Das Semester ist schon wieder halb vorbei, ein großer Teil der assignments sind abgegeben und ich habe mich an alle meine Kurse gewöhnt und mir um die vier Veranstaltungen, die ich in der Woche habe eine gute Routine aus Lesen, journal posts schreiben, Interviews führen, im media lab rumsitzen, aber halt auch Kaffee trinken und auf dem Campus rumsitzen und mit netten Leuten unterhalten gebaut.
Und genau jetzt, wo ich mich an alles so gut gewöhnt habe und mich auf gewisse Seminare mehr freue als auf andere (Kann bitte mal jemand meiner Radio-Tutorin einen Mann besorgen? Oder auch eine Frau? Aber irgendjemanden, der sie dazu bringt, auch mal ab und zu ein wenig zu lächeln...), stellte sich der Dozent von "Key Issues in American Culture", das Stefanie und ich so lieben, vor den Kurs und kündigte an, dass wir ab jetzt ganz anders arbeiten würden, weil es am Institut mehrere Beschwerden bezüglich seines Lehrstils gegeben habe. Einige Kursteilnehmer hätten sich beklagt, sie fühlten sich "humiliated" und "traumatized".
Ich krieg die Krise.
Wo sind wir?
Im Kindergarten?
Das ist ein postgraduate Seminar und die Leute sind zum Großteil über 40 und diejenigen, die ich verdächtige, dass sie mit seiner Art Fragen zu stellen, nicht klargekommen sind, gehen eher auf die 60 zu. Wie haben die ihr Leben bis jetzt überstanden? Die Schule, die Uni, die Arbeit? Wurden die noch nie im Leben irgedwo dazu aufgefordert, vor einer Gruppe von Menschen ihre Meinung zu sagen und diese zu begründen? Wurden die immer nur mit Samthandschuhen angefasst?
Ich rede in der Uni auch nicht gern im Kurs, außer ich bin mir meiner Sache total sicher und fand es auch nicht gerade toll, dass ich vor allen begründen musste, warum ich die Sexualpolitik des Supreme Courts der letzten 60 Jahre nun für liberal halte und nicht für konservativ, vor allem, weil ich selbst nicht so genau wusste, was ich eigentlich dachte und warum. Aber das war wohl der Sinn seiner Frage. Und ich war zwar etwas genervt, aber nicht traumatisiert.
Das bin ich erst jetzt, wo wir jeden Mittwoch die Fragen in Kleingruppen durchdiskutieren und anschließend unsere Ergebnisse dem Kurs vorstellen müssen. Ich hasse Gruppenarbeit. Ich glaube, ich habe da ein Trauma aus OS-Zeiten...
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4 Kommentare:
wenn ich ganz ehrlich habe ich manachmal auch das Gefühl von der Dummheit anderer Leute humilated und traumatized zu werden. Ich meine es ist wirklich unglaublich was für Leute da draußen auf der Straße rumrennen, bei manchen frage ich mich wirklich wie sie es eigentlich bis hier her geschafft haben...
Oh, ich habe im Nebenfach (Pädagogik) auch ein Seminar, in dem wir nette einfache Gruppenarbeiten machen... Ich dachte auch spontan an meine Schulzeit, aber es war eigentlich ganz nett - und die Zeit ging schneller rum als sonst, wenn Kommilitonen die Sitzung gestalten. Da hab ich wohl mehr Glück gehabt als du... aber du schaffst das! :)
na, du kannst das ja als Chance nutzen die Leute wirklich zu traumatisieren und sie noch mehr mit unbequemen Fragen nerven..
Ich sage nur: Paralleluniverum!!! Es gibt so viele Menschen mit eigenem Universum, die merken einfach nix. Tja und traumatisierte gibts hier in der Post auch genug: "Auweia, Hilfe, ich soll Verantwortung für meine Aufgaben und mein Tun übernehmen. Nein, Hilfe, das geht nicht."
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