Nach ein paar Gläsern Wein meinte Sara plötzlich, sie habe in der Botique auf der anderen Straßenseite einen nackten Mann herumspringen sehen. Wir haben ihr nicht geglaubt, bis wir eine Stunde den Mann und die dazugehörende Frau halbbekleidet aus dem hinteren Teil des Ladens kommen sahen. Wie aufregend. Wir haben uns gefühlt wie bei "Sex and the City". Vor meinem Balkon passieren nie so interessante Dinge. Ich gucke auf eine Autowerkstatt... Da ist es, glaube ich, spannender für die Mechaniker auf meinen Balkon hochzugucken, wenn ich meinen morgendlichen "Wie warm ist es denn? Was soll ich anziehen?" Temperaturtest im Nachthemd mache.
Nach dieser spontanen Balkonparty habe ich zu Hause mitten in der Nacht noch schnell den Teig fürs Bananenbrot vorbereitet, um das nicht Samstagmorgen in aller Herrgottfrühe machen zu müssen, da wir den sonnigen arbeitsfreien (also zumindest für mich) Sonnabend richtig gut zu nutzen und nach Palm Beach zu fahren. Denn irgendwie schieben wir europäischen exchange students alle schon Panik, dass wir so bald wegfliegen und vorher noch ganz viel machen und sehen wollen.
Und weil ich von meinem vorherigen Trip dorthin mit Mama, Papa und Lars wusste, dass es dort nur zwei total überteuerte Cafés gibt, fand ich, dass frisch gebackenes Bananenbrot bei einem perfekten Strandtag nicht fehlen darf.
Es waren trotz der frühen Stunden alle pünktlich um halb elf am Railway Square. Den Bus haben wir trotzdem verpasst, weil irgendjemand plötzlich meinte, es sei eine Linie, für die man pre-paid Tickets brauche. Also sind wir panikartig alle in den nächsten Kiosk gerannt und wollten uns welche holen. Dort wurden wir darüber aufgeklärt, dass man die doch im Bus selbst kaufen könne/müsse. Als wir wieder rauskamen, fuhr der 10.4oer gerade weg. Zum Glück fahren sie alle zwanzig Minuten. So hatten wir wenigstens Zeit, im McCafé noch schnell Kaffee zu holen. Na ja: schnell... Das ist ja bei McDonalds generell nicht so einfach. Das langsamste fast food restaurant der Welt hat auch dieses Mal nicht enttäuscht. Die asiatische Barista ist über den zwei flat whites und dem mocha fast eingeschlafen. Und dabei hat sie es sogar noch geschafft, die Milch zu verbrennen. Wir kamen mit den Kaffees zur gleiche
Allein die Fahrt von Central Station bis zur Harbour Bridge dauerte schon fast 45 Minuten, weil der Bus am Hyde Park im Verkehr überhaupt nicht vorankam, sodass wir zu dem Schluss kamen, dass wir den besser gleich von Wynyard genommen hätten und eine halbe Stunde länger hätten schlafen können. Na ja, so gab es für Sebastians Schwester, die gerade vor ein paar Stunden aus München gelandet war (irgendwie gehört es so, dass jeder Besuch aus Deutschland sofort am Ankunftstag völlig übermüdet mit an den Strand geschleppt wird, sowohl Lars als auch Mama und Papa sind sofort nach Manly gefahren), gleich noch eine Stadtrundfahrt inklusive.
Aber auch nachdem wir über die Harbour Bridge rüber waren, dauerte es noch ewig ,was mich wenig überrascht hat, da ich mich noch an die Autofahrt mit Mama und Papa erinnert habe, bei der wir stundenlang nicht aus der Stadt rauskamen, weil Sydney einfach unfassbar riesig ist.
Und so mussten auch die anderen feststellen, dass es nach einer Stunde im Bus immernoch 21km bis Palm Beach waren. Also haben alle erstmal geschlafen, Zeitung gelesen (aber leider hat der SMH kein besonders gutes Format für den öffentlichen Nahverkehr),Timtams gegessen und den fürchterlichen Kaffee getrunken (weil der so heiß war, habe ich ungewöhnlich lange für meinen Mocha gebraucht).
Nach zwei Stunden Fahrt waren wir dann endlich da, haben unsere Handtücher und Decken ausbreitet und ein bisschen Bananenbrot
Das Wasser war nach Angaben der Australier und Franzosen total kalt. Weicheier! Ich glaube eher, dass die Nordsee nie wärmer wird als das. Insofern bin ich natürlich baden gegangen. Keine Frage. Wer weiß, ob und wann ich das nächste Mal die Chance habe in Sydney am Strand zu schwimmen?! Womöglich nie wieder. Da fahre ich doch nicht zwei Stunden ans Ende der Stadt, nur um am Strand zu pennen und ohne ins Wasser zu gehen. Es war super. Total klar, kaum Wellen und super gut für meine total kaputte Haut an den Armen.
Um halb vier wurde es dann ganz herbstlich kühl und nachdem wir unsere Decken schon drei Mal verschoben hatten, um dem Schatten der untergehenden Sonne zu entkommen und alle einmal auf die Felsen geklettert
Das Ergebnis des Tages: Ich habe einen nachgebräunten Rücken und ein paar neue Sommersprossen im Gesicht. Und das im Mai, was einen nordhalbkugeligen November entspricht. Das sollte man mal in Deutschland probieren. Im November an den Strand gehen. Ach, ich glaube, ich mag Sydney! Irgendwie. Ein bisschen. Auch wenn es nicht Berlin ist.
3 Kommentare:
also was ich in den letzten Tagen wieder gehört hab was anderen Leuten in den Fenstern gegenüber geboten wird... ich werde irgendwie ein wenig neidisch, denn ich will auch eine Show geboten bekommen!
Oh, das ist aber schön zu lesen, dass Berlin als Alternative zu Sydney gelten kann... :)
hach Sara, ich muss dir mal ein Kompliment aussprechen: Ich finde es beeindruckend wie du nach so langer Zeit immer noch so ausführlich und regelmäßig über deine Erlebnisse berichten kannst! Toll.
Kommentar veröffentlichen