Dienstag, 6. Mai 2008

Save Water, this is an arid country

Unser Haus zerfällt nach und nach in seine Einzelteile. Wahrscheinlich war Lisas Befürchtung, der Balkon könne irgendwann einfach runterfallen, gar nicht so übertrieben und ihre permanenten Terror-Emails und Anrufe bei unserem real estate agent Frank, er solle endlich mal was wegen der Hintertür, der Fenster, des Balkons, der Küchendielen und so weiter machen, keine schlechte Sache.
Schließlich ist Olga schon zwei Tage nach unserem Einzug mit ihrem Keilabsatz durch den Küchenboden gebrochen, ein geografisches Phänomen neben unserem Küchentisch, das Thorsten Olga's Creek getauft hat und bei dem man immer aufpassen muss, das keine wichtigen Dokumente aus Versehen reinfallen.
Den Türgriff an der Hintertür habe ich regelmäßig in der Hand, wenn ich versuche, die Tür aufzuschließen, die Haustür geht gern einfach mal von alleine auf, wenn man sich nicht beim Schließen mit dem gesamten Körpergewicht dagegen stemmt.
Die Handwerker, die sich meinen Balkon angeguckt haben, meinten, die Holzbretter seien entweder mit Termiten oder white ants befallen und müssten dringend ausgetauscht werden.
Die cockroaches sind seit der Giftbombe eindeutig weniger geworden, tauchen aber immer noch vereinzelt auf.
Und zu alle diesen kleinen aufregenden Dingen, die bei uns im Haus so passieren, kam ein ganz akutes Problem. Ich war so gut in der Zeit, um pünktlich in der Uni zu sein, hatte gefrühstückt, meine Müslischüssel abgewaschen, war angezogen, hatte die Haare gekämmt, Ohrringe reingemacht, meine Tasche gepackt, meinen Haustürschlüssel schon in der Hand, da fiel mir ein: Halt! Stopp! Ich muss meine Wasserflasche noch auffülle. Genau das habe ich dann fatalerweise getan und dabei den Kaltwasserhahn in der Küche zerstört. Ganz unabsichtlich und ohne extreme Gewaltanwendung. Na ja, ein gewisser Grad von Brutalität wird im Umgang mit unseren Wasserhähnen halt immer benötigt. Dieses Mal hat sich beim Aufdrehen irgendwas übedreht oder ist in der Amatur gebrochen oder so. Das Ergebnis: Der Wasserhahn ließ sich nicht mehr zudrehen. Das Wassser lief und lief und lief.
Wenn ich mich mit meinem gesamten Körpergewicht draufgestemmt habe, ging es halbwegs und er hat nur getropft. Sobald ich allerdings losließ lief es wieder volle Kraft. Verzweiflung. Stress. Keine Lisa, die mir helfen konnte. Kein Werkzeug aus Papas gut gepackter Werkzeugkiste, die ich zum Auszug bekommen habe, mit dem ich mich selbst als Klemperin hätte versuchen können. Kein credit auf dem phone, mit dem ich jemanden um Hilfe rufen könnte. Keine home line als Alternative. 15 Minuten bis Seminarbeginn. STRESS.
Im Endeffekt habe ich ganz egoistisch entschieden, dass mein In-Design-Tuturial wichtiger ist als die Wasserverschwendung und bin völlig überfordert in die Uni geradelt in der Hoffnung, dass unser Haus nicht wegschwimmen wird und am Fluchen, dass so was in Berlin niemals passieren würde, weil unsere Amaturen besser sind, weil bestimmt irgendein Mitbewohner dagewesen wäre, mit dem ich mich hätte, beratschlagen können, weil ich dort Werkzeug besitze, weil ich dort immer Geld auf meinem Handy habe, weil ich im Notfall einen Festnetzanschluss habe und überhaupt und sowieso...

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und? Ist das Haus überschwemmt gewesen, als Du wieder zurück gekommen bist?

Anonym hat gesagt…

Mir kommt da ein Gedanke aus THW Erfahrung: In Deutschland haben alle Häuser - meist im Keller - einen sogenannten Haupthahn. Da kommt alles Wasser fürs Haus rein. Oder nicht, wenn man ihn zudreht...

hummelreich hat gesagt…

Ach, Berlin ist manchmal halt einfach besser...