen, sondern bin auf der Suche nach meinen Schuhen in Lisas Zimmer eingefallen, die vor Schreck fast aus dem Bett fiel. Zum Glueck wusste sie aber, wo meine Schuhe waren, sodass ich nicht barfuss im Taxi nach Hause fahren musste.

Donnerstag, 22. Mai 2008

Return to Sender


Thursday night, 9pm at "Thai Riffic" in Newtown. Auf meinem Teller liegen noch zwei king prawns, die ich mir als treat bis zum Ende meiner ziemlich teuren $19 Portion green curry aufgehoben habe und eine Menge hübscher Dekoration, die genau der Grund ist, warum ein Gericht hier drei Mal so viel kostet wie bei Thai Two nebenan. Mein kleines Schälchen Drei-Dollar-Reis ist schon lange alle, aber netterweise hat Maurits mir angeboten, dass ich seine Reste haben kann. Mein Handy liegt total prollig neben meinem Teller, damit ich es höre, wenn Sara sich meldet, um den restlichen Ablauf des Abends zum Reinfeiern in ihren Geburtstag abzusprechen.
Mein Handy klingelt und meldet einen anonymen Anrufer. Also nicht Sara. Und auch sonst niemand in Australien. Denn irgendwie sind hier unterdrückte Rufnummern nicht so wirklich verbreitet. Selbst wenn die Westpac Bank mich regelmäßig anruft und mir ihr besonders tolles super annuation offer andrehen will, wird eine Sydney homeline number angezeigt.
Anonymer Anrufer bedeutet immer einen Anruf aus Deutschland. Wahrscheinlich Lars.
Ich gehe ran und verstehe gar nichts. Hello? Hallo? Ich schreie ins Telefon, dass ich erstmal aus dem Restaurant rausmuss, um irgendwas zu hören.
Mama? Mama ruft doch nie an. Nein, das stimmt nicht. Mama hat, seit ich in Sydney bin, genau vier Mal angerufen. Einmal hatte ich Geburtstag, einmal war Weihnachten, einmal hatten wir uns auf der deutschen Nummer verabredet. Das vierte Mal, als sie spontan angerufen hat, war ich gerade...in Newtown! Im Restaurant! Ok, Mama muss den Eindruck haben, ich hätte zu viel Geld und gehe ununterbrochen essen...
Vor allem hat Mama aber etwas Wichtiges zu erzählen: Du glaubst nicht, was eben vor der Haustür lag, als ich von der Arbeit kam?!
Und ich habe einen guten siebten Sinn: meine Weihnachtspakete!
Und Australia Post hat ja wohl ein Rad ab! Sie behaupten, sie hätten erfolglos versucht die Pakete am 10. März zuzustellen. Hahaha.
Nur zur Erinnerung: Mama hat sie Anfang November in Jork abgeschickt, ich bin Ende Dezember umgezogen und mein Nachsendeantrag an die neue Adresse galt bis Anfang April.
Aber schön, dass die Pakete pünktlich zu meiner Rückkehr nach Deutschland den Weg zurück nach Jork gefunden haben. Da kann ich ja zu meinem Geburtstag meine Weihnachtsgeschenke auspacken. Und da ich mir ja après-sun lotion für Haut und Haare gewünscht habe, ist sogar die richtige Jahreszeit für diese Art von Geschenken. Da hat sie Australia Post ja richtig mitgedacht!

Mittwoch, 21. Mai 2008

Birthday Drinks in the Pub

Ich habe volles Verständnis und großes Mitgeühl mit Leuten, die neu in einer Stadt/Land/Kontinent/Hemisphäre sind und dann Geburtstag haben. Was hätte ich nur letzten Juli gemacht, wenn Tess sich nicht so toll um die Organisation meines Geburtstagsessen gekümmert hätte und Michael nicht den ganzen Tag da gewesen wäre. Ich hätte depressiv vorm Computer gesessen und Lars via skype die Ohren vollgeheult (ok, ich gebe zu, das habe ich trotzdem gemacht, aber das war hauptsächlich, weil ich erkältet war und gefroren habe...).
Auf jeden Fall habe ich sofort zugesagt, als Soharni auf meiner "Making Magazines" Arbeitsgruppe per Email zu Geburtstagsdrinks im Pub in Newtown einlud und in voller Sara-Manier Angst hatte, sie müsse allein feiern, weil sie gerade erst vor ein paar Monaten aus London hergezogen ist und noch nicht so besonders viele Leute kennt.

Die Runde war, wie das in Australien/Sydney immer so ist, total international. Eine bunte Mischung von postgrad-media students aus aller Welt, die aus den unterschiedlichsten wirren Gründen an der USYD gelandet sind. Von allen Geburtstagsgästen war nur eine einzige Australierin, und die hat griechische Familie und lange Zeit in London gewohnt. Echte Australier gibt es ja sowieso irgendwie nicht. Zumindest nicht in Sydney. Vielleicht irgendwo in the bush or the outback. Aber nicht in Sydney. Da hat jeder zumindest ein Elternteil von overseas.

Wie gut, dass ich nicht arbeiten musste, da konnte ich also problemlos um halb neun im Courthouse Hotel sein, das mir meine Kollegin Helen bereits als ihr local wärmstens empfohlen hatte. Und der backyard ist wirklich super schön. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, zu dem plötzlich eine Ratte direkt am Nebentisch herumlief und sich von unserer Anwesenheit überhaupt nicht stören ließ.
Ich war durch einige Gläser Weißwein bereits der festen Überzeugung, es handle sich um ein kleines Possum. Wahrscheinlich weil ich einfach wollte, dass es KEINE Ratte ist. Genau so wie ich in unserer alten Wohnung wollte, dass es Mäuse sind, die immer Kathleens Brot gegessen haben, bis ich die Ratten über die Dachterrasse habe flitzen sehen . Genau so musste ich mir im "Courtie" eingestehen, dass es kein Possum ist, als keiner in der Runde es für solches hielt und Katja vor lauter Ekel kreischend von der Bank sprang.

Egal, wir sind trotzdem so lange draußen sitzen geblieben, haben uns über das schlechte Englisch unserer vielen asiatischen Mitstudenten unterhalten, eine Flasche Weißwein nach der anderen geleert und Soharnis birthday cupcakes gegesse, die eigentlich ganz furchtbar schmeckten, weil sie hauptsächlich süß und bunt waren (aber nach ein paar Flaschen Wein, ist einem so was ja immer egal), bis wir aufgrund der vorgerückten Stunde und zum Schlafschutz der Anwohner nach drinnen gebeten wurden, wo Kate (österreichische Mutter, amerikanischen Vater) den bartender so lange belabert hat, bis er einEgal, wir haben trotzdem so lange draußen gesessen, Wein getrunken und Soharnis Birthday cup cakes gegessen, die eigentlich ziemlich eklig waren, da hauptsächlich süß (aber nach einigene Runde Jägerbombs geschmissen hat. Muss ich erklären, was das ist? Gibt es die überhaupt in Deutschland? Ich habe hier das erste Mal von denen gehört, muss ich zugeben. Aber das heißt ja nix. Ich finde sie eklig. Ich mag einfach keinen Jägermeister und red bull mag ich auch nicht. Also finde ich die Kombination von beidem eine geschmackliche Katastrophe. Egal, hier sind die eine große Sache und werden als deutsche Spezialität verkauft!
Ich habe meinen, auch wenn es auf dem Bild anders aussieht, nicht ausgetrunken, sondern unauffällig irgendwo stehen lassen und mich dann mit Soharni der Jukebox gewidmet, in die wir unseren letzten dollar coins geschmissen, britpop songs ausgewählt haben und dazu so lange durch den Laden gesrpungen sind, bis sie uns um halb eins rausgeschmissen haben, weil sie nach Hause wollten.

Dienstag, 20. Mai 2008

"Are you ready for some bleeding?"

Ja, ja, beim zweiten Akupunkturtermin ging es schon richtig zur Sache.
Ich würde mal so sagen: Ich bin unter die Masochisten gegangen. Erst bloß Nadeln, nun auch noch Blut. Und das ganze freiwillig.
Ich bin erstaunt, wie sehr ich zahlreiche Leute mit meinen Akupunkturberichten beeindrucken konnte. Alles haben mich irgendwie mit großen Augen angeguckt und meinten nur: Tut das nicht weh?! Wow, dass du dich das traust.
Eigentlich bin ich doch der Schisser! Wie kann es sein, dass mich plötzlich alle für mutig halten, nur weil ich mir ein paar Stecknadeln in die Haut jagen lasse.
Lisa hat außerdem etwas angeekelt geguckt, als ich ihr erzählte, dass ich wahrscheinlich auch noch herbs bekommen werde. "Do you know how they smell?! They're really disgusting. Jess [meine Vormieterin] used to take them. She had to cook them and drink them. Everytime she cooked them the whole apartment smelled. It was revolting. Kathleen and I hated it."
O well, wenn's aber doch hilft. Ich kann nicht gerade behaupten, dass mir Hustensaft oder Fiebersaft als Kind besonders gut geschmeckt haben...

Beim zweiten Termin war dann neben Kaitlin noch eine weitere TCM Studentin aus dem 2nd year dabei, die sich auf Neurodermitis spezialisiert und sich wahnsinnig über mich als Versuchskaninchen zu freuen schien. Also musste ich nochmal Ewigkeiten alle meine Allergien erklären. "Any food allergies?" - "No, thank God no. Only cross allergies due to my hay fever... Some fruit. But only sometimes." - "Tomatoes and oranges?" - "No, apples and capsicum, but only every now and then." - "No tomatoes?" - "No, that'd be horrible!" - "What about seafood?" - "Well, I only ever eat prawns but I've never had a reaction to them." - "So, you eat a lot of prawns." - "No, not really."
Na ja, innerhalb der letzten Woche gleich zwei Mal. Aber das wäre ja echt ziemlich fies, wenn ich die einzigen Tiere, die ich essen mag, nicht vertragen würde. Ich habe mich da hier in Sydney gerade so schön dran gewöhnt, bei den Spottpreisen auf Paddy's Market. Ein Traum.

Nachdem wir das geklärt hatten, wurde ich wieder mit Nadeln in Armen und Beinen versehen. Da kam plötzlich die Idee auf, mir doch mal in die kleinen Zehen zu stechen und sie ein bisschen bluten zu lassen. WHAT??? - Only if you're up for it. - I'm not sure.
Also echt? Man kann mich doch so was nicht fragen. Ehrlich. Wer sagt denn da ja?! Ich habe mir also erklären lassen, warum um Himmels Willen sie das tun wollen und was ich davon habe. Da hat Kaitlin mir erzählt, dass sich in meinem Körper Hitze staut (merk ich nicht, schließlich habe ich immer kalte Füße...) und das Chi dann wieder besser fließt. Oder so...
Na dann, dacht ich mir, kann man es ja auch mal probieren. So lange ich das Blut nicht sehen muss und hinterher bei der Arbeit noch stehen kann.
Viel schlimmer als das Anstechen und Ausbluten lassen, waren eigentlich die Fachgespräche der beiden. "Should be do point 34 as well? It's really good." - "Ok, can you find it?" - "Yes, I think it's here." - "Are you sure." - "Isn't it hear where it feels all spongy?" (thanks a lot, ich höre immer wieder gerne, dass sich mein Oberschenkel wie ein Schwamm anfühlt) ... "You have to rub the toe before you put it in, that way it's not too painful." Hiiiiiiiiiiiiiiifle. That's what really freaked me out.

Nun gut. Am Ende lag ich erst mit zig Nadeln und blutenden Zehen auf dem Rücken, wurde dann gedreht und habe in jede Handfläche je eine Nadel gestochen bekommen. Ja ja. Kaitlin nannte sie die Jesus points!!!
Ich weiß jetzt also, dass meine linke Körperseite more responsive ist, dass point 34 der schwabbeligste Teil meines linken Oberschenkels ist und ich froh sein kann, nicht auch noch gegen seafood allergisch zu sein.
Außerdem habe ich herbs in Kapselform bekommen, von denen ich zwanzig am Tag schlucken muss. Immerhin stinken sie nicht!!!

Kimchi, Drachentänzer und Miele-Herde


Ich bin ja bekanntermaßen kein großer Freund von zentralasiatischem Essen. Chinese restaurants give me the creeps, mit Sushi kann man mich jagen und mein erstes und einziges Mal koreanisch beim Korean Film Festival an der Uni im letzten Semester hat mich auch nicht gerade aus den Socken gehauen, um nicht zu sagen: Ich fand es furchtbar und habe mir hinterher im Lansdowne eine Portion wedges bestellt.
Nichtsdestotrotz war das 10. Korean Food Festival in Campsie der dritte Teil unserer Reportagen für unser radio assignment. Nach dem German Film Festival und der Ai Wei Wei Ausstellung ist es ja auch nur fair, dass Veronica als Koreanerin auch was aus ihrer Heimat mit ins Programm bringt.

Also habe ich mich mit Kerry am Samstagmorgen an Redfern Station getroffen, um nach Campsie zu fahren, ein weiterer Stadtteil von dessen Existenz ich bis dato nichts wusste. Gehört zur City of Canterbury und liegt irgendwo hinter Marrickville! Wieder was gelernt!

Die Haupteinkaufsstraße von Campsie war voll mit Fressbuden (nicht nur koreanisch, aber überwiegend asiatisch), Menschen und bunten Fähnchen. "This is sooooooooo video!" stellte Kerry alle paar Minuten fest. Tja, Pech. Video was last semester. Now, it's only audio.
Also mussten wir uns mit dem Aufnehmen der Brutzelgeräusche, dem unkoordinierten Getrommel der koreanischen Trachtentanzgruppe und der chinesischen Musik der dragon and lion dancing group zufrieden geben. Schade eigentlich. Denn beim Essen wäre es schöner die Gerüche aufzunnehmen und bei den Tänzern wären Bilder nicht schlecht gewesen. Vor allem die Drachentanzgruppe hat mir gut gefallen. Die koreanische Messer- und Säbeltänzerinnen erinnerten mich mehr an eine lokale Jazztanzgruppe.
Spannend war das Bühnenprogramm allemal. Nur die Rede des Bürgermeisters von Canterbury war etwas öde, weil er eigentlich zehn Minuten nichts anderes getan hat als sich bei allen möglichen Organisatoren und Unterstützern zu bedanken und zwanzig Mal zu betonen, wie wichtig und toll und super die multikulturelle und multikulinarische Event sei.
Sein Bürgermeister-Kollege aus der koreanischen Partnerstadt, der anlässlich des 10-jährigen Jubiläums angereist war, sprach kein Wort Englisch, was ich eine reife Leistung finde.
Zum Glück hatte er eine Dolmetscherin dabei (na ja, sonst hätte ich wohl Veronica fragen müssen), sodass ich nun weiß, dass er alle Zuschauer herzlich zu einem Fest in seiner Stadt, deren Namen ich vor lauter Kompliziertheit und Ignoranz für asiatische Sprachen und Namen schon wieder vergessen habe, eingeladen hat. Thanks, but no thanks, wie meine Chefin sagen würde.

Anschließend gab es eine cooking competition von zwei local high schools. "Wow, Beverly Hills Girls High? That's my high school!!! How weird! And that's my old teacher up there on the stage!" stellte Veronica fest. Ich fand es persönlich viel interessanter, dass die australischen Schülerinnen das asiatische Essen an deutschen Miele-Herden zubereiten mussten. Lustig irgendwie!

Montag, 19. Mai 2008

1000 Nadeln

Australien werde meine Haut ruinieren. Das haben mir alle vorher gesagt. Meine blasse sommersprossige supersensible nordische Haut und meine Tendenz zu Sonnenallergie und Neurodermitisschüben direkt unterm Ozonloch, das ist keine gute Kombination. Alle haben's gewusst. Und leider hatten sie recht.
Ich haben ziemlich schnell rausbekommen, dass Neurodermitis hier nicht genau so heißt, was ich immer angenommen und das Wort darum einfach englisch ausgesprochen habe, mich dann aber alle mit großen Fragezeichen in den Augen angeguckt haben. Es heißt ekzema, was irgendwie voll eklig klingt.
Die Creme, die mir die Ärztin im medical centre der Uni verschrieben hat, hat genau so wenig geholfen wie alle Deutschlandimportante. In extremen Notsituationen konnte ich glücklicherweise immer noch auf Saras Kortisonsalbe zurückgreifen, was ich ja nur ungern mache.
Die Gase, die die pest control vor ein paar Wochen bei uns gesprüht hat, haben leider neben unseren kleinen Haustieren auch meine Haut völlig vergiftet. Plötzlich hatte ich nicht mehr nur juckende Kniekehlen und Armbeugen, sondern kaum noch Stellen am Arm, die nicht aussahen, als würde ich ganz reptilienartig gerate meine Haut wechseln. Nicht gut. Gar nicht gut.

Da kam mir Nils' Tipp mit dem Traditional Chinese Medicine Centre an der UTS ganz recht. Denn davon hätte ich als Sydney Uni Studentin gar nichts gewusst. Nils wusste von einer Kommilitonin zu berichten, der während Vorlesung ganz schlecht war, im TCM Centre der Uni herbal medicin bekommen hat und innerhalb einer Stunde wieder fit war. Und für UTS Students kostet es auch nur zehn Dollar.

Klang gut. Also bin ich letzten Montag hingegangen, habe meine Arme vorgezeigt und gesagt, dass sie alles mit mir machen können, was sie wollen. Akupunktur, herbs, whatever.
Also musste ich einen Fragebogen über meine medical history ausfüllen, was mich immer völlig überfordert, weil ich nie weiß, was relevant ist und welche Allergien ich aufschreiben soll.
War aber nicht schlimm, da sich Kaitlin, eine der wenigen nicht-asiatischen TCMerinnen, wahnsinnig viel Zeit genommen hat, den riesigen Fragebogen mit mir durchzugehen, alles ganz genau wissen wollte und aufgeschrieben hat. Ich find's zwar immer etwas unangenehm, aber sie hat das wirklich super gemacht und sich die Geschichte zu allen meinen Allergien der letzten 22 Jahre angehört. Anschließend hat sie sich meine Zunge angeguckt, weil die Kerry zufolge in der chinesischen Medizin total wichtig ist, weil Farbe und Textur eine Menge über die Gesundheit aussagen. Danach hat sie ganz lange meinen Puls gefühlt und mich gefragt "Do you exercise a lot?", was ich peinlicherweise verneinen musste. "Are you sure?". Ja man! Wenn es hier doch keinen anständigen Unisport gibt. "Well, I take my bike everywhere and I ran around quite a lot at work". Sie meinte, ich würde mich also doch eine Menge bewegen. Und scheinbar kann man das an meinem Puls fühlen. Wahnsinn.
Nach 45 Minuten ausführlichem Vorgespräch und Zungen-und Pulsuntersuchung (wow, es hat sich wirklich noch nie ein Arzt so viel Zeit für mich genommen), hat sie sich mit ihrem Supervisor abgesprochen und kam wieder mit der Ankündigung, dass sie mir Nadeln in die Füße, die Armbeugen und das linke Ohr stechen werde. Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich als Impfungshysterikerin und Wenn-im-Fernsehen-Spritzen-gegeben-werden-muss-sofort-weggucken- weil-mir-sonst-ganz-doll-schlecht-wird!-Fall nicht schreiend weggelaufen bin, sondern mich mutig hingelegt und meine Schuhe ausgezogen habe. Und: Es tat wirklich nicht weh. Es hat ein paar Mal ein bisschen gepikst, aber sonst: easy-peasy. Kein Ding!
Mit ungefähr 20 Nadeln im Körper wurde ich dann eine Viertelstunde im Halbdunkeln bei chinesicher Musik allein gelassen und fühlte mich ein bisschen wie Charlotte in Sex and the City, als sie sich bei der Akupunktur entspannen soll, aber es nicht schafft, weil es in New York so laut ist und im Endeffekt mit den Nadeln im Gesicht durch die Praxis rennt.
Nein, das habe ich nicht gemacht. Ich habe einfach dagelegen und der Chinesin in der Kabine nebenan beim Bericht über ihr Rückenleiden gelauscht und weiß nun, wie häufig sie aufs Klo geht, dass sie Currys nicht so gut verträgt und dass in ihrem Führerschein und ihrem Pass Jahrgang 1975 steht, obwohl das nicht stimmt.

Samstag, 17. Mai 2008

Random Notes, Dreiunddreißig

Sydney hat die schönsten Sonnenuntergänge der Welt!!!

"I"m leaving in two months!" - "That's quite soon. Can't you stay?" - "No, I can't." - "Why not. Just marry Robbie and you get citizenship and you can stay..."
Danke Josefine. Nice try. Das war ungefaehr das zwanzigste Mal, dass sie versucht hat, mich an meinen Chef zu vermitteln. Sorry, not interested.

Der nahende Winter schlaegt sich extrem in den Obst- und Gemuesepreisen nieder. Sogar auf Paddy's Market ist jetzt alles wieder viel teurer. Dann muss ich jetzt bis Juli also wieder Pub food und $6 lunch bei Newtown Thai Two essen.

"It's only two more months." - "Oh no. That's horrible." - "Yes!!" - "Stay!" - "I can't." - "Marry John. Then you could stay." I don't think so, Kathleen.

Unter den gefuehlten 1000 Filmen des Sydney Film Festival ist nur eine einzige deutsche Produktion. Dafuer aber vier oesterreichisches.

"Would your parents allow you to move in with your boyfriend????" - "Mmh, I wouldn't really ask them. But even if I did, why would they not...?" Die asiatische Sicht auf Dinge ist immer wieder ueberraschend anders.

B.Y.O heisst "bring your own" und bezieht sich auf Alkohol (Wein) in Restaurants. Es gibt hier viele unterschiedliche Lizenzen fuer Restaurants und meistens klaert man vorher, ueber welche der Laden verfuegt, in den man geht. Die meisten Restaurants in meiner Preisklasse haben eine b.y.o Lizenz.

Less than two months

Verdammt. Wo ist nur die ganze Zeit geblieben? Das Semester hat doch gerade angefangen. Wie kann es jetzt schon week 11 sein und die final assignments schon so bald due.
Gerade waren es noch zwei Monate, die mir in Australien bleiben und kaum habe ich ein paar Nächte drüber geschlafen, sind es irgendwie nur noch sieben Wochen.
Meine verbleibenden Wochenenden in Sydney kann ich inzwischen an einer Hand abzählen und verplant habe ich sie eigentlich auch schon alle.
Hunter Valley und Canberra haben da noch keinen Termin gefunden. Ob das noch was wird? Aber egal, Weinprobe habe ich ja schon im Barossa gemacht und die Liste der Leute, die mir vehement von einem Besuch in der Hauptstadt abraten, wird immer länger.

Nach langem Hin und Her konnten Lisa und ich uns auch auf einen Termin für meine Abschiedsparty einigen, die aus Zeitgründen und unserer beider exessiver Rumreiserei in der Weltgeschichte schon einen Monat vor meinem Abflug nach Deutschland stattfindet. Passte halt nicht anders. Egal.

Mein erstes Abschiedsgeschenk habe ich Freitag von Qin bekommen. Ein kleines pinkes Notizbuch. Sehr schön. But I'm not leaving yet. Also will ich auch noch keine Abschiedsgeschenke. Abgesehen davon, dass ich eh keine Abschiedsgeschenke kriegen kann, weil ich eh schon viel zu viel Kram habe, den ich nicht mit nach Hause bekomme. Ich werde einfach auf meiner Abschiedsparty einen Karton mit Klamotten, Shampoo, Taschen und Handtüchern machen, in dem sich jeder bedienen darf.
Notfalls müssen John und Jonas halt noch ein bisschen Kram von mir einstecken, der nicht mehr in meine 20kg passt. Oder Sara und ich schicken doch noch ein Paket nach Hause.
Oh man, so viel zu planen. Und so wenig Zeit.

Freitag, 16. Mai 2008

Lazy White Chick

Neulich Mittag beim Gruppentreffen fürs radio assignment mit meinen asiatischen work mates.

Qin: I don't understand these white people! They don't seem to care about uni assignments. They just don't care. It really stresses me out.
Kerry: What's the problem?
Q: My group for the media law assignment. We've got a presentation coming up next week. They're all Australian girls and they don't wanna meet up to prepare it this week. They didn't wanna do the readings. They said we could meet on Wednesday night.
K: When's the presentation?
Q: Thursday.
S: So?
Q: You can't just meet up the night before... What about all the preparation. I started the reading last week. And none of them have had a look at anything yet. Now, I have to everything...
S: Well, you don't have to...
Q: But they're not doing it. They're so laid back.
S: I think, they just work differently...
Q: Why are white people like that?
S: Well... I don't know. I mean. It's not that we don't care at all. We do. We just like doing other things as well. Not only just studying. Socialising is quite important as well, you know. At least for me. And I guess it's the same for the Australian students. I mean, I really envy you guys for being able to sit in the library for hours and hours, just studying. I couldn't do that. Never. And I guess it's the same for them. It's okay to sit in the library and read for two or three hours, but after that I really wanna do something else. Meet people, go to the movies, go to the pub for a beer...
Q: Really?
S: Yeah. Don't you?
Q: So, you're the same as them.
S: Well, I guess, I am just a normal white chick.
K: Haha, a laid-back white girl.
S: Yes, laid-back and lazy.
Q: But if you have assignments due?
S: Well, yeah. I still do my assignments and I hand them in on time. I just really wanna socialize in between studying. You have to relax somehow.
Q: I couldn't do that.
S: Yeah, I guess that's the difference.
Ten minutes later.
K: So, are we done?
S: Yeah, we've got the whole program planned, I've written everything down. We just really need to come up with a name.
K: Yes, so I'll see you guys for editing on Wednesday. Oh, and can you send us an email with the outline of the program.
S: Sure! But as I am a lazy white chick, it might take me a few days. Don't expect anything before the end of Monday. There will be too many other things to do all weekend... Going out for dinner, going to the beach...

Donnerstag, 15. Mai 2008

Glühwein und Bratäpfel

Zurück vom Strand in der Stadt bin ich schnell nach Hause gelaufen, um meinen nassen Bikini aufzuhängen und die von Harriet per SMS "angeforderten" Glühweinzutaten und die "Junimond" DVD zu holen, die einzige deutsche DVD, die ich hier habe. Lars hat sie Susann im Dezember nach Sydney mitgegeben, weil ich neben Haribo und Shampoo um deutschen Film gebeten hatte und dann bin ich irgendwie nie dazu gekommen, ihn zu gucken.
Ein deutscher Abend mit meiner Tandempartnerin Harriet, mit der ich mich jetzt sehr regelmäßig treffe, erschien der perfekte Anlass für den Film.
Vorher gab es erstmal ziemlich undeutsches, aber extrem leckeres und sehr scharfes green curry mit Süßkartoffel und Aubergine zum Abendessen, von dem ich so satt war, dass ich eigentlich gar keine Bratäpfel mehr haben wollte, zumal Harriet und ich uns bei den Zutaten nicht so richtig einigen konnten. Ich bin der Überzeugung, dass Bratäpfel traditionell mit Marzipan, Mandeln und Rosinen (die viele Menschen weglassen, weil sie sie nicht mögen) und vielleicht ein bisschen Butter gefüllt werden und anschließend mit Vanillesoße übergossen. Harriet hingegegen schwärmte von einem Rezept, das ihr eine Schweizerin während ihres Austauschjahres in Freiburg gezeigt hatte, bei dem man die Äpfel mit einer Pampe aus Schokolade ("Chocolate in apples? No, no, no. It's apples and vanilla! Chocolate and apples don't go together at all!"), Mandeln, Honig, Zimt und Butter gefüllt und mit Vanilleeis gegessen werden. Falsch, alles falsch, meinte ich. Try it, a least a bit, meinte Harriet.
Habe ich gemacht und alles aufgegessen. Sehr lecker, wenn auch völlig falsch...
Danach gab es Glühwein (meine Rezeptur) und Musical Musik auf dem Balkon und wir haben uns darüber unterhalten, dass die Australier kaum Feiertage haben und trotzdem als super relaxed und gechillt gelten. Dabei musste ich allerdings darauf hinweisen, dass die Süddeutschen noch viel mehr haben als wir im Norden und Harriet Freiburgs Feiertage nicht als Maßstab für alle Bundesländer nehmen dürfe.
Der Film arbeitete mit interessante filmischen Mitteln, wirkte aber trotzdem wie eine Fernsehproduktion und nicht wie eine Kinofilm, was er zu unserem großen Erstaunen war und war ziemlich depri. Ich musste Harriet erklären, wo Paderborn ist und sie fand es typisch deutsch, dass die Frau immer mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren ist, obwohl sie sich ein Auto hätte leisten können.

Mittwoch, 14. Mai 2008

Strand und Palmen

Ich komm nicht hinterher. Letztes Wochenende war so ereignisreich! So viele schöne Sachen. Also, nach dem desaströsen dinner in Surry Hills und ein paar Drinks im Pub bei Sara gegenüber, haben wir zu viert auf bei Lisas Balkon, der direkt auf die Crown Street rausgeht, eine kleine Part y gemacht, alle Wein und Wodkareste des Haushaltes getrunken, Leute beobachtet und ganz laut eine uralte Madonna-Kassette (!!!) gehört und dazu natürlich getanzt. Wunderbar.
Nach ein paar Gläsern Wein meinte Sara plötzlich, sie habe in der Botique auf der anderen Straßenseite einen nackten Mann herumspringen sehen. Wir haben ihr nicht geglaubt, bis wir eine Stunde den Mann und die dazugehörende Frau halbbekleidet aus dem hinteren Teil des Ladens kommen sahen. Wie aufregend. Wir haben uns gefühlt wie bei "Sex and the City". Vor meinem Balkon passieren nie so interessante Dinge. Ich gucke auf eine Autowerkstatt... Da ist es, glaube ich, spannender für die Mechaniker auf meinen Balkon hochzugucken, wenn ich meinen morgendlichen "Wie warm ist es denn? Was soll ich anziehen?" Temperaturtest im Nachthemd mache.

Nach dieser spontanen Balkonparty habe ich zu Hause mitten in der Nacht noch schnell den Teig fürs Bananenbrot vorbereitet, um das nicht Samstagmorgen in aller Herrgottfrühe machen zu müssen, da wir den sonnigen arbeitsfreien (also zumindest für mich) Sonnabend richtig gut zu nutzen und nach Palm Beach zu fahren. Denn irgendwie schieben wir europäischen exchange students alle schon Panik, dass wir so bald wegfliegen und vorher noch ganz viel machen und sehen wollen.
Und weil ich von meinem vorherigen Trip dorthin mit Mama, Papa und Lars wusste, dass es dort nur zwei total überteuerte Cafés gibt, fand ich, dass frisch gebackenes Bananenbrot bei einem perfekten Strandtag nicht fehlen darf.

Es waren trotz der frühen Stunden alle pünktlich um halb elf am Railway Square. Den Bus haben wir trotzdem verpasst, weil irgendjemand plötzlich meinte, es sei eine Linie, für die man pre-paid Tickets brauche. Also sind wir panikartig alle in den nächsten Kiosk gerannt und wollten uns welche holen. Dort wurden wir darüber aufgeklärt, dass man die doch im Bus selbst kaufen könne/müsse. Als wir wieder rauskamen, fuhr der 10.4oer gerade weg. Zum Glück fahren sie alle zwanzig Minuten. So hatten wir wenigstens Zeit, im McCafé noch schnell Kaffee zu holen. Na ja: schnell... Das ist ja bei McDonalds generell nicht so einfach. Das langsamste fast food restaurant der Welt hat auch dieses Mal nicht enttäuscht. Die asiatische Barista ist über den zwei flat whites und dem mocha fast eingeschlafen. Und dabei hat sie es sogar noch geschafft, die Milch zu verbrennen. Wir kamen mit den Kaffees zur gleichen Zeit an der Bushaltestelle an wie der Bus. Und man darf natürlich keinen Kaffee mit in den Bus nehem... Also habe ich mir heftigst die Zunge verbrannt, bevor wir uns entschieden, die Kaffees doch in den Bus reinzuschmuggeln...

Allein die Fahrt von Central Station bis zur Harbour Bridge dauerte schon fast 45 Minuten, weil der Bus am Hyde Park im Verkehr überhaupt nicht vorankam, sodass wir zu dem Schluss kamen, dass wir den besser gleich von Wynyard genommen hätten und eine halbe Stunde länger hätten schlafen können. Na ja, so gab es für Sebastians Schwester, die gerade vor ein paar Stunden aus München gelandet war (irgendwie gehört es so, dass jeder Besuch aus Deutschland sofort am Ankunftstag völlig übermüdet mit an den Strand geschleppt wird, sowohl Lars als auch Mama und Papa sind sofort nach Manly gefahren), gleich noch eine Stadtrundfahrt inklusive.
Aber auch nachdem wir über die Harbour Bridge rüber waren, dauerte es noch ewig ,was mich wenig überrascht hat, da ich mich noch an die Autofahrt mit Mama und Papa erinnert habe, bei der wir stundenlang nicht aus der Stadt rauskamen, weil Sydney einfach unfassbar riesig ist.
Und so mussten auch die anderen feststellen, dass es nach einer Stunde im Bus immernoch 21km bis Palm Beach waren. Also haben alle erstmal geschlafen, Zeitung gelesen (aber leider hat der SMH kein besonders gutes Format für den öffentlichen Nahverkehr),Timtams gegessen und den fürchterlichen Kaffee getrunken (weil der so heiß war, habe ich ungewöhnlich lange für meinen Mocha gebraucht).

Nach zwei Stunden Fahrt waren wir dann endlich da, haben unsere Handtücher und Decken ausbreitet und ein bisschen Bananenbrot gegessen, bevor alle mit ihren Büchern und Zeitungen in der Hand eingeschlafen sind.

Das Wasser war nach Angaben der Australier und Franzosen total kalt. Weicheier! Ich glaube eher, dass die Nordsee nie wärmer wird als das. Insofern bin ich natürlich baden gegangen. Keine Frage. Wer weiß, ob und wann ich das nächste Mal die Chance habe in Sydney am Strand zu schwimmen?! Womöglich nie wieder. Da fahre ich doch nicht zwei Stunden ans Ende der Stadt, nur um am Strand zu pennen und ohne ins Wasser zu gehen. Es war super. Total klar, kaum Wellen und super gut für meine total kaputte Haut an den Armen.

Um halb vier wurde es dann ganz herbstlich kühl und nachdem wir unsere Decken schon drei Mal verschoben hatten, um dem Schatten der untergehenden Sonne zu entkommen und alle einmal auf die Felsen geklettert waren um aufs Wasser und den Sonnenuntergang zu gucken, haben wir uns um halb fünf auf die lange Reise zurück in Stadt gemacht und uns im Bus darüber unterhalten, wie wichtig und cool Auslandsemester sind und wie toll es ist, dass wir Eltern haben, die uns das finzanzieren.

Das Ergebnis des Tages: Ich habe einen nachgebräunten Rücken und ein paar neue Sommersprossen im Gesicht. Und das im Mai, was einen nordhalbkugeligen November entspricht. Das sollte man mal in Deutschland probieren. Im November an den Strand gehen. Ach, ich glaube, ich mag Sydney! Irgendwie. Ein bisschen. Auch wenn es nicht Berlin ist.

Montag, 12. Mai 2008

Endlich mal wieder Bilder

Weil ich weiß wie gern ihr Fotos mögt und ihr die ganze letzte Woche keine hatte, gibt es mal wieder welche. Allerdings nix Neues, sondern ein paar lustige und schöne, dich ich neulich beim Durchgucken des Outbackordners noch gefunden habe, als ich auf der Suche nach Bildern für meinen Backpackerartikel war.

Oh, was waren wir excited beim Boarden unseres ersten Inlandsfluges.

Spannender Ausblick vom Anzac Hill in Alice Springs.

Entspannung und Reiselektüre auf der Rückbank.

Lunch am Fuße des Uluru.

Australischer Alltag.

Wann geht denn die Scheiß-Sonne endlich mal unter?!

Let's have Lebanese... Not!

Oh man, ich komme gar nicht mehr hinterher mit Bloggen. Mein Wochenende war so aufregend ereignisreich. Zumal mein Wochenende ja schon am Mittwochabend nach dem US Studies Seminar anfaengt und dementsprechend aus vielen Tagen besteht, in denen man interessante Dinge tun kann. Sofern man nicht arbeiten muss. Und da ich letzte Woche zwischen Dienstag und Sonntag keine Schichte hatte, stand ich ploetzlich vor unglaublich vielen freien Abenden, die verplant werden mussten. Gar nicht so einfach. Vor allem die Absprache und Planung und Koordination mit anderen Menschen. Und vor allem, wenn alle irgendwie immer lieber spontan sein wollen und die Abmachungen im Endeffekt immer erstmal ein "Let's just speak on the phone tomorrow." oder "I'll facebook you about it." oder "Text me during the day." sind, weil man sich immer lieber alles offenhaelt, statt sich tatsaechlich einen Abend vorher auf eine Uhrzeit oder einen Film festlegen zu muessen.

Das kostet also immer einige meiner monatlichen $130 bei vodafone und ein paar Nerven. Freitag brauchte es mehrere SMS und Anrufversuche bei Sara, Lisa und Thorsten, bis ich gegen sieben total hungrig mit dem Rad zu Sara und Lisa gefahren bin, weil wir einander endlich erreichen konnten und uns für Abendessen mit anschließenden Drinks in Surry Hills entschieden hatten. Na ja, Lisa und ich zumindest. Sara hatte schon gegessen, weil sie nicht wusste, dass wir essen gehen wollten. Thorsten musste ich spontan von Newtown, wo wir uns eigentlich treffen wollten, nach Surry Hills holen. Alles nicht ganz einfach.
Nach einem kurzen Stopp beim Bottle Shop, wo wir uns mit zwei Flaschen Weißwein für b.y.o eingedeckt hatten, wurden wir beim süßen kleinen nepalesischen Restaurant auf der Crown Street, das Lisa vorgeschlagen hatte, leider weggeschickt, weil wir keinen Tisch vorbestellt hatten. Dabei hatte ich mich gerade so gefreut, weil ich noch nie nepalesisch gegessen habe, die Sachen auf der Speisekarte draußen sehr lecker klangen und es wunderbar würzig roch.
Also doch libanesisch auf der Cleveland Street. Das wollte ich doch immer schon mal. Denn jedes Mal, wenn ich mit dem Rad zu Sara fahre und bei den zig libaneischen Restaurants vorbeikomme, denke ich mir "Die muss ich auch unbedingt mal ausprobieren. Ich kann ja nicht immer zum gleichen auf der King Street gehen."
Das Ergebnis des Abends: Oh doch!!! Es ist kein Fehler, immer und immer und immer wieder zu Al Basha in Newtown zu gehen. Das kenne ich, das ist nicht zu teuer, die sind immer freundlich und das Essen schmeckt. Da kann ich nix falsch machen.

In Surry Hills hingegen war das libenische dinner etwas desaströs. Bei "The Prophet" wurden wir vom Chef persönlich angemeckert, dass wir zu wenig bestellt hätten. Das gehe so nicht. Jeder müsse für mindestens $15 ordern. Ich glaub, es hackt. Also habe ich ihm klargemacht, dass die vegetarischen Hauptgerichte doch alle weniger kosteten. Darum wollte er uns dann nötigen, alle auch noch eine Vorspeise bestellen. Das wollten wir aber nicht. Also haben wir irgendwas bestellt, haben unsere Weingläser geleert, die Flasche zurück in ihre paper bag gesteckt und gegangen. In diesem Ton kommen wir nicht ins Geschäft.
Fatimas nebenan sah eh viel netter aus. Dachten wir. Sind rein. Haben bestellt. Und Mecker bekommen. Ob wir nicht mehr bestellen wollen? Ob wir davon denn satt werden würden? Das sei nicht besonders viel. Davon würde keiner satt. Das seien ganz kleine Portionen.
Egal. Es war inzwischen schon fast neun. Wir hatten inzwischen eh kaum noch Hunger. Wir waren inzwischen alle schon angetrunken von dem vielen Weißwein auf nüchternen Magen. Wir wollten nicht noch ein Lokal verlassen, um im nächsten möglicherweise den gleichen Prozess nochmal durchzumachen. Wir haben wenig bestellt und noch weniger bekommen.
Immerhin hat es geschmeckt.
Nächstes Mal gehe ich wieder zu Al Basha. Die Vorspeisenplatte ist unschlagbar. Und die Hauptgerichte machen so satt, dass Mama und Papa am Tag nach unserem Dinner dort, außer McDonalds nichts mehr essen konnten.

Sonntag, 11. Mai 2008

Random Notes, die Nummer 32.

Dafür dass die Temperaturen in Sydney im Winter eigentlich nicht unter 10° C fallen, gibt es in den Geschäften und auf den Märkten erstaunlich viele Wollmützen.


"So, are we having a party for your birthday or what?" - "Yes, sure. I have already invited everyone. Lisa, you have to invite all your friends, too." - "I think. You have already invited all my friends!" - "How cool, I'll have to take the night off. Wow, and it's your 23rd on the 23rd." - "Yes. I need a shirt with that." - "It's sad. I've already had my 19th on the 19th..." - "I don't think I've ever had that." - "What do you mean?" - "My 24th on the 24th.... No. No I didn't." - "Hä?!" - "That's never happened." - "But it must have!" - "No, I don't think so." - "There's nothing you have to think about that. If you're 29, you would have had your 24th on the 24th..." - "Really? Noooo. Oh God, forget everything I've just said."

Wenn man permanent residency beantragt und bewilligt bekommen hat, darf man Australien zwei Jahre lang nicht verlassen.

Einer der schönsten Bäume in den Botanical Gardens ist einfach so umgefallen!

"You Europeans are so lucky. I envy you so much. You can always go anywhere in little time. Everything cool is so close!" Mmmh, irgendwie habe ich das nie so gesehen.

Sydney Film Festival is coming up.Interessanterweise liegt es, genau wie die Berlinale genau am Semesterende in der Klausurphase, sodass alle film students und anderen kulturbeflissenen Studenten sich tierisch aufregen.


"Wow, what do all these words mean." - "Oh, that's just the names of the different files in my mail account. This means inbox, that's drafts, deleted, spam... And these are my personal ones. So this for mails from my uni, this for my boyfriend and this one is for uni." - "That's so cool. So, Lars is the German word for boyfriend?!" - "Erm, no!"

Mein libanesischer Obst und Gemueseladen hat dichtgemacht. Zum Glueck habe ich mir schnell vorher im Ausverkauf noch zwei Tueten Couscous geholt. Aber wo kriege ich denn jetzt meine Linsen her? Und vor allem muss ich nun immer zum chinesischen Redfern Fruit Market, wo sie immer versuchen, einem gammelige Gemuese anzudrehen.


"Wow, I like your boyfriend. I want one exactly like that, but not in Korean. I want a Chinese one." Trotzdem wuerde ich an Veronicas Stelle von nun an Qin von meinem Freund fernhalten...


"Habe ich Dir eigentlich erzählt, dass Loriot in der Oper war?!??! [... ] Naja, am gleichen Tag rannte wohl auch eine Maus durch die Ränge und eine Frau hat erst andere Gäste im Saal angekotzt und dann noch mal einen schönen Schwung in den Flur gelegt." Beim Lesen dieser Mail im Tutorium, was natuerlich nicht wirklich erlaubt ist, habe ich erstmal schallend gelacht und dann festgestellt, dass ich die Oper vielleicht doch ein kleines bisschen vermisse...ohne die kotzenden Gaeste versteht sich!

Thursday is the new Friday

Es gibt einfach zu viele gute Angebote in Sydneys Pubs, um an einem Donnerstagabend bloß in einem Laden zu bleiben. Also haben wir uns, nachdem unsere Fingernägel getrocknet waren, in Andys (er hat als Mechaniker sich seine Nägel nur polieren lassen, was schon seltsam genug aussah) Auto auf den Weg ins Crown Hotel gemacht, wo es donnerstags ab acht immer kostenlosen Salsa Unterricht gibt. Nun weiß ich auch endlich, dass ich ein "quick release front wheel" habe. Gut zu wissen, falls ich mein Rad mal wieder in irgendeinen Kofferraum packen will.

Außer uns hatte scheinbar niemand Lust auf Salsastunde. Möglicherweise haben wir aber auch alle Salsainteressierten, die vorbeikamen abgeschreckt. Man kann das nicht so genau sagen. Auf jeden Fall hatten Lisa, Celine, Andy und ich also eine kleine Privatstunde für Anfänger, bei der wir hauptsächlichen den Grundschritt gelernt haben. Und weil wir den schon so seltsam fanden, mussten wir erstmal ein paar Minuten zum Grundschritt im Kreis gehen mussten. Sehr zum Amüsement der anderen patrons im Pub, würde ich sagen. Sehr zum embarrassement unserer
Selbst. Egal. Mich kennt ja in Surry Hills, außer der Leute mit denen ich da war, keiner. Glaube ich zumindest so lange, bis zufällig jemand neben mir an der Bar steht, mit dem ich zusammen beim Kinderturnen in Jork war oder immerhin ein Seminar an der Uni hier hatte. Dank mehreren Tanzkursen, zehn Jahren Jazz Tanz und verschiedenen Salsa-Schritten bei der Stepaerobic kam ich mir glücklicherweise nicht so richtig trampelig vor und habe mich dementsprechend nicht so sehr geschämt wie die anderen. Aber mir ist ja eh immer schon weniger peinlich als anderen Menschen. Ich habe einfach ganz viel mit der Hüfte rumgewackelt und mich dann ganz extrem nach Salsa gefühlt, dass es nix machte, ob die Schritte nun stimmten oder nicht.

Nach der anstrengenden Sportstunde haben wir uns dann oben in der Dome Lounge überm Pub auf einem der vielen riesigen gemütlichen Sofas unter den Kronleuchtern gechillt, das wie Andy feststellte, aus "ostrich bum leather" bestand und unseren Durst mit überteuertem Bier von overseas gelöscht ("They didn't have Toohey's extra dry, so I got you something Japanese. I think you'll like it." - "Of course, they wouldn't have anything as ordinary as Toohey's in such a location.") und von Sydney geschwärmt. Lisa ist seit anderthalb Jahren aus Neuseeland hier, Andy ist gerade aus London gekommen und ich muss, wie ich im Gespräch erschrocken feststellte, in zwei Monaten nach Berlin zurück. Echte Australier gibt es hier ja kaum.

Auf dem Heimweg, als ich mit meinem Rad von Surry Hills Richtung Waterloo fuhr, wurde mir klar, wie gut mir Sydney im Endeffekt gefällt und was für nette Menschen ich hier kennengelernt habe und teilweise gerade erst kennenlerne und wie nah mein Abflugstermin nun ist...

Samstag, 10. Mai 2008

Girls Night Out

Es ist der echte Wahnsinn, was ich die Pubs in Sydney so alles an Programm, Extras und freebies überlegen, um die Leute in ihren Laden zu bekommen. Was für ein extremer Konkurrenzkampf. Einige Pubs in der City werden dabei richtig erfinderisch. Lisa (nicht meine, sondern Saras...) hatte mich letzte Woche schon zur kostenlosen Maniküre im Chamberlain eingeladen, aber leider musste ich mal wieder arbeiten und konnte mir somit nicht beim Biertrinken die Fingernägel feilen lassen.
Schade, schade.
Wie gut, dass es ein wöchentliches Angebot ist und man jeden Donnerstagabend ab 5.30 in den Genuss einer professionellen Nagelpflege kommt. Schon spannend, denn ich wäre sonst sicher nie in meinem Leben auf die Idee gekommen, irgendwo hinzugehen, um mir die Nägel machen zu lassen. Lohnt sich eh nicht bei meinen Händen, mit denen ich tagtäglich (na ja, mindestens drei Schichten die Woche) Eisspachtel, Vitrinen, Tische und Kühlschränke putze. Ich habe echte Arbeiterinnenhände mit Rissen und abgefuckten Fingernägeln. Was soll ich da bei der Maniküre?! Aber egal. Wenn es das kostenlos zum Drink dazu gibt, kann man ja auch das mal machen. Andere Menschen bezahlen schließlich regelmäßig mindestens $20 dafür.
Lisa hat alles wunderbar organisiert, alle ihre Freundinnen (und auch ein paar Kumpels) eingeladen und einen Tisch für uns alle reserviert. Ich musste mich um nichts kümmern. Als ich ankam, war Lisa schon "in Behandlung" und Sara noch nicht aus dem Büro angekommen, weil sie Probleme mit dem Bus hatte ("The public transport in Sydney is hopeless. I can't believe it."). Also habe ich mir erstmal einen Drink geholt, eine Nummer bekommen, die Lisa für mich besorgt hatte und mich an den Tisch gesetzt, an dem Celine, Friederike und Liz saßen. Celine und Liz kannte ich nicht, mit Friederike bin ich zusammen zur Schule gegangen, und in den Kindergarten auch. In Sydney hatte ich sie allerdings noch nicht getroffen. Die Tatsache, dass Friedi, Sara und ich alle zusammen an der gleichen Schule in einer deutschen Kleinstadt 2004 Abi gemacht haben und unabhängig voneinander aus ganz unterschiedlichen Gründen nach Sydney gekommen sind und über "German facebook" hier wiedergefunden haben, hat Liz so sehr beeindruckt, dass sie den Rest des Abends von nichts anderem geredet hat: So, you're from the same town? -That's so weird. - How long have you been here? - I can't believe it. - Were you friends back in school? - Wow, that's so exciting. - I wonder how many of my friend I would meet overseas. - Facebook is so amazing. - You can't really lose people anymore, can you?

Neben der Faszination facebook und der kleinen Welt in der sich alle irgendwie kennen waren das Hauptthema natürlich unsere Fingernägel und bei diesem Thema war ich widerrum ziemlich überrascht, denn ich hätte nie im Leben gedacht, dass es dazu so viel zu sagen gibt. Es gibt dafür scheinbar sogar eine Fachsprache mit Termini, die ich nicht verstehe. So beklagte Sara sich zum Beispiel: "She didn't buff my nails?". Die allgmeine Reaktion war "Oh no, why not?" Meine Reaktion waren zwei große Fragezeichen in den Augen: Bitte was?
Ich fand es wirklich, wirklich erstaunlich, faszinierend, unglaublich, ein bisschen erschreckend, aber dennoch wahnsinnig interessant, wie so eine überflüssige Handpflegeprozedur für so viel Gesprächsstoff sorgen und eine solche soziale Basis bieten kann. Wir kannten uns ja gegenseitig größtenteils gar nicht, aber irgendwie war es kein Problem miteinander zu reden. Denn es gab ja sechs verschiedene Nägel im vorher-nachher zu begutachten, vergleichen und kommentieren.
Auch meine Maniküre (oder Manikeuse oder wie auch immer man die Nagelfachkraft nennt) war extrem gesprächig. Nachdem sie beim Feilen alle Randdaten meiner Biografie erfragt hatte, hat sie mir beim Polieren dann von ihrem anstehenden Europatrip erzählt. Beim Lackieren der ersten Schicht fragte sie dann, ob sie wohl eine Regenjacke brauche. Bei der zweiten Schicht waren wir dann bei Politik angekommen und haben ein bisschen über John Howard gelästert.
Als sie nach 20 Minuten fertig war und meine Nägel mit einem glitzer-blau-metallic etwas weniger subtle als von mir erwünscht, musste ich feststellen, dass ich die einzige von uns war, die keine Massage bekommen hat. Sauerei! Nächste Woche gehe ich wieder hin und lasse mir nur die Hand massieren. Den Nagellack kann sie von mir aus auch sein lassen.
Ist zwar ganz nett und die Reaktionen waren ganz interessant ("Haben sie die Farbe passend zu deinem Oberteil aufgetragen?" - "Ich habe dich noch nie mit Nagellack gesehen." Ich auch nicht. Zumindest nicht, seit ich in der 6. Klasse als Punk zum Fasching gegangen bin), aber nun blättert er auch schon ab und ich bin nicht im Besitz von Nagellackentferner. Also muss ich einfach Donnerstag eh wieder hin, einfach nur um die Farbe abmachen zu lassen.

Freitag, 9. Mai 2008

Sara, semi-professionelle Piercing-Händchenhalterin

Schon das zweite Mal während meines Aufenthalts in Sydney wurde mir die Ehre zuteil (mmh, schreibt man das zusammen oder getrennt, oder ist das neuer Rechtschreibung beides erlaubt), live beim Nasenpiercing einer Freundin dabei zu sein. Meine Expertise auf diesem Gebiet scheint sehr gefragt zu sein.
Und obwohl ich im Vergleich zu vielen anderen Leuten immer ganz ehrlich antworte, dass "Yes, it hurts. It really hurts. What do you think?! And it feels really weird in the first days.", hat das weder Laetitia noch Olga davon abgehalten. Wahrscheinlich weil ich gleichzeitig immer sage, wie toll es ist und dass es sich in vier Jahren nie entzündet hat.
Während Laetitia wochenlang in ganz Sydney die Preise und Konditionen aller Studios, Apotheken und Frisörsalons recherchiert hat und sich im Endeffekt für einen schweineteuren Laden ("You wanna pay 80 bucks? That's ridiculous. Why is Australia always so expensive! I paid 20 Euros or so. Go and do it in France. It can't be more expensive than here.") auf der King Street entschieden, bei dem sie vorher einen gefühlten sechs-seitigen Vertrag durchlesen und unterschreiben musste und Fragen zu ihrer gesamten Familien- und Krankheitsgeschichte beantworten, ist Olga weniger vorbereitet in die Apotheke im Westfield in Miranda (wo sonst?!) gegangen. Natürlich nicht, ohne vorher ihren Vater um 60 Dollar zu bitten, ohne ihm zu sagen, wofür. Das hätte ich mich niemals getraut. Wenn man weiß, dass Papa das Piercing niemals auch nur halbwegs erträglich finden wird, sollte man ihn vielleicht nicht auch noch unwissend dafür bezahlen lassen.

Wie auch immer. In der Apotheke kosteste der Spaß nur 45 Dollar, dafür wurde aber auch geschossen und nicht gestochen. Es gab keine Liege wie damals für Laetitia und auch für mich. Aber ich hatte ja eh ein VIP treatment mit sechs Sprechstundenhilfen und einem Privattermin in der Mittagspause. Weil Olga Angst hatte, sie könne in Ohnmacht vom Stuhl fallen, wurde ich von Piercing-Apotheken-Fachkraft angewiesen, mich vor den Stuhl zu stellen, sodass ich Olga im Notfall auffangen könne. Musste ich glücklicherweise nicht. Hätte meine Kompetenzen auch irgendwie überstiegen. Ich kann nur Händchenhalten und gut zu reden und Tipps zur Piercingpflege geben. Bewusstlose Freundinnen auffangen und wiederbeleben ist, glaube ich, nicht so mein Ding. Trotzdem brauchte Olga auf den Schock und den Schmerz einen Wein, den sie, gut vorbereitet wie sie war, in ihrer Handtasche hatte.

Den Rest des Nachmittages war ich damit beschäftigt, sie zu beruhigen, dass es normal ist, wenn es weh tut, sich taub anfühlt, juckt, rot wird, gut aussieht, nicht komisch wirkt, bald besser wird, in ein paar Tagen alles gut ist und ihr Vater sie nicht killen wird. "Just drink a cup of tea all night. So you can have the mug in front of your face most of the time. So, he won't notice." - "That's what I did when I had to have dinner on my own with my dad the night I got mine done." - "And, did it work?" - "Well, no. He noticed halfway through the dinner." - "What did he say?" - "That it was ugly and disgusting and that it was a pity I was over 18 so he couldn't do anything about it."
Und scheinbar ist genau das die traditionelle Väter-Reaktion aufs Nasenpiercing ihrer 19-jährigen Töchter. Weltweit. Auch Olgas Vater findet es "disgusting" und meinte, er hätte ihr das Geld nicht gegeben, wenn er gewusst hätte, wofür sie benutzt.

Donnerstag, 8. Mai 2008

Bitches with brains shopping undies

Jeder weiß, dass Target dauernd ganz ganz tolle Angebote hat. Auf irgendwas gibt es immer 20% off, mal sind es Kinderschuhe, mal Küchengeräte.
Diese Woche ist es Damenunterwäsche. Weiß doch jeder. Schließlich habe ich bei der Arbeit schon gefühlte 2000 Mal die lustige Werbung gesehen, in der Vater und Sohn mit Muttis Dessous das Auto putzen, sie sich aber nicht weiter aufregen muss, weil sie ja bei Target ganz günstig neue kaufen kann.
Also sind Olga und ich bei unserer Mirandashoppingtour bei Target rein, um uns mit schicken Schlüpfern einzudecken. Tolle Doppelpacks für nur AUD 9,95 minus 20 Prozent. Ein Traum. Da kann man sogar mal zwei Augen bei den Motiven zu drücken und damit leben, Spruchschlüpfer zu tragen... Dafür sind da die Farben mit knallgrün und neonpink modisch nicht zu übertreffen. *g*
Nein, im Ernst wär mir der Unterwäswche H&M in den Potsdamer Platz Arkaden auch lieber. Aber man ja nicht alles haben.
Also haben wir uns jede mit einem Doppelpack an Kasse 5 angestellt und Olga hat schon ganz albern gekichert, weil es ihr unangenehm war, dass unser Kassierer Chris nun wusste, was für hässliche Unterwäsche tragen. Wär ja alles nicht so schlimm gewesen, wenn wir seine Aufmerksamkeit nicht so sehr auf unsere Einkäufe hätten lenken müssen, weil die Kasse leider nicht automatisch den discout gegeben hat und Olga sich weigerte, zehn Dollar zu bezahlen.
"If they're ten, I am not gonna take them. They should be eight! That's two dollars less, half a coffee."
Also blätterte Chris nervös in der wöchentlichen Reklamebeilage auf der Suche nach der Seite mit den Angeboten bei der Damenunterwäsche. Scheinbar haben Target Werbeprospekte den Umfang eines Otto-Katalogs, denn irgendwie konnte der arme Mann das passende Angebot nicht finden. Während Olga weiterhin mit den pinken Schlüpfern vor im rumweldete, musste er in der bei der zuständigen Verkaufskraft in der Damenunterwäscheabteilung anrufen.
"Okay, she told me that the discount is only for cotton briefs. Not for all underwear." - "So?" - "So, you don't get the discount for these." - "But they are cotton briefs. That's exactly what they are!!!"
Wirklich. Ich hatte ja Mitleid mit ihm. Irgendwie. Aber wenn er sich mit Damenunterwäsche nicht auskennt.... Irgendjemand muss es ihm ja erkläre.
"Well, look, they are briefs. Because that's the shape they have. They're not thongs or anything."
Ein letzter Versuch von Chris' Seite: "But cotton?!"
"Yes, I am damn sure they're cotton because I only ever wear cotton underwear."
Auf eine detaillierte Diskussion über unsere Unterwäschevorlieben wollte er sich dann wohl doch nicht einlassen und hat Olga einfach nur acht Dollar berechnet. Bei mir hat er sich allerdings geweigert und mich an die "refunds" verwiesen, wo ich nach einer weiteren Diskussion ("No, it's not for all briefs, just a few colours that don't sell well!") , mehreren Telefonaten mit der Damenunterwäscheabteilung ("So, what about the 'bitch with brains'? Is there 20 percent on that design?") und einem permenent genervten Blick der Verkäuferin hat sie mir dann meine zwei Dollar in die Hand gedrückt und Olga und ich haben uns von dem Geld zwei halbe Kaffees gekauft.

Mittwoch, 7. Mai 2008

Call the plumber!

"You left the water running all that time?", fragte Rhiannon ungläubig, als ich ihr nach dem Seminar erzählte, ich müsse schnell nach Hause, gucken, ob mein Haus überschwemmt sei.
"You need to call a plumber! Immediately!" - "But I don't have credit on my phone." - "Take mine." - "Are you sure?" - "Yes, ring your real estate and tell them to send their plumber right away!" - "Yeah. Good idea." - "Have you got your estate agents number?" - "Mmmh, no..." - "Do you know who your real estate agent is?" - "Yes!" - "Okay, let's have a look on the yellow pages site and find them."
Ach, wie schön, wenn man so liebe kompetente Kommilitoninnen hat, die einem das Denken und Handeln abnehmen. Nein, angerufen habe ich dann selbst und die Damen und Herren bei unserem real estate agent haben ausnahmsweise schnell reagiert. Fünf Minuten später rief mich Gary, the plumber zurück und meinte, er sei in einer halben Stunden da.
Also bin ich nach Hause gefahren und habe das beste daraus gemacht, dass das Wasser permanent lief, in dem ich alles in der Küche geputzt, mein dreckigen Klamotten eingeweicht, den Wischeimer aufegefüllt, alles Obst und Gemüse im Kühlschrank gewaschen und den Wasserkocher befüllt habe.
Dann fiel mir nichts mehr ein und Gary war leider immer noch nicht da und die Wasserverschwendung tat mir in der Seele weh. Nur leider bin ich bei all den Schmerzen und der Wut auf den bescheuerten alten Wasserhahn nicht auf die Idee gekommen, nach dem Haupthahn zu suchen und diesen abzustellen. Darauf musste mich Gary hinweisen, als er kam und hat mir gezeigt, wo sich dieser befindet (im Garten! da hätte ich eh niemals gesucht, selbst, wenn ich die Idee gehabt hätte, ihn abzudrehen). Meine Güte kam ich mir blöd vor. Zumal Gary gleich danach fragte: "So, what is it you study at uni?"... "You better finish that degree!".
Danke, ich weiß.
Ich bin eine akademische Fachidiotin. Ich kann seitenlange Hausarbeiten schreiben und über irgendwelche wissenschaftlichen Theorien diskutieren, aber ich bin im Alltag nicht besonders überlebensfähig. Tragisch, tragisch.
Aber dafür habe ich ja Gary, der selbst vom schlechten Zustand der Amaturen überrascht war und feststellte, dass der Wasserhahn noch niemals abgenommen und ausgetauscht worden sei. Never! Na ja, nun haben wir einen schicken neuen cold water tap und kein leak mehr under the sink. Well done, Gary.

Dienstag, 6. Mai 2008

Save Water, this is an arid country

Unser Haus zerfällt nach und nach in seine Einzelteile. Wahrscheinlich war Lisas Befürchtung, der Balkon könne irgendwann einfach runterfallen, gar nicht so übertrieben und ihre permanenten Terror-Emails und Anrufe bei unserem real estate agent Frank, er solle endlich mal was wegen der Hintertür, der Fenster, des Balkons, der Küchendielen und so weiter machen, keine schlechte Sache.
Schließlich ist Olga schon zwei Tage nach unserem Einzug mit ihrem Keilabsatz durch den Küchenboden gebrochen, ein geografisches Phänomen neben unserem Küchentisch, das Thorsten Olga's Creek getauft hat und bei dem man immer aufpassen muss, das keine wichtigen Dokumente aus Versehen reinfallen.
Den Türgriff an der Hintertür habe ich regelmäßig in der Hand, wenn ich versuche, die Tür aufzuschließen, die Haustür geht gern einfach mal von alleine auf, wenn man sich nicht beim Schließen mit dem gesamten Körpergewicht dagegen stemmt.
Die Handwerker, die sich meinen Balkon angeguckt haben, meinten, die Holzbretter seien entweder mit Termiten oder white ants befallen und müssten dringend ausgetauscht werden.
Die cockroaches sind seit der Giftbombe eindeutig weniger geworden, tauchen aber immer noch vereinzelt auf.
Und zu alle diesen kleinen aufregenden Dingen, die bei uns im Haus so passieren, kam ein ganz akutes Problem. Ich war so gut in der Zeit, um pünktlich in der Uni zu sein, hatte gefrühstückt, meine Müslischüssel abgewaschen, war angezogen, hatte die Haare gekämmt, Ohrringe reingemacht, meine Tasche gepackt, meinen Haustürschlüssel schon in der Hand, da fiel mir ein: Halt! Stopp! Ich muss meine Wasserflasche noch auffülle. Genau das habe ich dann fatalerweise getan und dabei den Kaltwasserhahn in der Küche zerstört. Ganz unabsichtlich und ohne extreme Gewaltanwendung. Na ja, ein gewisser Grad von Brutalität wird im Umgang mit unseren Wasserhähnen halt immer benötigt. Dieses Mal hat sich beim Aufdrehen irgendwas übedreht oder ist in der Amatur gebrochen oder so. Das Ergebnis: Der Wasserhahn ließ sich nicht mehr zudrehen. Das Wassser lief und lief und lief.
Wenn ich mich mit meinem gesamten Körpergewicht draufgestemmt habe, ging es halbwegs und er hat nur getropft. Sobald ich allerdings losließ lief es wieder volle Kraft. Verzweiflung. Stress. Keine Lisa, die mir helfen konnte. Kein Werkzeug aus Papas gut gepackter Werkzeugkiste, die ich zum Auszug bekommen habe, mit dem ich mich selbst als Klemperin hätte versuchen können. Kein credit auf dem phone, mit dem ich jemanden um Hilfe rufen könnte. Keine home line als Alternative. 15 Minuten bis Seminarbeginn. STRESS.
Im Endeffekt habe ich ganz egoistisch entschieden, dass mein In-Design-Tuturial wichtiger ist als die Wasserverschwendung und bin völlig überfordert in die Uni geradelt in der Hoffnung, dass unser Haus nicht wegschwimmen wird und am Fluchen, dass so was in Berlin niemals passieren würde, weil unsere Amaturen besser sind, weil bestimmt irgendein Mitbewohner dagewesen wäre, mit dem ich mich hätte, beratschlagen können, weil ich dort Werkzeug besitze, weil ich dort immer Geld auf meinem Handy habe, weil ich im Notfall einen Festnetzanschluss habe und überhaupt und sowieso...

Montag, 5. Mai 2008

"I just need some warm stuff. I really do!"

Der Winter kommt und geht.
Mal kann ich nach der Arbeit problemlos im Pulli nach Hause fahren, mal erfriere ich dabei fast. Letzte Woche habe ich das erste Mal stolz meine Zebra Doc Martens getragen, die ich mir in Melbourne gekauft, aber noch nicht an hatte. Mein Schal ist mein staendiger Begleiter. Ich habe zu wenig Strumpfhosen, um meine drei Roecke regelmaessig anziehen zu koennen. Alle meine langen Hosen zerfallen langsam, weil sie sooft getragen und vor allem viel zu viel in schlechten australischen Waschmaschinen gewaschen wurden. Ich schaeme mich fuer meine H20 Jacke, weil ich damit aussehe wie eine deutsche Touristin, aber langsam reicht die Jeansjacke nachts nicht mehr aus, um mich warmzuhalten. Ausserdem brauchte ich zum richtigen Styling zu meinen Roecken und den Doc Martens dringend Stulpen. Olga was facing similar problems. So we agreed that there's only one solution. We had to go shopping. There was just no way around that.
Also haben wir die lange Zugfahrt nach Miranda auf uns genommen. Denn das Broadway Shopping Center reichte nicht aus. Es musste einfach ein groesseres Westfield her. Und manche Quellen behaupten ja, dass das in Miranda das groesste Sydney oder Australiens oder der suedlichen Hemisphaere sei. Andere sagen, es sei in Bondi Junction. Und nun habe ich auch noch Geruechte gehoert, dass das Parramatte noch groesser sei.
Egal, ich finde mich weder in Miranda, noch in Bondi zu recht, weil es so riesig ist. Und da Olga sich in Miranda so gut auskennt, lief ich da wenigstens keine Gefahr verloren zu gehen.
Fuer eine Menge Aufruhr haben wir trotzdem gesorgt:
Im JayJays bin ich verbotenerweise selbst auf eine Leiter geklettert, um mir die Jacke runterzuholen, die ich anprobieren wollte, weil sie auf etwa 2m Hoehe hing und weit und breit kein Verkaeufer war, der mir helfen konnte. Kaum stand ich auf der Leiter, kam die Verkaeuferin angeschossen und hat mich angemeckert, ich solle sofort wieder runterkommen! Ich dachte mir nur: So kommen wir nicht ins Geschaeft! Wenn die ihre Jacken in Groesse S auf eine Hoehe haengen, die man nur erreicht, wenn man XXL lang ist, dann haben sie wirklich nicht verdient, dass ich sie kaufe.
Beim Unterwäschekauf bei Target haben wir dann den gesamten Laden aufgemischt und den armen Kassierer in eine Diskussion über die verschiedenen Arten von Frauenschlüpfern verwickelt, die ihm sichtlich unangenehm war.
Bei Aldi bin ich mal wieder fast unter meinen Einkäufen zusammengebrochen, weil ich dringend gaaaaaanz viel Brot und ganz viel Jogurt brauchte, aber natürlich keine green bags dabei hatte und keinen Bock, Geld für Plastiktüten auszugeben (Was ist denn nur für ein Konzept? Wer hat sich das ausgedacht? Die werden einem doch sonst immer hinterher geschmissen, bei coles, Woolies und co...*g*).
In der Apotheke und dem Piercing Studio hat Olga sich zig Mal die verschiedenen Nasensteckeroptionen zeigen lassen, um sich dann zu entscheiden, in ein paar Tagen wiederzukommen.
Bei Cotton On gibt es dann erst in den nächsten Tagen Stress, weil die Strickjacke, die ich mir gekauft habe, jetzt schon zwei Löcher hat, nach einem Mal tragen.

Achso, die Ausbeute:
-ein paar Stuplen (Lisa: "What did you get?" - "Legwarmers!" - "Oh, the legwarmer story..." - "Here, look. Great, aren't they?" -"Pink, of course... What other colour is there...for legwarmers..for you...")
-eine schwarzen Strickjacke (Lisa: "That's not gonna keep you warm in winter!" - "But it's really comfy...")
-ein pinker Schal
-eine blaue Kordhose
-ein leckerer Mocha für nur $3,5o
-Unterwäsche von Target
-kein Mantel
-keine Strumpfhosen